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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 1
Osternacht
Lesejahr A – B – C
Der Osterglaube – ein Schritt ins Offene

Beitrag II zum Evangelium

Einführung

Wir stehen am Osterfeuer. Das Licht bestimmt den Beginn unserer Feier der Osternacht. Die Osterkerze macht die Dunkelheit hell. Sie kündet vom neuen Leben. Sie steht für Christus, den Auferstandenen. In allen Zeichen, die unsere Feier bestimmen, finden wir ihn und die Kraft seines neuen Lebens. Gott macht in der Auferweckung seines Sohnes einen neuen Anfang mit der Welt und den Menschen, einen Anfang, der kein Ende kennt.

Liedvorschläge
Gesänge für die Lichtfeier, den Wortgottesdienst und die Tauffeier
GL 312 und GL 313
Gesang zum Gloria
GL 328 »Gelobt sei Gott«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 318 »Christ ist erstanden«
Gesang zur Kommunion
GL 331 »Ist das der Leib, Herr Jesu Christ«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 322,1–2.5.12 »Ihr Christen, singet hocherfreut« oder
GL 797 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Christus ist erstanden«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 24,1–12 (Evangelium)

Jesus wurde gekreuzigt, starb nach langem Todeskampf und wurde in einem Felsengrab bestattet. Frauen waren es, die als letzte von dem toten Jesus Abschied genommen hatten. Frauen waren es auch, die als erste ihn früh am Ostermorgen aufsuchen wollten. »Gekreuzigt, gestorben und begraben« – das haben die Frauen um Jesus aus nächster Nähe miterlebt. Mit dem Kreuzestod endete für die Jüngerinnen und Jünger eine große Hoffnung.

Was Lukas von den Frauen am Grab berichtet, ist typisch für alle, die mit Jesus verbunden waren. Sie hatten die Härte des Kreuzesgeschehens am schmerzlichsten erfahren. Sie hatten nicht nur ihren besten Freund verloren, eine Welt war für sie untergegangen. Sie sahen nur noch die Möglichkeit, den Leichnam Jesu einzubalsamieren, was ihnen am Abend der Kreuzigung nicht mehr möglich gewesen war. Da finden sie nur das leere Grab.

Die biblischen Osterberichte sind stockend. Lukas spricht von Erschrecken, auch von Zweifeln ist die Rede. Aber die Botschaft ist eindeutig: Jesus ist zu neuem Leben erweckt worden. Was da passiert ist, lässt sich nicht sofort erklären. Doch klar ist: Es geschah Umwerfendes, Mitreißendes. Den Frauen wird deutlich gemacht, dass es für sie andere Aufgaben gibt, als den Leichnam Jesu und die Erinnerung an ihn einzubalsamieren. Lukas möchte mit dieser Geschichte bei allen Jüngerinnen und Jüngern erreichen, dass sie mit Jesus als dem Lebenden rechnen, mit dem, der in ihr Leben eintreten und ihnen begegnen will.

Predigt

In aller Frühe gehen die Frauen zum Grab Jesu. Sie wollen nach Landessitte seinen Leichnam salben – ihr letzter Liebesdienst. Es sind die gleichen Frauen, denen wir bereits in der Passion begegnet sind. Sie hatten alles mit angesehen bis zum Tod Jesu und ihm das Geleit gegeben zu seinem Grab. Zeugen für den Tod des Herrn.

Das leere Grab macht die Frauen ratlos und bestürzt. Aber auf das Wort der zwei Männer hin muss es den Frauen wie Schuppen von den Augen gefallen sein. Das eine fügt sich zum anderen: Das leere Grab und das Wort Jesu, an das die Engel sie erinnern. Sie erinnern sich an die Worte Jesu. Sie erinnern sich an die wiederholte Zusage Jesu, sein Weg führe ihn durch den Tod ins Leben. Jesus ist wirklich den Weg in den Tod gegangen und das entsprach Gottes Willen. Die Frauen lassen sich erinnern und beginnen zu glauben. Und dann berichten sie den Jüngern, dass Jesus lebe. Aber die Apostel halten das alles für Geschwätz. Sie glauben nicht. Die Botschaft vom leeren Grab erzeugt bei ihnen keinen Osterglauben. Selbst die engsten Freunde Jesu können nicht fassen, was geschehen ist.

