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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Dritter Fastensonntag
Annäherung wagen heißt: Tabus brechen
Lesejahr A
Beitrag zum Evangelium

Einführung

»Man sieht nur mit dem Herzen gut.« Wir kennen dieses Wort. Das scheint oft ungeheuer schwierig zu sein. Doch um Jesus zu verstehen, müssen wir uns aufmachen, müssen wir uns mühen, immer wieder. Indem wir uns ihm annähern, können wir auch unser Leben in einem neuen Licht sehen. Sein Leben bedeutet dann unser Leben.

Kyrie-Ruf
GL 437 »Meine engen Grenzen«

Tagesgebet
Messbuch – Zweiter Fastensonntag

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 428 »Herr, dir ist nichts verborgen«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium

GL 616/1 »Gott, du mein Gott, dich suche ich« mit 616/2 (Psalm 63) und
GL 176/3 »Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre«

Gesang zur Gabenbereitung
GL 474 »Wenn wir das Leben teilen«

Gesang zur Danksagung
GL 377 »O Jesu, all mein Leben bist du«

Schlusslied
GL 275 »Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet«

Vorüberlegungen

Zum Text: Joh 4,5–42 (Evangelium)
Das gewöhnliche Alltagsleben mit seinen Erwartungen und Enttäuschungen kennt keine Ruhe. Seiner mühevollen Vergeblichkeit und seiner Sehnsucht soll eine tiefere, gültige Dimension erschlossen werden. Das Gespräch Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen dringt mehr und mehr in die Innenwelt des Menschlichen und Seelischen vor. Das ist die Absicht des biblischen Erzählers Johannes. Die Frau ist gekommen, um Wasser aus dem Grund des Brunnens zu schöpfen. Das Gespräch geht um das Wasser und den Durst danach. Über seine Bitte reicht Jesus der Frau einladend seine Hand. Aus seiner Haltung kommt ihr Vertrauen entgegen. Am Ende eröffnet Jesus der Frau die Möglichkeit, den Grund ihres Lebens zu finden. Den Punkt, von dem aus sie ihr Leben nur verstehen kann: sich selbst. Jesus sagt von sich: Ich bin das lebendige Wasser, das den Durst endgültig stillen kann.

Predigt

Uns sprechen die menschlichen Züge in der Begegnung Jesu mit der Frau in Samarien an. Ein Durstiger kommt an einen Brunnen, müde und matt vom Staub der Straße. In der Hitze der Mittagsglut bittet er um einen Schluck Wasser. Er bittet eine Frau, die eben zum Wasser Schöpfen kommt, um diesen Gestus. Er möchte einen Schluck trinken.

Mit der Bitte an die samaritische Frau rührt Jesus an ein altes Tabu, an einen alten Konflikt zwischen Juden und Samaritern. Jahrhunderte alte Blockaden, Zerwürfnisse und Verhärtungen, davon lässt sich Jesus nicht bestimmen. Die Frau wäre Jesus nicht begegnet, wenn er nicht von sich aus die tiefe Kluft zwischen den Samaritern und den Juden übersprungen hätte. Er durchbricht auch das andere Tabu, dass es für einen Juden seiner Zeit als ungehörig galt, mit einer Frau zu sprechen. Und er lässt sich auch nicht davon stören, dass seine Gesprächspartnerin wegen eines nicht ge rade vorbildlichen Lebenswandels in zweifelhaftem Ruf steht. Dieser Frau bietet Jesus das Geschenk seiner Nähe an.

Vorbehalte und Vorurteile überwinden

Jesus, wie ihn dieses Evangelium zeichnet, ist der, der sich ganz auf den Anderen, hier auf die Andere, einlässt. Er tut es ohne Vorurteile und Vorbehalte. Er nimmt die Fragen dieser Frau auf und geht ihnen auf den Grund. Zunächst scheinen die beiden ständig aneinander vorbeizureden. Sie treffen sich nicht. Aber trotz aller Fremdheit und trotz aller tastenden Unsicherheit bleibt Jesus im Dialog mit der Frau. Dabei tritt er in ein immer helleres Licht, weil beide sich zu verständigen versuchen. Das Gespräch bewegt sich mit vielen Wendungen auf ein Ziel zu. Das ist Jesu besondere Begabung: Menschen, die ganz erstarrt oder vergiftet sind, die verschüttete Brunnentiefe ihres Daseins freizulegen. Aber nicht nur die Worte Jesu führen zum Ziel, das wahre Leben der Frau freizulegen, sondern auch das unbeholfene, unschlüssige Auf-der-Stelle-Treten der Frau, das den Faden-Verlieren, die unpassende Bemerkung, die falsche Antwort. Alles kann ein Hinweis auf die eine große Wahrheit sein, die uns umfängt und hält. In der konkreten Situation des Einander-Annehmens ist die Lebenskraft Gottes am Werk, die den Menschen, wie das Verhalten Jesu zeigt, behutsam und geduldig begleitet und zur Wahrheit des Lebens führt.

