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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Fest der Darstellung des Herrn
Schlüsselmomente
Lesejahr A – B – C
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Maria und Josef bringen ihr Kind in den Tempel. Schon über 500 Jahre steht er in Jerusalem und ist ein Ort der Gebete, der Feste und Traditionen geworden. Doch in diesen alten Gemäuern erzählen Menschen plötzlich von der Hoffnung, die sie durch ein Leben getragen hat, und von dem Licht, das die Welt hell machen wird, weil es von Gott kommt. Betreten wir mit Maria und Josef, mit Hanna und Simeon den heiligen Raum und lassen uns von Gottes Licht erfüllen.

Kyrie-Ruf
Jesus Christus, Licht des Lebens, in dir leuchtet Gottes Herrlichkeit.
Herr, erbarme dich.
Jesus Christus, Heil für die Völker, in dir wirkt Gottes Friede.
Christus, erbarme dich.
Jesus Christus, Erlöser der Welt, in dir offenbart sich Gottes Liebe.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Gott,
dein Licht macht unser Dunkel hell, dein Friede gibt Hoffnung für die ganze Welt.
Lass uns froh vor dich treten, dich preisen und dir danken für deinen Sohn. Erleuchte auch unsere Herzen, damit wir dich erkennen mitten im Leben, mitten im Tag, mitten im Tun.
Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 143 »Mein ganzes Herz erhebet dich«
EH 281 »Wir haben Gottes Spuren festgestellt«
(Erdentöne – Himmelsklang. Neue geistliche Lieder, Schwabenverlag, Ostfildern 82015. )
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 500 »Nun lässest du, o Herr« und GL 174/4 »Halleluja«
EH 249 »Im Jubel ernten« und EH 221 »Halleluja. Lobet Gott in seinem Heiligtum«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 90 »Christus, du bist der helle Tag«
EH 276 »Nada te turbe«
Gesang zur Kommunion
GL 146 »Du rufst uns, Herr, an deinen Tisch«
EH 176 »Wer kann den Hunger nach Frieden stillen«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 295 »Den Herren will ich loben«
EH 300 »Einmal werden wir erwachen«

Vorüberlegungen


Zum Text: Lk 2,22–40 (Evangelium)

Lk 2,22–40 kann unter vielerlei Aspekten ausgelegt werden: das lebenslange Warten auf den Messias und den Moment des Erkennens; die Begegnung der Eltern Jesu und der Prophetin Hanna und des greisen Simeon, etc. Im Mittelpunkt dieser Predigt steht die Frage, warum Rituale an bestimmten Punkten des Lebens sinnvoll sein und wohin sie führen können. In einer Zeit, in der (religiöse) Traditionen ihre Selbstverständlichkeit verloren haben und ihre Bedeutung nur noch schwer zu vermitteln ist, mag auch dies einmal ein Aspekt des Nachdenkens sein.

Predigt

Ganz normal


»Die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung hatten sich erfüllt.« Maria und Josef gehen in den Tempel, um ihren ersten Sohn Gott zu weihen und ihm ein Opfer darzubringen. Ein Ritual, das uns heute ganz fremd ist und dessen Sinn wir kaum verstehen. Der Reihe nach: mit dem Gesetz des Mose sind die Weisungen aus den ersten fünf Büchern der Bibel, der Tora, gemeint. Darin stehen vielerlei Regelungen für den religiösen Alltag der Menschen. Ziel dieser oft sehr genauen Regelungen ist es, sich als heiliges Volk, als ein Volk, das sich ganz und gar seinem Gott zugehörig weiß, zu erweisen. Weil Gott sein Volk geheiligt hat, soll und kann es eine heilige Lebensweise führen. Sie ist die Antwort der Menschen auf Gottes Liebe.
Wie es so ist, wurden die Vorschriften im Lauf der Zeit immer umfassender und regelten oft kleinste Details. Sie entsprangen auch den damaligen Lebensumständen, dem religiösen Verständnis und Tun. Sie konnten benützt werden von denen, die darüber wachten, um Menschen zu bevormunden und über ihre Lebensweise zu bestimmen. Das aber verkehrt gänzlich ihren ursprünglichen Sinn.
Gerade in Bezug auf die Reinigungsvorschriften für Frauen geschah dies durch alle Jahrhunderte besonders oft. Frauen wurden von vornherein als unrein gesehen und deshalb wurde ihnen der Zugang zu bestimmten Räumen und bestimmten Diensten nicht gestattet. Eine Haltung, die heute noch an vielen Stellen bestimmend wirkt und Frauen ausgrenzt.
Maria und Josef halten diese Weisungen ein und praktizieren die Rituale ihrer Glaubensgemeinschaft selbstverständlich. Sie drücken damit ihre Zugehörigkeit zum Volk Gottes aus. Das Leben wird durch die Weisungen Gottes geprägt und gestaltet. Sie kennen und verstehen den Sinn dieser Weisungen und deshalb ist es mehr als bloße Pflichterfüllung: auch ihr neugeborenes Kind soll in diese Glaubensgemeinschaft aufgenommen werden. Sie vertrauen es Gott an, weil sie ihrer Verantwortung für Jesus gerecht werden möchten und auf den Segen Gottes hoffen. Die Beschneidung und Namensgebung des Kindes, das Reinigungsritual für die Frau nach einer Geburt im Tempel, die Opfergabe für den Erstgeborenen führen sie hinauf in den Tempel nach Jerusalem. Diese Glaubensweise ist für sie so selbstverständlich, dass der Evangelist dafür einen einzigen Satz in dieser Geschichte verwendet, die dann eine ganz andere Wendung nimmt.

