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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 2
Fest der Erscheinung des Herrn
Fremde kommen, bringen und finden Schätze
Lesejahr A – B – C
Beitrag zum Evangelium

Einführung


Gold, Weihrauch und Myrrhe bringen die drei Weisen dem Kind in der Krippe:
Gold als Zeichen für die Ehre, die sie dem König erweisen;
Weihrauchharz, das auch Gottesduft genannt wird, als Zeichen dafür, dass sich in diesem Kind Gott sinnenhaft erfahren lässt;
Myrrhe, ein sehr bitteres Baumharz, das eine heilende Wirkung hat und bei der Einbalsamierung zum Einsatz kommt, als Hinweis auf die Menschlichkeit und das Leiden Jesu.
Gold, Weihrauch und Myrrhe werden zu einem Glaubensbekenntnis, in das wir jetzt einstimmen, wenn wir zu Jesus Christus rufen.

Kyrie-Ruf

Herr Jesus Christus, du bist der König, der in unseren Herzen herrschen will.
Herr, erbarme dich.
Du bist Mensch geworden, um uns als Gott ganz nahe zu sein.
Christus, erbarme dich.
Du hast Leid und Tod auf dich genommen, um unsere Wunden zu heilen.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Großer Gott,
die Weisen aus dem Osten kommen zur Krippe und ehren das neugeborene Kind. Du offenbarst dich ihnen als Gott aller Menschen, der in Jesus Christus aller Bruder geworden ist.
Lass uns diesen Glauben, den du uns in der Menschwerdung deines Sohnes geschenkt hast, bezeugen – in einem wertschätzenden und solidarischen Umgang mit den Menschen, die uns begegnen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 240 »Hört, es singt und klingt mit Schalle« oder
GL 262 »Seht ihr unsern Stern dort stehen«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 450 »Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht« und GL 260 »Werde Licht, Jerusalem, Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 470 »Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht« oder
GL 761 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Menschenkind, im Stall geboren«
Gesang zur Kommunion
GL 460 »Wer leben will wie Gott auf dieser Erde«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 245 »Menschen, die ihr wart verloren« oder
GL 479 »Eine große Stadt ersteht«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 2,1–12 (Evangelium)

Die Geschichte von den drei Weisen »ist eine knapp und nüchtern erzählte Legende*«, mit der Matthäus den Glauben verkündigt: den Glauben an Jesus Christus als den Herrn und König aller Welt. (* Ulrich Luz, Das Evangelium nach Matthäus (Mt 1–7), EKK I/1, Zürich u. a. 31992, 115.))
Diese Auslegungstradition wird in der Predigt aufgegriffen und mit der aktuellen Situation globaler Flüchtlingsströme verbunden. Fremde folgen einem Stern und machen sich auf den Weg. Sie fordern uns heraus, die wir einen Gott verkünden, der das Heil aller Menschen will. Aus dem»Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern« (Mt 28,19) am Ende des Matthäusevangeliums, das mit der Botschaft des heutigen Evangeliums korrespondiert, wird die Frage, wie wir Menschen aus allen Völkern begegnen, die heute zu uns kommen.

Predigt

Siehe, sie kommen …

Sie reißen nicht ab, die Flüchtlingsströme. Menschen kommen in Schiffen und Booten über das Mittelmeer und stranden an den Küsten Europas. Sie verlassen mit wenigen Habseligkeiten ihre Heimat und landen in völlig überfüllten Lagern. Sie fahren auf Zügen durch Mexiko Richtung Norden in der Hoffnung, in den USA ein besseres Leben zu haben. Sie machen sich mit ihrem Auto auf den Weg Richtung Westen und versuchen hier irgendeine Arbeit zu finden. Unzählige Menschen brechen auf – vor Augen ein besseres, ein sicheres Leben, das wie ein Stern vor ihnen strahlt und sie zu uns führt.

