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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
18. Sonntag im Jahreskreis
Es liegt Neues in der Luft: Der reich gedeckte Tisch
Lesejahr A
Beitrag zum Evangelium

Einführung


Wenn wir uns sonntags als Gemeinde versammeln, ziehen wir uns nicht aus der Welt zurück. Wir kuscheln nicht in einer frommen Nische. Wir bleiben der Welt vielmehr verbunden und besonders den Menschen, die in Not sind und hungern nach Gerechtigkeit und Brot. Mit ihnen sehnen wir uns nach der neuen Welt Gottes, in der der Tisch für alle gedeckt ist. Wir vertrauen, dass Gott diese neue Zeit heraufführt. Und wir stellen uns bereit als seine verlässlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Darum rufen wir zum Herrn und bitten ihn:

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du hast ein Herz für uns Menschen.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du heilst, was in uns krank ist.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du brichst uns das Brot.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Gott, unser Vater,
du bist der Herr unseres Lebens. Du sorgst dich um die Nöte der Menschen.
In deinem Namen sind wir versammelt.
Stille unseren Hunger nach Leben durch deine stärkende Gegenwart.
Und in all unseren Nöten lass uns aufgehoben sein in dir.
So bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 427 »Herr, deine Güt ist unbegrenzt«
Antwort mit Ruf vor dem Evangelium
GL 87 »Aller Augen warten auf dich o Herr« mit Versen aus Psalm 145
und GL 174/3 »Halleluja« mit Vers
Gesang zur Gabenbereitung
GL 470 »Wenn das Brot, das wir teilen«
Gesang zur Kommunion
GL 456 »Herr, du bist mein Leben«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 378 »Brot, das die Hoffnung nährt«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 14,13–21 (Evangelium)

Das Evangelium vom Brotwunder Jesu ist zu lesen auf dem Hintergrund der Speisung der Hundert durch Elischa (2 Kön 4,42–44). Auf diese Weise wird Jesus Christus in seinem Wort und Handeln als der erkennbar, der unser begrenztes, belastetes Leben heilen kann. Er ist der, der das Erbarmen und das Mitleiden Gottes mit seiner Welt zum Ausdruck bringt und seinen unbedingten Willen, eine neue Welt, das Reich der Himmel, heraufzuführen.

Dieses Wunder der Speisung hat einen besonderen Rang im neutestamentlichen Zeugnis: Davon berichten alle vier Evangelien. Die Darstellung ist dabei weit entfernt von Magie; wir erleben kein Schauwunder. Der Evangelist legt vielmehr Wert darauf, die Speisung einzubinden in die Darstellung des heilsamen Wirkens Jesu insgesamt, seiner Predigt und seiner Begegnung mit den Menschen.

Wichtig ist dem Evangelisten Matthäus die Rolle der Jünger: »Gebt ihr ihnen zu essen!« (Mt 14,14). Sie sollen es lernen, ihre Verzagtheit, ihren Kleinglauben und die Enge ihres Blickes zu überwinden und dem heilsamen, wunderbaren Wirken Gottes unter uns Menschen alles zuzutrauen. Sie sollen es lernen, an das »Unglaubliche« zu glauben: an den Sieg der Güte über unsere menschlichen Möglichkeiten und Grenzen hinaus. Und sie sollen selbst auch an einer Heilung dieser Welt mitwirken, indem sie ihre Gaben einbringen.

Predigt

Wie im Märchen?

Manche unter uns reagieren sicher leicht skeptisch, wenn sie heute dieses Evangelium vom wuchtigen Wunder der Brotvermehrung hören. Erinnert das nicht tatsächlich allzu sehr ans märchenhafte »Tischlein-deckdich«? Und wieder stellt sich die peinliche Frage: Hat die Bibel mit dieser prächtigen Wunderwelt uns heute noch etwas zu sagen? Ist das uns heutigen, erwachsenen Gläubigen noch zumutbar?

