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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Christi Himmelfahrt
Lesejahr B
Geht hinaus in die ganze Welt!

Beitrag zum Evangelium

Einführung
Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet der gesamten Schöpfung das Evangelium!
Welch ein Auftrag wird uns da heute im Evangelium gegeben. Christi Himmelfahrt erinnert uns in aller Deutlichkeit, dass wir uns als Christen nicht hinter Mauern und in Sicherheiten zurückziehen dürfen. Der Blick zum Himmel wird zurück zur Erde und zu den Menschen gelenkt: Dort sind wir gefordert, für unseren Glauben einzustehen.

Kyrie-Ruf
Jesus Christus, du hast den Menschen die frohe Botschaft verkündet.
Herr, erbarme dich.
Du hast den Menschen das Heil gebracht.
Christus, erbarme dich.
Du stehst den Menschen bei, die in die Welt hinausgehen.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Gott, unser Beistand und unsere Stärke.
Du hast deinen Sohn Jesus in den Himmel aufgenommen. Seine Botschaft wird lebendig durch unsere Verkündigung und unser Handeln.
Schenke uns das feste Vertrauen, dass wir nicht allein zurück geblieben sind, sondern du unter uns gegenwärtig bist.
Dafür danken wir dir und preisen dich und deinen Sohn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 228 »Christ fuhr gen Himmel«
Dir sing ich 191,3-4 »Christus ist auferstanden«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 230 »Gen Himmel aufgefahren ist«
Dir sing ich 290 »Weißt du, wo der Himmel ist«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 297,1–2.6–8 »Gott liebt diese Welt«
Dir sing ich 252 »Erde singe, dass es klinge«
Gesang zur Kommunion
GL 298 »Herr, unser Herr, wie bist du zugegen«
Dir sing ich 284 »Meinem Gott gehört die Welt«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 229 »Ihr Christen, hoch erfreuet euch«
Dir sing ich 345 »Gott gab uns Atem«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mk 16,15–20 (Evangelium)

Missionarische Kirche, Dialog- und Gesprächsprozess, neue Formen und Wege der Seelsorge – wie positioniert sich die Kirche zukünftig in der Welt? Die Kluft scheint größer denn je.
Das Evangelium fordert uns auf, uns auf unsere Grundaufgabe zu besinnen: Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet der gesamten Schöpfung das Evangelium. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Die zu Beginn der Predigt angeführten konkreten Beispiele müssen durch eigene ersetzt werden. Sie wurden deshalb aufgenommen, um die Bandbreite möglicher Erfahrungen aufzuzeigen und Lust darauf zu machen, die eigene Vielfalt zu entdecken und zu benennen.

Predigt

Zwischen Himmel und Erde ...

Ich möchte diese Predigt mit drei konkreten Beispielen beginnen. Situationen, in denen ich mich zwischen Himmel und Erde fühlte, hier die Realität, dort der weite Horizont.
1. In einem Arbeitskreis diskutieren wir über Schritte, die den Weg in die Zukunft beschreiten. Eine der Teilnehmerinnen stellt nach einer Weile fest: Ist euch, ist uns klar, dass wir als Christen schon längst zu einer Randgruppe geworden sind? Müssten wir uns nicht endlich einmal darüber klar werden, was das bedeutet und von dort ausgehend unsere Zukunftshoffnungen formulieren?
2. In der Oberstufe eines beruflichen Gymnasiums lesen und besprechen wir seit längerem einen Artikel mit dem Thema »Gott als Sinn des Daseins«. Immer wieder versuchen die Schülerinnen und Schüler, ihre Vorstellungen von Gott, ihre Fragen und ihre Zweifel an Gott in Formulierungen festzuhalten. Die jungen Erwachsenen ringen regelrecht darum, ob sie sich auf diesen Glauben an Gott einlassen möchten und welche Bedeutung dies für sie und für die Gesellschaft, in der sie leben möchten, haben könnte. Es entstehen viele sehr ehrliche und tiefgehende Gespräche über Gott und die Fragen des eigenen Lebens. Allmählich wird allen bewusst, dass es keine Rezepte und keine Sicherheiten gibt, sondern die eigene Entscheidung gefordert ist.
3. Für ein Fortbildungswochenende bin ich mit Frauen zu Gast in einem Frauenkloster. Die Äbtissin erzählt uns, welchen Weg ihre Ordensgemeinschaft ging, um die Frage nach der Zukunft zu klären. Sie beeindruckt zutiefst mit der Bewegung zwischen einer nüchternen Sicht auf die Realität und dem Festhalten an einer Hoffnung, die ganz und gar ihrem unerschütterlichen Gottvertrauen entspringt.