Gott nahe kommen

In unserer Sprache kennen wir das Wort »Lebensdurst«. Es steht für unser tiefes Verlangen, unser Leben wirklich zu leben. In unserer Gesellschaft müssen immer mehr Menschen um ihr Überleben besorgt sein. Wo das Leben immer ungesicherter wird, bleibt die Frage, womit es tatsächlich gefüllt werden kann. Jesus verspricht ein Wasser für den Durst nach Leben. Es ist ein Wasser, das im Inneren des Menschen sprudelt, ihn wahres Leben spüren lässt, ihn zum lebendigen Leben bringt. Wenn Jesus von einer Quelle im Herzen des Menschen spricht, dann spricht er von einer Liebe, von dem Vermögen, zu lieben und geliebt zu werden. Die samaritische Frau erkennt, dass Jesus damit von Gott spricht. Jesus zeigt der Frau, dass der Brunnen Gottes nicht da oder dort ist, er sprudelt vielmehr, wo Menschen ihr Inneres Gott öffnen, im Geist Gott als »Vater« anbeten, also sich ihm übereignen. Die Frau fragt nach dem Nahekommen Gottes. Sie bekommt von Jesus die Antwort: »Ich bin es, ich, der mit dir redet.« Jesus ist die Begegnung Gottes mit uns. In ihm kommt Gott uns ganz nahe. Denn Gott selbst geht den Weg zu uns und sucht ihn in jedes Herz. Jesus zeigt in allem, was er sagt und tut, wie Gott ist. Das zu erfassen, ist Glauben. Glauben ist kein dürrer, bloßer Vorgang des Verstandes, er vollzieht sich als ganzheitlicher Vorgang des Menschen.

Jesus können wir nur verstehen, wenn wir die Annäherung an ihn wagen. Wir müssen uns aufmachen, müssen uns mühen, immer wieder. Denn in dem Maße, in dem wir verstehen, auch nur anfanghaft und bruchstückhaft, in dem Maße verstehen wir auch uns und unser Leben. Gerade die unscheinbaren, fast unmerklichen Lebenszeichen können unseren Glauben nähren. Die kleinen Gesten der Zuwendung können uns, wenn wir sie mit den Augen des Glaubens betrachten, ermutigen. Da regt sich in uns das lebendige Wasser, das von Gott kommt und in der Tiefe unseres Lebens darauf drängt, zur Quelle zu werden, die Wasser für das Leben anderer Menschen ausströmt.

Einander annehmen

Was am Jakobsbrunnen zwischen Jesus und der samaritischen Frau geschah, könnte sich wieder eignen in unseren Versuchen, füreinander da zu sein, einander anzunehmen. Wenn wir einander in den alltäglichen Gesten der Zuwendung erkennen, werden wir darin auch etwas von der Kraft entdecken, die Johannes mit seiner Geschichte vom Gespräch am Jakobsbrunnen bezeugen und vermitteln will.

Die Begegnung Jesu mit der Frau ist zugleich Begegnung Jesu mit uns, in ihr geht es darum, dass wir hineinfinden in die Wahrheit unseres Lebens. So wie in der Natur im Frühjahr alles neu wird und sich belebt, so sollen wir einkehren in die Wahrheit unseres Lebens, um von innen heraus auch in unserem Handeln neu zu werden. Das ist der Sinn der österlichen Bußzeit. Fastenzeit ist nicht irgendetwas Beliebiges, sondern sie ist eine Zeit, die wir dringend brauchen zur Besinnung, zur Nachfrage, zur neuen Annäherung an Gott und an unsere Mitmenschen.

Fürbitten

Aus der Hetze unseres Alltags sind wir gekommen, um Ruhe zu suchen und uns neu zu orientieren. Wir wollen Fürbitte halten:

- Dass Menschen den Weg zueinander finden und zu sich selbst und dass du sie führst, damit Unerreichbares erreichbar werde.
(Wir bitten dich, erhöre uns.)

- Dass du uns vertraut machst mit Jesus, der unser Weg ist, und dass du uns zeigst, wie wir anderen zum Weg werden können.

- Dass die Einsamen befreit werden von dem, was ihr Herz verhärtet und sie den Menschen und Gott entfremdet.

- Dass die Fremden in unserem Land einen Ort finden, an dem sie Geborgenheit und Freiheit erfahren.

- Dass uns Augen und Herz aufgehen, damit wir Not und Elend wahrnehmen und für Gerechtigkeit eintreten.

Gott, du bist uns nahe gekommen in Jesus, unserem Bruder.
Wir danken dir, dass du uns so nahe bist. Amen.

Johannes Kreidler

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