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der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
18. Sonntag im Jahreskreis
Jesus Christus, Brot des Lebens! Haben wir genug Hunger danach?
Lesejahr B
Beitrag zum Evangelium

Einführung und Kyrie-Ruf


An den Tisch des Herrn sind wir geladen. Jesus Christus hat uns gerufen.
Er ist der Gastgeber. Und er will selbst unsere Speise sein. »Ich bin das Brot des Lebens«, sagt er.
Geheimnisvoll ist dieses Angebot. Und die Frage liegt nahe: Wie kann er uns zur Speise, zum Brot werden?
Wir dürfen neugierig sein. Und wenn uns die Worte Jesu auch noch dunkel erscheinen, können wir uns doch schon einmal besinnen auf den Hunger tief in uns drin: auf den Hunger nach Leben und Sinn, nach Frieden und Gerechtigkeit, nach Heilung und Versöhnung.
All unsere Sehnsucht nach einem erfüllten und gelungenen Leben bringen wir vor den Herrn und bitten ihn:

Herr Jesus Christus, du bist zu unserem Heil vom Himmel gekommen.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du bist wahrhaft mitten unter uns.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du bist das Brot vom Himmel, das Brot für unser Leben.
Herr, erbarme dich.

Der gütige Gott schenke uns Vergebung. Er öffne unsere Herzen für die frohe Botschaft und stärke uns mit dem Brot des Lebens. Ihm sei die Ehre zu aller Zeit.

Tagesgebet

Gott,
unser Leben ist bisweilen wie eine Reise mit zahlreichen Entbehrungen und Durststrecken, wie ein Weg durch die Wüste.
Lass uns stets auf deine sorgsame, väterliche Nähe vertrauen. Stärke uns mit deinem Wort und nähre uns mit dem Brot deiner Liebe.
Darum bitten wir dich, der du lebst und in Liebe wirkst, heute, immer und in Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 425,1.4 »Solang es Menschen gibt auf Erden«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 39/1 »Kostet, kostet und seht« mit Versen aus Psalm 78 oder
GL 361,2–3 »Dein Lieb und Treu vor allem geht« und
GL 174/3 »Halleluja« mit Vers
Gesang zur Gabenbereitung
GL 377 »O Jesu, all mein Leben bist du«
Gesang zur Kommunion
GL 378 »Brot, das die Hoffnung nährt«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 484 »Dank sei dir, Vater«

Vorüberlegungen

Zum Text: Joh 6,24–35 (Evangelium
)

Unserer Perikope voraus geht der Bericht von der wunderbaren Brotvermehrung und dem Wandel Jesu auf dem See. Es beginnt hier die große Brotrede Jesu. Wir erleben ein kunstvolles Wechselgespräch Jesu mit denen, die ihn suchen. Er will seine Zuhörer dazu gewinnen, ihre Fixierung auf das materielle Brot, das Brot zum Sattwerden, zu überwinden. Er will ihnen den Blick öffnen für die geistliche Nahrung: das Brot, das den Hunger nach Sinn und Hoffnung stillt und das hilft, ein Leben zu finden, das von Gott erfüllt ist. Dieses Brot ist nur zu gewinnen im Glauben an Jesus Christus selbst und im Glauben an seine göttliche Sendung. Denn er, Jesus Christus, ist dieses wahre Brot des Lebens.

Die Predigt knüpft daran an, dass in unseren gegenwärtigen Gemeinden Menschen mit vielen verschiedenen Graden der Christuszugehörigkeit zu finden sind. Wie Jesus damals um seine Zuhörer geworben hat, so wirbt er auch heute um uns. Er lädt uns ein, uns immer gründlicher im Glauben auf ihn einzulassen und in eine tiefere Verbindung mit ihm hineinzuwachsen. Nur wenn wir uns aufmachen und seiner Einladung folgen, wird unser Zeugnis als Christusjünger/innen sprechend, glaubwürdig und wirkungsvoll sein.

Predigt


Die bunte Schar der Gefolgsleute Jesu – damals und heute


Die Menschen in den Kirchengemeinden, die ich kenne, bilden ein recht buntes Ensemble. Auf unterschiedliche Weise folgen sie Jesus Christus. Es gibt die, die ganz innig mit ihm verbunden sind. Sie suchen nach ihm, sind begierig auf seine gute Botschaft. Ich erlebe wunderbare, spirituelle, geistliche Menschen. Aber es gibt auch die, die einfach so dazugehören, ohne groß darüber nachzudenken. Sie glauben, wie man immer schon geglaubt hat. Sie waren vielleicht mal Ministranten, fanden den Pfarrer damals so toll und sie sind einfach dabeigeblieben. Manche haben einen Ort gefunden, an dem sie sich mit ihren Begabungen einbringen können, wo sie Anerkennung finden; größere, geistliche Erwartungen haben sie nicht. Und es gibt die Fragenden, Zweifelnden. Sie kommen mit Vielem nicht klar. Aber sie haben den Kontakt nicht abgebrochen. Unendlich vielfältig und farbig ist die Schar der Gefolgsleute Jesu Christi. Und ich selbst? Wo reihe ich mich ein?

