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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Einführung
Liebe Leserinnen und Leser,

zweimal innerhalb des letzten Jahres wurde ich von einem jungen Paar gefragt, ob ich mit ihnen eine »freie Trauung« gestalten würde. Ich weiß, dass es Ritualbegleiterinnen und Ritualbegleiter gibt, die für und mit religiös ungebundenen Menschen eine Hochzeitsfeier entwerfen und gestalten. Beide Paare, die mich gefragt haben, sind aber kirchlich gebunden. Ein Paar gehört entschieden, wenn auch kaum praktizierend, der evangelischen Kirche an. Der eine Teil des Paares, das mich jüngst gefragt hat, ist katholisch, der andere ohne Konfession. Beide Paare wissen, dass sie einen katholischen Priester vor sich haben, der beauftragt ist, einer kirchlichen Eheschließung zu assistieren. Aber genau diese wollen sie nicht. Das Wort Sakrament löst bei ihnen wenig oder gar nichts aus, jedenfalls keine benennbare Erfahrung der Nähe Gottes. Die jungen Leute haben eine Sehnsucht nach einer rituellen Begehung ihrer gemeinsamen Geschichte, auch den Willen, ihre Verbindung in einem öffentlichen Ritual verbindlich zu machen und vor allem das Bedürfnis, mit dem Geheimnis Gottes verbunden zu sein. Sie ahnen oder wissen, dass ihre Liebe größer ist als sie selbst. Sie spüren, dass die Liebe von Gott ist. Jemand muss ihnen diese Verbindung zu Gott repräsentieren und in der Lage sein, dieser Verbindung einen Ausdruck zu geben. Die Brautleute wollen einander sagen, was sie zueinander geführt hat, was sie beieinander hält und was sie sich auf Zukunft wünschen, erbitten und versprechen. Das persönliche Versprechen, das sie einander geben, soll mit Gott verbunden und von Gott gesegnet sein. All das beinhaltet eine sakramentale Trauungsfeier selbstverständlich auch, aber davon überzeugen konnte ich sie nicht. Eine kirchliche Trauung ist ihnen zu formal, zu steif, zu einschränkend, zu fremd, zu besetzt von Vorstellungen, die sie nicht verstehen und auch nicht teilen.

Ich nehme an diesen beiden Paaren wahr, dass sie nicht nur ein tiefes Bedürfnis haben, gesegnet zu sein in ihrer Liebe und in der öffentlichen Feier ihrer Liebe. Es war keine Frage, dass bei der Feier das Gebet Jesu von allen gesprochen werden sollte, auch nicht, dass der Segen des dreifaltigen Gottes über sie herabgerufen wird. Die Feier sollte aber weder räumlich in einem kirchlichen Rahmen stattfinden, noch sollte das Ganze in einer sehr geprägten kirchlichen Sprache vonstattengehen – »nur nicht salbungsvoll«, meinte ein Bräutigam.

Ich bin erstaunt, dass mir eine solche Feier zugetraut wird, fühle mich auch ein wenig geehrt und bin zugleich voller existenzieller und theologischer Fragen. Die beiden Paare weisen mich auf das Elementare meines priesterlichen Dienstes hin: Die Verbindung der Menschen mit dem Geheimnis Gottes zu benennen, sie auszudrücken und zu gestalten, sie zu inspirieren und in ein Wort und eine Zeichenhandlung zu fassen. Ich glaube, dass wir alle, die einen Verkündigungsauftrag haben, in dieser Weise priesterlich sind und handeln können.

Mit allen guten Wünschen von Verlag und Herausgeberschaft

Ihr
Anton Seeberger

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