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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Christi Himmelfahrt
Gelungener Abschied
Lesejahr B
Beitrag zur Lesung

Einführung

Wenn ein kostbarer Mensch uns verlässt, wegzieht, den Arbeitsplatz wechselt – oder auch durch den Tod uns genommen wird –, merken wir manchmal erst richtig, was uns fehlt, was er uns bedeutet hat, wie wichtig er für uns war.

Den Jüngern geht es nicht anders, als sie spüren, dass die Zeit der leibhaftigen Begegnungen mit Jesus zu Ende ist. Davon redet das, was wir mit Himmelfahrt feiern: von solch einem Abschiedsprozess. Aber dieser notwendige Abschied eröffnet eine neue Weise, Jesus zu begegnen: In seinem Wort, in den Menschen, die aus seiner Kraft leben, im Mahl, zu dem er einlädt, bleibt er mit ihnen in Beziehung – und auch mit uns. Bis ans Ende der Zeit.

Predigt

Zum Text: Apg 1,1–11 (1. Lesung)

Abschiede gehören zum Leben … Abschiede gehören zu unserem Leben. Der Abschied am Bahnhof von einer lieben Freundin, die ich für lange Zeit nicht mehr sehen werde. Der Abschied von meinem Sohn, der für ein Jahr zum Studium oder zum Schüleraustausch in ein fremdes Land fliegt. Aber auch der Abschied von den Kindern, die das Haus verlassen, weil sie anderswo eine Arbeitsstelle antreten. Die Trennung von einem Mitarbeiter. Und schließlich der schmerzliche Abschied von einem Menschen, der mir »weggestorben« ist.

… und lösen unterschiedliche Gefühle aus


Solche Abschiede können ganz unterschiedliche Gefühle auslösen. Sie können gelingen oder auch einen schmerzlichen, unangenehmen Nachgeschmack behalten. Mein Kind, das ich über viele Jahre begleitet habe, ziehen zu lassen, weil es nun auf eigenen Beinen stehen will und eine Familie gründet, ist ganz etwas anderes, als es zu verlieren, weil es im Streit einfach auszieht. Eine Trennung im Streit lässt viele Fragen offen, während zwei Menschen nach einem intensiven Gesprächsprozess versöhnt auseinander und eigene Wege gehen können. Einen Menschen plötzlich zu verlieren, kann hart sein, weil man keine Chance hatte, sich zu verabschieden und das zu sagen, was noch zu sagen war. Und andererseits: Wo eine Aussprache nicht stattgefunden hat, kann auch ein langer Abschied das schlechte Gewissen oder das ungute Gefühl manchmal nicht verhindern. Es ist gar nicht so leicht, Abschied zu nehmen von einem anderen Menschen, vielleicht für immer, und das in einer versöhnten und zuversichtlichen Weise.

Jesu gelungener Abschied von den Seinen …

Jesu Abschied von den Seinen gelingt. Hier bleibt kein Ärger über die verpasste Chance, Israel zu befreien und das lang ersehnte Reich aufzubauen. Hier bleibt nicht das schlechte Gewissen darüber, dass man den Herrn so oft nicht verstanden, ja sogar verraten hat. Hier haben nicht die Trauer und der Schmerz über all das, was verloren ist, das letzte Wort. Hier siegt nicht die Angst, wie es ohne ihn wohl weitergehen wird. Wenn wir die Himmelfahrt als Bild für den Abschied Jesu von seinen Jüngerinnen und Jüngern sehen, können wir sagen: Es ist ein gelungener Abschied. Himmelfahrt sind für Lukas die Tage, in denen Jesus hinauf- bzw. hineingenommen wird in die Herrlichkeit Gottes, ein 40-tägiger Weg oder Prozess, der mit der Entrückung in den Himmel endet. In dieser Zeit »nach seinem Leiden« zeigt sich Jesus den Jüngern »durch viele Beweise« als Lebendiger. Er spricht durch den Geist nochmals vom Reich Gottes. Er gibt den Seinen einen letzten klärenden Blick auf sein Leben, auf das, was sie mit ihm erlebt haben, auch auf das so schwer Verständliche wie das Kreuz und die Auferstehung. Er gibt ihnen eine Perspektive für ihre Zukunft, einen Auftrag: »Ihr werdet meine Zeugen sein.« Ihr führt fort, was ich mit euch begonnen habe. Und er macht Mut und sagt, was sie tragen wird: die »Kraft des Heiligen Geistes«. Der Heilige Geist wird sie trösten, wird sie in Verbindung mit ihm halten. Schließlich – so überlieferte es Lukas in seinem Evangelium – segnet er sie, gibt ihnen die Zusage mit auf den Weg, dass Gott treu ist und auch ihren Weg ans Ziel führen wird, dorthin, wo er vorausgeht. Mit diesem Segen kann er sie getrost verlassen oder – wie es bei Lukas heißt – in den Himmel entrückt werden. Und die Jünger haben trotz des Abschieds Grund, sich zu freuen und Gott zu preisen, wie Lukas schon in seinem »ersten Buch« geschrieben hat.

