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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Christkönigssonntag
Lesejahr A
Einführung
Was erwarten Sie von einem König? Nicht viel – werden sich viele von Ihnen vielleicht denken. Außer für ein paar bunte Bilder in der Regenbogenpresse sind Könige heute zu nicht mehr viel zu gebrauchen.
Nun, bunte Bilder für die Presse will Jesus Christus nicht liefern! Wenn wir ihn heute als König feiern, dann geht es um die Vollendung der Welt. In Jesus Christus und durch ihn, so ist uns zugesagt, findet diese Schöpfung zu ihrer Vollendung. Er hat das Reich Gottes verkündet, er hat es durch seine Taten schon anfanghaft sichtbar gemacht, das Reich der Wahrheit, der Menschenfreundlichkeit, der Gerechtigkeit und des Friedens. Und er wird dieses Reich auch vollenden! Bürger seines Reiches dürfen wir sein, jetzt schon hier in dieser Welt und dann auch einmal, wenn er uns einlädt, als Hausgenossen des himmlischen Vaters für immer bei ihm zu wohnen.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, als Frucht deines Lebens und Sterbens wächst das Reich Gottes unter uns Menschen.
Herr, erbarme dich.
Vom Vater verherrlicht, lebst du auf ewig als der Herr und König des Himmels und der Erde.
Christus, erbarme dich.
Du wirst am Ende der Zeiten kommen, um diese Schöpfung und uns Menschen zur Vollendung zu führen.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast uns in deinem Sohn Jesus Christus als deine geliebten Söhne und Töchter angenommen. In ihm hast du uns Menschen schon jetzt Anteil gegeben an deiner Herrlichkeit und an der Fülle deines unvergänglichen Lebens. Er ist der Erstgeborene der ganzen Schöpfung, durch ihn wirst du alles zur Vollendung führen.
Befreie uns aus der Macht des Bösen; öffne unser Herz für die Nöte der Menschen, die unserer Hilfe bedürfen; hilf uns, den Weg der Güte und Menschenfreundlichkeit zu gehen, den uns Jesus vorangegangen ist, damit wir durch ihn auch zum unvergänglichen Leben gelangen in deinem Reich.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 560,1–4 »Gelobt seist du, Herr Jesus Christ«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 564 »Christus Sieger, Christus König« und GL 530/2 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 275,1–3 »König ist der Herr«
Gesang zur Kommunion
GL 269,1.4 »Nun saget Dank und lobt den Herren«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 644,1–2.4 »Sonne der Gerechtigkeit«

Fürbitten
Herr Jesus Christus, du bist der Anfang und das Ende, das Alpha und das Omega, du bist der Herr der ganzen Schöpfung. Zu dir kommen wir mit unseren Bitten:

- Du bist der König der Welt. Wir beten für die Schöpfung, die du uns Menschen anvertraut hast: Erfülle uns mit Ehrfurcht vor allem Leben und lass uns die Güter deiner Schöpfung recht gebrauchen. Christus, du König der Welt:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
- Du bist der König der Völker. Schenke allen Völkern dieser Erde Freiheit und Gerechtigkeit. Steh allen bei, die sich für ein gutes Miteinander der unterschiedlichen Nationen einsetzen, und hilf uns, alle Gegensätze, die Völker voneinander trennen, zu überwinden. Christus, du König der Völker:
- Du bist der Freund der Armen: Lass die Notleidenden dieser Erde Freunde finden und öffne unsere Herzen für die Menschen, die von Not, Hunger, Krankheit und Elend betroffen sind. Christus, du Freund der Armen:
- Du bist der Heiland der Kranken. Wir bitten dich für alle Kranken und für die Menschen, die ihnen durch Pflege, medizinische Hilfe oder durch ihre menschliche Nähe beistehen. Schenke ihnen deinen Beistand und deinen Segen. Christus, du Heiland der Kranken:
- Du bist der Bruder der Menschen. Mach uns offen für die Menschen neben uns, dass wir ihre Trauer und Angst, ihre Hoffnung und Freude mit ihnen teilen und miteinander verbunden den Weg des Lebens gehen. Christus, du Bruder der Menschen:
- Du bist der König des Friedens. Erwecke auch in unserer Zeit Menschen, die Brücken bauen, statt zu spalten; die der Versöhnung dienen, statt Schuld aufzurechnen; die den Frieden bringen, statt des Streites. Christus, du König des Friedens:
- Du bist der Weg zum Vater. Hilf uns, diesen Weg miteinander zu gehen; führe alle zurück, die den Weg verloren haben; und schenke uns am Ende unseres irdischen Weges die Vollendung im Reich deines Vaters. Christus, du Weg zum Vater:

Gütiger Gott, auf dich hin ist alles geschaffen. Stehe du uns mit deiner Gnade bei und führe uns zum Ziel unseres Lebens, durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Das Weltgericht: Tor zum Leben

Vorüberlegungen
Zum Text: Mt 25,31–46 (Evangelium)

