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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Ostersonntag
Ermutigung in Krisen
Lesejahr A – B – C
Beitrag I zum Evangelium

Einführung

»Der Herr ist auferstanden!« – so lautet ein frühchristlicher Ruf. Mit ihm bekannten sich die Christen der Urgemeinde zu ihrem Glauben.
»Gott hat Jesus von den Toten auferweckt!« – Dieser Ruf markiert ein ungeheures Geschehen, denn: Trauer wandelt sich in Freude. Der Gekreuzigte zeigt sich als Lebendiger. Die Jüngerinnen und Jünger werden von Hoffnung erfasst und tragen ihre Freude über die Auferstehung Jesu in die Welt hinaus.
Hören wir die frohe Botschaft und lassen wir uns selber von Freude ergreifen.

Kyrie-Ruf

Jesus Christus, der Tod ist für dich nicht das Ende. Gott hat dich zu neuem Leben erweckt.
Herr, erbarme dich.
Jesus Christus, du erscheinst den Menschen, die dir nachgefolgt sind. Wo sie zunächst nur den Erniedrigten sahen, erkennen sie nun den Erhöhten.
Christus, erbarme dich.
Jesus Christus, deine Auferstehung bringt Licht in unser Leben, in unsereÄngste und Krisen.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Gott,
du schenkst und ermöglichst Leben. Das zeigst du uns besonders an Ostern. Dein Sohn Jesus Christus ist gestorben und begraben worden. Am dritten Tag aber ist er auferstanden. Du hast ihn zu neuem Leben erweckt.
Wecke auch in uns das Leben – jetzt schon in dieser Erdenzeit und später, wenn auch wir vom Tod auferstehen zu neuem Leben bei dir.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 322 »Halleluja, ihr Christen singet hocherfreut«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 329 »Das ist der Tag, den Gott gemacht« oder
GL 323 »Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt« und
GL 312/9 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 325 »Bleibe bei uns, du Wandrer durch die Zeit«
Gesang zur Kommunion
GL 336 »Jesus lebt, mit ihm auch ich«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 328 »Gelobt sei Gott im höchsten Thron« oder
GL 797 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Christus ist erstanden«

Vorüberlegungen

Zum Text: Joh 20,1–9 (Evangelium)


Der Ausschnitt Joh 20,1–9 ist nur ein Teil der Osterereignisse. In den genannten Versen ist noch gar nicht von der Auferweckung Jesu die Rede.

Es gibt nur Andeutungen und Hinweise. Joh 20,9 spricht davon, dass die Jünger noch nicht verstanden hatten. Ihnen fehlten u. a. Bezüge aus den Schriften des Alten Testaments.

Die Predigt will dem allmählichen Verstehen der Jüngerinnen und Jünger anhand der drei Personen Maria Magdalena, Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, nachgehen. Die Krise der Gefährten Jesu nach dessen Tod beleuchtet dabei die Krise, die wir im vergangenen Jahr durch die Corona-Pandemie erlebt haben. Der Weg der Jünger führte zur Sammlung und neuer Hoffnung. Ihr österliches Beispiel kann Hoffnung in uns und für uns wecken.

Predigt

Krisenerfahrungen heute

Wer hatte es in den letzten Wochen und Monaten nicht mal so richtig satt: Einschränkungen, Lockdown, reduzierte Kontakte, Angst vor wirtschaftlichen Folgen … Vor einem Jahr hat es angefangen. Vor einem Jahr haben wir kirchlich eines der seltsamsten Osterfeste gefeiert. Nur fünf Personen in der Kirche, Gottesdienste gestreamt, möglichst kein Kontakt.

Solche Zeiten prägen sich ins Gedächtnis ein. Sie gelten als Krise. Typisch für Krisen ist, dass Gewissheit der Ungewissheit weicht. Eingeübte Routinen und berechenbarer Alltag brechen weg. Im besseren Fall beginnen Suchbewegungen nach Lösungen, um möglichst bald die Krise hinter sich zu lassen. Im schlechteren Fall kommt es zum Stillstand, zur Schockstarre, zu Rückzug und Depression. Jede und jeder von uns war in den letzten Monaten auf die eine oder andere Weise betroffen.

Auch wenn wir alle im vergangenen Jahr unsere Erfahrungen mit Krisen gemacht haben: Wir sind nicht die einzigen mit solchen Erlebnissen. Was wir als Nation, ja, als globales Szenario erlebt haben, erfuhren auch die Jüngerinnen und Jünger Jesu: Eine Krise als Wendepunkt.

Der Tod Jesu als Krise Der Tod Jesu war eine solche Krise. Hoffnungen zerbrachen. Der gewaltsame Tod am Kreuz war für die Jüngerinnen und Jünger schrecklich anzusehen und schwierig hinzunehmen. Es schmerzte, den Freund und Rabbi verloren zu haben. Trauer und Hoffnungslosigkeit durchdrangen die Jüngerschaft. Fragen stellten sich: Waren sie, die Jüngerinnen und Jünger, bisher auf dem falschen Weg gewesen? War die Macht und Kraft Jesu, die sie gespürt hatten, nur eine Episode, eine Illusion, ein Irrtum? Hatten sie als Nachfolgende ihr früheres Leben umsonst aufgegeben?

