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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 2
Allerseelen
Angekommen sein, ohne wieder aufbrechen zu müssen
Lesejahr A – B – C
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Wir gedenken unserer Toten. Wir feiern dieses Gedächtnis in dem Mahl, das Jesus im Angesicht des Todes mit seinen Jüngern gehalten hat. Wir feiern dieses Mahl aber nicht als Einzelne, sondern miteinander und füreinander. Die Eucharistie endet nicht bei den Lebenden. Die vielbeschworene Gemeinschaft wäre nur halb, wenn sie vor den Toten Halt machen würde. Dass er den Verstorbenen seine Stimme leiht, darin zeigt der Glaube in der Feier der Heiligen Eucharistie seine ganze Kraft. Das ausdrückliche Einbeziehen der unzähligen Verstorbenen ist tröstlich und die Kirche wird auch dann noch beten, wenn wir alle längst zu den Toten gehören. Denn wir sind einbezogen in die Fürbitte Jesu, die der Evangelist Johannes aufgeschrieben hat: »Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin.« In diesem Glauben feiern wir die Heilige Eucharistie.

Kyrie-Ruf

GL 164 »Der in seinem Wort uns hält« oder GL 503 »Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen«

Tagesgebet

Messbuch – Fest Allerseelen

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 423 »Wer unterm Schutz des Höchsten steht«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 38/1 »Der Herr ist mein Licht und mein Heil« mit Versen aus 38/2 (Psalm 27) und GL 174/3 »Halleluja« mit Vers Joh 14,2a.3b

Gesang zur Gabenbereitung
GL 185 »Du hast, o Herr, dein Leben« oder GL 735 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Wir weihn, wie du geboten«

Gesang zur Kommunion
GL »Das Heil der Welt, Herr Jesus Christ«

Dankhymnus/Schlusslied
GL 504 »Vater, im Himmel, höre unser Klagen« oder GL 916 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Gott, der du warst und bist und bleibst«

Vorüberlegungen

Zum Text: Joh 14,1–6 (Evangelium)

Der Text ist den Abschiedsreden Jesu entnommen (Joh 13–16): Diese Kapitel atmen den Atem der Ewigkeit, der Herrlichkeit und Vollendung. Sie betonen aber auch die gegenseitige Bezogenheit der Jünger untereinander. Johannes spricht den zurückbleibenden Jüngern angesichts des Abschiedes Jesu Trost zu. Zuversichtlich können die Jüngerinnen und Jünger Jesu in die Zukunft gehen. Der Grund dafür liegt im Offenbarungswort: Jesus selbst ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. In der Erfahrung, dass Christus immer bei seiner Gemeinde ist, geht es um die durch ihn ermöglichte Verbindung von Glaubenden und Gott, dem Vater. Sie ist für jeden und jede ein »Auf-dem-Weg«-Sein.

Predigt

Wir gedenken der Toten. Sind wir mit diesem Gedenken einverstanden? Mit den Toten sich zu beschäftigen, ist ungewöhnlich. Zuerst verstehen wir uns doch als Hinterbliebene: unserer Familie, unseres Volkes, der ganzen Menschheit. Wir haben getrauert, aber das Leben muss weitergehen. Damit bestimmen wir unseren Standort nicht von den Toten, sondern von den kommenden Generationen her, denen wir den Weg bereiten wollen. Wir haben mit den Problemen der Klimakatastrophe zu tun. Wie schaffen wir es, dass die Erde bewohnbar bleibt, wie kommen wir zu mehr Gerechtigkeit und Frieden in unserer Welt? Die Toten in Ehren – uns geht es um die Lebenden, um das Leben vor dem Tod, nicht um das Leben nach dem Tod. Allerseelen will uns daran erinnern, dass wir nicht so leicht über den Tod hinweg zur Tagesordnung übergehen können. Es sind Zweifel anzumelden, ob wir dem gegenwärtigen Leben Sinn zusprechen können, wenn wir ihn den Toten versagen. Was wäre denn das für ein Sinn, der nur den jeweils Lebenden gegeben oder nur in der Zukunft zu finden ist, der nicht wirklich allen gilt, die das Licht und die Dunkelheiten dieser Welt erblickt haben!