Ich lese auf diesem Hintergrund noch einmal das heutige Evangelium. Da ist die Rede von Leuten, die nach der wunderbaren Brotvermehrung Jesus folgen. Auch damals: Eine bunte Schar. Sie suchen nach Jesus. Mit den Booten fahren sie ihm nach. Sie wollen ihm nahe sein. Sie spüren: Der hat etwas anzubieten. Für die einen ist er ein Wunderheld: Er bietet Brot in Überfülle an! Ein Ende aller Sorgen! Andere denken politischer: Der müsste unser König sein! Der macht uns stark! Die Frommen denken an das Manna, das die Väter in der Wüste einst überleben ließ. Etliche sind auch ganz nüchtern: Sie fordern von Jesus Beweise für seine besondere Fähigkeit. Manche sind bereit zum Einsatz für die gute Sache. »Was sollen wir tun?«, fragen sie Jesus. So bunt ist die Schar derer, die Jesus damals folgten.

Sein Angebot an alle Die damals und wir heute – eine bunte Gesellschaft! Jesus schickt niemanden weg, damals nicht und heute nicht. Jesus will seine Gefolgsleute vielmehr weiterführen: von den äußerlichen Beweggründen hin zu den tieferen! Von der Begeisterung über die Wunderzeichen hin zu einer Verbundenheit mit ihm, die im Glauben gründet. Er lässt sich aufs Gespräch mit ihnen ein. Er versucht sie zu gewinnen. Den Damaligen und uns Heutigen sagt er: Ihr braucht nichts zuleisten! Ihr braucht nicht Anweisungen, Gebote, Gesetze zu erfüllen. Ich habe etwas zu verschenken: Wirkliches Lebensbrot.

Und wahrhaftig: Jesu Worte sind nahrhaft wie Brot – sie sind ermutigend, aufrüttelnd, versöhnend, heilsam. Seine Herzlichkeit und Wärme lassen aufleben. Seine Vision einer neuen Welt, der Welt Gottes, schenkt eine Aussicht über den Tod hinaus.

Auffällig: Jesus Christus rückt immer mehr das Geheimnis seiner Person in die Mitte. Er wagt zu sagen: »In der Verbundenheit mit mir findet ihr wirkliches Lebensbrot. Ihr gewinnt durch mich Zugang zu Gott, zur tiefsten Quelle des Lebens. In mir findet ihr eine Spur vom Himmel. Eine unbezwingliche Hoffnung! Aller Zerbrechlichkeit und Dürftigkeit des irdischen Lebens zum Trotz! Es braucht nur dies: An mich glauben. An meine göttliche Sendung. Das ist Lebensbrot. Nehmt es in euch auf! Genießt es! Brot, das köstlich riecht. Brot, das schmeckt. Brot, das durchgekaut sein will. Brot, das nährt. Brot, das einverleibt sein will.

Und wie finde ich Zugang?

Keine einfache Kost! Der Text des Evangeliums zeigt überdeutlich, dass die damaligen Jesus-Gefolgsleute von Jesu Wort überfordert waren. Und wir? Werden wir uns auf ihn einlassen? Und wie gewinnen wir die innere Verbundenheit mit ihm?

Natürlich denken wir, besonders wir Katholiken, gleich an die Feier der Eucharistie, in der uns Jesus sein Brot buchstäblich anbietet. Ja, das ist eine Spur: Jedes Mal, wenn wir uns an seinem Tisch versammeln, wenn wir die Hand aufhalten, wenn wir das kleine unscheinbare Stück Brot essen, will das ja mehr sein als eine fromme, liturgische Übung. In dem Stück Brot empfangen wir Jesu Christi Nähe, seinen Geist und seine Lebenskraft. Wir lassen uns vom Geheimnis seines Lebens berühren. Von fern erahnen wir die liebevolle Zuwendung, die Jesus Christus uns darin schenkt. Haben wir Hunger und Durst danach? Sind wir für ihn offen? Ich muss gestehen: Ich habe immer wieder anzukämpfen gegen die fromme Routine der allzu vertrauten Feier.

