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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
15. Sonntag im Jahreskreis
Mit Gott im Gepäck
Lesejahr B
Beitrag zum Evangelium

Einführung


Vieles ist in Bewegung in der Kirche unserer Tage. Gemeinden leiden unter Schwund, Bischöfe streiten sich, neue Pastoralkonzepte werden fieberhaft entworfen, alte Strukturen tragen nicht mehr, neue Formen des Kirche-seins sind noch nicht in Sicht. Es ist wie auf einer Baustelle, auf der man noch nicht sieht, was alles einmal werden soll.
Heute wollen wir nachfragen: Was braucht es eigentlich grundlegend, um die heilsame Botschaft Jesu zu den Menschen zu tragen? Dabei schauen wir auf die Aussendung der Jünger damals und auf unseren Auftrag heute.
Halten wir einen Moment inne. Stellen wir uns in die Gegenwart dessen, der uns in seine Nachfolge ruft.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du rufst uns, dir zu folgen.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du machst uns zu Zeuginnen und Zeugen deiner frohen
Botschaft.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du sendest uns aus zu heilen und zu trösten.
Herr, erbarme dich.
oder
GL 163/7 »Herr Jesus, du rufst die Menschen«

Gebet
Jesus Christus,
Bruder und Menschenfreund,
du hast Verzagte aufgerichtet,
Traurige getröstet,
Leidende geheilt,
Ausgestoßene in die Mitte gestellt.
Heute lädst du uns ein,
in deinem Namen zu wirken.
Rüste uns aus
mit Mut, Hoffnung und Liebe,
damit wir anderen heilsam begegnen,
ihre Angst lindern
und Frieden stiften in ihren Herzen.
Darum bitten wir dich
heute, morgen und an jedem Tag.
Amen.

Tagesgebet
Messbuch – 15. Sonntag im Jahreskreis

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 456 »Herr, du bist mein Leben« oder
GL 852 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Aus den Dörfern und aus Städten«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 446 »Lass uns in deinem Namen, Herr« und GL 175/2 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 146 »Du rufst uns, Herr, an deinen Tisch«
Gesang zur Kommunion
GL 458 »Selig seid ihr«
Segenslied
GL 451 »Komm, Herr, segne uns«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mk 6,7–13 (Evangelium)

Das Evangelium birgt eine große Zumutung. Jesus fordert die Jünger auf, alles Materielle zurückzulassen, wenn sie in seinem Namen zu den Menschen aufbrechen. Gleichzeitig – und das übersehen wir oft – gibt er ihnen eine »Ausrüstung« mit auf den Weg: Gemeinschaft, Vollmacht und Gottvertrauen. Die innere Bereitschaft, sich auf ein Wagnis mit Gott einzulassen, führt zum Erfolg ihrer Mission.

Für mich wurde in der Corona-Pandemie eine ähnliche Bewegung sichtbar. Bisherige Sicherheiten brachen weg. Strukturen, auf die wir uns so oft verlassen, trugen plötzlich nicht mehr. Wir wurden zu Künstler*innen der Improvisation. Ich meine: In dieser Erfahrung liegt eine große Chance, gerade in einer festgefügten Kirche wie der unseren. Wir können neu fragen, welche Gemeinschaft uns trägt, welche Vollmacht uns Gott zutraut, wie viel Gottvertrauen wir im Gepäck haben. Dies reformiert unsere Kirche von innen.

Der Rahmen der Predigt ist einem bekannten Motiv entnommen: dem Packen für den Urlaub. Gerade in einem Jahr, in dem Urlaub so lange nicht möglich war, kann die Vorstellung des Kofferpackens eine Sehnsucht ansprechen und dabei Tieferliegendes aufzeigen.