Im heutigen Evangelium erleben wir die Anhängerinnen und Anhänger Jesu mitten in der Krise. Uns kommt zugute, dass wir wissen, wie die Ereignisse weitergehen. Wir kennen die weitere Entwicklung. Wir sind sozusagen in der Rolle des übermächtigen Erzählers, der zurückschaut und schon weiß, wohin das alles führt. Die Jüngerinnen und Jünger wissen es noch nicht. Was erleben und erfahren sie?

Situation der Anhänger Jesu

Das Evangelium nennt uns drei Personen, die die Krise durchleben. Es sind Maria Magdalena, der Jünger, den Jesus liebte, und Petrus. Wir dürfen annehmen, dass alle drei von den Ereignissen der letzten Tage mitgenommen und erschüttert sind. Alle drei gehörten schon länger zur Gefolgschaft Jesu, kannten ihn gut, hatten für ihn ihr Leben verändert. Sie haben in Jesus ihren Bruder und Meister gesehen.

Petrus, der frühe Weggefährte

Petrus gehörte zu den ersten Jüngern, die Jesus berief. Er verließ seinen Alltag als Fischer, um Jesus nachzufolgen. Er erkannte in Jesus den Christus/den Messias. Am Tag der Verhaftung Jesu aber verließ ihn der Mut. Er ließ sich von seiner Angst leiten und verleugnete Jesus dreimal: »Nein, ich kenne ihn nicht.«

Der »Jünger, den Jesus liebte«

Die zweite Person, die im heutigen Evangelium eine Rolle spielt, ist der Jünger, den Jesus liebte. An fünf Stellen im Johannes-Evangelium wird dieser anonyme Jünger erwähnt. Sein Name wird nie genannt, aber es gab natürlich trotzdem Versuche, ihn zu identifizieren. Man setzte ihn mit dem Evangelisten Johannes gleich, und von da war es nicht weit, ihn mit dem Apostel Johannes aus dem Zwölferkreis gleichzusetzen. Damit würde er ebenfalls zum Kreis der Erstberufenen gehören.

Es gibt aber auch die Theorie, dass wir es hier mit einem Vertreter der johanneischen Gemeinde zu tun haben, also der Gemeinde, für die der Evangelist Johannes geschrieben hat. Auffällig ist, dass der Lieblingsjünger mehrfach in Konkurrenz zu Petrus zu stehen scheint. So auch hier beim sogenannten »Wettlauf« zum Grab Jesu. Das würde darauf hinweisen, dass es unter den Urchristen konkurrierende Gruppen und Deutungen gab.

Maria Magdalena als Auferstehungszeugin

Dann ist da noch Maria Magdalena. In dem Abschnitt, den wir heute als Evangelium gehört haben, spielt sie nur eine kleine Rolle. Sie kommt zum Grab, sieht, dass es offen und der Leichnam Jesu weg ist. Schnell läuft sie zurück und informiert die Jünger.

Wenn man diese Szene liest, kann man Maria Magdalenas Rolle leicht als unwichtig übergehen. Interessant wird ihr Part, wenn man weiß, dass Maria Magdalena in allen vier Evangelien die Entdeckerin des leeren Grabes ist, in den anderen Evangelien zusammen mit anderen Frauen. Um Jesus einen letzten Dienst zu erweisen und ihn zu salben, brach Maria Magdalena noch in der Dunkelheit auf und ging zum Grab. So wurde sie nach übereinstimmender Überlieferung zur Auferstehungszeugin.

Und wer beim Evangelisten Johannes weiterliest, findet sie herausgehoben genau in dieser Rolle im Gespräch mit dem Auferstandenen.

Verstehen stellt sich erst allmählich ein

Maria Magdalena, Petrus und der Jünger, den Jesus liebte, verstehen die Ereignisse nicht sofort. Sie bemerken Anzeichen, wissen sie aber nur bedingt zu deuten. Sie sahen: Das Grab ist offen. Der Stein ist weggerollt. Im Grab liegen Leinenbinden und Schweißtuch geordnet auf ihrem Platz. Alle Zeichen sprechen für göttliches Handeln. Doch es gibt keine Gewissheit. Die Krise ist noch nicht vorüber.

Maria Magdalena begegnet wie gesagt, unmittelbar nachdem die Männer wieder weggegangen sind, dem Auferstandenen. Für sie ist es die Begegnung mit dem verwandelten Jesus, die sie sehen und verstehen lässt. Mit dem Auftrag der Verkündigung entlässt sie der Auferstandene: »Geh zu meinen Brüdern und sag es ihnen!«
Simon Petrus und den Jünger, den Jesus liebte, finden wir kurze Zeit später in Galiläa wieder. Es sieht nach einer Rückkehr in das alte Leben als Fischer aus. Offensichtlich war das leere Grab nur ein Wegweiser, brachte aber keine abschließende Erkenntnis, was geschehen war. Wegweisend wird die Begegnung mit dem Auferstandenen, aber auch ein vertieftes Nachdenken über die Worte und das Leben Jesu. Dazu gehört auch, dass die Jünger Bezüge zum Alten Testament herstellen. Unser Evangelium deutete es im letzten Satz an. – Erst dann reift in den Männern und Frauen, die Jesus nachfolgten, die neue Sicht: Jesus Christus lebt, er ist auferstanden!

