Dienst am Wort – Startseite
Startseite » Archiv » Ausgabe 3/2023 » Leseprobe 1
Titelcover der archivierte Ausgabe 3/2023 – klicken Sie für eine größere Ansicht
Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Ostersonntag
Sich halten an den, der sich nicht halten lässt
Lesejahr A – B – C
Beitrag I zum Evangelium

Einführung

Vergangene Nacht haben wir das Licht gefeiert, das die Nacht überwindet, den Auferstandenen, der den Tod besiegt. Heute wird es weniger großartig, eher nüchtern und realistisch. Denn unsere Erfahrung sagt: Das Dunkel ist nicht verschwunden. Doch Gott setzt einen Neuanfang – damals und heute mit uns. Mit Maria von Magdala nähern wir uns dem Auferstandenen. Miteinander feiern wir diesen Ostermorgen und die Verheißung, die darin liegt.

Kyrie-Ruf

Herr Jesus Christus, Sieger über Leid und Tod.
Herr, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, uns nah und fern zugleich.
Christus, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, für immer mit uns verbunden.
Herr, erbarme dich.

oder

GL 318 »Christ ist erstanden«

Tagesgebet

Großer Gott,
immer bist du es, der Leben schenkt. Heute feiern wir, dass du durch deinen Sohn den Tod besiegt hast. Wir freuen uns über diesen Neuanfang und bitten dich:
Besiege auch in uns das Dunkel. Schenke uns das Licht des Glaubens und gib uns den Mut, mit dir als österliche Menschen zu leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 334 »O Licht der wunderbaren Nacht« oder
GL 329 »Das ist der Tag, den Gott gemacht«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 335 »Das ist der Tag, den der Herr gemacht« mit Versen aus Psalm 118 (siehe Lektionar) und GL 175/2 »Halleluja« und Vers

Gesang zur Gabenbereitung
GL 146 »Du rufst uns Herr, an deinen Tisch« oder
GL 184 »Herr, wir bringen in Brot und Wein«

Gesang zur Kommunion
GL 365 »Meine Hoffnung und meine Freude«

Dankhymnus/Schlusslied
GL 337 »Freu dich, erlöste Christenheit«

Vorüberlegungen
Zum Text: Joh 20,1–18 (Evangelium)

Joh 20,1–18 wirkt nicht einheitlich; an manchen Stellen tun sich Fragen auf: Warum steht Maria von Magdala ein zweites Mal weinend am Grab? Wie kommen die Engel in die Erzählung, die zwar eine Frage an Maria stellen, aber dann keine Funktion mehr haben? In dieser Perikope sind verschiedene Traditionen miteinander verwoben: dass die Frauen ans Grab gehen; dass Engel erscheinen; dass Jünger das leere Grab untersuchen; dass Jesus der Maria von Magdala erscheint.

Für diese Predigt habe ich mich entschieden, mich ganz auf Maria von Magdala zu konzentrieren und auf das, was sie vom Auferstandenen hört. Was bedeuten diese Worte für unseren Osterglauben?
Es muss dafür die Langfassung des Evangeliums im Lektionar verwendet werden.

Predigt

Ein düsterer Morgen, der da im Evangelium beschrieben wird. Es ist dunkel; Maria von Magdala geht zum Grab. Sie ist in ihrer Trauer gefangen. Und wie viele trauernde Menschen will sie wenigstens dem Toten nahe sein. Wenigstens einen Ort haben zum Weinen. Doch das Grab ist leer; der Schreck ist groß. »Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben.« Auch die Episode mit den beiden Jüngern verändert nichts an ihrer Verzweiflung. Als die beiden weg sind, sehen wir sie wieder – oder immer noch – am Grab, weinend,
gebeugt in die Grabkammer hinein. Den Engeln, die fragen: »Frau, warum weinst du?«, gibt sie die gleiche Antwort: »Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben.«

Nicht nur, dass Jesus gestorben ist; dass sie seinen Tod erleben musste; jetzt ist das Letzte, woran sie sich halten kann, verschwunden – weg. Sie ist am Ende, sie hat ihren letzten Halt verloren.

Den Halt verlieren

Den Halt verlieren – manche und mancher heute kennt das auch. Eine schlimme Krankheit, eine schmerzende Trennung, ein jäher Tod können uns den Boden unter den Füßen wegziehen.

Und auf einer anderen Ebene: Heutzutage sind viele Menschen in einer sehr pessimistischen Grundstimmung. Krieg, Klimakrise, drohende Armut, Respektlosigkeit, wir kennen die Stichwörter. Unsere Welt taumelt
am Abgrund. Planlos, haltlos.

Und kirchlich und religiös? Viele Menschen haben das Vertrauen in unsere Kirche verloren. Der Halt, den sie bisher in der Kirche gefunden hatten, schwindet oder ging verloren. Und viele treibt die Sorge um, ob auch der Glaube sich verliert, bei ihnen selbst, bei Menschen, die ihnen wichtig sind.

Halt mich nicht fest

Auch Maria taumelt in ihrer Angst und ihrem Schmerz. Hin und her wendet sie sich, weint, rennt zu den Jüngern und wieder zum Grab zurück. Die Engel, der Gärtner, sie schaut nicht hin; sie ist nur mit der Frage beschäftigt, wo der Leichnam Jesu sein könnte. Ihre Panik, ihre Verzweiflung kommen erst zur Ruhe, als sie ihren Namen hört. »Maria!« Diese Stimme, dieser Klang! So vertraut, so zärtlich. Da tut sich in ihr ein ganzer Kosmos auf: Erinnerungen an die gemeinsame Zeit, Erlebnisse, Erfahrungen. Ihr Meister – er ist zurück. »Rabbuni!« Das ist ein Moment, in dem die Zeit sich verdichtet und stillsteht. Sie wird mit ihrem Namen angesprochen und sie erkennt Jesus Christus, den Auferstandenen.

