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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Einführung
Liebe Leserinnen und Leser,

während meiner Predigtausbildung vor über vierzig Jahren habe ich erstmals den angeblichen Spruch eines gestandenen Landpfarrers gehört, der am Sonntagmorgen seiner Hausfrau zuruft: »Bring mir ein frisches Hemd und eine alte Predigt!« Über vierzig Jahre Predigttätigkeit liegen jetzt hinter mir. Es gibt kein Sonntagsevangelium, über das ich noch nie gepredigt habe. Zu den meisten Perikopen kann ich gleich mehrere eigene Predigten abrufen. Die ersten zehn Jahre habe ich sie fein säuberlich nach Lesejahr, nach der Zahl im Jahreskreis oder nach den Festtagen geordnet in Karteikästen aufbewahrt. Die sind längst entsorgt. Seit der PC im Arbeitszimmer steht, geht das Abrufen der alten Predigten in Sekundenschnelle. Ehrlich: Ich habe für jeden Sonntag eine neue Predigt geschrieben! Hätte ich eine alte vorgetragen, so wäre ich vermutlich mit knallrotem Kopf am Ambo gestanden. Seit meinem Stand als Pensionär blättere ich manchmal durch meine alten Predigten, vor allem an den Sonntagen, an denen ich ganz privat für mich den Sonntag vorbereite. Ein kleines Fazit daraus: Viele Themen kommen immer wieder vor! Es ist ja so, dass man in der Predigt Zeugnis von dem gibt, was einen selbst bewegt. Vermutlich sind es bei allen Predigern und Predigerinnen nur ein paar Themen, die ihn und sie existenziell bewegen und herausfordern. Trotz verschiedener Perikopen und trotz unterschiedlicher Zugänge finde ich als Prediger immer wieder mein Thema.

Eine andere Erfahrung: Als junger Prediger war ich vollmundiger, mehr behauptend, vielleicht auch mehr bekennend als später. Nicht nur das Alter, vor allem die Erfahrung mit sich selbst und mit den komplexen Lebensgeschichten der Menschen haben mich als Prediger zurückhaltender, vielleicht auch demütiger gemacht. Ich sehe an meinen alten Predigten auch, dass ich früher sprachmächtiger, kreativer gewesen bin. Ich wurde doch, nolens volens, sprachlich und denkerisch allmählich eingefahren!

Trotzdem: Es ist spannend und es macht mir immer noch Freude, aber auch immer noch Mühe, eine Predigt vorzubereiten. Jetzt kann ich mir dafür mehr Zeit nehmen und mich in die Texte vertiefen, wie es mir im aktiven Dienst nur selten möglich war. Ich bin davon angetan, es beunruhigt mich sogar, wie reich, eigentlich unerschöpflich, spannend, komplex, vielfältig, sprachlich grandios die biblischen Texte sind; aber sie können sich auch verschließen und erfordern viel Mühe und Demut, sie aufzuschließen. Mir selbst und allen Predigerinnen und Predigern wünsche ich, dass sie vom überfließenden Reichtum der Bibel überwältigt sind und munteres Zeugnis davon geben können.

Im Namen von Verlag und Herausgebern grüße ich Sie.
Anton Seeberger

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