In Jesus Christus das Brot des Lebens finden, immer tiefer und inniger mit ihm verwachsen – es gibt, Gott sei Dank, noch weitere Zugänge. Ich erlebe das bei der stillen, persönlichen Lektüre der Heiligen Schrift. Ich nehme die Worte Jesu ganz wach, ganz aufmerksam wahr. Ich kann sie aussaugen und durchkauen. Ich spüre dabei: Ja, das ist Lebensbrot.

Oder wenn ich zuhause unter das Kreuz Jesu Christi trete, auf ihn schaue, seine Wundmale betrachte. Ich stehe staunend vor dem ganzen Maß der Liebe, die in ihm ist: Göttliche Liebe in menschlicher Hingabe.

Gewiss könnte der eine oder die andere unter uns auch davon erzählen, wie sie in der häuslichen Gebetsgemeinschaft oder im Glaubensgespräch unter Freunden in Jesus Christus ihr Lebensbrot finden. Im Suchen und Fragen, als immer wieder neue Überraschung.

Zeugnisse, die von der Kraft des Lebensbrotes sprechen


Wohlgemerkt: Das Suchen und Fragen nach dem Brot des Lebens, das Jesus Christus uns reicht, kann nicht dabei enden, dass wir uns in eine fromme Innerlichkeit zurückziehen und nur unser kleines, persönliches Stück Himmel auf Erden suchen. Jesus Christus, das Brot des Lebens, will der Welt das Leben geben. Nur wenn es Brot für andere wird, behält es seine Kraft. Das darf ich bisweilen erleben.

Ich denke an eine Betreuerin in einem unserer Altersheime: Sie hat ihr Leben bei Jesus Christus verankert. Er ist für sie Lebensbrot. Die Herzlichkeit, die sie den Bewohnern des Pflegeheimes schenken kann, lässt etwas erahnen von der Tiefe, aus der sie schöpft.

Ich erlebe unter meinen Bekannten Eltern und Großeltern, die in den zurückliegenden, belastenden Monaten gern ein Stück ihrer Freiheit und Selbstbestimmung abgegeben haben, um ihre Kinder und Enkel zu fördern, dass sie in ihren Gaben wachsen und reifen konnten. In ihrer Haltung erlebe ich etwas von der Kraft des Lebensbrots, Jesus Christus, von dem sie sich nähren.

So wie die Scharen, die Jesus damals folgten, sind auch wir in unseren Christengemeinden heute eine sehr vielfältige und bunte Schar. Das Lebensbrot ist uns angeboten. Jesus Christus tritt auf uns zu. Werden wir suchend, fragend, hungernd und dürstend nach ihm Ausschau halten? Werden wir uns sehnen nach der tiefen Lebensquelle? Wird an uns ablesbar sein, woher wir unser Lebensbrot beziehen?

Fürbitten

Herr Jesus Christus, du bist das Brot, das Leben schenkt. Höre unsere Bitten:

- Wir denken an Menschen, die von Hunger und von Epidemien weltweit bedroht sind. Wir denken an alle, die in unserem Land und auf der ganzen Welt unter Armut leiden, die ohne Arbeit und Wohnung sind.
- Wir beten um das tägliche Brot für alle.
(Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
- Wir denken an Menschen, die ohne Hoffnung sind, die keine Erwartung und kein Ziel für ihr Leben mehr sehen können. Wir denken an Menschen neben uns, die, ohne dass wir es merken, vereinsamen, weil ihnen wohltuende, menschliche Begegnungen fehlen.
- Wir beten um Lebensmut und Hoffnung für sie.
- Wir denken an Frauen und Männer, an Kinder und Jugendliche, die in ihrem Leben Missbrauch und Missachtung erlebt haben und bis zur Stunde darunter leiden.
- Wir beten für sie um Achtung und Wertschätzung, dass sie in ihrem Inneren heil werden können.
- Wir denken an die Menschen, die für unser tägliches Brot sorgen. Wir denken an die, die auf Grund des Klimawandels in ihrer Existenz bedroht sind. Wir denken auch an alle, die der offensichtlichen Veränderung des Klimas noch immer gleichgültig gegenüberstehen.
- Wir beten um Mut und Umkehr, bei den Politikern und bei uns selbst.
-Wir denken an die Urlauber, an alle, die auf den Straßen der Erde, auf den Meeren und in der Luft unterwegs sind.
- Wir beten darum, dass sie Erholung für Leib und Seele finden.

Herr Jesus Christus, sei du uns allen das Lebensbrot, das uns nährt, das uns Kraft und Freude am Leben gibt! Segne du uns und lass uns füreinander zum Segen werden. Dir sei die Ehre und der Lobpreis auf ewig. Amen.

Wolfgang Schrenk

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