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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Erster Adventssonntag
Ich will, dass ihr in Hoffnung geratet
Lesejahr A
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Der Advent beginnt dunkel. Am Adventskranz brennt eine einsame erste Kerze, und im Evangelium hören wir vom Ende der Welt, das uns böse erwischen kann, wenn wir nicht aufpassen. Eine einzelne Kerze in der Dunkelheit steht aber auch für die Hoffnung. Ihr Licht wird sich in den nächsten Wochen vervielfachen. Das soll auch mit unserer Hoffnung geschehen, indem wir all unsere Aufmerksamkeit auf den richten, der unsere Welt retten wird und der jetzt schon mitten unter uns ist.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du mahnst uns zur Wachsamkeit für dein Kommen.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du rufst uns auf den Weg der Gerechtigkeit und des Friedens.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du trittst in unser Leben, um uns und unsere Welt zu heilen.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Allmächtiger Gott,
in deinem Sohn, unserem Bruder und Herrn, in seinem Wort und seinem Tun, kommst du in unsere Welt.
Wir bitten dich, schenke uns den Willen und die Entschiedenheit, Christus mit mutigen Schritten der Güte und Gerechtigkeit entgegenzugehen, damit wir in sein Reich gelangen, wenn er wiederkommt, um es zu vollenden.
Durch Christus, unseren Herrn.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 554 »›Wachet auf‹, ruft uns die Stimme«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 68/1 »Friede sei in deinen Mauern« mit GL 68/2 (Psalm 122) und
GL 174/7 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 221 »Kündet allen in der Not«
Gesang zur Kommunion
Erdentöne – Himmelsklang 185 »Wait for the Lord« oder
GL 233 »O Herr, wenn du kommst«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 228 »Tochter Zion«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 24,37–44 (Evangelium)

Die Perikope des heutigen ersten Adventssonntags ist Teil der matthäischen Endzeitrede Jesu. In drastischen Bildern beschreibt Jesus die Schrecken der Endzeit, bevor er als verherrlichter Menschensohn wiederkehren wird. Die berechtigte Frage, wann denn das alles passieren wird, lässt er im Letzten unbeantwortet. Stattdessen mahnt er zur Wachsamkeit und zu einem Lebensstil, der dem erwarteten Reich Gottes entspricht und sich damit radikal von allem unterscheidet, was als gewohnt und üblich gelten kann. Zeiten und Fristen aber kennt niemand. Gänzlich befriedigend kann Jesu Antwort für die Leser und Hörer von damals nicht gewesen sein. Sie treffen sich in ihren Fragen mit der Gemeinde von heute: Wann hat das Warten ein Ende? Wie lange noch, bis diese Welt geheilt wird?

Predigt

Für die Angestellten unter uns liegt Weihnachten in diesem Jahr ausgesprochen günstig. Wenn Sie nicht zu einer Berufsgruppe mit Sonderschichten gehören, dann sind, wenn ich richtig gerechnet habe, mit vier Urlaubstagen um die Feiertage herum zwölf freie Tage herauszuholen. Das heißt: wenn alles so läuft wie geplant. Und Pläne machen wir in diesen Tagen vermutlich viele. Es ist erst Anfang Dezember, aber der Terminkalender dürfte sich bei den meisten ganz allmählich und bedrohlich füllen: Nikolausfeier, Adventsbasteln, Backen, Weihnachtsparty, Baum kaufen, Geschenke kaufen, Gans kaufen, Hausputz, Baum schmücken, Gäste abholen, unterbringen, verpflegen, Verwandte besuchen … Weihnachten kann zur logistischen Herausforderung werden. Wenn, ja wenn denn alles so läuft, wie geplant.

Was soll schon passieren?

Aber warum sollte es nicht? Mal Hand aufs Herz: Wer von Ihnen (und ich schließe mich zwar nicht gern, aber ehrlicherweise ein) rechnet denn ernsthaft damit, dass Weihnachten noch wirkliche Überraschungen bereithält? Ich denke jetzt nicht an besonders ausgefallene oder teure Geschenke. Nein, die Überraschungen, von denen das Evangelium heute spricht, sind grundlegend anderer Natur und zunächst überhaupt nicht nett, sondern dramatisch. Es geht um nichts anderes als das Ende der Welt, wie wir sie kennen: die Wiederkunft Christi »mit großer Macht und Herrlichkeit«. Jeden Moment kann es passieren. Es wird uns treffen, warnt Jesus, während wir im Büro sitzen oder beim Bäcker einkaufen. Einfach so. Und nichts, aber auch gar nichts wird mehr laufen wie geplant. Nur: Glauben Sie das? Wer von Ihnen rechnet ernsthaft damit, dass das noch zu Ihren Lebzeiten passiert, geschweige denn, bevor Sie morgen früh wieder zur Arbeit müssen?