… wird zu einem Neuanfang


Das, was diesen Abschied gelingen lässt, ist, dass er das Ende mit einem Neuanfang verbindet, dass die Jünger aus dem Blick auf das, was sie gemeinsam erfahren haben, die Kraft bekommen, den gemeinsamen Weg weiterzugehen und fortzuführen. Das hilft, ihren Blick wieder auf das zu richten, was für sie weitergeht: ihr Leben, ihr Alltag, ihre Aufgaben. Sie können Jesus versöhnt ziehen lassen und den Abschiedsschmerz leichter ertragen. Sein Weggang reißt zwar eine Lücke, aber er füllt sie mit einer neuen Herausforderung. Schließlich ist es die Gewissheit, dass es kein Abschied für immer ist, dass selbst das endgültige Abschiednehmen die Beziehung zu Jesus Christus nicht abbrechen lässt. Denn »dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen«. So die Botschaft der beiden Engel. So können sie den Blick vom Himmel wieder dorthin wenden, wo ihr Leben weitergeht.

Ein gesegneter Abschied

Ein gelungener, ein gesegneter Abschied. Wer wünscht sich das nicht, wenn Wege auseinandergehen müssen. Kinder im Vertrauen ziehen lassen, weil ich weiß, dass sie »viel mitbekommen« und ein Ziel vor Augen haben – und dass auf mich selbst eine neue Aufgabe wartet. Eine gescheiterte Beziehung nach einem klärenden und versöhnenden Gespräch beenden im Bewusstsein, dass darin für beide ein Neuanfang liegen kann. Einen lieben Menschen am Grab loslassen, dankbar für das, was mir geschenkt war und im Vertrauen, dass er bei Gott aufgehoben bleibt. Vielleicht kann das heutige Fest uns helfen, dass unsere Abschiede immer wieder gelingen, dass wir lernen loszulassen. Denn ganz gleich, wohin wir einander verabschieden, wen wir loslassen müssen, wer auch von uns geht, er geht nicht verloren, auch mir nicht. Er bleibt umspannt von dem, was uns alle verbindet, dem Himmel, Ort der Gegenwart Gottes, Ausgang und Ziel unseres Lebens. Darin bleibt aufgehoben, was wir immer nur als bruchstückhaft und vergänglich erfahren: unser Leben und unsere Beziehungen. Jeder kleine Abschied macht uns das deutlich. Schmerzlich auf der einen Seite, aber ebenso ermutigend, wenn wir aufbrechen und weitergehen – hinein in unsere weitere Lebenszeit, die einmal in Gottes Ewigkeit mündet.

Fürbitten

Unseren Herrn, der geheimnisvoll unter uns gegenwärtig ist, wollen wir bitten:

- Wir beten für alle, die in besonderer Weise berufen sind, den Glauben weiterzugeben, aber selbst unsicher sind. – Stille – Wir bitten:
(Herr, sende uns deinen Geist.)
- Wir beten für die Menschen, die als Flüchtlinge und Opfer von Kriegen ihre Heimat verlassen müssen. – Stille – Wir bitten:
- Wir beten für die Schwerkranken und ihre Angehörigen; für alle, die spüren, dass sie von diesem Leben Abschied nehmen müssen. – Stille – Wir bitten:
- Wir beten für die Frauen und Männer, denen wichtige Beziehungen zerbrochen sind. – Stille – Wir bitten:
- Wir beten für die Mütter und Väter, deren Kinder aus dem Haus gehen. – Stille – Wir bitten:
- Wir beten für unsere Verstorbenen, die wir im Tod loslassen mussten. – Stille – Wir bitten:

Vater im Himmel, durch deinen Sohn bist du uns nahe gekommen, durch deinen Geist bleibst du bei uns, jetzt und alle Tage bis ans Ende der Zeit.
Amen.

Klaus Kempter

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