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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Fronleichnam
Gebt ihr ihnen zu essen
Lesejahr C
Beitrag zum Evangelium

Einführung


Was brauchen wir zum Leben? Ausreichend Nahrung, verlässliche Beziehungen, einen sicheren Arbeitsplatz, eine gute medizinische Versorgung, Zeiten der Entspannung …
Wir zeigen heute in aller Öffentlichkeit, was wir noch brauchen, damit unser Hunger nach einem erfüllten und gelingenden Leben gestillt wird. Es ist für uns Jesus Christus, seine Botschaft vom nahen Gott, sein Weg,der uns zueinander und zu Gott führt, sein Leben und Sterben, das uns die Hoffnung auf ewiges Leben schenkt. Wenn er in dieser Feier sich uns im Brot der Eucharistie schenkt und wir von diesem Brot essen, nährt er unsere Seele. Das lässt uns leben und stärkt uns.

Kyrie-Ruf

Herr Jesus Christus, dein Blick für die Menschen öffnet uns die Augen.
Herr, erbarme dich.
Dein Vertrauen in die Macht Gottes öffnet uns das Herz.
Christus, erbarme dich.
Dein mutiges Handeln öffnet uns die Hände.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Guter Gott,
in dieser Feier schenkst du uns in Brot und Wein Gemeinschaft mit deinem Sohn und untereinander.
Lass uns daraus Kraft und Mut für unser Leben schöpfen. Öffne unsere Herzen und Hände füreinander.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und unser Leben erhält, heute und hinein in die Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 477 »Gott ruft sein Volk zusammen«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 348,1.4–5 »Nun bitten wir den Heiligen Geist« und
GL 174/3 »Halleluja« oder
GL 483,1–2 »Ihr seid das Volk, das der Herr sich ausersehn«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 184 »Herr, wir bringen in Brot und Wein« oder
GL 740 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Brich dem Hungrigen dein Brot«
Gesang zur Kommunion
GL 497 »Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir« oder
GL 876 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Lasst uns:›Heilig, heilig!‹ singen«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 452,1–2.7 »Derr Herr wird dich mit seiner Güte segnen« oder
GL 878,1–2.6 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Lobe, Zion, deinen Hirten«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 9,11b–17 (Evangelium)

Dass unsere Möglichkeiten zu helfen begrenzt sind, ist eine alltägliche Erfahrung. Eine realistische Sicht auf die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen ist nichts Verwerfliches. Zugleich kann der Verweis auf die begrenzten oder nicht ausreichenden Mittel zur Ausrede werden, die kreative oder mutige Schritte verhindert.
Die »Speisung der Fünftausend« zeigt, wie Jesus seine Jünger zu solch mutigem und vertrauensvollem Handeln führt. Die Szene ist dem eucharistischen Einsetzungsbericht nachgebildet und hat Parallelen zur Emmaus-Geschichte. Die verwandelnde Kraft der Eucharistie, der Danksagung für das, was Gott uns in die Hände legt, wird hier auf wunderbare Weise erfahrbar. Was wir in der Eucharistie feiern, darf im Alltag Ermutigung sein: Gott schenkt, was Seele und Leib satt macht. Es reicht für alle.

Predigt

Wir können nicht allen helfen …


Wie oft müssen wir anderen sagen: Es tut mir Leid. Ich kann dir nicht weiterhelfen. In ganz verschiedenen Situationen. Da rufen Eltern bei uns an und wollen ihr Kind in unserem Kindergarten anmelden oder zu den Pfadfindern schicken. Und wir müssen sagen: Es gibt keine Plätze mehr oder wir haben zu wenige Leute, die eine Gruppe leiten. Da kommen Menschen mit finanziellen Sorgen und ich muss sie wegschicken, weil unsere Mittel begrenzt sind. Da würde sich die ehemalige Nachbarin über einen Besuch im Altersheim freuen. Doch ich habe nicht die Zeit dazu. Da will ein Mitschüler, der wenige Freunde hat, mich einladen. Aber ich habe schon etwas anderes vor … Diese Erfahrung des Einzelnen kann man auch auf die Gesellschaft übertragen. Da heißt es dann: Wir brauchen ein Bürgergeld. Der Mindestlohn muss erhöht werden. Eine Grundrente soll für mehr Gerechtigkeit sorgen. Und dann folgen die Bedenken: Woher soll das Geld kommen? Wie sollen wir die Mittel dazu aufbringen?
Es ist eine alltägliche Erfahrung: Wir können nicht jede Not lindern, wir können nicht allen helfen, selbst wenn wir es wollten. Unsere Mittel und Möglichkeiten sind begrenzt.