Wen wundert es da, dass Menschen heute sich ähnlich verhalten. Erst nach und nach hat sich den Jüngern das Ostergeschehen erschlossen. Es erschien immer erregender, immer gewaltiger. Immer mehr zeigte sich: Die Auferstehung Jesu sprengt die Grenzen unserer Welt, alles wird durch sie von Grund auf verändert. Der auferstandene Herr braucht einige Zeit, bis er bei seinen Jüngern den Aberglauben an den Tod überwindet und österlichen Glauben wirken kann.

Auch für den christlichen Glauben ist das Erschrecken und die Ratlosigkeit ein Grundgefühl. Menschen erschrecken an der Grenze zwischen dem Endlichen und dem Unendlichen, dem Menschlichen und Göttlichen. Und sie fürchten sich. Dann jedoch geht ihr Weg zu einer ungeahnten Freude hin. Österlicher Glaube beginnt mit dem Staunen der Ratlosigkeit und dem Erschrecken. Ostern ist ein offenes, ein öffnendes Geheimnis. Es ist der Schritt heraus aus dem Grab, heraus aus der Blindheit. Es ist der entscheidende Schritt ins Offene. Ostern ist eine Überwältigung und deshalb verbunden mit Staunen und Erschrecken. Doch aus dem Schrecken soll Freude werden. Es kann für viele ein langer Weg sein, dass sie durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten berufen und ermächtigt sind zu einer lebendigen Hoffnung.

Jesus will nicht bei den Toten, sondern bei den Lebenden gesucht werden. Gott wollte durch Jesus die tiefste und letzte Not mit uns Menschen teilen und tragen. Aber indem er das tat, hat seine Liebe die Macht des Todes überwunden. Jesus ist auferstanden, hineingenommen in ein Leben, das ganz von Gottes Schöpfermacht erfüllt ist. Der Osterglaube ist deshalb offen für ganz neue Erfahrungen mit Jesus Christus. Jesus ist der Lebende, der in unser Leben eintreten und uns begegnen will. Ich darf meinen Osterglauben auf die Erfahrung gründen, dass Gott mich in meinem Leben beschützt und mein Leben immer wieder zum Guten verändert. Das Osterevangelium des Lukas ist für mich eine Geschichte des »Glaubenlernens«. Der Auferstandene hatte viel Geduld mit seinen Jüngern. Er hat sie auch mit mir und er schenkt mir immer wieder den Glauben, den ich brauche, um lebendig zu leben und von meinem Glauben etwas den anderen weiterzugeben.

Durch unsere Begegnung mit dem Auferstandenen in seinem Wort und im Ostermahl gewinnen wir jetzt die Gewissheit, dass die Osterbotschaft kein Geschwätz ist, sondern der sichere Trost in unserem Leben. Mit der Freude an der Auferstehung fallen die Beklemmungen ab, die Christen heute noch lähmen. Unser Osterglaube soll uns ermutigen, andere Menschen zu veranlassen, zu suchen; dass sie den lebenden Christus nicht bei den Toten suchen.

Fürbitten
Lasst uns in dieser Nacht froh sein und Gott danken: Gott ist der Sieger über den Tod. Von der Freude des siegreichen Lebens erfüllt, richten wir unsere Fürbitte an Gott:

- Für alle Länder unter der Sonne, alle Völker und die Lenker der Staaten: Belebe sie mit deiner Kraft des Friedens.
- Für alle Getauften: dass sie der Verheißung des Lebens glauben, das in der Auferstehung Jesu aufleuchtet.
- Für alle, die den Auftrag haben, das Evangelium zu verkünden: dass sie nicht Boten des Todes sind, sondern des Lebens.
- Für unsere Gemeinden: um schöpferische Liebe unter den Menschen in Familie und Nachbarschaft, in Krankenhäusern und Flüchtlingsheimen.

Du Gott des Lebens. Du hast deinen Sohn nicht im Tod gelassen. Dir empfehlen wir alles, was lebt auf dieser Welt. Amen.

Johannes Kreidler

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