Unsere Welt – so denken wir doch – ist weitgehend aus anderem Holz geschnitzt! Statt »Tischlein-deck-dich-Wunder«: Klare Rechnung, durchsichtige Kalkulation, hartes tägliches Brot! Statt dem Traum vom Wunder: Ganz nüchterne Zahlen, Bilanzen und Leistungskurven!

Wir werden hier nicht das ganze Problem der biblischen Wundererzählungen behandeln können. Das schaffen wir in einer sonntäglichen Predigt nicht. Aber ich möchte mit Ihnen doch noch einmal ein wenig genauer hinschauen, was das Matthäus-Evangelium uns heute vermitteln will. Ich sehe da eine wichtige Spur.

Der Blick aufs Ganze

Denn wenn ich auf unser heutiges Evangelium schaue, fällt mir auf, dass der Evangelist der Schilderung der Gesamtsituation viel Raum gibt. Da ist von den Menschen die Rede, die Jesus voller Sehnsucht folgen und an seinem Mund hängen. Die darüber alles vergessen, selbst ihren Hunger. Sie sind voller Hoffnung, dass sich die Welt doch endlich verändert, so wie es auch die großen Propheten des Volkes in ihren gewaltigen Hoffnungsbildern gezeichnet haben: dass eine neue Zeit anbricht, eine von Gott erfüllte, segensvolle Zeit. In unserem Evangelium ist aber auch etwas spürbar von den Belastungen, die diese Menschen mit sich tragen, von ihren Krankheiten und Nöten. Und von der mitfühlenden, zugeneigten Wesensart Jesu, dem die sehnsuchtsvollen, bedürftigen Menschen zu Herzen gehen.

Das große Zeichen – Anfang einer neuen Welt


Und inmitten dieser Situation wird das Wunder der Speisung der 5000 Männer nebst Frauen und Kindern geschildert. Auffällig, dass wir da so gar nichts davon hören, wie das Ganze denn eigentlich abgelaufen ist. Ganz sparsam wird das Wundergeschehen selbst dargestellt, auffällig zurückhaltend: Dass die Menschen sich um Jesus versammeln und im Gras lagern; dass sie sich mit ihm verbinden in seinem Blick zum Himmel, im Lobpreis Gottes. Und dass die Jünger Jesu alles zusammentragen, was sie selbst und die Anwesenden gegen den Hunger bei sich haben. Fünf Brote und zwei Fische bringen sie zusammen. Nicht viel – aber doch eben dies.

Zwei Dinge braucht es, sagt das Evangelium also: Sich um Jesus versammeln und sich einbringen mit den eigenen Kräften! Daraus kann ein wahres Fest werden, ein neuer Anfang, ein Mahl der Hoffnung und der Lebensfreude. 5000 Männer erleben es; und die Frauen und Kinder dazu. Anfang einer neuen Welt!

Wie darauf antworten?

Man kann über diese Erzählung nur einfach lächeln und sie als eine nette Märchengeschichte von gestern abtun. Aber man kann sie auch zum Anstoß nehmen, sich selbst auf dieses Hoffnungssignal einzulassen. Man kann der Erfahrung der Jünger und Menschen von damals trauen und sich mit Jesus auf den Weg machen einer neuen, heileren Welt entgegen und dazu auch die eigenen Gaben einbringen, die Talente, die Gott allen anvertraut hat, und sie miteinander teilen. Um dann zu erleben, wie aus dem Wenigen, Geringen und Schwachen mehr wird.

Unsere Gaben einbringen für eine neue Welt


Damals waren es Brote und Fische, die Gaben der Jünger. Heute sind unsere vielfältigen Gaben gefragt: dass wir sie einbringen, dass wir teilen. Ganz gewiss nicht nur die habhaften, materiellen Gaben, die einer menschenfreundlichen Welt dienen.

