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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Christi Himmelfahrt
»Löscht den Geist nicht aus« oder »Lasst die Osterkerze brennen«
Lesejahr A – B – C
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Die Himmelfahrtskapelle befindet sich auf der höchsten Stelle des Ölbergs in Jerusalem und sie beherbergt die beiden Fußabdrücke Christi. Von hier aus soll er zum Himmel aufgefahren sein. Man kann solche frommen Fantasien belächeln, man kann dahinter aber auch etwas durchaus Wahres ausmachen: Jesus Christus hat in dieser Welt Spuren hinterlassen. Eine reicht bis zu uns hierher. Wir tragen seinen Namen, wir folgen ihm nach und wir suchen seine Gemeinschaft jetzt, wenn wir auf sein Wort hören und in seinem Namen das Brot brechen.

Kyrie-Ruf
GL 165 »Send uns deines Geistes Kraft«

Tagesgebet
Gütiger Gott, du hast deinen Sohn Jesus Christus erhöht und in deine Herrlichkeit aufgenommen. Uns hast du deinen Geist gesandt, damit wir Gemeinschaft haben mit dir und untereinander. Schenke uns das feste Vertrauen, dass auch wir zu der Herrlichkeit gerufen sind, in die Christus uns vorausgegangen ist, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 339 »Ihr Christen, hoch erfreuet euch!«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 351 »Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein« und
GL 174/2 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 425 »Solang es Menschen gibt auf Erden«
Gesang zur Kommunion
GL 427 »Herr, deine Güt ist unbegrenzt«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 319 »Christ fuhr gen Himmel«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 24,46–53 (Evangelium)

Während Lukas in seiner Apostelgeschichte zwischen der Auferstehung und der Himmelfahrt eine Zeit von vierzig Tagen ausspannt, spielt sich in seinem Evangelium das Ostergeschehen an einem einzigen Tag ab, beginnend mit den Frauen am leeren Grab, über die Emmausjünger bis hin zu den versammelten Jüngern in Jerusalem und der Aufnahme Jesu in den Himmel. Warum diese ungeheure Verdichtung? Weil es sich bei den vierzig Tagen lediglich um eine symbolische Zahl handelt. In der Antike ist die Zahl vier Sinnbild für Ganzheit und Vollkommenheit; sie deckt alle Himmelsrichtungen und alle Perspektiven ab (vorn, hinten, rechts und links). Das Zehnfache von Vier repräsentiert das volle Maß einer Zeit.

Weil seine Sendung erfüllt ist, kehrt Jesus zu seinem Vater zurück und ist uns doch zugewandt. »Er hat sich nicht hinter den Wolken versteckt«, sagt der hl. Augustinus, sondern »er hat in den Herzen seiner Freunde den Himmel eingerichtet«. Das Ziel und die Fülle des Lebens liegen nicht außerhalb von uns, sondern in uns. Wir finden den Himmel und sind am Ziel, wenn Gottes Versöhnung unser Herz erfüllt, wir mit uns und anderen versöhnt sind. Dazu bedarf es Gottes Geist und darauf hebt die Predigt ab.

Predigt

Jesu Abschied

Der auferweckte Jesus war den Emmausjüngern erschienen und anschließend den elf Aposteln in Jerusalem begegnet, so weiß der Evangelist Lukas zu berichten. Diese Begegnung sollte die letzte sein. Mit ihr schließt Lukas sein Evangelium ab. Ein guter Schluss ziert alles, heißt es im Volksmund – schauen wir zu, ob es auch bei Lukas zutrifft.

Der Auferstandene tritt in die Mitte seiner ebenso erschrockenen wie hoch erfreuten Jünger und hält eine Abschiedsrede. Jedem Anfang liegt nach Hermann Hesse bekanntlich ein Zauber inne, was aber zeichnet den Abschied aus? Ist es Ernüchterung, Verlassenheit, Verzweiflung oder Trauer? Jeder von uns weiß, wie sich Abschied anfühlt und wie schwer die Trennung von einem Menschen fällt, mit dem man lange Zeit eng verbunden war.

Abschied nehmen fällt nie leicht und Trennungen tun weh, vor allem, wenn gemeinsame Wege für immer auseinandergehen. In solchen Momenten scheint alles still zu stehen. Nicht alle, die davon betroffen sind, verfügen über die Kraft loszulassen, nach vorne zu blicken und sich der neuen Situation zu stellen. Manche zerbrechen an der Herausforderung und fühlen sich den veränderten Lebensumständen einfach nicht mehr gewachsen. Wie gelähmt und versteinert verharren sie hilflos in ihrem Schicksal und leben von nun an in der Vergangenheit. Am liebsten wäre ihnen, wenn alles wieder so wäre, wie es früher einmal war. Weil aber das Vergangene nicht wiederkommt, geben sie sich auf – es fehlt die Kraft zum wieder Aufstehen.

Freude der Jünger

Jesus verabschiedet sich von seinen Jüngern, endgültig und unwiderruflich. Doch in der Erzählung des Lukas findet sich keine Spur von Trennungsschmerz, keine Trauer oder Wehmut, vielmehr endet die Szene mit einem Happy End: »Sie aber … kehrten … in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.« Was war passiert? Woher die Freude?