Das Ereignishafte im Ritual

Was sozusagen normal begann, was in gewisser Weise Alltag ist, wird plötzlich unterbrochen. Mitten im üblichen Ablauf, mitten im traditionellen Tun ereignet sich Neues. Simeon tritt – geführt vom Heiligen Geist – dazu, unterbricht, redet dazwischen. Er setzt sein Leben in Beziehung zu diesem ihm unbekannten Kind und sieht etwas, was die Eltern nicht gesehen haben, als sie das Kind zum Tempel brachten. Jesus wird Heil bringen in einer Zeit des Unheils, dem die Menschen jeden Tag ausgesetzt sind. Jesus wird Frieden bringen in einer Zeit, in der der Hass übermächtig geworden ist. Er wird Licht in die Dunkelheiten dieser Welt hineintragen, das Gottes Reich sichtbar werden lässt.
Dann kommt Hanna dazu, die Prophetin. Auch sie redet dazwischen, preist Gott und verkündet allen die Erlösung Israels, die durch Jesus Wirklichkeit werden wird. Staunend reagieren die Eltern und müssen es noch aushalten, dass diese Verheißung nicht harmlos dahingesagt ist: sie wird Konsequenzen haben. Ihr Leben wurde in dem Moment ganz und gar verändert. Ihre Entscheidung, Gott anzugehören und sich mit ihm zu verbinden, hat Auswirkungen. Danach kann man nicht einfach so weitermachen wie bisher.

Schlüsselmomente

Solche Schlüsselmomente sind wertvoll. Sie erschließen uns einen Verstehensraum und öffnen den Zugang in einen Glaubensraum. Gott bekommt Raum in unserem Leben in solchen Schlüsselmomenten. Sie unterbrechen den ganz normalen Alltag. Sie reden dazwischen, stören und verstören und zeigen auf, dass es mehr gibt als das Übliche. Schlüsselmomente lassen uns prophetische Worte hören und verstehen. Sie versetzen uns ins Staunen. Sie ereignen sich mittendrin, in den täglichen Gewohnheiten und üblichen Ritualen – aber eben nicht immer. Schlüsselmomente machen das Leben nicht leichter. Vielleicht tiefgründiger, lebendiger. Sie zeigen, dass etwas möglich ist, wo keiner mehr an eine Möglichkeit geglaubt hat. Sie verändern, wo alle so weitermachen möchten wie bisher. Ja, sie schaffen ein Durcheinander, weil ein anderer, weil Gott sich plötzlich in unsere Gewohnheiten einmischt, dazwischen redet, sich bemerkbar macht. Sie geben dem Leben einen neuen Sinn, eine Perspektive, die über das Normale hinausgeht.

Jetzt und hier

Wenn wir jetzt und hier das Fest der Darstellung des Herrn feiern und gewohnheitsmäßig die Kerzen nach alter Tradition weihen, dann hoffen wir auf diesen Moment, in dem ein Licht aufflammt und das Dunkel erleuchtet. Denn dieses Licht ist wie das kleine Kind, das unser Leben verändern kann. Es ist wie ein Mensch, durch den unsere gewohnten Abläufe plötzlich durcheinander geraten. Es ist wie ein Gedanke, der uns plötzlich erkennen und verstehen lässt. Den Alltag mit Gottes Licht messen und ihn als heiligen Raum auszuleuchten, dazu laden uns die Kerzen heute ein. Sie erinnern uns an Schlüsselmomente unseres Lebens, vergangene und zukünftige. Oder genau jetzt.

Fürbitten
Lebendiger Gott, in unverhofften und schwierigen Abschnitten unseres Lebens schenkst du uns Begegnungen, die von deinem Licht Zeugnis geben. Zu dir rufen wir:

- Du erleuchtest die Menschen mit Weisheit und Liebe. Sei mit deinem Geist unter denen, die für die Völker Verantwortung tragen und täglich um ihr Wohl ringen.
- Du heiligst durch deine Liebe dein Volk. Sei zugegen, wenn Menschen einander von ihrem Glauben und ihrer Hoffnung erzählen, und lass dadurch eine Gemeinschaft wachsen, die sich zu dir zugehörig weiß.
- Du kommst uns entgegen auf unseren Wegen. Sei mit denen, die keinen Anschluss finden können und nicht wissen, wem sie vertrauen sollen.
- Du hörst unsere Klage und siehst unsere Not. Sei in denen, die ihre Hoffnung verloren haben und keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen können.
- Du führst uns durch das Leben. Sei an der Seite derer, die am Ende ihres Lebens stehen und darauf hoffen, dass ihr Leben bei dir vollendet wird.

Dir, Gott, danken wir, dass du unser Tun und Denken immer wieder unterbrichst und uns so stets neu das Licht sehen lässt, in dem wir dich erkennen dürfen. Dich preisen und loben wir mit Jesus Christus, unserem Bruder und Herrn, der mit dir lebt in alle Ewigkeit. Amen.

Barbara Janz-Spaeth

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