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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 2
25. Sonntag im Jahreskreis
Von der Gerechtigkeit und der Ungerechtigkeit Gottes
Lesejahr A
Beitrag zum Evangelium

Einführung


Schauen Sie sich bitte die Menschen an, die rechts und links neben Ihnen sitzen.
Manche kennen Sie vielleicht gut und manche nicht.
Manche sind Ihnen vielleicht sympathischer als andere.
Manche sind vielleicht frömmer, beten mehr oder weniger, sind öfter hier oder seltener.
Bei aller Unterschiedlichkeit. Eines ist uns allen (hoffentlich) gemein: das Vertrauen und der Glaube, dass Gott uns liebt.
Jeden und jede von uns gleich. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
In aller Unterschiedlichkeit.
Und genau in diesem Vertrauen und in diesem Glauben feiern wir jetzt gemeinsam Gottesdienst.

Kyrie-Ruf
Herr, Jesus Christus, du kommst uns entgegen. Immer wieder aufs Neue.
Herr, erbarme dich.
Herr, Jesus Christus, du bist gerecht und gütig. Immer wieder aufs Neue.
Christus, erbarme dich.
Herr, Jesus Christus, du bist jetzt bei uns in Wort und Brot. Immer wieder aufs Neue.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Guter Gott,
du kennst uns und du weißt um uns. Unsere Sehnsucht nach Nähe und Gerechtigkeit. Unser Bedürfnis, wahrgenommen zu werden.
Sei jetzt bei uns. Begleite uns mit deinem Wort und deiner Gegenwart.
In und durch Christus unseren Bruder und Herrn.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 424,1–3 »Wer nur den lieben Gott«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 427,1–2 »Herr, deine Güt ist unbegrenzt« und GL 174/7
»Halleluja«Gesang zur Gabenbereitung
GL 414,1–2.4 »Herr, unser Herr, wie bist du zugegen«
Gesang zum Friedensgruß
GL 472 »Manchmal feiern wir mitten im Tag« oder
GL 861,1–3 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Wo Menschen sich vergessen«
Gesang zur Kommunion
GL 210 »Das Weizenkorn muss sterben«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 452 »Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen« oder
GL 860,1–3 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Vertraut den neuen Wegen«

Vorüberlegungen


Zum Text: Mt 20,1–16a (Evangelium)


Dieses Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg hat einen fahlen Beigeschmack der Ungerechtigkeit. Wie kann es sein, dass alle gleich viel bekommen? Ist das Gottes Gerechtigkeit?

Diese Predigt möchte anfangs diesem fahlen Beigeschmack nachgehen und darin dann auch den Fragen nach der menschlichen und göttlichen Gerechtigkeit, dem menschlichen Neid und der göttlichen Güte.

Sie bespricht das Evangelium dadurch sicherlich weniger exegetisch und mehr auf der emotionalen-psychologischen Ebene.

Darüber hinaus möchte die Predigt aber auch den Rahmen, in den das Gleichnis biblisch eingebettet ist, thematisch einordnen.

Predigt


Die Frage nach der Ungerechtigkeit dieses Evangeliums

Ich möchte gerne ein ehrliches Votum von Ihnen über das eben gehörte Evangelium haben. Wer von Ihnen denkt, dass diese Geschichte, dieses Gleichnis irgendwie etwas Ungerechtes an sich hat? Dass alle gleich viel bekommen? Wenn Sie einer der Arbeiter wären, die den ganzen Tag gearbeitet haben. Wer von Ihnen würde nicht denken, vielleicht sich nicht gleich beschweren, aber zumindest nicht denken, dass das doch ungerecht ist … Ich habe den ganzen Tag gearbeitet und bekomme gleich viel wie der, der nur eine Stunde gearbeitet hat … Genieren Sie sich nicht, heben Sie ruhig die Hand. Keine Angst, ich werde niemanden fragen, ich möchte nur einen Eindruck bekommen. Wer findet, dass an diesem Evangelium irgendwie etwas ungerecht ist?

Die Frage nach Gerechtigkeit und Neid der Menschen

Das Gleichnis stellt mich vor ein Problem – es geht um die Frage nach Gerechtigkeit. Gott ist gerecht. Ich hoffe, das glauben wir alle. Hier hören wir, dass Gottes Gerechtigkeit aber anders ist als die unsere. »Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken.« So haben wir es auch in der Lesung gehört. Aber für mich ist dann die Frage: Was bringt mir denn ein Begriff von einer allgemeinen Gerechtigkeit, der für mich keine Gerechtigkeit mehr ist?

Und das ist die Herausforderung dieses Textes. Die soll er auch sein, eine Herausforderung an unser Gerechtigkeitsdenken. Natürlich ist es irgendwie fair. Die ersten Arbeiter bekommen so viel wie besprochen; aber natürlich ist auch, finde ich, ihre verärgerte Reaktion. Irgendetwas ist hier auch nicht fair.