In Krisen den Neuanfang entdecken

Gott verwandelt mit der Auferweckung Jesu die Trauer der Jünger in Freude. Aus einem offensichtlichen Ende wird ein Anfang. Als heute Glaubende stehen wir auf diesem Grund. Neben der großartigen Botschaft, dass Jesus lebt, steckt darin auch eine wunderbare Ermutigung, dass in einer Krise auch ein Neuanfang stecken kann. Gott geht dabei ungewöhnliche Wege mit den Menschen.

Krisen erwischen uns Menschen eigentlich immer auf dem falschen Fuß. Wir haben nicht vorausgesehen, was kommt. Ostern lehrt uns Hoffnung und zeigt, dass es immer Grund für Zuversicht gibt. Das soll keine naive Vertröstung sein, aber es kann das Grundvertrauen in uns stärken, dass wir mit Gottes Hilfe neue Wege finden und gehen können.

Schritte auf dem Weg zu einem Neubeginn

Veränderung gehört allerdings dazu. Das erfuhren auch die Männer und Frauen, die Jesus nachfolgten. Nach Jesu Tod und Auferweckung waren sie anders unterwegs als zuvor. Sie spürten aber auch, dass es wichtig war, zusammenzubleiben. Es war nötig, dass sie ihre Erfahrungen zusammenlegten. Daraus entstand ein neues Bild dessen, was geschehen war. Über die gemeinsame Erfahrung der Auferstehung sprachen sie in der Folge in sehr ähnlichen Worten und mit großer Überzeugung. Die Worte »Er ist auferstanden, Gott hat Jesus von den Toten auferweckt!« wurden zum Bekenntnisruf und zur Basis einer neuen Hoffnung und Bewegung. Einer Bewegung, die bis zu uns heute reicht.

Ostererfahrungen für uns heute

Krisen zeigen uns, wo unsere Grenzen liegen und wo Überforderung beginnt. Wir können aber von unseren christlichen Vorgängern lernen, nicht mit Panik oder Flucht zu reagieren. Was sie erlebt haben, ermutigt zu Vertrauen, zum Zusammenbleiben und zur Suche nach neuen Perspektiven.

Krisen sind ein subversiver Mix aus Schwierigkeiten, Angst und dem Gefühl, nichts ändern zu können, also ausgeliefert zu sein. Die Ostererfahrung der Jüngerinnen und Jünger zeigt: Wo wir ein Ende sehen, muss kein Ende sein. Was wir als Krise erleben, kann ein Umbruch und Neuanfang sein. Wichtig ist dabei, den Kontakt untereinander und zu Gott nicht zu verlieren. Gemeinschaft stärkt, Hoffnung stärkt. Wirklichkeit wandelt sich, eine neue Sicht wird möglich.

Treten wir in den Lichtstrahl von Ostern und lassen wir uns ermutigen durch das Wissen: Das Leben siegt über den Tod.

Fürbitten

Leben spendender Gott, die ersten Christinnen und Christen sind für uns Zeugen der Auferstehung geworden. Ihrem Wort und ihrer Verkündung folgen wir, wenn wir bekennen: »Jesus ist nicht tot, er ist auferstanden«. Dich bitten wir:

- Wandle Dunkelheit in Licht, wo Menschen an ihre Grenzen kommen, wo sie Einsamkeit und Leid nicht mehr ertragen können.
Du Schöpfer der Welt:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
- Wandle Angst in Zuversicht, wo Menschen um Kranke bangen und Pflegende an ihre Grenzen kommen. Du Tröster der Menschen:
- Wandle Nichtwissen in Wissen, wo nach Medikamenten geforscht, wo Wege gesucht werden, um Krankheiten zu beherrschen. Du Geist der Weisheit:
- Wandle bedrückende Unberechenbarkeit in bewältigbare Situationen, wo Menschen mit Notfällen, Katastrophen oder Krisen konfrontiert sind. Du Zuflucht der Bedrängten:
- Wandle Tod in Leben, wo Menschen aus Angst verstummt sind, wo Gewalt regiert, wo Schwächere unterdrückt werden.
Du Licht der Welt:
- Wandle forschendes Suchen in Glauben und Vertrauen, wo Menschen ihren Weg mit dir, Gott, gehen wollen. Du Herr des Himmels und der Erde:

Guter Gott, lass uns glauben wie die ersten Jüngerinnen und Jünger. Wecke in uns Lebendigkeit und Hoffnung. Lass uns aufstehen zu neuem Leben – heute und am Ende unserer Tage. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.

Beatrice Dörner

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