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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 1
Zweiter Adventssonntag
Gewissheit im Glauben schaffen – damals und heute
Lesejahr C
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Der Advent ist eine Zeit der Arbeit. Wenn wir heute von Johannes dem Täufer aufgerufen werden, dem Herrn den Weg zu bereiten, dann ist da von schweren Straßenbauarbeiten die Rede. Tatsächlich tun wir uns oft genug schwer, dem ankommenden Herrn den Weg in unser Leben zu bahnen. Unsere Zeit und Gesellschaft hilft uns wenig dabei, sie rechnet kaum noch mit Gott. Machen wir uns in dieser Stunde wieder an die Arbeit des Wegebaus – öffnen wir unsere Herzen, unser Leben für die Ankunft des Herrn.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, Johannes der Täufer ruft auch uns, dir den Weg zu bereiten.
Herr, erbarme dich.
Stress und Kleinglaube stehen deinem Kommen im Weg.
Christus, erbarme dich.
Wir brauchen Erneuerung im Glauben, damit du ankommen kannst.
Herr, erbarme dich.
Oder GL 158 »Tau aus Himmelshöhn«

Tagesgebet
Gott,
Du willst kommen – doch die Türen sind verschlossen.
Du willst kommen – doch keiner wartet auf dich.
Du willst kommen – doch wir bauen Hindernisse auf.
Du willst kommen – und du gibst nicht auf.
So groß ist deine Liebe, ist deine Geduld.
Dank sei dir und Lobpreis.
Und höre unsere Bitte:
Hilf uns, dir den Weg zu bereiten.
Lass nicht ab von uns.
Komm und werde Mensch, hier und heute, in dieser unserer Welt.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 218,1.4–5 »Macht hoch die Tür«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 231,1–5 »O Heiland, reiß die Himmel auf« und GL 174/3 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 221,1–2 »Kündet allen in der Not«
Gesang zur Kommunion
GL 221,3–5 »Aus Gestein und Wüstensand«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 225,1–3 »Wir ziehen vor die Tore der Stadt«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 3,1–6 (Evangelium)

Der Evangelist Lukas beginnt seinen Bericht über das Wirken des erwachsenen Johannes mit einem Überblick über die Regierenden und Hohepriester in besagter Zeit. Das genaue Jahr lässt sich dadurch zwar nicht mit Sicherheit festlegen, aber das Ziel des Evangelisten ist, deutlich zu machen, dass sein Evangelium keine fromm ersonnene spirituelle Idee ist, sondern Wirklichkeit. Gott ist in der realen, durch Raum und Zeit festgelegten Welt, eben in unserer Lebenswelt erschienen und Mensch geworden.
Schon im ersten Jahrhundert scheinen die Christen der dritten Generation, für die der Evangelist schrieb, Bedarf nach einer Vergewisserung gehabt zu haben. Wie viel mehr gilt das für die Menschen im 21. Jahrhundert, von denen so viele nicht an einen menschgewordenen Gott glauben können, weil er sich mit all unseren hochentwickelten Methoden und Messinstrumenten nicht materiell nachweisen oder in seinem Wirken zweifelsfrei feststellen lässt. Die Predigt setzt an dieser Stelle an und lädt ein, den Advent als Zeit der Wegbereitung zu sehen für einen Glauben, der trotz alledem auf die reale Menschwerdung Gottes baut.

Predigt

Der Evangelist Lukas – kein Märchenerzähler

Es war einmal vor langer Zeit in einem unbekannten Land…, so beginnen Märchen. Wir lehnen uns innerlich zurück und stellen uns darauf ein, aus der Wirklichkeit in eine Traumwelt entführt zu werden.
Genau umgekehrt macht es der Evangelist Lukas. Er beginnt mit Fakten: Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa … Mit anderen Worten: Was jetzt kommt, ist kein Märchen. Kein fromm erdachter spiritueller Impulstext. Was jetzt kommt, ist Realität, es hat in der Welt, in der wir leben, stattgefunden. Wir, das heißt in diesem Fall: Wir Christen im späten ersten Jahrhundert. Für die hat der Evangelist Lukas sein Evangelium zusammengestellt. Leben, Tod und Auferstehung Jesu lagen etwa fünfzig Jahre zurück. Die meisten Augenzeugen waren alt geworden oder gestorben. Geschichten kursierten über Jesus und seine Lehre. Und da gab es wohl Christen in der Gemeinde, die fragten: Ist das wirklich wahr, was da erzählt wird? Ist es nicht nur eine fromme Geschichte, erbauliche Legende? Die einen sagen so, die anderen so. Und überhaupt: Haben die andersgläubigen Nachbarn nicht doch Recht, die sagen: Ein Gott, der Mensch wird – das geht ja gar nicht? Der christliche Glaube – Fake news im ersten Jahrhundert?

