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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Fest der Erscheinung des Herrn
Gottes Hoffnungsbotschaft: Krippe und Kreuz
Lesejahr A – B – C
Beitrag zum Evangelium

Einführung
»Wir haben seinen Stern gesehen und sind gekommen, dem Herrn zu huldigen. Ihm, dem Friedenskönig, Jesus Christus.«
Heute feiern wir erneut Weihnachten. Die Geburt Jesu in Betlehem setzt die Welt in Bewegung. Die Weisen aus dem Osten ziehen herauf. EineErwartung treibt sie. Sie sehnen sich nach dem Gottgesandten, der die Welt mit einer neuen Hoffnung beschenkt.
Noch sind sie am Suchen. Sie lassen sich durch die Überraschungen auf ihrem Weg nicht irritieren. Sie folgen dem Stern.
Sie wollen uns mitnehmen. Ziehen wir im Geist nach Betlehem, damit auch wir den finden, den Gott uns schenkt.
Grüßen wir ihn und lassen ihn groß sein in unserer Mitte:

Kyrie-Ruf

Jesus Christus, du Licht der Welt – von Gott gesandt.
Herr, erbarme dich.

Jesus Christus, du Licht der Welt – über alle Grenzen hinweg.
Christus, erbarme dich.

Jesus Christus, du Licht der Welt – erschienen in unserer Zeit.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Großer Gott,
die Sterndeuter aus dem Osten kommen zur Krippe und ehren das neugeborene Kind. Du offenbarst dich ihnen als Gott aller Völker. Da berührt der Himmel die Erde. Die Frohbotschaft von deiner Menschwerdung
will die Herzen aller Menschen erfassen.
Wir bitten dich: Schließe uns auf für dich und befähige uns, durch unser Zeugnis deine Menschenfreundlichkeit in die Welt zu tragen.
Denn du bist der Gott der Liebe und bist uns so nahe in Jesus Christus, deinem Sohn, und in der Kraft des Heiligen Geistes. Jetzt und in Ewigkeit.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 262 »Seht ihr unsern Stern«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 635/4 »Heute erstrahlt ein Licht über uns« mit 635/5,1–2.7–8.10–13 (Psalm 72) oder
GL 241,3–4 »Der Abglanz des Vaters« und
GL 244 »Halleluja« mit Vers

Gesang zur Gabenbereitung
GL 261 »Stern über Betlehem«

Gesang zur Kommunion
GL 357,1.6–7 »Wie schön leuchtet der Morgenstern«

Schlusslied
GL 238 »O du fröhliche«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 2,1–12 (Evangelium)
Bei Matthäus begegnen die Sterndeuter, die Vertreter der Völker, Jesus, dem Messias. Sie lassen sich in ihrer Sehnsucht vom Stern, dem Zeichen Gottes, leiten.
Ihr Weg führt nach Jerusalem, das nach der alten prophetischen Verheißung in der anbrechenden Heilszeit Ziel der Völker sein wird. Aber Jerusalem sperrt sich, erschrickt, erweist sich als Stadt des Unglaubens und braucht selbst die Vertreter der Völker, um zum Verheißenen zu finden. Nicht im königlichen Jerusalem ist der Verheißene zu finden, sondern in der bescheidenen Provinzstadt Betlehem. Gott schenkt seine Nähe in dem hilfsbedürftigen Kind in der Krippe. Das setzt sich fort: In seinem öffentlichen Wirken durchkreuzt der erwachsene Jesus von Nazaret – getreu der Weisung des Vaters – menschliche Wunschträume. Er endet am Kreuz, dem Zeichen der Schande und des Scheiterns. Und doch leuchtet in seinem Leben, in seinem Wirken, in seiner Liebe bis zum Äußersten die Hoffnungsbotschaft Gottes auf, die aller Welt und allen Völkern gilt.

Die Predigt lädt dazu ein, dem Aufbrechen der Völker, der Huldigung der Sterndeuter zu folgen, beim Kind von Betlehem einzukehren und vor ihm auf die Knie zu gehen. Aber damit soll die Bewegung nicht zu Ende sein: So wie die Männer aus dem Ostern sind wir eingeladen, uns anders auf den Weg zu machen – als engagierte Zeugen der Hoffnungsbotschaft.

