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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Gründonnerstag
Sich klein machen, um aufzurichten
Lesejahr A – B – C
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Sag mir, was dich aufrichtet,
zeige mir den Grund deines Vertrauens, zeige mir die Quelle deiner Kraft. Wenn wir als Christen die Kar- und Ostertage feiern, geben wir Antwort auf diese Fragen. Wir bezeugen im Feiern, was uns aufrichtet, was uns vertrauen lässt und was uns Quelle der Kraft ist.
Wir blicken gemeinsam auf Jesus Christus, öffnen uns für ihn und gehen seinen Weg mit.
Wir feiern so das Heilsgeschehen Gottes mit uns Menschen und feiern das Mahl der Liebe und Lebenshingabe dessen, der uns aufrichtet, der uns vertrauen lässt und Quelle unserer Kraft ist.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du verkündest eine bewegende und befreiende Botschaft.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du wendest dich den Kleinen und Schwachen zu.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du schenkst neue, fast unglaubliche Zeichen und ermöglichst neues Leben.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Gott, du Freund aller Menschen,
du siehst, wer jetzt alles da ist, und du siehst, wie wir da sind.
Öffne unser Herz nach und nach, dass wir deinen Weg mitgehen mögen wie ein Freund, wie eine Freundin an deiner Seite. Den Weg der letzten Tage Jesu. Und lass uns durch die Feier dieser Geheimnisse deine Liebe und Freundschaft zu uns Menschen immer tiefer erahnen und daraus leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 282,1–4 »Beim letzten Abendmahle«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 414,1–3 »Herr, unser Herr, wie bist du zugegen« und
GL 176/4 »Ruhm und Preis und Ehre«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 427,1–2 »Herr, deine Güt ist unbegrenzt«
Gesang zur Kommunion
GL 210 »Das Weizenkorn muss sterben«
Schlusslied
GL 460,1.4–5 »Wer leben will wie Gott auf dieser Erde«

Schlussgebet

Gott, wir erinnern uns der uns geschenkten Zeichen
deiner Lebenshingabe
deiner Freundschaft mit uns
Wir hören dazu Worte
die nicht ungesagt bleiben dürfen
die aufhorchen lassen
Worte wie Brot und Wein
für eine Welt, die hungert
nach Nähe, Gemeinschaft, nach Geborgenheit
Und wir erinnern uns dabei der Liebe
die sich klein macht
damit andere aufgerichtet werden
das Geheimnis unseres Glaubens
im Tod ist das Leben
Bleibe bei uns – du Gott des Lebens
in und durch Jesus den Christus, unsern Herrn.

Vorüberlegungen


Zum Text: Joh 13,1–15 (Evangelium)

Die Fußwaschung steht bei Johannes an der Stelle, an der die anderen Evangelisten das Abendmahl beschreiben. Das Reichen von Brot und Wein und deren Deutung fassen Jesu Worte und Taten demnach genauso zusammen wie das Waschen der Füße seiner Jünger. Der innere Beweggrundhierfür ist die Liebe Gottes zu den Menschen, die Jesus nicht nur verkündet, sondern bis zum Letzten lebt.

Petrus lehnt diese Selbsterniedrigung Jesu zunächst ab, weil er sie nicht in dieser Tiefe versteht.

Um aber Anteil an Jesu Leben zu erhalten, müssen die Jünger diese demütige Unterwerfung Jesu an sich selbst geschehen lassen. Sie müssen lernen, dass Jesu Weg dem eines demütigen Sklaven gleichkommt. Auch wenn Jesus hier sein Sterben nicht eigens thematisiert, so verbirgt es sich deutlich hinter diesem Zeichen.

Dabei legt Jesus sein Gewand ab und umgürtet sich mit einem Leinentuch. Dies dürfen wir als eine bildhafte Beschreibung der Menschwerdung Jesu verstehen. Er legt das Gewand seiner göttlichen Natur und Herrlichkeit ab und erscheint mit dem Leinentuch wie ein Sklave.

