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der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Einführung
Liebe Leserinnen und Leser,

Den Himmel zum Sprechen bringen ist der Titel eines neuen Buches von Peter Sloterdijk. Über Theopoesie lautet der Untertitel. Eine Predigerin, einen Prediger springt dieser Titel förmlich an. Die Predigt hat ja kein anderes Anliegen als das, was der Titel des Buches sagt, nämlich den Himmel zum Sprechen zu bringen. Ich habe mir das Buch besorgt und habe es auch mit Gewinn gelesen. Allerdings muss man als gläubiger Mensch und Prediger dieses Buch wohldosiert lesen; einer zartbesaiteten Seele könnten bei der Lektüre leicht die Saiten reißen. Das ist bei einem zynisch- kritischen Philosophen, Essayisten und Literaturwissenschaftler kaum verwunderlich. Auf Seite 230 stellt er dem Leser fürsorglich anheim, ob er von den Poesien des Exzesses mehr erfahren möchte oder nicht. Die Exzesse der frühchristlichen Anachoreten und die exzessiven katholischen Spekulationen über die letzten Dinge werden dabei verhandelt. Dass Gott selbst spricht, dass er gar das Wort in Person ist, das ist Glaubenssache, die der Philosoph nicht teilt. Aber dass zuerst die Dichter und dann die Theologen ihn, den Lebendigen und/oder den Geglaubten zum Sprechen bringen, ist die Grundthese. Motiviert sind Dichter und Denker vom Bedürfnis, ein Konzept des Umfassenden zu entwerfen, unter dem Menschen das Ungeheure, Offene, Weite mit dem Beschützenden, Häuslichen in einem Symbol kosmischer und moralischer Identität zusammendenken können. Der theopoetische Weg hebt an mit den sprechenden und rettenden Göttern im griechischen Theater und reicht bis zu den Poesien der Suche in der Gegenwart. Im letzten Kapitel mit der Überschrift Religionsfreiheit findet der Durchgang durch die theopoetische und theologische Geistesgeschichte seinen vorläufigen Zielpunkt. Bewundernswert ist, wie viel theologiegeschichtliches Material der Autor verarbeitet. Poesien des Lobs, Poesien der Geduld, Poesien der Übertreibung werden kritisch beleuchtet. Am Ende des Durchgangs, im Kapitel der Religionsfreiheit, konstatiert der Autor die überraschende, erhebende, skandalöse Nutzlosigkeit der Religion. Sie ist überflüssig wie Musik; doch: »Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.« Mich treibt die Lektüre verstörend dazu an, dem Wort so intensiv und genau wie möglich zu lauschen, das Wort durch die Mühlen der Exegese zu mahlen und mit dem sich mir persönlich erschließenden Wort zu konfrontieren. Es ist ja mein, unser Glaube, dass Gott gesprochen hat und dass er auch heute zu uns spricht. Gottes Wort kann ja nur das Wort sein, in dem er selbst uns nahe ist. Gespannt bin ich, was die akademischen Homiletiker zu diesem Buch sagen werden.

Seien Sie herzlich gegrüßt aus dem Verlag und von den Herausgebern.

Ihr
Anton Seeberger

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