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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Zweiter Fastensonntag
Glaube – Gewissheit und Zumutung
Lesejahr B
Beitrag zum Evangelium

Einführung


Manchmal ärgere ich mich, dass ich in einer bestimmten Situation kein Foto gemacht, keine Gedanken aufgeschrieben, kein Video aufgenommen habe. In ganz besonderen Begegnungen und Augenblicken, die so nicht wiederkehren. Ich habe dann Sorge, dass die Erinnerung daran verblasst und mir dieses Erlebnis entschwindet. Aber selbst Bild- und Tonaufnahmen können die Bedeutung eines Augenblicks nicht immer festhalten. Andererseits kann ein Gefühl, eine Einsicht tief im Herzen bleiben, sodass ich doch festhalte, was mir in diesem Augenblick so kostbar war.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus, uns manchmal so nahe und dann wieder entschwunden.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, dein Wort oft so klar und dann wieder nur schwer zu erfassen.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus, unsere Gewissheit immer wieder so stark und doch nicht zum Festhalten.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Messbuch – Zweiter Fastensonntag oder Tagesgebete zur Auswahl Nr. 12

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 272 »Zeige uns, Herr, deine Allmacht und Güte« (3. Strophe!) oder
GL 615 »Du Licht des Himmels, großer Gott« (nur morgens!)
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 455 »Alles meinem Gott zu Ehren« (Strophen 2 und 4) oder
GL 842 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Wie mein Gott will, bin ich bereit« und
GL 584,9 »Lob dir, Christus, König und Erlöser«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 474 »Wenn wir das Leben teilen wie das täglich Brot«
Gesang zur Kommunion
GL 461 »Mir nach, spricht Christus, unser Held«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 363 »Herr, nimm auch uns zum Tabor mit«
GL 446 »Lass uns in deinem Namen, Herr«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mk 9,2–10 (Evangelium)

In der Erzählung von der Verklärung auf dem Berg verdichten sich die Erfahrungen, die die Jünger mit Jesus von Nazaret gemacht haben. Hier leuchtet ihre Glaubenserkenntnis auf, dass Jesus der Sohn Gottes und der verheißene Messias ist und sein Wirken deshalb endzeitgeschichtliche Bedeutung hat.

Zugleich erzählt diese Perikope von der Zumutung dieses Glaubens. Er muss sich im Hinabsteigen zum Leidensweg Jesu bewähren, wohin die Jünger sich nun aufmachen. Für unseren Glauben und seine Botschaft gilt: Er ist eine Zumutung im Blick auf die Wirklichkeit, in der wir leben.Im doppelten Sinn: Er ist herausgefordert durch das Leid und Unheil dieser Welt und er mutet uns zu, gerade in diesen Situationen auf die Nähe und die Kraft Gottes zu vertrauen.

Predigt

»Amoi seg ma uns wieder« – die Verheißung unseres Glaubens

»Amoi seg ma uns wieder. Amoi schau i a von obm zua.« Manch einer kennt diese Zeilen. Und die Melodie dazu. Der Schlagersänger Andreas Gabalier hat das Lied 2009 veröffentlicht. Es ist seinem verstorbenen Vater und seiner verstorbenen jüngeren Schwester gewidmet. Es ist einer dieser Songs aus der Volksmusik, die immer wieder auf Trauerfeiern erklingen. Wegen des Textes, der Geschichte dahinter, weil es so emotional ist, wählen es Angehörige aus. Man mag es mögen oder nicht – diese Menschen bringen dadurch ihre Sehnsucht, ihre Hoffnung, ihren Glauben zum Ausdruck. So wie unsere Trauerliturgie, wenn es in den Fürbitten heißt: »Tröste die trauernden Angehörigen durch die Hoffnung auf ein Wiedersehen in deinem Reich.« Das ist die Verheißung unseres Glaubens, die auch in vielen Gedichten und Liedern außerhalb unserer liturgischen Texte zum Ausdruck kommt.

Eine Zumutung …

Für mich sind solche Hoffnungsbilder des Glaubens immer wieder auch eine Zumutung. Ein neues Leben – wo wir miterleben mussten, wie dieses alte unter Schmerzen zu Ende gegangen ist. Ewige Freude – wo die Angehörigen gerade von ihrer Trauer zerrissen werden. Ein Wiedersehen in deinem Reich – während mein Blick vor der Schließung des Sarges zum letzten Mal auf das Gesicht des Toten fällt. Ebenso erfahre ich andere Botschaften des Glaubens nicht nur als Zuspruch und Ermutigung, sondern auch als Zumutung und Herausforderung. Wenn ich von Jesus, dem Heiland, spreche, während ich am Bett eines unheilbar kranken Menschen stehe. Wenn wir in der Messe beten: »Dieses Opfer unserer Versöhnung bringe der ganzen Welt Frieden und Heil« und ich all die Situationen von Krieg und Terror weltweit vor Augen habe. Wenn wir von Gottes guter Schöpfung singen und ich von Katastrophen höre, die sich ereignen oder die wir Menschen heraufbeschwören. (Hier können auch konkrete aktuelle Ereignisse erwähnt werden.)