Herausforderung: Standort-Bestimmung

Zwischen Himmel und Erde: Wo stehen wir? Wo stehen wir als Kirche, als Kirchengemeinde? Wie beschreiben wir uns selbst und wie würden uns andere, die nur wenig oder gar nichts mit uns zu tun haben, beschreiben? Was kennzeichnet uns? Welche Gegebenheiten, welche inneren und welche äußeren Rahmenbedingungen bestimmen uns? Es bedarf einer nüchternen und dadurch klärenden Sicht der konkreten Situation. Wir sind als Christen, vor allem als sogenannte praktizierende Christen, eine Randgruppe in der Gesellschaft geworden. Dies kann einerseits durch Zahlen belegt werden; dies kann auch festgestellt werden durch einen ehrlichen Blick auf die, die mitarbeiten und zu Gemeindeveranstaltungen kommen. Dabei nützt es nichts, auf andere zu verweisen, die ähnliche Probleme haben. Wir werden weniger. Oder – und da geht es nicht nur um einen anderen Klang – wir könnten sagen: So viele sind wir! Konkret – wenn man als Beispiel die Stadt Stuttgart heranzieht –: Statt »wir sind nur noch 14% Katholiken« heißt es dann: »Wir sind 14 % Katholiken!«
Durch diese Klarheit erst kann ich sagen: Das brauchen wir. Das können wir. Diese Aufgabe übernehmen wir. Dafür haben wir die Kompetenz, den Raum und die Zeit. Eine ehrliche Bilanz wirkt – nach der ersten Ernüchterung – geradezu befreiend. Weil alles offen auf dem Tisch liegt, ich nicht mehr mit Vermutungen und Beschönigungen arbeite, sondern weiß, wo ich dran bin, was möglich ist, und was nicht geht.
Eine solche Standortbestimmung endet aber nicht bei einer Zahlenbilanz. Genauso ehrlich gilt es zu fragen, welche Inhalte und Handlungsweisen uns kennzeichnen. Woran merken die Menschen, dass wir Christen sind? Reden wir untereinander, aber vor allem miteinander, über unseren Glauben? Erzählen wir von unseren Erfahrungen mit Gott, von unseren Fragen und unseren Zweifeln? Wozu bekennen wir uns? Was hat unser Glaube mit unserem ganz konkreten Leben zu tun?
Eine Standortbestimmung schließt eine lange Zeit der Besinnung und der Stille ein, in der ich mir und wir uns gemeinschaftlich darüber klar werden, was Inhalt und Kernaufgaben von Christen – und damit auch der Kirche – heute sind. Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe als wichtigste Weisung Jesu: Wo leben wir sie in ihrer ganzen Tiefendimension?
Ebenso bedarf es einer langen Zeit der sorgsamen Wahrnehmung, welcher Not wir heute begegnen, nach welcher Hoffnung die Welt sucht und ob unsere Verkündigung darauf eine Antwort geben kann. Sind wir als Christen für das Fehlende da oder bekämpfen wir nur den Fehler?