Somit ist die Fußwaschung für Jesus Zeichen für seine noch ausstehende Liebestat seines Todes am Kreuz. Denn am Kreuz beugt sich Jesus am tiefsten zu uns Menschen hinab. Er beugt sich bis in den Staub des Todes. Am Kreuz berührt er unsere Füße und wäscht sie.

Jesus berührt uns an jener körperlichen Stelle, an der wir ständig die Welt berühren, um uns von der Macht dieser Welt zu befreien und durch seine Liebe zu reinigen und von den Wunden dieser Welt zu heilen. Es ist letztlich die göttliche Liebe, die uns reinigt und uns vom Verhaftetsein an die Welt befreit und unsere Wunden heilt.

Wir werden dadurch ermutigt, auch einander an unseren Wunden zu berühren und uns mit dem Öl der Liebe heilen zu lassen.

Predigt


Die Frage Jesu beim Abschied


»Was soll ich ihnen hinterlassen, wenn ich diese Welt verlassen werde?«

So könnte sich Jesus selbst gefragt haben, als er ahnte, dass seine Stunde gekommen war.

Soll er ihnen noch mehr von seinem göttlichen Vater und dessen Liebe
erzählen? Doch gesprochen hat er davon schon so oft. Es müsste ein Zeichen sein, das die Menschen noch tiefer erreichen, eines, welches seine gesamte Botschaft zusammenfassen könnte.

Ein achtes Sakrament?


Heute ahnen wir, dass sein letztes Abendmahl, von dem wir in der Lesung an die Gemeinde von Korinth gehört haben, in Kombination mit der Fußwaschung als Zusammenfassung seiner Botschaft erlebt und verstanden werden kann. Dabei wäre die Fußwaschung wie ein achtes Sakrament zu verstehen, in der die Nähe Gottes Hand und Fuß bekommt.

Es entsteht dabei eine Nähe zwischen zwei Menschen, die über jeden Einzelnen hinausreicht. Einer wendet sich dem anderen zu, macht sich klein und ist bereit, Wesentliches von sich zu geben und durch sich hindurch wirken zu lassen. Dabei darf er nicht davor zurückschrecken, auch mit dem Schmutz, der sich an den Füßen des Menschen angesammelt hatte, in Berührung zu kommen.

Auch der Empfangende muss etwas beitragen, er muss es zumindest geschehen lassen. Das scheint nicht leicht zu sein, wie wir am Widerstand des Petrus sehen, der dies zunächst nicht geschehen lassen kann und dann aber fordert, dass Jesus seinen ganzen Körper waschen solle.

Die Berührung reicht über den Punkt hinaus


Petrus scheint die Wirkung einer Fußreflexzonenmassage nicht zu kennen. Wenn man einen Punkt berührt, wirkt das auf ein ganzes Organ. Im Fuß kann man durch entsprechendes Berühren den ganzen Menschen erreichen.

Immer geht es Jesus um den ganzen Menschen. Es geht nicht nur um ein bisschen Wasser, mit dem die Füße gewaschen werden. Jesus will, dass der Mensch viel tiefer berührt wird, sodass sein Leben auf eine neue Basis, einen neuen Grund gestellt werden kann.

Bald wird dieses Zeichen verstanden: Es ist Gott selbst, der hier handelt. Er lässt die Kleinsten groß sein, beugt sich vor den Menschen und zeigt damit, was er für sie empfindet und wie sehr er sie liebt. Dabei legt Jesus sein Gewand ab und umgürtet sich mit einem Leinentuch. Dies dürfen wir als eine bildhafte Beschreibung der Menschwerdung Jesu verstehen. Er legt das Gewand seiner göttlichen Natur und Herrlichkeit ab und erscheint mit dem Leinentuch wie ein Sklave, der den Menschen dient.

Mehr noch, die Fußwaschung ist für Jesus Zeichen für seine noch ausstehende Liebestat seines Todes am Kreuz. Denn am Kreuz beugt sich Jesus am tiefsten zu uns Menschen hinab. Er beugt sich bis in den Staub des Todes. Am Kreuz berührt er unsere Füße und wäscht sie und eröffnet den nächsten Schritt zur Auferstehung in eine andere Wirklichkeit hinein.