… und fordern uns heraus


Zu uns, wo über subsidiär Schutzberechtigte und Wirtschaftsflüchtlinge diskutiert wird, über die zügige Abschiebung abgelehnter Asylbewerber, über die Integration derer, die wir als Arbeitskräfte brauchen können, über die Bekämpfung der Schleuserbanden, über eine effektivere Sicherung der EU-Außengrenzen. Alles irgendwie verständlich, wenn wir sehen, wie schwer sich die Kommunen vor ein paar Jahren mit der Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen taten, wie schnell Fremdenfeindlichkeit sich breit machen kann. Verständlich, weil unser Gerechtigkeitsempfinden sagt, nur die sollen Hilfe bekommen, die auch Hilfe brauchen. Aber irgendwie unrealistisch. Als ob wir durch die Konzentration auf das Asylrecht und die Ausgrenzung anderer als Wirtschaftsflüchtlinge die Flüchtlingsströme eindämmen könnten. Die Migrationsbewegungen, die immer mehr auch im Kontext der globalen Klimaveränderung verstanden werden. Wir leben in einer Welt, die so verflochten ist, dass es wenig hilft zu sagen: Die müssen ihre Probleme vor Ort selbst lösen – wo wir zugleich wissen, dass wir an der Entstehung dieser Probleme mitbeteiligt sind und, was die Folgen des Klimawandels angeht, eh in einem Boot sitzen.

Gott erscheint als Heil aller Menschen


Mit diesen Erfahrungen von Fremden, die sich auf den Weg machen und zu uns kommen, können wir auf das heutige Fest schauen. Epiphanie – Gott erscheint, zeigt sich als Heil aller Menschen. Was Matthäus mit der Geschichte der drei Weisen erzählt, sprengt den Denkrahmen vieler Menschen damals. Fremde Menschen, Ausländer, Heiden begegnen dem Messias. Matthäus setzt an den Anfang seines Evangeliums eine Geschichte, die vorwegnimmt, was am Ende der Auferstandene seinen Jüngern sagt: »Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern« (Mt 28,19). Zum Reich Gottes, von dem Jesus gepredigt und das er durch sein Handeln erfahrbar gemacht hat, werden Menschen aller Völker gehören. Der Zugang zu einem heilvollen Leben steht in Jesus Christus allen offen. Dieser Gedanke war nicht neu. Schon beim Propheten Jesaja gab es die Vision von der Wallfahrt der Völker nach Jerusalem. Sie ist ein Bild für die Hoffnung, dass am Ende der Zeiten alle Völker zum Licht des Glaubens an den einen Gott gelangen. Aber wohl auch ein Bild für die Erkenntnis, dass die Menschen nur gemeinsam das Heil erreichen können. Und Reich Gottes sich nur verwirklicht, wo dies schon hier und jetzt geschieht – in einer Solidarität und einer gemeinsamen Anstrengung, wie sie für mich in der globalen Klimaschutz-Bewegung erfahrbar wird.

Eine Vision, die uns Orientierung gibt

Es ist eine Vision, die heute schon unser Handeln leiten kann. Und die zugleich zeigt, was Kirche ihrem Wesen nach schon immer ist. Ist die Kirche nicht zu einem Raum geworden, wo die Völker übergreifende Zusammengehörigkeit immer wieder erfahren wird? Das erleben wir bei uns, wenn wir bedenken, wie viele Menschen mit irgendeinem Migrationshintergrund zu unserer Gemeinschaft gehören. Noch mehr, wenn Adveniat oder die Sternsinger-Aktion uns mit der weltweiten Christenheit in Kontakt bringen. Ebenso wird das spürbar, wo junge Leute bei einem Freiwilligendienst oder Gemeinden in Partnerschaftsprojekten fremde Menschen und Kulturen kennenlernen. Vor allem, wo sie dabei erkennen, dass die Welt nur eine Zukunft hat, wo die Menschheit gemeinsam und in gegenseitiger Solidarität auf dem Weg ist. Wenn heute Menschen aufgrund von Flucht, Vertreibung oder der Suche nach einem besseren Leben zu uns kommen und bei uns einen Platz finden, ist das eine weitere Erfahrung.