… sagen wir mit einem realistischen Blick


So geht es auch den Jüngern im heutigen Evangelium. Sie haben einen scharfen und realistischen Blick für die Situation. 5000 Menschen haben sich in dieser abgelegenen Gegend versammelt. Es wird Abend. Was es jetzt braucht, ist eine ausreichende Verpflegung und eine Unterkunft für die Nacht. Die einzige Lösung besteht für sie darin, die Menschen »in die umliegenden Dörfer und Gehöfte« zu schicken. Was die Jünger vorbringen, klingt vernünftig und ist es wohl auch. So zu fragen, seine eigenen Möglichkeiten ehrlich in den Blick zu nehmen, aber ebenso ehrlich die Grenzen zuzugeben, ist nichts Verwerfliches. An anderer Stelle lobt Jesus solches Verhalten ausdrücklich, wenn er den Mann als gutes Beispiel hinstellt, der, bevor er einen Turmbau beginnt, erst einmal schaut, ob ihm die Mittel dazu reichen.

… oder als Ausrede und aus Angst um uns selbst

So ist es auch richtig, wenn wir in unserer Kirche Prioritäten setzen und fragen, wie die weniger werdenden hauptberuflichen Dienste und die finanziellen Mittel sinnvoll eingesetzt werden. So ist es richtig, die Grenzen der sozialen Sicherungssysteme zu sehen und beim Namen zu nennen. Und ebenso richtig zuzugeben, dass ich als Einzelner nicht alle Not lindern kann. Aber diese vernünftige Sicht kann auch täuschen. Wie oft ist die Aussage: »Ich habe keine Möglichkeit, dir zu helfen«, eher eine Ausrede dafür, dass ich mich von der Not des anderen gar nicht berühren lassen will. Wie oft ist die Feststellung »Die Kassen sind leer« nicht Ausgangspunkt, nach gerechten und fairen Lösungen zu suchen, sondern ein geschicktes Argument, um den eigenen Wohlstand nicht in Gefahr zu bringen und der unbequemen Frage auszuweichen, was denn soziale Gerechtigkeit ist. Und wie oft erscheint denen, die wirklich in Not sind, unser Klagen als ein »Jammern auf hohem Niveau«?

Wie Jesus handelt …

»Gebt ihr ihnen zu essen!« Mit dieser Aufforderung durchkreuzt Jesus die ganz und gar vernünftigen Überlegungen der Jünger. Die waren wahrscheinlich völlig perplex. Sie haben doch gerade erklärt, worin das Problem liegt. Also liefern sie noch ein weiteres Argument: »Fünf Brote und zwei Fische« – mehr haben wir nicht zu geben! Wirklich nicht?
Was Jesus jetzt tut, bringt Bewegung in die Situation. Er eröffnet neue Möglichkeiten. Er öffnet Herzen und Hände. Sein Handeln führt jedenfalls dazu, dass es mehr als für alle reicht. Was tut Jesus? Er nimmt die Brote, segnet sie, bricht sie und gibt sie seinen Jüngern, »damit sie diese an die Leute austeilen«. Das Brot nehmen, segnen, brechen und geben – das sind die Worte, die Lukas später aufgreifen wird, wenn er vom letzten Abendmahl berichtet. Und darin liegt ein Schlüssel, um dieses Geschehen der Brotverteilung zu verstehen. Manchmal kann das Wenige, das Unscheinbare, so kostbar sein, dass es den Hunger stillt. Wo wir unsere kleinen Möglichkeiten dankbar und bereit Gott hinhalten, kann er sie verwandeln zu Leben spendendem Brot. Wo wir unser Leben verschenken, und nicht nur das, was wir besitzen, eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten. Genau das war das Geheimnis seines Lebens. Er hat sich verschenkt und hingegeben und ist darin zu einer Lebensquelle für viele geworden. Das feiern wir in jeder Eucharistie. Und heute am Fronleichnamsfest zeigen wir dieses Brot, dieses Angebot Gottes den Menschen, die fragen, wie ihr Hunger nach Leben, ihre Sehnsucht gestillt werden kann. Denn uns ist dieses Brot in die Hände gegeben wie den Jüngern damals.

