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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Fronleichnam
Lesejahr B
Der erste und der erneuerte Bund

Beitrag zur Lesung

Predigt

Zum Text: Ex 24,1–8 (1. Lesung)

Pacta sunt servanda

Seit ältesten Zeiten werden die Beziehungen in wichtigen Angelegenheiten unter Völkern und zwischen Personen durch Verträge, Bündnisse und Übereinkommen geschlossen. In wichtigen Angelegenheiten, die das Leben und die Sicherheit betreffen, haben Menschen und Völker diese Form der Übereinkunft gewählt. Sie galten unter allen anderen Formen als fest und beständig. Sie werden gewählt, wenn den Vertragspartner vor allem Verlässlichkeit und Dauer wichtig ist. Das hat in der Tradition der römischen Kultur zu der Formulierung geführt: Pacta sunt servanda; Bündnisse sind einzuhalten.

Die Erinnerung Israels

Ich finde es auch für uns Heutige noch bedeutsam, dass die Erfahrung Israels und seine heilige Überlieferung die Erinnerung an eine ganz besondere Gottesbegegnung bewahrt hat. Sie weiß von einem Bund, einem Bündnis würden wir heute sagen, zwischen Gott, Jahwe, und den Israeliten. Auf dem Weg zwischen Ägypten, dem Land der Zwangsarbeit, und dem versprochenen Land Palästina ereignet sich das. An einem der höchsten Berge auf der Sinai-Halbinsel spielt sich der Bundesschluss ab. Mose ist der Vermittler zwischen Gott und seinen Landsleuten. Die Erinnerung daran und die Überlieferung dessen war zu einem der wichtigsten Inhalte des Glaubens Israels geworden.

Daran hat sich das Volk in schlimmen Zeiten und in Existenzkrisen immer wieder aufgerichtet. Damit aber hat Gott das Volk durch Propheten auch immer neu wachgerüttelt: Es besteht ein Bund zwischen euch und mir. Haltet zu euren Gunsten ein, was ihr versprochen habt. Vonseiten des Volkes: Gott hat sich doch uns gegenüber verpflichtet, er hat sich an uns gebunden. Und Gott ist nicht wankelmütig wie wir Menschen. Gott steht zu dem, er hält ein, was er versprochen hat. Aus dieser Erkenntnis heraus hat sich das Volk Israel immer wieder aufgerichtet.

Ohne dass die Worte in dieser Form ausgesprochen sind, geht es um Vertrauen und Verlässlichkeit. Das durch die Wüste wandernde Gottesvolk fühlt sich in diesem Stadium bedroht. Es fühlt sich entwurzelt. Die Menschen fühlen sich den kargen, ja lebensfeindlichen Umständen nicht gewachsen. So schienen Hilfe und Sicherheit nur noch von außen kommen zu können, von dem Gott, der sie aus dem Sklavenhaus befreit hat.

Vertrauen und Verlässlichkeit gewinnt man nicht, indem diese Worte einmal gefallen sind.

Vertrauen und Verlässlichkeit


Wer sich an seine Kinder und Jugendzeit erinnert, der weiß, was alles sein und geschehen musste, damit man Vertrauen in seine Umwelt entwickeln konnte und man die Rückenstärkung und Ermutigung durch Eltern, Freunde, vielleicht auch Lehrer verinnerlichte. Die Erfahrung der Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit ist beileibe nicht selbstverständlich. Sie ist vor allem auch ein gefährdetes Gut. Als Kirche mussten wir das in den vergangenen Jahren schmerzlich erfahren, im Bekanntwerden der Missbrauchsfälle und in dem, was Betroffene von sich darüber mitgeteilt haben.

