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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Weihnachten – In der Heiligen Nacht
Plötzlich braucht Zeit
Lesejahr A – B – C
Beitrag I zum Evangelium
(Der Gottesdienstentwurf ist in weiten Teilen eine Übersetzung von Sabine Schratz OP, ›Sundays and Festivals: The Nativity of the Lord‹, in: Scripture in Church, Bd. 48, Nr. 192 (2018), S. 59–70.)

Einführung

Ich weiß nicht, wie Sie es zu Hause halten, aber deutsche Tradition weithin ist es, dass am Heiligen Abend beschert wird und die Weihnachtsgeschenke ausgepackt werden. Vielleicht haben Sie es schon hinter sich, vielleicht aber auch noch vor sich. Und natürlich ist die Stimmung besonders knisternd, wenn Kinder im Haus sind – mit leuchtenden Augen und voll freudiger Erwartung und gespannter Aufregung. Sie schlagen eine Brücke zu den Hirten in Betlehem, die wir uns sicher ähnlich begeistert und »aus dem Häuschen« vorstellen können. Ein Engel schickt sie auf den Weg zur Krippe. Sie werden dort ein Kind finden, das ihr und unser aller Leben für immer verändern will.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du bist der Retter, der für uns geboren ist. Herr, erbarme dich. Herr Jesus Christus, du bist das Licht, das in der Dunkelheit aufscheint.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du lässt uns Gottes Herrlichkeit sehen.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Allmächtiger Gott,
du lässt diese hochheilige Nacht im Glanz des wahren Lichtes erstrahlen. Leite uns, die wir das Geheimnis dieses Lichtes hier auf Erden erahnen,zu seiner vollen Freude im Himmel.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 241 »Nun freut euch, ihr Christen«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 635/3 »Heute ist uns der Heiland geboren« mit GL 54/2,1–2.3.11.12–13a (Psalm 96) und GL 175/6 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 184 »Herr, wir bringen in Brot und Wein«
Gesang zur Kommunion
GL 394 »Laudate Dominum«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 249 »Stille Nacht«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 2,1–14 (Evangelium)


Die Wahl der lukanischen Weihnachtsgeschichte für die Liturgie der Heiligen Nacht liegt auf der Hand. Mit den Hirten machen auch wir uns auf den Weg zur Krippe, in der Gottes Sohn »inkognito« (Karl Löning) liegt. Die freudige Entdeckung ist das Ergebnis einer höchst unwahrscheinlichen Ereignisfolge: Nur durch einen Akt der römischen Unterdrücker wird der Messias am richtigen Ort geboren und findet mangels Platz in der menschlichen Gemeinschaft verborgene Zuflucht in einem Stall. Es braucht einen Engel, um die gute Nachricht einigen Erwählten kundzutun, die die Herrlichkeit Gottes zu sehen bekommen. Das Motiv des Erkennens, aber auch der Zurückweisung der göttlichen Weisheit, die in Jesus Fleisch geworden ist, läuft wie ein roter Faden durch das Lukasevangelium. Das Leben des in Windeln gewickelten Kindes wird schließlich in einem Grabtuch enden. Es wird dann wieder »engelische« Hilfe brauchen, um das völlig Unerwartete und schier Unerklärliche zu verstehen.

Predigt

Weihnachten ist für mich ein Fest mit Plötzlichkeitscharakter. Der Vorlauf nimmt so viel Zeit und Energie in Anspruch – vom Hausputz bis zum Geschenkkauf, von Adventsfeiern bis Bastelabenden. Und dann ist Weihnachten nach der ganzen Hektik einfach da. Vielleicht fühlen Sie sich noch gar nicht danach. Wenn dem so ist, atmen Sie jetzt einen Moment einfach einmal kräftig durch, lassen den Blick durch die Kirche wandern und das Gefühl langsam einsinken: Es ist Weihnachten. Und lassen Sie sich von denen an die Hand nehmen, die Weihnachten auch plötzlich überfallen hat, aus heiterem Himmel im wahrsten Sinne des Wortes, und die auch einen Dauerlauf hinlegen mussten, bevor sie an der Krippe ankamen. Drei kurze Überlegungen zu den Menschen, die die Weihnachtsbotschaft unmittelbar vernahmen:

Was zu Weihnachten durch den Kopf geht

Hatten die Hirten wohl den leisesten Hauch einer Ahnung, was sie in Betlehem erwarten würde? Die wildesten Ideen mögen ihnen durch den Kopf gegangen sein. Wir wissen, dass die Hoffnung zurzeit Jesu weit verbreitet war, dass der lang ersehnte Messias ein politischer Erlöser sein würde. Hat das die Hirten befeuert, als sie sich auf den Weg zum Stall gemacht haben? Eine Revolution, die das römische Regime wegfegen würde? Würde der versprochene Frieden auch eine Verbesserung ihrer eigenen Situation bringen? Das Ende ihrer Armut und gesellschaftlichen Verachtung? Würden sie vielleicht sogar eine besondere Stellung im neuen Königreich bekommen? VIPs im Reich Gottes? Engel erscheinen schließlich nicht jedem! Oder haben die Hirten doch auf etwas ganz anderes gehofft?
Wie sieht es mit Ihnen aus? Hatten Sie irgendwelche Erwartungen, als Sie sich heute Nacht auf den Weg zur Kirche gemacht haben? Wenn die Botschaft von Weihnachten »Frieden« ist, wo vermissen Sie ihn am meisten? Für wen wünschen Sie sich ihn am meisten? Auf (welt)politischer Ebene? Im privaten Umfeld?