Predigt

Ein Bild sorgt für Irritationen

Mit Vorliebe schaue ich mir zum heutigen Erscheinungsfest eine Altartafel des Malers Rogier van der Weyden an: Die Darstellung der »Drei Könige«, die dem Kind in der Krippe huldigen. Ein »normales«, weihnachtliches Bild mit allem, was dazugehört: das heilige Paar, Ochs und Esel, neugierige Gäste und die drei prächtigen Besucher. Und doch wartet das Bild mit einigen Irritationen auf.

Die Behausung, in der die Heilige Familie untergebracht ist, gleicht eigentlich nicht so sehr einem Stall als vielmehr einer zerfallenden Kapelle. Und dann fällt der Blick auf das Kind: Nackt liegt es auf dem Schoß der festlich gekleideten Mutter. Jesus, armselig inmitten des fürstlichen Gepränges.

Und schließlich die Spitze: Wer das Bild anschaut, wird unweigerlich von verschiedenen Linien her immer wieder zu einem bestimmten Punkt hingeführt: Am Mittelpfeiler der brüchigen Unterkunft hängt ein kleines, kaum auffälliges Kruzifix; ein Kreuz in der Mitte eines Weihnachtsbildes. Das irritiert und stellt das ganze Geschehen von Betlehem unter ein anderes Vorzeichen. Hier geht es nicht um eine gemütliche Idylle. Was hier geschieht, will herausfordern. Da werden herkömmliche Vorstellungen durchkreuzt.

Vorstellungen durchkreuzt


So erleben es ja auch die Weisen aus dem Osten, von denen das Evangelium erzählt. Ihre erste Adresse ist Jerusalem. Natürlich suchen sie die Hauptstadt auf, den Palast und das geistliche Zentrum. Dort muss doch
der neugeborene König der Juden zu finden sein, von dem der Stern kündet. Aber dort ist keine Gegenliebe zu erkennen. Jerusalem erschrickt. Da kommen Machtverhältnisse durcheinander. Die Weisen spüren die vorhandenen Reserven. Nur zögerlich finden sie Auskunft. Sie ahnen womöglich etwas von der Heimtücke der Machthaber. All das irritiert.

Zwei Bilder berühren sich: Krippe und Kreuz


Doch der Stern zeigt den Weg. Er führt nach Betlehem, die unbedeutende Provinzstadt. Das Bild sagt uns: Der Stern bleibt stehen über der brüchigen Behausung mit dem nackten, armen Kind. Draußen vor der Stadt. Da berührt sich diese weihnachtliche Szene mit der ganz anderen: Dass der verachtete und gequälte Jesus von Nazaret zur Stadt hinausgeführt wird, um auf Golgota den Verbrechertod zu erleiden. Jesus endet nackt, verraten und im Stich gelassen. Hier gibt es für ihn – statt Gold, Weihrauch und Myrrhe – nur noch den bitteren Schluck Essig.

Die beiden Bilder umfangen das Leben des Jesus. In seinem ganzen, reichen Leben ist Gott am Werk: in dem Kind, das Menschen aus allen Schichten, Sprachen und Völkern anzieht. In dem Wanderprediger und Künder der Frohbotschaft auf den staubigen Wegen Palästinas. Wie er sich hinabneigt zu den Kindern, den Kleinen. Wie er mit den Menschen die Leiden und Rätsel des Lebens trägt. Wie er sich nicht scheut, Armut
und Heimatlosigkeit mit ihnen zu teilen. Wie er heilend und heilsam begegnet. Wie er sich mit den Sündern an einen Tisch setzt, ihnen Vergebung zuspricht und ihnen neue Wege eröffnet. Wie er auf den Hass, der ihm begegnet, mit Liebe antwortet. Wie er in der Nacht der Ängste sich dem himmlischen Vater übergibt und am Ende sein ganzes Leben in die Waagschale wirft! Wie er so in seiner Liebe inmitten der Feindseligkeiten eine Bresche der Hoffnung schlägt. In diesem ganzen Leben von der Krippe bis ans Kreuz klingt die Botschaft der Hoffnung auf, die da sagt: Nicht die Hoffnungslosigkeit gewinnt! Nicht die Enttäuschung! Nicht die Verzweiflung! Nicht die Bitterkeit! Nicht der Hass! Nicht der Tod! Gott hat das letzte Wort. Und er hat es in diesem Menschen in die Welt hineingesprochen: in dem Kind von Betlehem, in dem Gekreuzigten von Golgota.