Rückzug oder Bewegung

Nach einer solchen Standortbestimmung gibt es zwei Möglichkeiten:
Die erste: Ich kann ganz einfach stehen bleiben. Das bedeutet, ich halte mich an Erinnerungen fest, an dem, was einmal war, an dem, was mir einmal Halt gab und viel bedeutete. Ich schließe mich mit denen zusammen, die dieselbe Erfahrung haben und die mich verstehen. Das gibt Geborgenheit, eine gewisse Sicherheit. Es entsteht eine Gemeinschaft, die trägt und in der man füreinander da ist. Das Engagement für andere, vor allem für Benachteiligte gehört dazu – in einer wertvollen Selbstverständlichkeit. Das ist eine und ganz sicher eine gute Möglichkeit.
Die zweite Möglichkeit ist, uns aus diesem Kreis herauszubewegen. Einmal gründlich darüber nachzudenken, wozu uns der Glaube herausfordert und bewegt und genauso gründlich zu überlegen, welche Ressourcen wir zur Verfügung haben. Das bedeutet, sichere Strukturen zu verlassen und unsicheres Gelände zu betreten. Das bedeutet, sehr glaubwürdig für die eigene Überzeugung einzustehen und dies auch in vielfältigem Handeln auszudrücken. Das bedeutet auch, Risiken einzugehen und mit Enttäuschungen umgehen zu müssen.

»Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet der gesamten Schöpfung das Evangelium!«

Wie ernst nehmen wir als Kirche diesen Satz? Gehen wir als Kirchengemeinde wirklich in die Welt hinaus oder bewegen wir uns vor allem oder gar ausschließlich in unseren eigenen sicheren Räumen? Tragen wir Jesu Botschaft wirklich glaubwürdig in die Welt hinein? Verlassen wir sichere Strukturen und suchen gemeinsam mit allen Menschen nach Orten, an denen Gott uns begegnet, wo christliche Botschaft auf fruchtbaren Boden fällt?
Wir sind heute von der Situation der Jünger und Jüngerinnen Jesu gar nicht so weit entfernt. Damals wie heute ging es darum, los zu gehen zu den Menschen und ihnen die frohe Botschaft zu verkünden. Ein Evangelium, das Hoffnung birgt und den Menschen das Heil verkündet, das Gott für sie bereithält. Eine gute Nachricht, die ihnen Mut macht zu leben und der Zukunft zu vertrauen. Und nicht zuletzt: einen Gott, der da ist, uns stärkt und beisteht – gerade dann, wenn wir uns allein gelassen fühlen.
»Sie aber zogen aus und verkündeten überall das Evangelium. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte ihr Wort durch die Zeichen, die er geschehen ließ.« Mit diesen Worten endet das Markusevangelium, aufgeschrieben in der ganz frühen Geschichte der Christenheit.
Gott steht denen bei, die das Evangelium verkünden. Zusage genug für ein unerschütterliches Gottvertrauen. Grund genug, aufzubrechen und der gesamten Schöpfung das Evangelium zu verkünden.

Fürbitten
Mit dem Auftrag Jesu, der Welt das Evangelium zu verkünden, werden wir in Not und Ungerechtigkeit, in Unheil und Schmerz gesandt. Im Vertrauen auf Gottes Beistand rufen wir:
- Für die Verantwortlichen in unserer Welt: Lass sie auf Menschen hören, die sie auf der Basis der christlichen Botschaft beraten, um Ungerechtigkeit, Leid und Krieg zu verhindern.
- Für die Verantwortlichen in unserer Kirche: Schenke ihnen den Mut, über die bestehenden Strukturen hinauszugehen und glaubwürdig die frohe Botschaft in die Welt hineinzutragen.
- Für unsere Gemeinde: Hilf uns, deinen Auftrag anzunehmen und gemeinsam mit anderen Menschen Orte der Gottesbegegnung zu suchen.
- Für uns selbst: Steh uns bei, dass wir glaubwürdig und überzeugend unseren Glauben auch dort bekennen, wo wir damit anstoßen.
- Für unsere Verstorbenen: Nimm sie auf in deine Herrlichkeit und vollende ihr Leben.
In Jesus Christus hast du uns ein Vorbild gegeben, wie wir der Not der Menschen begegnen können. Dafür danken wir dir und preisen dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn, den du in dein Reich aufgenommen hast und mit dem du herrschst in Ewigkeit. Amen.

Barbara Janz-Spaeth

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