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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 2
Karfreitag
Zu unserem Heil
Lesejahr A – B – C
Beitrag zur Lesung

Einführung

(nach Einzug in Stille, Prostratio/Knien und Gebet)

Im Tod begegnen sich Zeit und Ewigkeit. Heute blicken wir auf das Leiden und den Tod unseres Herrn Jesus Christus und wir verweben ihn mit dem Tod eines unbekannten Schmerzensmanns aus der Zeit des Propheten Jesaja und mit dem zahlreichen Leid und Tod unserer Zeit. Es gilt, sich zu stellen, auszuhalten, hindurchzugehen, zu hoffen auf Heil für Zeit und Ewigkeit.

Predigt


Zum Text: Jes 52,13 – 53,12 (1. Lesung)


Wir nehmen das Leiden und den Tod Jesu in den Blick – nicht nur in den Blick, sondern uns auch zu Herzen. Wir schauen auf den Geschundenen und Gequälten, der da am Kreuz hängt.

In der Lesung hörten wir von einem anderen Schmerzensmann, dessen tragisches Schicksal 600 Jahre vor Jesu Tod im Buch des Propheten Jesaja geschildert wird. Es ist ein Rückblick auf ein grausames Leiden und einen schmerzvollen Tod, und es lag sehr nahe, dass dieser Gottesknecht von den Jüngern und frühen Christinnen und Christen mit Jesus und seinem Tod gleichgesetzt wurde. Anders aber als in der Johannespassion, in der den »Juden« ein entscheidender Anteil am Tod Jesu zugesprochen wird – hörten wir, dass dieser Knecht »unsere Schmerzen auf sich geladen « hat, dass er durchbohrt wurde wegen »unserer Vergehen, wegen unserer Sünden«. Wer damals dieser Gottesknecht war, das wissen wir nicht, und auch nicht, wer mit diesem »wir« gemeint war, das Volk Israel oder eine Gruppe in Jerusalem oder im babylonischen Exil. Doch dieses »wir« bezog die christliche Tradition auf sich, auf die Gläubigen. Und so können wir bis heute hören, dass Jesus »für unsere Sünden« gestorben ist, dass er als »Sühnopfer« sein Leben hingegeben hat. In einigen Liedtexten aus früheren Jahrhunderten wird das drastisch ausgedrückt: »Was du, Herr, hast erduldet, ist alles meine Last: ich, ich hab es verschuldet, was du getragen hast« (GL 238,4) oder »Ach, meine Sünden haben dich geschlagen« (GL 290,3).

Diese Sprache und diese Sicht haben ihre schwierige Seite, wenn das so verstanden wird, als hätte Gott es von Anfang an gewollt oder nötig gehabt, seinen Sohn in den Tod zu schicken. Wenn wir nochmals in das Gottesknechtslied schauen, so merken wir, dass dort auch die Rede davon ist, dass er »unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen« hat. Für mich heißt das – auf Jesus übertragen –, dass es um mehr als um seinen Tod geht. Jesus hat das menschliche Leben in all seiner Fülle, mit all seiner Bürde, seiner Schwere und seinen Belastungen auf sich genommen. Weil er Mensch unter Menschen war. Weil er die Mensch gewordene Liebe Gottes war. Sein Weg war die bedingungslose Hingabe an die Liebe, an das Leben, an die Menschen, die sich »verirrt hatten wie die Schafe« und wo jeder »für sich seinen Weg« ging, wie es die Lesung sagte. Wenn Jesaja sagt: »Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm«, so möchte ich mit den Worten des Großen Glaubensbekenntnisses hinzufügen: »Zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen … und ist Mensch geworden.«

Zu unserem Heil ist Jesus den Weg der Liebe und der Hingabe gegangen. Und er ist dem Tod nicht ausgewichen. Er kam unter die Räder, unter menschliche Räder, weil die menschliche Welt so ist, wie sie ist. Weil Menschen anderen Menschen Schreckliches antun, weil Menschen versagen und schuldig werden.

Und somit geht es tatsächlich um das »Wir«. Im Angesicht des Kreuzes Jesu müssen wir uns fragen, jede und jeder von uns, wo mein Anteil ist an einer lieblosen, gierigen, egoistischen, grausamen Welt. Und wir müssen niederknien vor dem Schmerzensmann, der seinen Weg der Liebe bis zum bitteren Ende gegangen ist – zu unserem Heil.

Beate Jammer

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