Als Richter erscheint der in Herrlichkeit kommende Menschensohn in dieser Evangelienperikope zum Christkönigssonntag. In der alttestamentlichen Tradition erscheint diese Verknüpfung von König- und Richteramt als konsequent: Zu herrschen bedeutet in diesem Verständnis immer auch, Recht zu schaffen. Dabei stehen besonders die Armen, Gebeugten und Unterdrückten im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Ihnen Recht zu schaffen, ist das Anliegen Gottes. Die universale Gerichtsszene, mit der Matthäus seine große Endzeitrede abschließt, hat durch ihre Darstellung in der christlichen Kunst, etwa über den Portalen der großen mittelalterlichen Kirchen, das christliche Denken tief geprägt. Wenn freilich heute interessierte Besucher vor so einer Darstellung des Weltgerichtes stehen, dann begegnen sie dieser Darstellung wahrscheinlich nicht selten mit Unverständnis oder sehen in ihr nur das Relikt einer »überholten« Höllenpredigt, mit der die Kirche in vergangenen Zeiten den Menschen Angst eingejagt hat. Dabei wurde aber zweierlei ganz übersehen: Zum ersten, dass diese Portale und damit auch die Endzeitreden des Evangeliums in erster Linie eine Einladung sind, durch das Tor der Botschaft Jesu und ihrer Verwirklichung ins wahre Leben einzutreten – und zweitens, dass der völlige Verzicht auf den Aspekt des Gerichtes und der Scheidung auch das menschliche Leben entwertet, indem er alles unterschiedslos gleichgültig macht.
Ausgehend von den Darstellungen des Weltgerichtes an den Portalen der mittelalterlichen Kirchen, von denen viele den Zuhörern wohl von heimischen Kirchen oder von Reisen bekannt sind, versucht vorliegende Predigt eine Verbindung aufzuzeigen zwischen den bekannten sieben Werken der Barmherzigkeit und der darin zum Ausdruck gebrachten Grundhaltung, die das Tor zum gelingenden und unvergänglichen Leben öffnet. Entscheidend für den Zugang zum Reich Gottes ist die Barmherzigkeit – die göttliche und die menschliche.

Predigt

Die Weltgerichtsportale der mittelalterlichen Dome

»Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten« – so sprechen wir jeden Sonntag im Glaubensbekenntnis. Das, was wir da bekennen, wird uns heute im Evangelium des Matthäus in einem großen Bild vor Augen gestellt.
So wichtig war dieses Bild den Christen früherer Zeiten, dass es an fast jedem der großen mittelalterlichen Münster und Kathedralen über dem Eingangsportal dargestellt ist. Da sieht man Christus auf dem Thron, und die Menschen zu seiner Rechten ziehen in die himmlische Stadt, während denen zu seiner Linken der aufgesperrte und alles verschlingende Rachen eines höllischen Ungeheuers droht.
Ist das nur finsteres Mittelalter, Höllenpredigt und Instrumentalisierung des Gerichtes im Sinne einer Drohbotschaft, mit der man denen, die in die Kirche kamen, auch noch Angst eingejagt hat?
Viele Christen sind heute der Überzeugung, die Kirche habe doch eine Frohbotschaft und nicht eine Drohbotschaft zu verkündigen. Der Gott, den Jesus verkündet hat, ist doch der barmherzige Vater! Und – nicht ganz zu Unrecht – weist man darauf hin, dass Jesus selbst doch den verlorenen Schafen nachgegangen sei, um sie zu suchen und um zu retten, was verloren war.
Kurz und gut: Müssten wir im Glaubensbekenntnis nicht eher beten: »Von dort wird er kommen, zu retten die Lebenden und die Toten«?

Der barmherzige Retter und der kommende Richter

Das wäre ganz gewiss nicht falsch, wenn wir so beten würden. Denn der Menschensohn, der uns am Ende unseres Lebens und am Ende dieser irdischen Zeit begegnen wird, ist derselbe, der als Menschensohn aus Maria geboren wurde, um uns Menschen zu retten. Niemals wird er den Namen ablegen, den ihm Gott damals verliehen hat! Für immer bleibt er der Retter, der Heiland, der Erlöser! Der barmherzige Heiland verwandelt sich nicht am Ende in einen unbarmherzigen Richter – an dieser Gewissheit dürfen wir unerschütterlich und mit zuversichtlichem Vertrauen festhalten!
Die Barmherzigkeit ist es, die uns das Tor zum Leben, zur himmlischen Stadt, zum Reich des Vaters öffnet! Die Barmherzigkeit Gottes – und (ja, es kommt ein »und« ): die Barmherzigkeit Gottes und unsere Barmherzigkeit!
Denn das hieße die Bedeutung unseres menschlichen Lebens, unserer Entscheidungen und der Freiheit, die Gott uns verliehen hat, gering zu achten oder ganz zu übersehen, wenn wir im Hinblick auf die Vollendung der Welt und des menschlichen Lebens nur von Gott und von seiner Barmherzigkeit, nicht aber auch von uns Menschen reden wollten!
Wer die Bilder über den Eingangsportalen der mittelalterlichen Dome und wer die Botschaft des heutigen Evangeliums recht versteht, dem spricht nämlich dieses Bild von beidem: Von Gottes unbedingter Barmherzigkeit und von der endgültigen Bedeutung, die Gott unserem menschlichen Leben und dem, was wir tun oder lassen, beimisst.