Die inspirierende Kraft, die Welt vom Ende her denken


Dabei funktionieren unsere Vorstellung und unser Denken von einem möglichen Ende her eigentlich gut, wie am Beispiel von Greta Thunberg zu sehen ist. Sie hat mit ihrer »Fridays for Future«-Bewegung Menschen auf der ganzen Welt mobilisiert und ein breites Bewusstsein für die katastrophalen Folgen des Klimawandels und die Dringlichkeit des Handelns geschaffen. Berühmt sind ihre Worte auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos: »Ich will eure Hoffnung nicht. Ich will, dass ihr in Panik geratet.« Der drohende Kollaps unseres Lebensraums Erde diktiert uns eine drastische Änderung unseres Lebensstils, und zwar jetzt. Er duldet keinen Aufschub, keine Ausrede, keine Ablenkung.

Das Problem des langen Atems

Ähnlich eindringlich wie Greta Thunberg lenkt uns auch Jesus auf das bevorstehende Ende: »Haltet euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.« Das Problem mit dieser Ansage Jesu ist, dass sie schon 2000 Jahre alt ist – und wir immer noch warten. Die Spannung so lange zu halten, ist kaum bis unmöglich. Die Dringlichkeit nutzt sich ab. Uns Christen ist über die Jahrhunderte ein wenig die Luft ausgegangen. Wenn wir von Gericht und Vollendung sprechen, dann meist im Zusammenhang mit unserem Leben nach dem Tod, nicht davor. Dass Christus zeitnah und komplett die Dinge in dieser Welt vom Kopf auf die Füße stellen wird, dürfte die wenigsten von uns in ihrer Tagesplanung durcheinanderbringen. Unseren nicht-christlichen Zeitgenossen, und vielleicht nicht nur ihnen, stellt sich schließlich die Frage der Glaubwürdigkeit: Schalten Sie zu Weihnachten den Fernseher an und schauen Sie die Nachrichten vor dem Hintergrund der frohen Botschaft, dass den Menschen Friede auf Erden zuteilwird. Ja, wann denn, bitte?

Was auf dem Spiel steht: Hoffnung für diese Welt

Es ist einfach, diese Frage sarkastisch zu stellen und damit die christliche Botschaft als erledigt zu betrachten. Und augenscheinlich spricht ja alles gegen sie. Aber was gewinnen wir damit? Oder genauer: Was verlieren wir? Wir drohen, die Hoffnung für diese Welt zu verlieren. Natürlich können wir sie zum Jammertal erklären und alle Erwartung auf den Himmel und sein Belohnungssystem verlegen. Lange und oft ist das in der Geschichte der Christenheit passiert. Was aber, wenn wir unsere Erwartungen auch auf diese Welt richten würden, die, vergessen wir es nicht, ja bereits mit dem Gottesreich »infiziert« ist? Dass Schwerter zu Pflugscharen und Lanzen zu Winzermessern umgeschmiedet werden? Was, wenn uns von Neuem die Ungeduld packen würde? Was, wenn wir wirklich damit rechneten, dass morgen schon alles anders sein könnte? Was, wenn wir aus tiefstem Herzen zu Gott rufen könnten: Wann, ja, wann denn, bitte? Was, wenn wir wirklich inständig bitten könnten, dass Gott den Himmel aufreißt, dass er die Wolken aufbricht und den Heiland herabregnet, dass die Erde ausschlägt und ihn hervorspringen lässt? Was, um Greta Thunbergs Worte – mit bester Intention – umzudrehen, wenn wir in Hoffnung geraten würden (mit der nötigen Panik in den Dingen, die wir so dringend ändern müssen und können)?

Fürbitten
Wachsamkeit für das Kommen des Reiches Gottes beginnt, wo wir seine Abwesenheit hier auf Erden im Leid anderer wahrnehmen.
Lasst uns Gott bitten:

- Um die Gabe der Aufmerksamkeit für unsere Mitmenschen, um Verständnis und den Sinn für Gerechtigkeit und Solidarität.
- Um Kreativität, Mut und die Entschlossenheit, dem Gemeinwohl zu dienen, für alle, die in dieser Welt politische Entscheidungen treffen.
- Um neue Hoffnung für alle, die sich in ausweglosenSituationen finden.
- Um Frieden und Sicherheit für alle Notleidenden in den Kriegs- und Krisengebieten dieser Erde.
- Um Heilung und Kraft für alle, die unter Krankheit leiden.
- Um ewiges Leben für unsere Verstorbenen und Erfüllung in deiner Gegenwart.

Denn du, Herr, bist unser Friede und unsere Geborgenheit. Wir preisen dich und danken dir durch Christus unseren Herrn.
Amen.

Sabine Schratz

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