Predigt

»Ich packe meinen Koffer …«

Vielleicht kennen Sie die Szene: Abfahrt in den Urlaub. Der Mann packt das Auto. Unüberschaubare Berge von Koffern und Taschen stapeln sich. Die Frau bringt immer neue Kisten daher. Auch das Kind hat seine Wünsche und bringt die Spielsachen, die unbedingt mitmüssen. In einer logistischen Meisterleistung verschwindet alles, auf den Millimeter sorgsam eingepasst, im Kofferraum. Dann steigen endlich alle ein – mit dem Gefühl, dass das Gepäck sicherlich für ein Jahr Weltreise ausreichen müsste …

Sie schmunzeln. Ja, wenn der Urlaub hoffentlich bald losgeht, werden viele von uns wie immer viel zu viel einpacken, damit am Urlaubsort ja nichts fehlt für das eigene Wohlbehagen. Und wer kann es uns schon verdenken nach so vielen verschobenen Reisen, nach so vielen Wochen des Lockdowns …

Reise ohne Gepäck

Ich stelle mir vor, dass es den Jüngern im heutigen Evangelium gar nicht so viel anders geht. Auch sie planen eine große Reise. Was sollen sie mitnehmen, wenn sie jetzt in die Fußstapfen Jesu treten und in die Fremde ziehen? Ich vermute, auch ihnen fällt einiges ein, was sie gerne für die beschwerliche Reise einpacken möchten. Doch Jesus nimmt ihnen die Qual der Wahl ungefragt aus der Hand. Und er sagt ihnen, was sie alles nicht brauchen: Kein Brot, keine Tasche mit Vorräten, kein Geld, keine zusätzliche Kleidung, kein festes Schuhwerk, eigentlich überhaupt nichts, was irgendwie weiterhelfen könnte.

Unzumutbar klingt das in unseren Ohren. Doch es ist interessant, dass wir vor allem hören, was Jesus verbietet. Das dringt am ehesten an unser Ohr. Aber vermutlich ist das andere sogar wichtiger: Was gibt Jesus seinen Jüngern eigentlich mit auf ihre Reise, womit rüstet er sie aus?

Jesu Zurüstung

Das Erste, was mir auffällt, ist das Prinzip Zweisamkeit. Niemand soll alleine sein, wenn er in die Fremde zieht. Jesus weiß: Gemeinsam geht alles leichter, gemeinsam kann man sich Mut zusprechen, einander korrigieren, Schwierigkeiten solidarisch miteinander aushalten. Das also gehört zum Grundgepäck bei den Jüngern: ein Freund für alles, was kommt!

Das Zweite, was Jesus mitgibt, ist die Vollmacht, unreine Geister auszutreiben. Vollmacht – was für ein Wort! Da geht es nicht um ein paar abgezählte Handlungsbefugnisse, um ein wenig Delegation. Nein, die Jünger haben ab jetzt vollen Anteil an der Wirkmacht Jesu und können Menschen heilen in seinem Namen. Was ist das doch für ein Zutrauen, das Jesus seinen Jüngern ohne Vorbehalte schenkt und ihnen auf den Weg mitgibt!

Das Dritte, das Jesus den Jünger vermittelt, ist Gottvertrauen. Denn das braucht es, wenn man so ohne Schutz loszieht. Jesus weiß, dass sein Auftrag nur gelingt, wenn Menschen Gott ihr Leben zur Verfügung stellen, ohne Netz und doppelten Boden. Die Jünger müssen losgehen und wissen nicht, wo sie landen. Sie sind angewiesen auf Gott und die Menschen. Sie lernen, was es heißt, jemanden zu brauchen und zu vertrauen, dass alles sich gut fügen wird. Ich glaube, gerade diese innere Haltung befähigt sie letztlich, heilsam zu sein.
Und so ist das Resümee der Jünger-Reise ohne Makel. Sie sind nicht gescheitert an der Zumutung ihres Auftrags, im Gegenteil: Sie kommen an bei den Menschen. Sie sind glaubwürdig. Sie stiften Hoffnung. Sie heilen, was verwundet ist. Sie vertreiben das Böse aus den Herzen der Menschen und pflanzen in sie Gottes Liebeskraft.

Unsere Besitzstände


Und wir? Was haben wir im Gepäck, wenn wir Jesus nachfolgen, wir ganz persönlich und unsere Kirche als Ganze? Oft viel zu viel, möchte ich spontan sagen. Wir gehen lieber auf Nummer sicher. Wir treffen Vorsorge. Wir verwalten unsere Reichtümer. Wir halten uns fest an Strukturen und Plänen. Auch ich tue das und bin zugegebenermaßen froh an einer Kirche, die für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut sorgt.