Sie bringen und finden Schätze


Die drei Weisen werden als gebildet und reich geschildert. Sie bringen kostbare Gaben. Mit solchen Fremden hätten wir heute wohl kein Problem, sind sie doch keine Wirtschaftsflüchtlinge und kehren sie zudem wieder »heim in ihr Land«. Diejenigen, die heute zu uns kommen, kommen oft mit leeren Händen. Sie leben zuerst einmal von unserem Reichtum. Viele können oder wollen nicht mehr »heim in ihr Land«. Sie fordern uns heraus und verlangen große Anstrengungen von uns. Aber bringen sie nicht auch Schätze mit? Die einen ihren erprobten Glauben, den sie unter Verfolgung bewahrt haben. Andere ihren Mut zum Aufbruch, den es braucht, um Neues zu wagen. Andere ihre Erfahrung im Kampf gegen Ungerechtigkeit in ihrem Land. Und alle ein Stück ihrer fremden Kultur. Wenn sie damit zu uns kommen, dann nicht nur, weil es bei uns etwas zu holen gibt. Sondern weil es bei uns was zu finden gibt. Eine Gesellschaft, die jahrhundertelang vom christlichen Glauben geprägt wurde, die sich um Arme, Kranke und Schwache jeder Art sorgt, die Prinzipien wie Subsidiarität und Solidarität hervorgebracht hat und zu leben versucht. Das ist so kostbar wie Gold, wohltuend wie Weihrauch und heilsam wie Myrrhe. Und das ist ebenso ein Bekenntnis zu unserem Gott. Wo wir diese Werte hoch halten, verteidigen und zu leben versuchen, ehren wir ihn, unseren König, heute. Wo wir Fremde aufnehmen, Obdachlosen eine Heimat bieten und Hungernden zu essen geben, hat der Stern uns zu ihm geführt. Denn was ihr einem der geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan, sagt derselbe König, der damals von drei Weisen in einem einfachen in Haus in Betlehem gefunden wurde.

Fürbitten

Guter Gott, du bist in dieser Welt erschienen, um alle Menschen mit dir und untereinander zu versöhnen. Wir bitten dich:

- Für alle, die sich zu Jesus Christus bekennen. Lass uns seine Nähe erfahren, wenn wir ihn im Gottesdienst preisen und wenn wir Notleidenden hilfreich zur Seite stehen.
- Stille – Gott, als Mensch unter Menschen erschienen:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
- Für Menschen, die sich auf der Flucht befinden und ein neues Zuhause suchen. Lass sie Menschen finden, bei denen sie eine Heimat haben. – Stille – Gott, als Mensch unter Menschen erschienen:
- Für Menschen, die sich schwer damit tun, dass sie mit Menschen anderer Kulturen und Religionen zusammenleben. Lass sie erkennen, dass du alle Menschen zu einer großen Menschheitsfamilie zusammenführen willst – Stille – Gott, als Mensch unter Menschen erschienen:
- Für alle Menschen, die nach dem Sinn des Lebens suchen Lass sie in Jesus Christus eine Antwort auf ihre Fragen finden.– Stille – Gott, als Mensch unter Menschen erschienen:
- Für die Kinder und Jugendlichen, die in diesen Tagen als Sternsinger unterwegs sind. Lass sie die Botschaft des Glaubens in die Welt hinaustragen und offene Ohren und Herzen finden. – Stille – Gott, als Mensch unter Menschen erschienen:

Großer Gott, du hast ein Herz für die Gebeugten und Schwachen. Lass uns immer wieder deine Nähe spüren, durch Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Klaus Kempter

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