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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Neujahr – Hochfest der Gottesmutter Maria
Lesejahr A – B – C
Aufbruch mit dem Segen

Gottes Beitrag zur Lesung

Einführung

In der letzten Nacht wurden sie alle wieder einmal gründlich ausgetrieben: all die bösen Geister und Dämonen, die sich in dieser Welt breit machen wollen. Das nämlich ist, auch wenn es kaum noch jemandem bewusst ist, der ursprüngliche Sinn all des Knallens und Schießens in der Neujahrsnacht. In den längsten Nächten des Jahres, den sogenannten Raunächten, hielt man die bösen Geister für besonders aktiv und gefährlich. Sicher ist es gut, dass dieser Aberglaube überwunden ist. Dennoch ist so etwas wie eine geheime Angst geblieben. Es ist die Angst vor der dahineilenden Zeit, vor dem Unbekannten in einem neuen Jahr. Als Christen glauben wir daran, dass wir niemals wirklich Grund zur Angst haben müssen, weil über allem Gottes Segen liegt.

Predigt


Zum Text: Num 6,22–27 (1. Lesung)

Das einzig Bleibende: der Wandel In den nächsten Tagen wird uns allen immer wieder ein ganz bestimmter kleiner Lapsus unterlaufen. Es ist eben typisch für die Zeit nach dem Jahreswechsel. Da wird die Hand noch ganz wie von selbst »2015« statt »2016« schreiben, auch verirrt sich der Tippfinger von der Sechs zur Fünf. Unser Unbewusstes ist stärker als unser Bewusstsein, und man kann das durchaus folgendermaßen deuten: Etwas in uns wehrt sich gegen den dauernden Wandel und will lieber das Altvertraute behalten. Wie sehr freuen wir uns immer wieder auf Weihnachten und auf die darauf folgende Zeit »zwischen den Jahren«. Dieser Ausdruck suggeriert geradezu, dass da etwas herausfällt aus dem üblichen Ablauf der Zeit, dass Zeitlosigkeit, ja Ewigkeit entsteht. Aber auch das hilft nichts, und oft scheinen uns diese lang ersehnten, mit Geselligkeit und Festesfreude erfüllten Tage noch schneller zu vergehen als sonst. Nein, wir können nichts festhalten, die Zeit nicht aufhalten – und so steht schon wieder ein neues Jahr vor uns, mit den tausend Unbekannten, die unser Leben prägen werden. Da kann uns schon ganz schön bange werden.

Rituale und ihre Grenzen


Die Angst soll nicht übermächtig werden. Deshalb wurden die verschiedensten Riten erfunden. Sie sollen wenigstens etwas Bleibendes in den stetigen Wandel der Zeiten bringen und sie sollen unser Leben strukturieren. Sie sind gut und schön, aber im Grunde genommen wissen wir, dass gerade die zum Jahreswechsel angesagten Rituale nicht wirklich tragfähig sind. Am wenigsten sind sie es dann, wenn sie einen vermeintlichen Blick in die naturgemäß dunkle Zukunft gewähren wollen. Die regelmäßig zum Jahreswechsel veröffentlichten Prophezeiungen angeblicher Wahrsager erweisen sich ebenso regelmäßig als peinliche Fehlschläge. Die einzige Gewissheit, die bleibt, ist die, dass ohnehin alles ganz anders kommen wird. Es bleibt uns nur, mit der Ungewissheit zu leben.