Ihre Reaktion ist ganz natürlich; sie stürzt nach vorne und will ihn umarmen. Sie hat ihn wieder! Doch es wartet eine weitere Enttäuschung auf sie: »Halte mich nicht fest.« Dies ist kein Wiedersehen und Anknüpfen an Vergangenes. Es ist eine kurze Begegnung; der Auferstandene hat einen Auftrag an sie. Er schickt sie zu den Jüngerinnen und Jüngern, mit der Botschaft, dass er zu Gott geht und dort für sie alle da sein wird, so wie er es versprochen hatte.

Der sich nicht festhalten lässt

Eine flüchtige Begegnung, die Maria von Magdala da erlebt. Nichts zum Festhalten. Wir wissen aus den biblischen Erzählungen: Alle Begegnungen mit dem Auferstandenen sind flüchtig, vorübergehend. Plötzlich ist er nicht mehr da.

So geht es auch mir oft mit meinen Ostererfahrungen, mit meinem Glauben. Ein kurzer intensiver Moment, ein inniger Augenblick, in dem ich dem Auferstandenen nahe bin. In dem ich Nähe spüre und Geborgenheit und Halt. Und dann kann es sein, dass sich das wieder verflüchtigt.

Was gibt mir da den Halt, nach dem ich mich sehne? Was stärkt meinen Osterglauben?

Ich schaue auf Maria von Magdala und sehe drei Wegweiser für uns Christinnen und Christen:

Zum einen: Ich finde Halt im nicht Festhalten. Jesus Christus und der Glaube an ihn ist nicht etwas, das zu »haben« ist. Ich kann ihn nicht erwerben und dann so für alle Zeit festhalten. Ich kann nur loslassen, mich ihm, Jesus Christus, überlassen, mich öffnen für das, was Gott mit mir vor hat. Und dann geht es weniger um einen festen Halt, sondern eher um ein Ver-halten, um ein sich an Jesus Christus Halten.

Zum anderen: Ich finde Halt im Angesprochensein. Maria von Magdala erfährt einen Wendepunkt, als sie ihren Namen hört. In unserer Taufe wurden wir mit unserem Namen angesprochen. Es täte uns vielleicht gut, dass wir uns das immer wieder vergegenwärtigen, dass auch wir bei unserem Namen gerufen sind. Zum Beispiel beim Weihwassernehmen, wenn ich in die Kirche komme, oder morgens beim Aufstehen. Möglicherweise wirkt sich das auch auf meine Haltung aus. Wen spreche ich mit Namen an? Und wie?

Ein Letztes: Ich finde Halt im Weitergehen und Miteinandergehen. Maria von Magdala wird vom Auferstanden mit einer Botschaft zu den anderen Jüngerinnen und Jüngern geschickt: »Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater.« Darin liegt das Versprechen, dass Jesus Christus mit dem Vater für sie da sein wird.

Alleine ist es schwer mit dem Glauben. Ich brauche Gesprächspartner und Weggenossen, Menschen, die wie ich auf der Suche sind, die sich auseinandersetzen um den rechten Weg für den Glauben, für die Kirche. Ich
brauche Menschen, die mit mir beten und singen und feiern.

Es ist ein Gehen in eine offene, unsichere Zukunft. Aber es ist ein Gehen im Miteinander. Und mit der Verheißung, dass der Auferstandene mitgeht. In diesen Ostertag und in die Osterzeit.

Fürbitten

Die Worte, die der Auferstandene zu Maria von Magdala sprach, treffen auch in unser Herz. Wir kommen zu seinem und unserem Vater mit unseren Bitten:

– »Warum weinst du«: Wir bitten für alle, die den Verlust eines Menschen betrauern oder sich um die Zukunft sorgen.
– »Wen suchst du«: Wir bitten für die Menschen, die in ihrem Zweifeln nicht aufhören, dich, Gott, zu suchen.
– »Maria«: Wir bitten für alle getauften Christinnen und Christen, die heute Ostern feiern.
– »Halte mich nicht fest«: Wir bitten für alle, die sich sehnen nach einem festen Halt und sich schwer tun mit den Fragen, die unsere Zeit aufwirft.
– »Geh zu meinen Brüdern«: Wir bitten für die ganze Menschheitsfamilie, die Frieden und Gerechtigkeit braucht.
– »Ich gehe hinauf zu meinem Vater«: Wir bitten für alle Verstorbenen, die im Glauben an eine himmlische Heimat von uns gegangen sind.

Du bist unser Gott, dem wir vertrauen, heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.

Beate Jammer

Zurück zur Startseite

pastoral.de


Das bewährte
BasisProgramm
auf CD-ROM


pastoral.de - BasisProgramm

oder

Die
Web-Plattform
im Browser


pastoral.de - Web-Plattform

Vergleichen Sie hier


Dienst am Wort
Telefon: +49 (0) 711 44 06-134 · Fax: +49 (0) 711 44 06-138
Senefelderstraße 12 · D-73760 Ostfildern
Kontakt | AGB | Datenschutz | Impressum