Irgendwo und irgendwie wird hier unser menschlicher Neid angesprochen. Ich weiß nicht, ob Sie diesen Neid auf Mitmenschen auch kennen, ich in manchen Situationen leider schon. Neid über eine scheinbare Ungerechtigkeit, zum Beispiel in der Schule oder im Studium: Warum hat der gleich gute Noten wie ich, eigentlich kann ich es doch besser und er hatte in der Prüfung nur Glück. Warum bekommt die Arbeit und ich nicht? Oder eben, warum bekomme ich gleich viel Geld, obwohl ich doch mehr gearbeitet habe als der andere neben mir. Diese Vergleiche sind ganz normal und wir sehen das Meiste in unserem Leben immer im Vergleich zu unseren Mitmenschen. Überlegen Sie bitte einmal, wo Sie sich in Ihrem Leben mit anderen vergleichen.

Diese Vergleiche haben ja ihr Gutes. In diesem Vergleichen und Abgleichen können wir darauf achten, dass Dinge gerecht zugehen. Dass Regeln für alle gleich gelten. Aber in diesen Vergleichen kann leider auch leicht Neid aufkommen. Und der Gutsherr in unserem Gleichnis fragt ja auch: »Oder bist du neidisch, weil ich zu anderen gütig bin.«

Die Frage nach Gerechtigkeit und Güte Gottes

Und hier treffen zwei Begriffe aufeinander, die nicht immer vereinbar sind: Gerechtigkeit und Güte. Wie kann man gerecht und gleichzeitig gütig sein? Geht das überhaupt? Lassen Sie mich jetzt etwas sagen, das ich eigentlich nicht sagen sollte: Gott ist, glaube ich, nicht gerecht. Nicht im Ansatz so, wie wir es gerne hätten. Seine Gerechtigkeit lässt sich nämlich nicht vergleichen. Er ist nicht so zu einem Menschen gerecht so wie er zu einem anderen Menschen gerecht ist. Aber er ist zu uns allen gütig. Ob es uns passt oder nicht.

Was wir in unserem Evangelium heute leider nicht hören, ist, wem Jesus dieses Gleichnis erzählt. Den Jüngern nämlich, und vor allem Petrus. Dieser fragt nämlich davor: »Was werden wir dafür bekommen, dass wir alles verlassen haben?« Und dieses Gleichnis gehört noch zu Jesu Antwort. Ihr bekommt das, was euch zusteht, aber viele, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein. Und hier scheinen auch diese zwei Pole auf. Zum einen die Gerechtigkeit: Die Jünger werden ihren Lohn erhalten; und zum anderen die Güte: Nur weil die Jünger bei den ersten Gläubigen sind, heißt es nicht, dass sie auch mehr erhalten als die anderen, die später dazukommen. In der gegenwärtigen Beziehung zu Gott sind alle gleich.

Antwort, Frohbotschaft und Mahnung

Das ist die Frohbotschaft und auch die Mahnung Jesu an Petrus, an seine Jünger und auch an uns heute. Wir brauchen uns keine Sorgen um unseren Lohn zu machen. Den bekommen wir bestimmt, den, der uns versprochen wurde: das Himmelreich. Die Fülle des Lebens. Das ist sicher. Aber diese Sicherheit, die wir dadurch haben, gibt uns kein Recht, Gottes Gerechtigkeit aufzurechnen. Wir können dadurch weder Gott aufrechnen noch unseren Glauben oder den der anderen. Gebet, Glaube, Frommsein, das alles ist nicht zählbar. Zum Glück nicht, sonst wüsste ich nicht, ob wir wirklich einen Lohn erhalten könnten. Wir können tun, was nötig ist. Wir dürfen uns freiwillig in den Dienst nehmen lassen. Gerade weil wir uns um unseren Lohn keine Sorgen mehr machen müssen. Dafür dürfen wir Gott danken, dass seine Gnade und Güte weiterreichen als all unsere Vergleiche und unsere Vorstellungen

»Herr, deine Güt ist unbegrenzt, sie reicht soweit der Himmel glänzt, soweit die Wolken gehen.« Gott sei Dank.

Fürbitten
Wir beten zu Gott, von dessen Güte wir leben. Sie ermutigt uns, zu ihm zu rufen:

- Wir beten für die Kirche, die die Güte Gottes verkündet und aus ihr lebt: Lass sie glaubwürdige Zeugin ihrer Botschaft sein.
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
- Wir bitten für alle, die Gott suchen: Öffne durch Ereignisse und Begegnungen ihr Herz für den Glauben.
- Wir beten für alle Menschen, die immer nur vergleichen. Schenke ihnen Erfahrungen von Güte, Sicherheit und Freimut.
- Wir beten auch für Menschen in schweren Situationen, die sie ohne Hilfe nicht meistern können: Lass sie nicht entmutigen auf ihrer Suche nach Beistand.
- Wir bitten für unsere Toten. Lass sie ruhen in deiner unbegrenzten Güte.

Ewiger Gott, du gehst uns Menschen nach. Du wirbst um uns und kommst uns immer wieder neu entgegen. Erhöre unsere Bitten durch Christus, unsern Bruder und Herrn. Amen.

Wolfgang Metz

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