Gottes Segen ruht auf den Menschen

Aber dabei sind wir nicht allein. Viele Menschen haben uns gezeigt, wie sehr gerade dieser Gang ins Ungewisse zum Gang in ungeahnten Segen wird. Da war ein kleines Volk, eigentlich nur eine größere Sippe, in Ägypten versklavt. Im Glauben an einen Gott, der freie Menschen will, im Vertrauen auf eine bessere Zukunft, wagten sie die Flucht und es gelang ihnen zu entkommen. Aber statt des gelobten Landes wartete erst einmal die Wüste auf sie. Heimatlos waren sie und von tausend Gefahren umgeben. Und doch – oder gerade deshalb – sprach Gott ihnen seinen ganz besonderen Segen zu. Dass Gott den Fliehenden sein Angesicht zuwendet, das verspricht der Segen des Aaron. Wenn Gott damals den Israeliten, heute uns allen, zugewandt ist, dann werden wir bewahrt bleiben. Das Volk blieb bewahrt, trotz allen Ungemachs, das es erleben musste, und auch trotz vielfacher Brüche der Treue zu Gott. Immer wieder gab es Menschen, über denen in ganz besonderer Weise das Angesicht Gottes leuchtete. Das gilt im höchsten Maße für eine Frau, deren Fest wir heute feiern: Maria. Sie war völlig offen für die Gnade Gottes, für seinen Segen. So konnte sie zur Mutter des Erlösers werden, der die Welt zu Gott heimführen wird. In Jesus hat Gott die Welt und die Menschheit endgültig angenommen. Wir werden in ihm Vollendung finden. Wenn wir das verinnerlichen, dann braucht uns wirklich nicht angst und bange zu sein vor dem, was kommen wird.

Notwendige Aufbrüche


Der feste Glaube daran, dass Gottes Angesicht über uns leuchtet, dass das Leben eine Pilgerfahrt zu ihm ist, die wird uns nicht dazu veranlassen, die Hände in den Schoß zu legen und nichts mehr zu tun. Ganz im Gegenteil. Wie schon die Israeliten in Ägypten, wird uns dieser Glaube vor Resignation bewahren und uns zum Handeln ermutigen. Jeder steht vor seinen persönlichen Herausforderungen, die es im Vertrauen auf Gottes Segen anzupacken gilt. Größer noch sind die Probleme, die auf gesellschaftlicher Ebene zu bewältigen sind. Das gilt am meisten im Hinblick auf einen humanen, von christlicher Nächstenliebe geprägten Umgang mit den Abertausenden von Menschen, die in unserem Land Zuflucht gesucht haben. Wir können diese Situation auch als Chance begreifen, herauszukommen aus allzu großer Selbstzufriedenheit. Hier ist das Überschreiten mancher innerer Grenze gefordert; und der Segen Gottes wird auf diesem Aufbruch liegen. Ich denke auch an die Problematik der Umweltzerstörung, die ja durch die päpstliche Enzyklika »Laudato si« zu Recht wieder stark in unser Bewusstsein gebracht wurde. Auch hier werden wir liebgewordene Gewohnheiten überprüfen und gegebenenfalls überwinden müssen. Wie hat doch die Kanzlerin im letzten Spätsommer ganz lapidar gesagt: »Wir schaffen das.« Ja, wir schaffen das, weil der Segen Gottes auf uns ruht.

Fürbitten
Zu Beginn dieses neuen Jahres bewegt vieles unsere Herzen. Voll Vertrauen bringen wir unsere Sorgen und Nöte im bittenden Gebet vor dich, Gott, unseren Vater im Himmel:

- Wir beten für alle, die dem neuen Jahr unbeschwert und mit großen Hoffnungen entgegensehen, und für alle, die sorgenvoll und mit Furcht auf das Kommende blicken.
(Stille)
- Wir beten für alle Gläubigen; für alle, die auf der Suche sind, und für jene, die vom Glauben nichts wissen wollen.
- Wir beten für alle, die als Flüchtlinge in unser Land gekommen sind, und für alle, die in ihrer Heimat von Krieg und Hunger bedroht sind.
- Wir beten für alle, die sich um die Flüchtlinge in unserem Land kümmern, und für alle, die Angst vor Fremden haben und sich verunsichert fühlen.
- Wir beten für alle, die unsere Umwelt schützen und bewahren wollen, und für alle, die eher sorglos mit ihr umgehen.
- Wir beten für alle Verstorbenen und für alle, deren irdischer Lebensweg im kommenden Jahr zu Ende gehen wird.

Du, Herr, lässt dein Angesicht über uns leuchten. Du segnest und behütest uns. Du wirst uns heimführen zu dir, in Jesus Christus, deinem Sohn. Amen.

Norbert Klinger

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