Christen entziehen sich diesen Fragen nicht. Wir können nachlesen im Schicksal eines Menschen, im Schicksal Jesu, der mit seinem Tod die Auferstehung für uns durchgesetzt hat. Wenn Jesus verheißt, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, dann kann er das nur, weil er bereit war, sich ganz und gar auf den Tod einzulassen. Seit Golgota, dem Ort der Vernichtung, hat es der Tod mit Gott zu tun bekommen. Die Antwort Gottes auf den Tod nimmt ihren Ausgang von der Auferstehung Christi. Seine Auferstehung war nicht eine Privatangelegenheit, die nur für ihn selber Bedeutung hatte, nicht eine Ausnahme, die gemacht wurde, weil Gott seinen Sohn ja nicht gut im Tod belassen konnte. Vielmehr sollte die Herrlichkeit Gottes mit der Auferstehung und der Aufnahme des Menschen Jesus Christus allen Menschen aller Zeiten zugänglich gemacht werden.

»Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen«, sagt Jesus. Er spricht da vom Leben nach dem Tod; dieses Leben nach dem Tod findet im Haus des Vaters, im Himmel statt. Und der Himmel ist für alle Menschen durch Jesus Christus zugänglich gemacht worden. Das ist die Antwort auf die Frage nach dem Tod.

Auf die Frage, was mit den Toten sein wird und was einmal mit uns sein wird, auf die Frage, wo unsere Toten sind und wo wir einmal sein werden, gibt es eine Antwort: Wir werden für immer Wohnung im Himmel haben; wir werden für immer beim Herrn sein, bei dem, der um unseres Heiles Willen Mensch geworden ist.

Der Himmel ist also keine Ortsangabe, sondern ein Zustand: Wir werden im Frieden sein. Das bringen wir in dem uns vertrauten Gebet für die Verstorbenen zum Ausdruck: »Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen, lass sie ruhen in Frieden.« Licht, Ruhe und Frieden – Bildworte für die uns verheißene Zukunft bei Gott: Angekommen sein, daheim sein, ohne wieder aufbrechen zu müssen. Wie nötig haben wir diese Bilder in unserer gefährdeten, Tod bringenden Zeit.

Jesus Christus ist der Garant dafür, dass wir mit dem Namen unserer Verstorbenen nicht nur Vergangenheit benennen. Gott in Jesus Christus vergisst die Namen der Toten nicht, er hält sie in seinem Gedächtnis lebendig, er bereitet für alle eine bleibende Wohnung, er selbst ist der himmlische Ort für die Vergangenen, die Gegenwärtigen und die Zukünftigen.

Durch die Jahrhunderte hindurch verkündigt die Kirche Christus, den Auferstandenen, den Lebenden. Weg – Wahrheit – Leben –, und damit verkündigt sie die Auferstehung der Toten. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der Tausende in den Kriegen elend und völlig sinnlos umgekommen sind und umkommen; in einer Welt, in der für die Toten nicht gebetet wird. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der wir Menschen einmal einfach im Nichts versinken. Der Glaube an die Auferstehung, an die Versöhnung der ganzen Menschheit und der ganzen Schöpfung in Gott kann uns halten. Dieser Glaube verkündet damit auch die Versöhnung und die Vollendung der Toten, nicht zuletzt der vielen Opfer, im Reich des Vaters Jesu Christi.

Das Totengedächtnis ist der Ausdruck einer Lebende und Verstorbene umschließenden Einheit. Wir vollziehen dieses Gedächtnis in der Hoffnung, dass Gott im ganzen Leben eines jeden Menschen, Sterben und Tod eingeschlossen, heilend und helfend gegenwärtig ist.

Fürbitten

Gott des Lebens, im Vertrauen auf die Auferstehung deines Sohnes und auf sein Versprechen, dass wir bei ihm das Leben in Fülle haben werden, beten wir:

– Für alle, denen wir unser Leben verdanken und die uns auf unseren Wegen begleiten, für unsere Familien und Freunde und für alle, die unserem Leben Hilfe und Orientierung geben.
Gott des Lebens:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
– Für alle, denen wir unseren Glauben an dich verdanken, für die Christen um uns, deren Zeugnis uns Mut macht, für die Menschen, die in der Kirche Verantwortung tragen, für alle, die deine Botschaft in unser Leben hinein übersetzen.
Gott des Lebens:
– Für alle Menschen, die jeden Tag mit dem Tod und mit Sterbenden konfrontiert werden, in Kliniken und Altenheimen, im Rettungsdienst und in Hospizen und im Dienst auf dem Friedhof.
Gott des Lebens:
– Für die Menschen unserer Gemeinde, die im vergangenen Jahr verstorben sind.
Gott des Lebens:
– Für alle Menschen, die schon länger verstorben sind und an die niemand mehr denkt.
Gott des Lebens:

Gott, unser Vater, wir danken dir für die Tür zum Leben, die du uns in der Auferstehung deines Sohnes geöffnet hast. Erbarme dich unserer Verstorbenen. So bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Johannes Kreidler

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