Wichtig ist für das Leben in unserer Gesellschaft heute besonders auch die Gabe der menschlichen Wertschätzung, der menschlichen Anerkennung, der achtsamen Wahrnehmung des Einzelnen in seiner Würde. Wo sie mir begegnet, macht sie mich reich: Dass da einer mir vertraut; dass einer an mich glaubt; dass einer mich schätzt, obwohl ich doch genau weiß, wie wenig Schätzenswertes an mir ist.

Wichtig und heilsam ist in unserer Zeit und Welt die Gabe, dass einer mich in meinen Fähigkeiten ernst nimmt, dass einer etwas von mir erwartet, dass einer auf mich hofft. Ist das nicht ein wunderbares Brot des Lebens, das wirklich leben und aufleben lässt?

Wirklich nahrhaft ist auch die Gabe des Vergebens; die Gabe der großzügig hingereichten Hand der Versöhnung; die Bereitschaft, mit Geduld und Gelassenheit auf Hass zu antworten!

Und schließlich braucht es auch die Gabe, die Schläge, die das Leben mit sich bringt, und die schmerzlichen Verluste auszuhalten – ohne Verbitterung! Wer diese Gabe einbringt, gibt anderen wirklichen Halt, hilft ihnen, Mut zu fassen – wie ein Fels in der Brandung.

Das sind wahrhaft wichtige Gaben des Lebens, die für unser alltägliches Leben und das Wohl unserer Gesellschaft so nötig sind. Wir können sie einbringen. Und wir werden dann schon erleben, dass damit etwas ganz Neues beginnt: das Wunder eines glücklichen und gesegneten Lebens; das Wunder einer Welt, in der immer mehr Menschen ihre Erfüllung und ihr Glück finden können.

Jetzt – in dieser Feier – beginnen

Wie gesagt: Wir können lächeln über das nette, freundliche Wunder am Rand der judäischen Wüste, als einer Episode aus märchenhafter Vergangenheit. Oder wir können uns auf die Spur Jesu Christi einlassen!

Und das kann jetzt hier in dieser Feier beginnen, zu der der Herr uns geladen hat. Der Tisch ist für uns gedeckt. Hier ist der Ort, an dem die neue Welt Gottes seinen Anfang nimmt, weil Menschen hier in ihrer Hoffnung bestärkt werden, weil sie hier Mut fassen, weil sie hier lernen, mit weitem Herzen zu teilen, weil sie hier die Kraft und den Elan finden, an der neuen Welt Gottes mitzuwirken.

Sind Sie bereit für dieses Festmahl?

Fürbitten
Gott, Vater und Mutter aller Menschen. Du kennst uns. Du siehst uns. Unser Geschick liegt dir am Herzen. So kommen wir zu dir und bitten:

- Für alle Menschen, die am Sinn ihres Lebens zweifeln oder schon verzweifelt sind: um die Erfahrung, dass du auch in dunkler Zeit Sinn und Halt schenken kannst.
- Für alle Menschen, die innerlich leer und ausgebrannt sind: um die Gabe, ihre Grenzen anzunehmen, und um neues Zutrauen zu den tieferen Kräften ihrer Herzen.
- Für die Menschen, die in den Kalkulationen und Berechnungen der Berufs- und Geschäftswelt gefangen sind: um den weiteren Blick für das, was einem wirklich menschenwürdigen Leben dient.
- Für alle, die in der Seelsorge tätig sind: um Verständnis für die inneren Nöte und Sehnsüchte der Menschen, die ihnen begegnen.
- Für die Hungernden auf unserer Erde, besonders in den Hungergebieten Afrikas: um das, was sie zum Leben notwendig brauchen.

Du, getreuer Gott, kennst unsere Nöten und Sorgen. Du weißt auch, was wir still im Herzen tragen. Mit allem kommen wir zu dir und bitten dich um Heil und Leben. Der du lebst und in Liebe wirkst, heute und in Ewigkeit. Amen.

Wolfgang Schrenk

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