Jesus erinnert die Jünger an seine Worte und öffnet ihnen den »Sinn für das Verständnis der Schriften«. Er macht ihnen klar, sein Abschied ist keine Überraschung, kein unvorhergesehener Bruch, vielmehr folgt alles einen göttlichen Plan; »alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht«. Ist das schon Trost genug? Wirkt eine Trennung weniger einschneidend, wenn sie beabsichtigt und geplant ist? Wohl kaum; anderes muss darum Grund für die Freude der Jünger sein.

Wichtiger als der Hinweis, alles müsse so geschehen, ist das Vermächtnis, das Jesus seinen Jüngern macht: »Und siehe, ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden.« Darin also gründet die Freude der Jünger: Jesu Abschied ist gar kein wirklicher Abschied. Im Geist werden sie miteinander verbunden bleiben, im Geist wird den Jüngern ein neuer Zugang eröffnet.

Ausblasen der Osterkerze

Im Mittelalter wurde an Christi Himmelfahrt eine Christusfigur mit einer Seilwinde in das Kirchengewölbe hinaufgezogen und noch bis zur Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils wurde nach dem Evangelium die Osterkerze ausgeblasen als unmissverständliches Zeichen, dass der Auferstandene nun nicht mehr körperlich da ist, sondern nun wieder »zur Rechten des Vaters« sitzt.

Den Brauch, die Osterkerze auszulöschen, üben wir heute nicht mehr, wir lassen sie brennen aus gutem Grund: Denn Jesu Heimgang zum Vater ist kein Rückzug aus dieser Welt. Wie der Auferstandene nach Ostern in neuer Weise seinen Jüngern begegnet, so ist er auch als der erhöhte Herr noch immer da, gegenwärtig, mitten unter uns mit seinem Geist. Nicht von ungefähr feierte die Kirche anfänglich Christi Himmelfahrt und Pfingsten zusammen. Christi Himmelfahrt ist kein Tag der Trauer, sondern ein Fest der Freude und des Geistes. Nachdem darum früher die Christusfigur in das Kirchengewölbe hochgezogen worden war, fielen Blumen, Heiligenbildchen und Ähnliches auf die Gläubigen nieder als Zeichen der Geistausgießung.

Geistgabe als Aufgabe


Die Geistgabe ist kein Selbstzweck, vielmehr nimmt Jesus seine Jünger als Zeugen: In seinem Namen sollen sie fortan allen Völkern Umkehr zu Gott und Vergebung anbieten. Die Stärkung aus der Höhe ermächtigt also zu einer starken Botschaft: Gemeinschaft mit Gott ist möglich, Versöhnung und Eintracht werden geschenkt, um Christi willen. Für die Verkündigung dieser frohen Botschaft werden die Jünger abschließend gesegnet, es wird ihnen Gutes zugesagt und gewünscht.

Paulus bringt es auf den Punkt, wenn der davon spricht, dass uns der »Dienst der Versöhnung« (2 Kor 5,18) aufgetragen ist. Diesen Dienst üben wir nicht aus eigener Kraft aus, sondern kraft Gottes Geistes. Das kommt in unserer Kirche durch verschiedene Elemente zum Ausdruck: Die Verkündigung des Wortes Gottes macht sichtbar, dass Gottes Geist uns ruft, die Sakramente, dass Gott uns in seinem Geist heiligt, die Ämter, dass Gottes Geist sein Volk leitet, die Diakonie, dass Gott uns in seinem Geist und mit seiner Liebe zuvorkommt, und die Charismen, dass Gottes Geist uns treibt. Nicht wir als Kirche sind wichtig, sondern das, wofür wir durch Gottes Geist gestärkt werden: zur Bezeugung göttlicher Versöhnung. Und dort, wo sie angenommen wird und gelingt, ist der Himmel, ist Christus, gegenwärtig.

Himmel, das ist keine Größe des Jenseits, sondern ein Ereignis des Diesseits; keine Vertröstung, sondern Realität für jeden, der sich aufmacht, mitten im Alltag den Dienst der Versöhnung zu üben. Christi Himmelfahrt ist das Fest der Zusage, dass Jesus da ist, wo Menschen Gottes Geist Raum geben und das Licht der Osterkerze nicht auslöschen.

Fürbitten
Wir beten zu Gott unserem Vater, der uns den Himmel öffnet und unser Leben erneuert:

- Erfülle deine Kirche mit neuer Lebenskraft und führe sie zur Einheit.
- Schenke deinen Geist allen, die guten Willens sind und Wege zur Einheit und zum Frieden suchen.
- Stärke alle, die durch ihren Menschendienst von deiner Liebe Zeugnis ablegen.
- Erbarme dich aller, die durch Abschied und Trennung gebrochenen Herzens sind.
- Schenke Trost den Trauernden und Leben allen unseren Verstorbenen.

Vater im Himmel, wie du deinen Sohn in deine Herrlichkeit aufgenommen hast, so führe auch unser Leben zu einem guten Ende. Darum bitten wir durch ihn, Christus unseren Herrn. Amen.

Christoph Böttigheimer

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