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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Christkönigssonntag
Der Präsident aller
Lesejahr C
Beitrag zur Lesung

Einführung

Auf welche Weise autoritäre Herrscher ihre Völker manches Mal zusammenhalten, erschreckt uns immer wieder. Sie schrecken vor Repressalien und Gewalt nicht zurück. Sorge macht uns aber auch, wie demokratische Gesellschaften zum Teil gespalten und nur schwer zu regieren sind. Und als Zerreißprobe erleben viele die Situation unserer Kirche.

Was hält eine Gesellschaft zusammen – über alle Unterschiede hinweg? Was hält unsere Kirche zusammen – in all den derzeitigen Auseinandersetzungen?

An diesem Tag setzen wir all unsere Hoffnung auf Jesus Christus. Wir nennen ihn König und vertrauen, dass sein Geist die Menschheit und unsere Kirche immer wieder versöhnt und eint.

Hinweis zum Hochgebet

Zur Predigt passt das Hochgebet zum Thema »Versöhnung«.

Predigt

Zum Text: 2 Sam 5,1–3 (1. Lesung)

Der Präsident aller

»Ich werde der Präsident aller sein.« Das hören wir immer wieder aus dem Mund derer, die mit knapper Mehrheit gewählt worden sind. Natürlich werden sie Präsident oder Präsidentin aller Landsleute sein. Eine Mehrheit der Stimmen reicht in der Demokratie dafür. Wie groß diese Mehrheit ist, spielt keine Rolle. In vielen Gesellschaften erleben wir aber, dass diese Mehrheiten hauchdünn sind, dass, wenn es um Parteien geht, schwierige Koalitionsverhandlungen nötig sind, bis eine Regierungsmehrheit steht. Immer wieder zerbrechen Koalitionen und müssen Neuwahlen angesetzt werden, weil die Machtverhältnisse sich verändert haben. Das alles ist auch ein Zeichen, wie zersplittert oder manchmal gespalten unsere Gesellschaften sind und wie schwer es ist, ein Land zusammenzuhalten und zu regieren.

David eint das Volk …


David hat das geschafft. So erzählt die Bibel. Nachdem er zum König von Juda gesalbt worden war, kommen nun auch die Stämme des Nordreichs zu ihm nach Hebron. Sie verweisen auf ihre Zusammengehörigkeit, erinnern an seine früheren Leistungen, weisen auf seine Erwählung durch Gott hin. Alle Stämme, alle Ältesten Israels schließen mit ihm einen Vertrag und salben David zum König von Israel. Einstimmig gewählt. Da sind wir skeptisch, wissen wir doch, wie das manchmal geht und welche Herrscher so in unseren Tagen in ihr Amt kommen. Aber es waren damals andere Zeiten. Das Volk Gottes wollte wie die anderen Völker einen König haben. Einen starken König, der das Volk eint und zusammenhält, es vor den Feinden schützt, in Krisenzeiten Mut macht. Gott hat es ihnen gewährt. 40 Jahre regierte David in Juda, 33 Jahre war er auch König von Israel. Doch schon bald zerbrach die Einheit des Reiches wieder. Dem Königtum Davids war keine ewige Herrschaft beschert.

… und wird zum Bild des guten Königs

David blieb aber das große Vorbild eines guten und weisen Königs. Und das trotz all seiner Verfehlungen und dunklen Seiten. Wohl auch, weil in ihm die Sehnsucht nach einem geeinten Volk, nach einem guten Herrscher weiterlebte. So sehr, dass die Christen später Jesus in seiner Linie sahen. Jesus Christus gilt als Nachkomme Davids. Er wird – wie am heutigen Fest – als König verehrt. Seine Herrschaft wird kein Ende haben. Er ist Garant der Einheit für die Seinen. Er will Erlöser, Heiland, König aller Menschen sein. Mitten in einer zerrissenen und gespaltenen Welt. Sogar in einer Christenheit, die von Anfang an die Einheit nicht bewahren konnte.