Worauf es ankommt

Ich denke, das ist uns auch heute noch bewusst! Mir kommt da das Lied in den Sinn, in dem es heißt. »Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt.« Worauf es ankommt, wenn er kommt? Es gibt darauf nur eine Antwort – und die Antwort heißt nun, bezogen nicht mehr allein auf Gottes Handeln, sondern genauso auf unser menschliches Tun: Barmherzigkeit!
Und vielleicht lässt sich das große Bild von Jesu Gericht über diese Welt, das uns im heutigen Evangelium vor Augen gestellt wird, mit dem einen Satz der Bergpredigt zusammenfassen: »Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden«!
Was ist dieser Satz? Ist das eine Frohbotschaft oder ist das eine Drohbotschaft? Das ist doch die beglückende und hoffnungsvolle Frohbotschaft von Gottes unendlicher Barmherzigkeit, an der wir uns unbedingt festhalten dürfen: »Denn sie werden Erbarmen finden«! Und doch sagt diese frohmachende Wort zugleich das Gericht an! Da hilft nichts und da führt kein Weg daran vorbei, wenn wir Jesu Wort ernst nehmen: Das »Selig die Barmherzigen« wird unweigerlich zum »Wehe« für die Unbarmherzigen! Denn so, wie die Barmherzigkeit das Tor des Lebens aufschließt und den Zugang zum Reich Gottes öffnet, so versperrt die Unbarmherzigkeit den Zugang zum Leben und schließt den, der sein Herz nicht für die Not des Mitmenschen öffnet, ein in einen engen Kerker, der das eigene Leben zerstört und verschlingt.
Die Barmherzigkeit, die das Herz für fremde Not öffnet, öffnet zugleich die Tür zum Leben und zur Gemeinschaft mit Christus. Die Unbarmherzigkeit, die das eigene Herz verschlossen und verbarrikadiert hält, die nur an sich selbst denkt und nichts verschenken will, die hat sich eingesperrt in ein kaltes und einsames Gefängnis – und wenn sie dem Ruf Jesu, die Tür zu öffnen, nicht folgt, dann werden diese dicken Mauern, in denen sie sich selbst eingeschlossen hat, zur Hölle, die niemand mehr öffnen kann.

Die Werke der Barmherzigkeit als Tor zum Leben

Keine falsche Furcht will uns dieses Evangelium vom kommenden Weltenrichter einjagen, denn der kommende Richter der Welt ist nicht einer, der penibel und pedantisch alle kleinen Sünden nachrechnet und aufwiegt und nicht bereit wäre zu vergeben! Der kommende Richter der Welt ist kein penibler Pedant, sondern der barmherzige Menschensohn!
Keine falsche Furcht will uns dieses Evangelium einjagen, aber es will uns auch nicht in falscher Sicherheit wiegen, denn es kommt tatsächlich nicht allein auf Gottes Barmherzigkeit an. Sondern über das endgültige Gelingen oder Scheitern unseres Lebens entscheidet auch unsere Barmherzigkeit. Unsere Barmherzigkeit gegenüber den Menschensöhnen und Menschentöchtern, die mit uns in dieser Welt leben.
»Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, … ich war obdachlos und ihr habt mich beherbergt, … ich war krank und ihr habt mich besucht.« Die sieben Werke der Barmherzigkeit hat die Kirche später diese Handlungen benannt, die wir heute im Evangelium gehört haben. Sieben als Zahl der Unendlichkeit! Nicht also, weil es nur sieben Taten der Barmherzigkeit gäbe, sondern weil es unendlich viele gibt. Wir müssen sie gar nicht penibel aufzählen und genau darüber Buch führen – es genügt, wenn wir einfach die Augen öffnen und nicht blind an den Menschen neben uns vorbeirennen.
»Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht« – so hat es einmal einer der Schreiber eines der neutestamentlichen Briefe formuliert (Jakobus 2,13). »Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht« – Gottes und unsere menschliche Barmherzigkeit!

Wer sein Herz nicht verschließt, wer sein Herz nicht verschließt vor fremder Not, sondern sich treffen lässt und bereitwillig hilft, dem bleibt auch das Tor zum Leben, dem bleibt die Tür zum Reich Gottes nicht verschlossen! Das ist die Botschaft, die die Portale der großen mittelalterlichen Münster und Kathedralen verkünden, das ist die Botschaft des Evangeliums, das wir heute gehört haben.
Öffne dein Herz für fremde Not, damit sich dir das Tor des Lebens öffnet – diese Einladung, die die Bilder über den Portalen der mittelalterlichen Kirchen verkünden, die gilt auch uns heute.
»Öffne die Tür« – so einfach lässt sich die Botschaft dieses Christkönigssonntags heute übersetzen. »Öffne die Tür« für den, der in der Gestalt eines schwachen, unscheinbaren und hilfsbedürftigen Menschen bei dir anklopft. »Öffne die Tür« – dann wird sich auch für dich die Tür zum Leben öffnen!

Martin Schniertshauer

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