Das Evangelium soll Halt und Gewissheit geben

Dem hält Lukas entgegen: Nein, es ist wahr. Es hat sich wirklich ereignet. Nicht am St. Nimmerleinstag, sondern zu einer klar bestimmten Zeit. Nicht auf einer Insel Utopia, sondern im Land Palästina, das alle kennen. Doch, wir können Gewissheit schaffen, wer Jesus war und ist und was er uns lehrt. Gewissheit schaffen für seine Gemeinde, das war die Motivation für Lukas, sein Evangelium zu schreiben.
Dabei helfen historische Zeitangaben. Schon seinen Bericht von der Geburt Jesu beginnt er so: »In jenen Tagen, da Quirinius Statthalter in Syrien war, erließ Kaiser Augustus den Befehl …« Bald werden wir sie wieder hören, die Weihnachtsgeschichte. Und auch den Bericht vom Wirken der erwachsenen Männer Johannes und Jesus beginnt er mit einer historischen Einordnung, wir haben es gehört. Damit sagt Lukas: Das unglaubliche Geschehen von der Menschwerdung Gottes ist keine fromme Erfindung, es hat sich in unserer ganz konkreten Wirklichkeit abgespielt. In dem römischen Reich, in dem wir leben mit seinen Herrschern und Statthaltern, deren Namen wir noch kennen!

Skepsis gab es damals wie heute

Erstaunlich, wie nah die Christen des ersten Jahrhunderts mit ihrer Skepsis, ihren Fragen und Zweifeln uns Menschen des 21. Jahrhunderts sind Wie viele Menschen gibt es um uns herum, die mit unserem Glauben an einen Gott, der real und wahrhaftig in unsere Welt kommt und darin wirkt, gar nichts anfangen können? Wo soll dieser Gott in unserer Welt zu finden sein? Er ist ja nicht messbar, beweisbar, sichtbar.
Im Gegensatz zu den mächtigen Kräften, die unser Leben bestimmen! Seien es physikalische Gesetze, biologische Abläufe, seien es hilfreiche oder zerstörerische Beziehungen zwischen Menschen, politische Mächte und Einflüsse – das sind doch die Faktoren, die in der Realität wirken. Gott? Der tut nichts, sagt nichts. Die Kirchen, die für den Glauben an ihn stehen, haben viel Glaubwürdigkeit verspielt. Und, so hören wir dann zum Abschluss: Mir fehlt auch nichts. Ich lebe gut ohne Gott.
Und, liebe Glaubende und Suchende, die wir hier zusammenkommen: Sind das nicht wirklich sehr starke Argumente? Wie viele von uns Christen erleben ihren Glauben als fragwürdig und angreifbar! Wie viele ringen mit ihren Fragen und Zweifeln? Mit Gebeten, auf die hin sie außer einem großen Schweigen nichts hören oder erfahren? Wie viele finden selbst keinen Zugang mehr zum menschgewordenen Gottessohn Jesus Christus, der ihr Leben heilen, versöhnen, erlösen will? Und gehen deshalb auf Distanz, indem sie zum Beispiel unseren Gottesdiensten fernbleiben oder auch nicht mehr beten?

Brauchen wir ein fünftes Evangelium?