… auch für die Jünger Jesu

Ich denke, selbst die Jünger, die damals mit Jesus unterwegs waren, sind um diese Zumutung nicht herumgekommen. Das heutige Evangelium gibt, eher indirekt, ein Zeugnis davon. Sie erleben auf dem Berg der Verklärung einen Moment großer Gewissheit. Wie gerne würden sie ihn festhalten. Doch sie müssen wieder hinabsteigen von diesem Berg. Wohin, das deutet das Wort Jesu an, wenn er ihnen gebietet, nichts zu erzählen, »bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei«. Wohin, das können wir zudem lesen, wenn wir die weiteren Kapitel bei Markus aufschlagen. Der weitere Weg mit Jesus führt nach Jerusalem, in den Hof des Pilatus, nach Golgota, ans Kreuz. Auf diesem Weg erleben die Jünger Misserfolg und Streitereien untereinander und die Konflikte mit den Gegnern Jesu. Die Zeit der Wunder und Heilungen liegt schon hinter ihnen. Ihr Glaube an Gott und seinen Messias, der so machtvolle Zeichen gewirkt hat, wird durch das Schicksal Jesu auf die Probe gestellt.

Die Glaubensgewissheit bleibt …

Aber diese Erfahrung auf dem Berg bleibt ihnen. In dieser Erzählung verdichtet sich womöglich all das, was sie mit Jesus an Hoffnungsvollem erlebt haben. Vor allem ihre Glaubenserkenntnis. Ihnen ist klargeworden: In Jesus berührt Gott selbst die Menschen. Er hat zu ihnen gesagt: »Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.« Diese Gewissheit war wohl immer wieder ganz klar. Und erfahrbar in dem, was Jesus gesagt und gewirkt hat. Wie Menschen heil werden, wie Versöhnung geht, wie Frieden möglich wird, wie die Schöpfung aufatmen kann, wie Gott ihnen nahe ist, das haben sie ja nicht nur gehört. Das haben sie erlebt. Darin sind wir heute den Jüngern damals sehr nahe. Wir kennen, so hoffe ich, solch lichte Momente großer Glaubensgewissheit. Das kann im Gebet sein, im Erleben der Glaubensgemeinschaft bei Veranstaltungen und Gottesdiensten, aber auch im Nachdenken über unseren Glauben. Zeiten, in denen mir Gott ganz nahe ist und in denen ich den Verheißungen des Glaubens ganz vertraue. Momente, in denen ich die heilsame und stärkende Kraft des Glaubens erfahre und seine Verheißungen sich als wahr erweisen. Wir spüren aber ebenso, was der Glaube uns zumutet. Dort noch zu hoffen, wo für andere alles aus ist. Auf Gottes Nähe zu vertrauen, wo Leid und Elend ihn in Frage stellen. Die Vision einer erneuerten Welt nicht aufzugeben, wo von Menschen gemachtes Unheil und das Böse dieser Welt so dagegensprechen. Also die Herrlichkeit Jesu Christi und seine Gegenwart in den Niederungen des Lebens nicht zu verlieren und zu vergessen.

… und kann bezeugt werden

Während sie den Berg hinabstiegen, fragten die Jünger »einander, was das sei: von den Toten auferstehen«. Das ist die zweite Zumutung des Glaubens. Nicht nur, dass er gegen manche Kraft des Faktischen und gegen die Widrigkeiten der Welt bestehen muss. Sondern auch, dass er nicht gar so leicht zu ergründen und zu vermitteln ist. Das habe ich einmal gespürt, als ich nach der Beerdigung eines jungen Menschen gefragt wurde: Glauben Sie das wirklich, dass wir uns nach dem Tod wiedersehen? Mein Versuch, darauf dann eine theologische Antwort zu geben, war das eine. Das andere war, von meiner persönlichen Überzeugung tief im Herzen Zeugnis zu geben. Von meiner Hoffnung, dass der, der uns ins Leben gerufen hat, dieses Leben und seine Beziehungen in seine Ewigkeit hinein retten wird. Auferstehung sagen wir, weil durch Jesu Auferstehung Gott mitten in unserer Geschichte diese Hoffnung begründet hat. Oder eben: »Amoi seg ma uns wieder«. Eine Sehnsucht von vielen. Eine Zumutung, ja auch. Eine begründete Hoffnung dennoch für mich als Christ. Aber vor allem ein Trost, der sogar den Augenblick am Grabe in ein helles Licht hüllen und zu einem Moment der Verklärung machen kann.

Fürbitten
Herr Jesus Christus, auch wir sagen: Es ist gut, dass wir hier sind.Und denken zugleich an die vielen, die deiner Nähe und Hilfe bedürfen. Wir bitten:

- Für alle, die auf Friedhöfen und an Gräbern von der Auferstehung predigen. – Stille – Herr Jesus Christus:
(Sende dein Licht und deine Wahrheit.2)
- Für alle, die ihre Glaubensüberzeugung im politischen Ringen um gerechte Strukturen und den Schutz des Lebens einbringen. – Stille – Herr Jesus Christus:
- Für alle, die abgestürzt sind in Alkoholismus und andere Süchte, in eine Beziehungskrise, in Netzwerke von Gewalt und Missbrauch. – Stille – Herr Jesus Christus:
- Für alle, die in ihrem Glauben unsicher geworden sind und sich nach Gewissheit sehnen. – Stille – Herr Jesus Christus:
- Für alle, die Sterbende begleiten oder um einen Verstorbenen trauern. – Stille – Herr Jesus Christus:

Herr Jesus Christus, in dieser Stunde fühlen wir uns dir ganz nahe. Das stärkt unseren Glauben und hilft uns, wenn wir hinabsteigen müssen in die Niederungen unserer Welt und unseres Lebens. Wir danken dir und preisen dich heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.

Klaus Kempter

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