Der leise Stil Gottes

Für die Hirten war es leicht zu hoffen und an Gott zu glauben, mögen Sie sagen. Wer wäre nicht beeindruckt vom Erscheinen der himmlischen Heerscharen? Ein Wiederholungsauftritt mit entsprechender Medienberichterstattung würde eine Menge kirchlicher und weltlicher Probleme lösen – um rückläufige Gottesdienstbesucherzahlen bräuchte sich die Kirche jedenfalls keine Sorgen mehr zu machen. Warum also nicht Pauken und Trompeten, Glanz und Gloria hier und jetzt und für alle? Warum eine erschöpfte Familie in einem elenden Stall, die eher an die uns so gegenwärtigen Menschen auf der Flucht als an ein himmlisches Ensemble erinnert? Die Antwort ist: Weil Pomp und Pracht nicht Gottes Stil sind. Springen Sie an das Ende des Lebens Jesu und denken Sie an die Szene vor Pilatus. Zwölf Legionen Engel hätten die Situation sofort zugunsten des Mannes aus Nazaret entschieden. Was aber hätte Gott damit erreicht? Menschen, wir, die so überfahren wären von seiner Macht, dass es mit unserer Entscheidungsfreiheit dahin wäre. Das ist aber nicht, was Gott will. Er will unsere Liebe, frei gegeben, nicht erzwungen. Also, sorry, keine Engel heute, sondern an ihrer Stelle ein Kind, das unsere Herzen mit einem Lächeln gewinnen will.

Engel – Boten in unserem Leben

Und schließlich lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Rolle der Engel zu werfen. Ihre vornehmliche Aufgabe ist es nicht, Menschen zu beeindrucken, sondern Botschaften zu überbringen. Hätten die Hirten ohne diese himmlischen Wegweiser jemals den Weg zur Krippe gefunden? Ganz sicher nicht. Sie würden jetzt noch ahnungslos bei ihren Herden sitzen. Aber wie sind Sie hierher in die Kirche geraten? Erzählen Sie mir nicht, dass Sie Engel auf dem Weg getroffen haben! Oder vielleicht doch? Wer brachte Sie zu Gott? Ihre Eltern? Lehrer? Freunde? Wo begegnen Sie Gott? In den Sakramenten, in Gesprächen am Küchentisch, in einem guten Buch, in Poesie, Musik, der Natur, in der Stille, in der helfenden Hand, die Ihnen jemand reicht oder die Sie geben? Gott kann auf so viele Weise in unser Leben treten. Viele, wenn nicht alle von diesen Begegnungen sind gänzlich ungeplant und unerwartet. Sie passieren einfach – wie dieses Ereignis in Betlehem, das die Hirten in ihrer Routine überfallen hat.

Plötzlich braucht Zeit

Weihnachten hat Plötzlichkeitscharakter. Nur gut, dass wir ein paar Tage haben, um es bei uns ankommen zu lassen. Ich wünsche Ihnen ein paar ruhige Momente in der Zeit zwischen den Jahren. Von Maria, die, so könnte man glauben, doch genau wissen musste, was es mit diesem Kinde auf sich hatte, hören wir im weiteren Fortgang der Geburtsgeschichte, dass sie alles »in ihrem Herzen erwog«. Mit anderen Worten: Auch sie brauchte Zeit, die Ereignisse zu verdauen und zu verstehen. Ohne diese Zeit wird Weihnachten einfach verpuffen. Es wird so schnell weg sein, wie es gekommen ist. Was möchten Sie in Ihrem Herzen bewahren?

Fürbitten
Herr, unser Gott, mit den Hirten machen wir uns auf den Weg, um deine Menschenfreundlichkeit zu sehen. Wir bitten dich:

- Für alle Christen. Bewahre in unseren Herzen das Staunen und die Freude dieser Nacht, sodass wir zu wahren Boten deiner Güte werden.
- Für die Politiker. Stärke sie in ihrem Bemühen, Gerechtigkeit für alle zu schaffen und dem Frieden nachzujagen.
- Für alle, die Not leiden. Lass ihnen neues Licht aufstrahlen in der Dunkelheit von Einsamkeit, Krankheit, Gewalt, Gefangenschaft, Armut oder Verfolgung.
- Für junge Eltern und ihre neugeborenen Kinder. Stärke ihre Liebe zueinander, bewahre sie vor Unheil und Schaden und leite sie in allen Unsicherheiten.
- Für unsere Verstorbenen. Schenke ihnen neues Leben in der Freude deiner Gegenwart.

Gott, unser Vater, dein Handeln ist bestimmt durch deine Liebe zu uns. Segne uns und alle Menschen, die deine Hilfe besonders an diesem Tag brauchen, da du Erlösung für diese Welt gebracht hast. Wir bitten dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Sabine Schratz

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