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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Einführung
Liebe Leserinnen und Leser,

»Herr, lehre uns beten!« – sagen die Jünger zu Jesus, nachdem sie ihn betend erlebt haben (Lk 11,1–4). Diese Bitte an Jesus ist ein wenig verstörend. Die Jünger standen – wie Jesus auch – in einer starken Tradition des Betens. Ihre Bibel ist voller Gebete, das Buch der Psalmen kann uns Vorbild und Schule des Gebetes sein. Dennoch wollen die Jünger beten lernen, wie Jesus gebetet hat. Ich verstehe diese Bitte, weil ich aus meinem eigenen Beten weiß, wie schnell beim Beten das eigene Ich in den Mittelpunkt kommt und Gott, der Gebetene, aus der Mitte verdrängt. In der letzten Sitzung des Beirats unserer Zeitschrift haben wir über das Beten gesprochen, genauer hin über die Fürbitte im Gottesdienst, also über das Gebet, das wir als Gebet einer Gemeinde formulieren und darauf hoffen, dass die Gemeinde sich unsere Bitten zu eigen macht.

Die erste Anweisung Jesu lautet: Macht nicht viele Worte! Es ist gut, diesen Hinweis beim Formulieren der Fürbitten zu beherzigen. Fürbitten sind weder dazu da, Gott die Notsituation zu erklären, noch die Gemeinde über die Nöte der Welt zu belehren. Sie sind dazu da, die Nöte der Menschen und die Not der Welt vor Gott auszubreiten. Selbstkritisch und kritisch sehe ich, dass wir oft zu viele Worte machen, bei der Bitte selbst, aber auch bei Einleitung und Abschluss der Fürbitten.

Manchmal hat der oder diejenige die Not eines Menschen vor Augen, beschreibt aber die Not im Allgemeinen. Das ist grundsätzlich richtig, es muss aber deutlich bleiben, für wen und in welcher Notlage gebetet wird! Die Fürbitte soll so konkret sein, wie die Not, das Problem selbst. Das Fürbittgebet im Gottesdienst kann durchaus eine Aufforderung zum persönlichen Beten enthalten. Die Aufforderung dazu soll aber nicht nur dem Gebet in privaten Anliegen dienen, sondern ebenso dem privaten Beten in den Anliegen von Menschen und Welt!

Die Autorinnen und Autoren unserer Zeitschrift sind beim Formulieren der Fürbitten stark in ihrem Gegenwartsbezug, soweit das eben mit den Redaktionsschlüssen möglich ist. Sie sind vielfältig in den Anreden und Akklamationen. Interessant und oft gelungen sind die Versuche, in den Fürbitten einen Bezug zu Evangelium und Predigt herzustellen. Die Formen des Fürbittgebetes könnten noch vielfältiger sein. Die in unserer Zeitschrift formulierten Fürbittgebete haben ein sprachlich hohes Niveau, das manchmal zur besseren Nachvollziehbarkeit vereinfacht werden könnte. Beim späteren Lesen der selbstformulierten Fürbitten fällt einem das manchmal wie Schuppen von den Augen! Insgesamt – glaube ich sagen zu dürfen – können wir uns mit unseren Vorschlägen sehen und hören lassen.

Christoph Schmitt aus unserem Beirat hat einen Buchhinweis in die Runde geworfen, den ich gerne an Sie alle weitergebe: Jürgen Ebach, Gott nicht allein lassen. Zwei alttestamentliche Fürbitten für die gegenwärtige liturgische Praxis. Mit Beiträgen von Alexander Dee und Christian Lehnert, Leipzig 2020. Das Buch ist auf dem Hintergrund und zur Inspiration der Fürbitten im evangelischen Gottesdienst geschrieben, sehr lehrreich auch für unsere Gottesdienstpraxis, wenn auch nicht ganz einfach. Fürbitten bedeutet »in die Bresche zu springen«, wie es Mose für das treulose Volk tut und wie es Hiob für seine ach so frommen wie rechthaberischen Freunde tut! Mit unserem Beten springen wir in die Bresche für die Menschen, denen das Beten vergangen ist oder die es vergessen, verloren, aufgegeben haben; mit unserem Beten treten wir in die Risse, die das himmelschreiende Unrecht und die Gewalt in unsere Welt reißen. Wir springen in die Bresche – klagend, seufzend, vielleicht müssen wir hin und wieder sogar ausdrücken, dass wir sprachlos sind. Unser Denk- und Sprechvermögen kann all das Schlimme unserer Welt manchmal gar nicht adäquat ausdrücken. Ich lade Sie zu einem Experiment ein, das ich mir selbst auferlegen möchte: Sind die von mir formulierten Fürbitten sprachlich und inhaltlich so formuliert, dass die Lektorin/der Lektor sie nicht nur vortragen, sondern wirklich beten kann?

Im Namen von Verlag und Herausgeber wünsche ich Ihnen Freude am Formulieren und Inspiration aus Ihrer persönlichen Praxis des Betens.

Ihr
Anton Seeberger

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