Jesus als unser König …

Wenn wir Jesus als diesen König bekennen, der Einheit schenkt und bewahrt, dann schwingen bei uns Erfahrung, Sorge und Sehnsucht mit. Es ist faszinierend zu erleben, wie der Glaube an ihn Menschen aller Völker, aller Schichten, jeden Alters zu einer Gemeinschaft verbindet. Es ist beeindruckend zu sehen, wie durch ihn Kirche zu einem Ort wird, wo Glaubende sich einsetzen, engagieren für den Schutz der Schwachen und die Bewahrung der Schöpfung. Mit Sorge sehen wir aber, wie es immer schwieriger wird, in unserer Kirche die Einheit zu bewahren und den Menschen mit ihren verschiedenen religiösen Erfahrungen und Sichtweisen eine Heimat zu bieten. Wir erleben das in unserem Land schmerzlich, wo eine große Mehrheit beim Synodalen Weg sich für Reformen einsetzt, andere darin eine Spaltung der Kirche kommen sehen, wieder andere die Kirche frustriert verlassen. Wir sehnen uns in unserer Kirche und in unserer Welt nach Personen, die zusammenführen, versöhnen und einen können. Führungsgestalten, die wirklich »Präsident aller« sein können.

… kann allein uns einen und zusammenhalten

Damit bekommt das heutige Fest eine ganz aktuelle Brisanz für uns als Christen. Wir fragen: Gelingt es unserem König Jesus Christus, seine Kirche zusammenzuhalten? Schafft er es, die Einheit zu bewahren? Eine ungewöhnliche Perspektive. Denn gemeinhin fragen wir, wie wir als Kirche die Einheit bewahren können, welche Schritte, Entscheidungen, Veränderungen unsererseits dazu nötig sind. Dieses Fest und die heutige Lesung lassen uns etwas aufatmen in diesen Zeiten, wo nicht wenige entmutigt und hoffnungslos aufgeben. Sie nähren die Hoffnung, dass Jesus Christus den »Geist der Einheit« schenkt, »der wegnimmt, was trennt und der uns zusammenhält in der Gemeinschaft«1. Es ist die Hoffnung, dass wir, wenn wir zu ihm kommen, über alle Unterschiede hinweg erkennen, was uns verbindet. Die Hoffnung, dass die Beziehung zu ihm uns hilft, auch mit denen in Beziehung zu bleiben, mit denen ich so gar nicht einer Meinung bin. Die Hoffnung, dass er uns mit seinen Worten und Taten zeigt, wo wir als Christen heute gebraucht werden, und uns im gemeinsamen Dienst für die Welt eint. Die Hoffnung, dass wir mehr Pluralität wagen, gestalten und aushalten können in unserer Kirche, weil wir einen haben, der Präsident bzw. König aller ist. Einen, den wir nicht gewählt oder gekrönt haben. Sondern einen, der uns erwählt und mit seinem Geist gesalbt hat. Einen, zu dem wir alle uns doch bekennen. Es ist wohl nur er allein, der uns als Kirche letztlich einen und zusammenhalten kann.

Fürbitten

Herr Jesus Christus, du willst der König aller sein. Du willst die Menschen verbinden zu einer Gemeinschaft, die solidarisch ihren Weg in die Zukunft geht. Dich bitten wir um deine Hilfe:

– Wo im Ringen um die Erneuerung der Kirche Menschen enttäuscht und verletzt sich abwenden und Spaltung droht, bitten wir dich. – Stille –
Du Hirt deines Volkes: (Bewahre die Einheit unter uns.)
– Wo ein Krieg (wie in der Ukraine) Menschen zu Feinden macht und so viel Hass aufkommen lässt, bitten wir dich. – Stille –
Du Hirt deines Volkes:
– Wo autoritäre Herrscher und Diktaturen Menschen unterdrücken und ihrer Freiheit berauben, bitten wir dich. – Stille –
Du Hirt deines Volkes:
– Wo in unserer Gesellschaft durch die aktuellen Krisen die Kluft zwischen arm und reich größer wird, bitten wir dich. – Stille –
Du Hirt deines Volkes:
– Wo Familien, Eheleute und Freunde in Streit geraten sind, bitten wir dich. – Stille –
Du Hirt deines Volkes:

Herr Jesus Christus, du hast darum gebetet, dass alle eins seien, und uns den Geist der Einheit zugesagt. Dafür danken wir dir, heute und in Ewigkeit. Amen.

Anmerkungen:
1 Hochgebet zum Thema »Versöhnung«, aus: Fünf Hochgebete, hrsg. von den Liturgischen Instituten Trier, Salzburg, Fribourg, Freiburg im Breisgau 182020.

Klaus Kempter

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