Ja, einen wie Lukas, den brauchen wir heute wie damals. Einen, der wieder Gewissheit gibt. Der glaubwürdig daran erinnert: Es ist wahr. Jesus ist Mensch geworden in dieser realen Welt. Er will es wieder werden in deinem realen Leben. Schau doch hin: Diese Erfahrungen haben wir und andere mit ihm gemacht. An realem Ort zu realer Zeit.
Aber wie soll das gehen? Die Evangelien sind geschrieben und überliefert, ein für alle Mal. Auch wir Christen heute müssen uns mit dem begnügen, was da einer vor fast 2000 Jahren über Johannes den Täufer und Jesus aufgeschrieben hat. Das ist auch unser Evangelium, auf das unser Glaube aufbaut.
Oder sollte doch einer ein neues, ein fünftes Evangelium schreiben, auf die Fragen der Menschen des 21. Jahrhunderts hin?
Lukas hat die Geschichten von und über Jesus aufgeschrieben, die die Menschen damals als wahr und wirkmächtig erfahren haben. So wäre auch dieses »fünfte Evangelium« eine Zusammenstellung von Erfahrungen mit Jesus Christus. Und die gibt es auch heute, Menschen, die in ihrem konkreten Leben erfahren haben: Jesus Christus lebt und wirkt. Er verwandelt auch mein Leben wie Brot und Wein. Er ist mir die Kraft- und Hoffnungsquelle, ohne die ich so vieles nicht geschafft hätte. Er ist nicht nur eine fromme Idee. Er hat mein Leben verändert. Er ist Wirklichkeit, auch wenn wir ihn mit all unserer Wissenschaft nicht packen und feststellen können.
Menschen, die solches erfahren haben, sind die Evangelisten von heute. Nein, vielleicht braucht es nicht aufgeschrieben zu werden mit Tinte und Papier, am PC oder Smartphone. Aber sie sollten ihre Erfahrungen nicht für sich behalten! Denn sie können den suchenden und fragenden Menschen unserer Zeit glaubwürdig vermitteln, dass es sich lohnt zu glauben. Dass Gott wirkt, jenseits aller Messergebnisse und Berechnungen.

Am fünften Evangelium schreiben ist gutes adventliches Tun

Der Advent ist eine gute Zeit, an diesem fünften Evangelium zu schreiben. Das beginnt damit, dass ich mich der Frage stelle, ob ich zu denen gehöre, die eine Erfahrung mit ihrem Glauben gemacht haben. Und ob mich diese Erfahrung im Glauben hält und stärkt.
Wenn das so ist, dann heißt die nächste Frage: Wie, wo, wem kann ich von meiner Erfahrung erzählen? Was braucht es, dass ich mich das traue? Viele von uns werden einander in diesen Wochen vor Weihnachten begegnen. Wenn sich Menschen vertraut versammeln um die Lichter der Kerzen am Adventskranz, dann wäre das doch eine gute Gelegenheit, nicht nur die schönen Adventslieder zu singen und schöne Geschichten zu hören. Sondern einander mitzuteilen, was uns in unserem Glauben hält, stärkt freut! Könnte es eine bessere Vorbereitung auf Weihnachten geben? Es ist doch Fest der Menschwerdung Gottes, das Fest seiner Gegenwart in dieser realen Welt, auf unserer Erde, in unserer Zeit, in diesem Leben.

Fürbitten
Großer Gott, in Jesus Christus bist du Mensch geworden und hast uns dadurch gezeigt, dass du in dieser Welt gegenwärtig sein und wirken willst. So höre unser Gebet: Komm in unsere Welt – komm in unser Leben.

- Sieh die Wunden, Schmerzen und Leiden der Menschen, die von Krieg, Gewalt und Vertreibung geplagt sind.
(Komm in unsere Welt – komm in unser Leben.)
- Sieh die Gottvergessenheit, die groß ist in unserer Zeit, und sieh die Verunsicherung vieler Christen.
- Sieh die Resignation, die sich unter denen breitzumachen droht, die deine Frohe Botschaft verkünden mit Worten und mit ihrem Leben.
- Sieh die Not der Menschen, die nach Glauben, Sinn und Hoffnung suchen und dich nicht finden.
- Sieh die Ängste der Menschen, die eine schlimme Krankheitsdiagnose haben und nicht wissen, was auf sie zukommt.

Gott, du willst auch heute ankommen in unserer Welt, in unserem Leben. Deiner Verheißung wollen wir vertrauen. Wir loben und preisen dich, heute und alle Zeit. Amen.

Stefan Möhler

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