… ist eine Zumutung und eine Ermutigung

»Gebt ihr ihnen zu essen!« Das klingt zuerst wie eine Zumutung und ist es auch. Denn es mutet uns die kritische Frage zu, ob wir Menschen – in der Kirche, in unserer Gesellschaft wie auch im persönlichen Leben – nicht zu schnell uns aus unserer Verantwortung schleichen, wenn wir sagen: Ich kann nicht helfen. Da ist nichts zu machen. Wir haben keine Mittel. Für uns Christen ist dies zudem eine Anfrage an unseren Glauben, die Frage, wie viel wir Gott zutrauen, ob er nicht auch mit unseren kleinen Möglichkeiten Großes bewirken kann.
Nach dieser Zumutung wird Jesu Wort dann aber zu einer Ermutigung. Schaut auf das, was Gott euch in die Hände gelegt hat an Gaben und Fähigkeiten. Haltet es ihm hin, stellt es ihm zur Verfügung, bringt es ein. Wie oft ist der erste kleine Schritt der Anfang einer entscheidenden Veränderung.
Ein konkretes Beispiel (hier können konkrete lokale Projekte eingebracht werden) ist für mich das Projekt »Wir wollen etwas wuppen«. Eine Aktion von Diakonie, Kirchengemeinden und Stadt, um kleinere und preislich angemessene Wohnungen zu finden. Ein Projekt, wo eine realistische Einschätzung Zweifel aufkommen lässt, ob das wirklich funktioniert. Wo aber der Mut Einzelner, die ihre Möglichkeiten einbringen, schon einigen geholfen hat. Damit zeigen wir Kirchen: Wir haben nicht nur etwas, was die Seele der Menschen satt macht, sondern wir helfen auch mit, dass Menschen das bekommen, was sie zum Leben brauchen – in diesem Fall eben bezahlbaren Wohnraum.

Fürbitten

»Gebt ihr ihnen zu essen«, fordert Jesus. Dann aber tut doch er das Entscheidende, um die Menschen satt zu machen. So bitten auch wir um seine Hilfe:

- Für unsere Kirche, die dafür da ist, das Brot des Lebens heute auszuteilen; für alle, die sich in ihrem Dienst selbst zu schwach fühlen, um den geistlichen Hunger der ihnen anvertrauten Menschen zu stillen. Jesus, du Brot des Lebens:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
- Für unsere Gesellschaft und die in der Politik Tätigen, die immer wieder um Gesetze und Entscheidungen ringen, die der sozialen Gerechtigkeit dienen. Jesus, du Brot des Lebens:
- Für alle, die von einer persönlichen Not bedrückt sind: die Schwerkranken und ihre Angehörigen; die Menschen, deren berufliche und materielle Existenz bedroht ist; die Opfer zerbrochener Beziehungen. Jesus, du Brot des Lebens:
- Für unsere Gemeinden: für alle, denen es schwerfällt zu glauben, und für jene, die Zeugnis geben von ihrer christlichenÜberzeugung. Jesus, du Brot des Lebens:
- Für unsere Verstorbenen: für jene, die alt und lebenssatt gestorben sind; für jene, die mitten aus dem Leben gerissen wurden. Jesus, du Brot des Lebens:

Gott, deinen Sohn hast du hingegeben als Brot, das uns leben lässt. Für ihn danken wir dir, und wir preisen dich, in dieser Zeit und in Ewigkeit. Amen.

Klaus Kempter

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