Vertrauen und Verlässlichkeit. Ob Kinder heutzutage noch Ähnliches machen? – Ich erinnere mich, wie Spielkameraden manchmal Blutsbruderschaft geschlossen haben, die engste Form der Freundschaft. Man hatte sich Ritualien ausgedacht, die das anschaulich machten und bei den Partnern einen tiefen, einen bleibenden Eindruck hinterlassen sollten. Blut musste zu Blut, eine Vermischung musste stattfinden. Also hat man sich an Fingern oder Armen blutende Wunden zugefügt. Man wollte sehen und spüren, dass sich hiermit etwas ganz Besonderes ereignete. Das Wort und die Tatsache der Blutsbande wurde sinnenfällig und wirkmächtig in Szene gesetzt. Als Kinder ahnten wir nicht, welch archaischem, im Urgrund der Seele schlummerndem Element menschlichen Ausdrucks wir uns bedienten.

Erfahrung des Bundesrituals


Und genauso taten es die Israeliten damals am Fuße des Berges Sinai. Das ist die Verbindung zur heutigen Lesung. Der Bund zwischen Gott und den Israeliten braucht ein Geschehen, eine Form, ein Ritual, das bleibende Spuren im kollektiven Gedächtnis hinterlässt und im Erfahrungswissen des einzelnen Menschen. Zuerst wird der Inhalt des Bundes vor allen ausgesprochen: Gott bindet sich an das Volk Israel, das er sich erwählt hat; das Volk nimmt dies als eine Lebensordnung vertrauensvoll an. Und dann, indem es sich mit Blut aus einer Opferhandlung besprengen lässt, diesem Saft und Sinnbild des pulsierenden Lebens, spürt jeder an seinem Körper kleben, was das für ihn bedeutet. Gottes lebendige Nähe, Leben und Schutz von Gott her klebt buchstäblich an ihm. Dieses Opferritual in seiner ganzen Entfaltung und Einmaligkeit zu erleben, hinterlässt Gravuren in der Seele.

Gott hat sich dem Menschen verbunden, er hat sich dem Menschen zugesellt. Der unsichtbare, lebendige Gott ist nun nicht mehr aus der Geschichte Israels wegzudenken. Vertrauen und Verlässlichkeit sind Eigenschaften Gottes seinem Volk gegenüber. Das ist für Israels Glauben wesentlich.

Wir Christen und der Bund

Und wir Christen? Was ist für unseren Glauben wesentlich? Seit dem letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern wissen wir nicht nur, dass auch Jesus diesen Bund vom Sinai so verstanden hat, sondern dass er ihn auch in seiner Person und mit seinem Leben endgültig, ein für allemal, unwiderruflich erfüllt hat. Er vertraut sich den Gaben von Brot und Wein an und reicht sich so seinen Jüngern damals und allen Späteren, die dieses Mahl feiern, dieses Sakrament vollziehen. Das Gespür von Gottes Leben ist nun innerlich. Man darf essen und trinken und hat das Leben Gottes durch Jesus Christus in sich. Eine größere Nähe ist nicht erreichbar und nicht erlebbar. Das feiern wir, das vergegenwärtigen wir uns und dafür danken wir an diesem Festtag.

Fürbitten
Lasst uns beten zu Jesus Christus, der uns in Brot und Wein zeigt, wie nahe er den Menschen ist.

– Wir bitten für alle, die in ihrem Leben von Gott nichts mehr wissen noch erfahren: Zeige ihnen seine Spuren in der Welt und die Zeugnisse deines Lebens in den Menschen.
(Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
– Wir bitten für so viele unter uns, deren Sehnsucht nach Leben durch den Wohlstand nicht erfüllt wird: Lass sie durch gläubige Mitmenschen erkennen, dass mit dir Leben und Erfüllung zu finden ist.
– Wir bitten für die Menschen, die in unterschiedlicher Weise ihren Mitmenschen dienen: Sei ihnen Hilfe und Kraft, Ermutigung und Sicherheit.
– Wir bitten für junge Menschen, die du ansprichst und in deinen Dienst rufst: Gib ihnen Mut, ihr Ja zu sagen und ihre Zukunft dir anzuvertrauen.

Doch nicht nur bitten wollen wir, sondern dir auch danken, heute und bis in Ewigkeit. Amen.

Johannes Jeran

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