Dürfen wir es mit einer Mutter vergleichen, die nach dem Bad zärtlich die Füße ihres Kindes einmassiert und eincremt und dabei ein tiefes wohliges und heilendes Gefühl im Kind entstehen kann. So müsste es auch bei Gott sein, allerdings noch ein bisschen mehr!

Innerer Widerstand


Gleichzeitig können wir auch Petrus verstehen: Es ist gar nicht so leicht, dies als Erwachsener an sich geschehen zu lassen, wo wir es doch gewohnt sind, alles selbst im Griff haben zu wollen! Wer lässt sich schon gerne die Füße berühren?

Doch genau darum geht es heute am Gründonnerstag: Bereit und empfänglich zu werden, sich heilend berühren zu lassen, damit Gott wirkungsvoll an uns handeln kann. Dabei können wir selbst so mit dessen Liebe aufgefüllt werden, dass wir zum Beispiel unsere Mitmenschen nicht mehr klein machen müssen, sofern dies hier und da bei uns vorkommt.

Andere klein oder groß sein lassen


Um selbst gut anzukommen, könnten wir im Alltag versucht sein, ungünstig über andere zu reden oder sie im Beisein von Zuhörern auf deren Schwächen aufmerksam zu machen! »Ich habe dir doch schon so oft gesagt, dass du …« Oder: »Jene hat dies und das gesagt und getan …« Zusätzlich könnte man dabei nur ein klein wenig hinzudichten, um den Effekt zu verstärken und schon erzielten wir eine Wirkung, die den Kollegen, die Nachbarin oder jemand aus der Gemeinde klein macht, um selbst größer dazustehen. Das hieße eher, ihn zu beschmutzen, als ihn vom Schmutz seiner Füße oder seines Herzens zu befreien.

Nach der Feier des Gründonnerstags mit Fußwaschung und Abendmahl dürfen wir die Versuchung, uns hier und da so zu verhalten, nach und nach von uns abwaschen lassen. Das ist nach dieser heutigen Feier ebenso wie nach jeder Eucharistie sicher nicht mehr nötig, um groß dazustehen. Gott selbst zeigt uns in seiner Zuwendung und Erniedrigung, welche Größe wir von ihm bleibend erhalten haben.

Wir dürfen den heutigen Tag als herzhafte Einladung verstehen, sich von Gott die Füße waschen zu lassen und uns dabei für eine noch tiefere Berührung zu öffnen, in der Gottes Liebe in uns hineinströmt. Dabei können wir uns mit seiner Liebe erfüllen lassen, damit wir unseren Mitmenschen mit einer ähnlich inneren Haltung begegnen können, die sie groß und heil sein lässt!

»Begreift doch – wenigstens nach und nach –, was ich an euch getan habe, damit auch ihr so handelt.« Dies ist sein großes Zeichen, das er uns hinterlassen hat. Es ist die neue Grundlage für unser Christ- und Menschsein, die so vieles verändern könnte. Auch wir dürfen uns beugen, um aufzurichten und neu aufgerichtet zu werden.

Fürbitten
Heute Abend feiern wir die Fülle des Lebens, aus der unser Herr Jesus Christus austeilte bis zuletzt. Ihm legen wir Mitmenschen und Anliegen ans Herz und bitten um Kraft aus seiner unerschöpflichen Quelle:

- Für Menschen, die sich verloren fühlen und keinen Sinn in ihrem Leben sehen: Um Hilfe und Befreiung aus ihrer Not.– Für unsere Jugendlichen und ihre Eltern: Um gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen.
- Für Menschen und Völker, die untereinander verfeindet sind: Um Aussöhnung, Frieden und Gerechtigkeit.
- Für alle, die auf der Suche nach Heimat sind: Um offene Türen und Menschen, die ihnen wertschätzend entgegenkommen.
- Für Menschen in unseren christlichen Kirchen: Um die Fähigkeit, Zeuginnen und Zeugen deiner Barmherzigkeit zu sein.

Gott, du bleibst uns in Liebe verbunden. Dir sei Lob und Dank, jetzt und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Markus Hirlinger

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