Die Hoffnungsbotschaft vernehmen und daraus leben

Die Weisen aus dem Osten erahnen etwas von der Kraft dieser Botschaft, als sie zum Kind herzutreten. Sie neigen sich vor dem Kind, sie gehen auf die Knie, sie lassen sich beschenken. Und sie laden uns heute in dieser
Feier ein, beim Kind von Betlehem einzukehren und den Klang der Hoffnungsbotschaft aufzunehmen. Die will uns wohltun, uns trösten, aber auch in Bewegung versetzen und darin stärken, diese Hoffnungsbotschaft zu leben:

Die Hoffnungsbotschaft leben: im eigenen Umfeld, in der Nachbarschaft, in der Gemeinde! Indem wir unsere Augen und Ohren offenhalten, wo Menschen isoliert leben und sich immer mehr zurückziehen; indem wir achtsam, aber auch entschlossen auf sie zugehen und unser Mitgehen und Mittragen anbieten.
Die Hoffnungsbotschaft leben, indem wir mit Solidarität und bereitwilligem Teilen antworten auf den grausamen Krieg, den die Ukraine erlebt, und auf den Wirtschaftskrieg, unter dem auch wir leiden; indem wir bereit sind, unseren Beitrag zu leisten, auch wenn er schmerzt; indem wir aber auch alles dafür tun, die Schwächeren vor dem Abstieg zu bewahren.
Die Hoffnungsbotschaft leben, indem wir nicht wegsehen, wo in unseremalltäglichen, persönlichen Umfeld Sprachlosigkeit eingezogen ist, wo Ressentiments und versteckte Feindseligkeit die Atmosphäre vergiften; indem wir es offen ansprechen, indem wir Brücken bauen in Worten und Zeichen, auch auf die Gefahr hin, dass wir damit nicht ankommen.
Die Hoffnungsbotschaft leben, auch in unserer angeschlagenen Kirche, wo so vieles leblos und gar lebensfeindlich ist: Indem wir umso intensiver bei Jesus Christus einkehren, uns an ihm nähren und ihn immer neu zur Sprache bringen, in unseren Worten und vor allem in Gesten und Zeichen der Liebe.

Aufbrechen in Hoffnung

Die drei Weisen aus dem Osten nehmen uns heute mit und laden uns ein, zum Kind von Betlehem hinzuzutreten und den Klang der Hoffnungsbotschaft aufzunehmen, die von ihm ausgeht, von Krippe und Kreuz, von seinem ganzen Leben. Die weihnachtliche Zeit ist die besondere Einladung, vor der Krippe auf die Knie zu gehen. Und dann auch wieder aufzustehen, um die Hoffnungsbotschaft zu leben.

Ich schaue auf das Finale unseres Evangeliums heute. Die Weisen folgen dem Ruf, der an sie ergeht: Sie kehren auf einem anderen Weg zurück! Sie sind andere. Ob auch ich mich aufmache? Ob ich den Wegweisern
folge, der Krippe und dem Kreuz?

Fürbitten

Guter Gott, du bist in dieser Welt erschienen, um uns Wege des Heils und des Friedens zu eröffnen. Wir bitten dich:

– Für uns alle hier, die wir uns zu Jesus Christus bekennen:
Öffne uns für ihn in dieser Feier und befähige uns danach,
mit Freude und Begeisterung von hier aufzubrechen.
Gott, du Licht aller Menschen:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)

– Für Menschen in unserem Land, die sich schwer damit tun,
mit Menschen anderer Kulturen und Religionen zusammenzuleben:
Lass sie erkennen, dass du alle Menschen zu einer
großen Menschenfamilie zusammenführen willst.
Gott, du Licht aller Menschen:

– Für Menschen, die durch Krieg, Flucht und Vertreibung ihre
Heimat verloren haben: Schenke ihnen Begegnungen mit Menschen,
die ihnen helfen, sich eine neue Heimat aufzubauen.
Gott, du Licht aller Menschen:

– Für alle, die in politischer Verantwortung über das Wohl der
Völker im Nahen Osten entscheiden: Lege in ihre Herzen
Besonnenheit und Ausdauer bei der Suche nach dem Frieden.
Gott, du Licht aller Menschen:

– Für die Kinder und Jugendlichen, die in diesen Tagen als
Sternsinger unterwegs sind: Lass sie mit Freude die Botschaft
des Glaubens bezeugen und offene Ohren und Herzen finden.
Gott, du Licht aller Menschen:

Großer Gott, du hast ein Herz für die Gebeugten und Schwachen.
Lass uns von deiner Nähe berührt sein und forme unser Herz nach deinem Herzen. So bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Wolfgang Schrenk

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