Doch spätestens seit der Corona-Pandemie steht vieles neu infrage. Wie flexibel bleiben wir trotz unserer vermeintlichen »Besitzstände«? Woran hängen wir unser Herz? Wie offen sind wir für Gott und seinen Weg der Überraschungen? Oder was behindert immer wieder unsere innere Freiheit und unseren Mut, ganz neu zu denken, zu handeln und zu lieben?

Im Rückblick auf die vergangenen Monate wird mir deutlich, dass einiges aus dem Evangelium auch an uns geschehen ist. Gott hat uns viel zugemutet. Wie vieles mussten wir loslassen! Und doch scheint mir, dass wir das Eigentliche, das wirklich Notwendige immer wieder überraschend geschenkt bekommen haben.

Unsere Ausrüstung

Da war zum einen eine neue Solidarität spürbar, die in der Krise entstand. Viele waren kreativ, damit niemand sich alleine fühlen musste. Neue Formen des Miteinanders sind an vielen Orten trotz verordneter Distanz entstanden. Spüren wir die Gemeinschaft immer noch in unseren Gemeinden? Sind wir füreinander da, wenn es draufankommt?

Und vielleicht entstand auch bei uns das Gefühl, dass Gottes heilsame Wirkmacht sich plötzlich ganz neue Wege zu den Menschen sucht. Gott ist gegenwärtig, wo immer Menschen einander Trost spenden, füreinander sorgen, miteinander auf Gottes Wort hören, Brot teilen, den Glauben an Gottes Licht im Dunkel hochhalten. Wie gut, wenn wir spüren, dass Gott auf uns setzt und uns diesen Dienst zutraut, jenseits aller amtlichen Festlegungen, uns allen, die seinen Namen tragen, Frauen wie Männern!

Damit einher geht das Dritte: Gottvertrauen. Möge es uns ins Herz geschrieben sein! Mögen wir vertrauen auf Gottes Hilfe gerade dort, wo wir uns menschlich gar nicht absichern können. Vertrauen, dass es gut ausgeht, was immer wir gerade erleben in der Welt, in unserer Kirche, aber auch in unserem persönlichen Leben. Mit diesem tiefen inneren Vertrauen zugerüstet, können wir für andere Menschen heilsam sein.

Mit Gott im Gepäck

Was haben wir im Gepäck? Diese Frage kann uns weiterhin begleiten auf den Wegen, die wir gehen. Durch die Corona-Pandemie, bis sie ausgestanden ist. In unserer Kirche, die gerade gerüttelt und geschüttelt wird. Oder in unserem persönlichen Leben, das die Höhen und die Tiefen gut kennt. Und es ist deutlich: Letztlich wichtig ist einzig, dass wir Gott in uns tragen. Dass nichts so wichtig ist, dass wir ihn aus den Augen verlieren, ihn, der uns durch alle Notlagen, durch alle Überraschungen und Zumutungen hindurch behütet und bewahrt. Nehmen wir ihn im Herzen mit, wohin immer uns zukünftige Urlaubs- oder Lebensreisen führen!

Fürbitten
Jesus Christus, du sendest uns aus, um Menschen zu stärken, zu trösten und zu heilen. Heute bitten wir dich:

- Gib uns Mut, dass wir als Gemeinden falsche Sicherheiten aufgeben, um den Menschen, die uns brauchen, nahe zu sein.
(Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
- Lass unsere Kirche festgefahrene Strukturen überwinden, um glaubwürdig Antwort zu geben auf die wirklich wichtigen Fragen unserer Zeit.
- Bestärke alle, die sich in deinen besonderen Dienst stellen, indem sie kranke, behinderte und alte Menschen pflegen oder Sterbenden beistehen.
- Hilf uns, in dieser Pandemie durch unser Gottvertrauen zu einem Klima der Hoffnung, Geduld und Großherzigkeit beizutragen.
- Lass jeden Menschen heilsame Begegnungen erfahren in seinen Ängsten, Sorgen und Verwundungen.

Jesus Christus, du gehst alle Wege mit uns. Lass uns auf dich vertrauen, darum bitten wir dich heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Claudia Schmidt

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