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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Erntedankfest
Gottesdienst I

Einführung

Es ist gut, dass es das heutige Erntedankfest gibt. Wir leben doch in einer Zeit, in der der Umgang mit unseren Lebensmitteln, mit den Früchten der Natur oft genug allzu sorglos ist. Da setzt das heutige Erntedankfest einen wichtigen Punkt. Es erinnert uns daran, dass wir unser Leben letztlich nicht uns selbst verdanken, weder die Nahrungsmittel, die heute so schön den Erntealtar schmücken, noch die anderen Früchte, Erträge und Schätze, die wir im Laufe unseres Lebens ernten dürfen. Alles kommt von Gott. Er steht hinter allem und damit ist er der Zielpunkt unseres Dankes.

Kyrie-Ruf
Herr, Jesus Christus, du gibst uns, was wir zum Leben brauchen.
Herr, erbarme dich.
Dir verdanken wir die Früchte der Natur und die Früchte unseres Lebens.
Christus, erbarme dich.
Du zeigst uns, wie wir leben sollen.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Herr, unser Gott,
am heutigen Tag wollen wir dir unseren Dank bezeugen. Du trägst unser Leben. Du nährst uns mit den Früchten des Feldes. Du lässt uns die Früchte unseres Lebens ernten.
Lass uns verantwortungsvoll mit den Gaben deiner Schöpfung umgehen und damit dir und den Menschen dienen.
So bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 259,1–2.5–6 »Erfreue dich Himmel« oder
Dir sing ich mein Lied 222 »Wir danken für die Ernte«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
EH 102,1–4 »Dir, Gott, sei Ehre und Lob«
Gesang zur Gabenbereitung
EH 32 »Herr, wir bringen in Brot und Wein« oder
GL 534 »Herr, wir bringen in Brot und Wein«
Gesang zur Kommunion
GL 539 »Wir alle essen von einem Brot«
Dankhymnus/Schlusslied
EH 118 »Von allen Seiten umgibst du mich«

Fürbitten
Herr, unser Gott, heute ist ein Tag der Freude und des Dankes. Doch wollen wir heute ganz besonders für die bitten, die dich und deine Nähe brauchen. Wir bitten dich:

- Begleite deine Kirche in dieser Zeit des Umbruchs. Mache sie zu einer hörenden Kirche, die deine Botschaft in der heutigen Zeit fruchtbar machen kann.
- Steh allen Menschen bei, die keinen Grund sehen, für ihr Leben zu danken. Lass sie immer wieder deine Nähe erfahren.
- Schenke allen Kranken und Sterbenden einen versöhnenden Blick auf die Früchte ihres Lebens.
Hilf uns, damit wir die Früchte und die Schätze unseres Lebens richtig gebrauchen.

Guter Gott, wir leben unter deinem liebenden Blick. Wir lachen und weinen vor dir, wir streiten und versöhnen uns, wir hoffen und werden enttäuscht. Du kennst unsere Sorgen und Ängste, unsere Freude und das, worauf wir stolz sind. Zeige dich als ein Gott des Lebens und der Liebe, damit wir immer wieder vor dich hintreten können und dir danken. So bitten wir dich, durch Christus unseren Herrn. Amen.

Gott für die Schätze des Lebens danken

Vorüberlegungen
Zum Text: Lk 12,13–21 (Evangelium)

Der Abschnitt aus dem Lukasevangelium ist für das Erntedankfest ein gern gewählter Abschnitt, auch wenn er durch seine Einordnung innerhalb des Lukasevangeliums und seine Grundaussage kein Text ist, der in erster Linie zum Dank für Gottes Gaben einlädt. Ein reicher Mann erwartet überraschend eine gute Ernte. Er will neue Scheunen bauen und sich dann zur Ruhe setzen. Doch Gott macht ihm die Endlichkeit seines Lebens bewusst, indem er ihm für die kommende Nacht seinen Tod ankündigt. Im weiteren Verlauf des Kapitels referiert Jesus über die falsche und die rechte Sorge und um den wahren Schatz im Himmel. In diesem Kontext ist auch das Beispiel vom reichen Mann zu sehen: Was ist wirklich wichtig im Leben? Was ist Gegenstand unserer Sorgen und wo ist unser wahrer Schatz?
Weitergedacht für das Erntedankfest kann das bedeuten: Welche Dinge waren mir in meinem Leben wichtig – und gibt es davon welche, für die ich im Sinne einer Lebensernte Gott danken möchte?

Predigt

Eine Fülle, die das Herz aufgehen lässt

Viele Kirchen sind gerade heute an Erntedank wieder besonders schön geschmückt. Prächtige Erntekronen, überquellende Erntealtäre und manchmal sogar liebevoll gelegte Ernteteppiche zeugen von der Fruchtbarkeit unseres Landes. Viel Mühe war nötig, um die Pflanzen zu pflegen und ihnen beim Wachsen zu helfen, manche Sorgen kamen auf, weil das Klima auch in diesem Jahr wieder seine Unwägbarkeiten hatte. Und so mancher wird auch ein wenig stolz sein auf die Früchte, die der Garten hervorbrachte und die nun die Gefriertruhe und den Keller füllen. Wenn wir die Erntegaben sehen, dann kann einem wirklich das Herz aufgehen.

Was ist daran falsch?

Das heutige Evangelium scheint da anderer Meinung zu sein. Da ist von einem reichen Mann die Rede, der eine gute Ernte hatte. Er tut das, was wir vermutlich auch tun würden: Er freut sich über den unverhofften Segen. Er tut alles, damit er ihn bevorraten kann. Er malt sich ein schönes, ein sorgenfreies Leben aus. Doch Gott bremst ihn aus. Er fordert sein Leben zurück und macht ihm deutlich: Der ganze Reichtum ist angesichts des Todes nichtig. Was hat der Mann falsch gemacht? Er hat seine ganze Sorge auf sein eigenes, materielles Wohlergehen verwendet. Doch das leibliche Wohl ist nicht das Entscheidende. Gott macht ihm dies ganz drastisch deutlich.

Die Perspektive ist entscheidend

Dürfen wir denn nicht stolz sein auf die Früchte der Erde? Dürfen wir uns nicht freuen an den Gaben der Natur? Das will das Evangelium sicher nicht aussagen. Aber es will unseren Blick weiten. Sehen wir nur die Gaben auf dem Erntealtar oder sehen wir auch den, dem wir diese Gaben zu verdanken haben, der hinter der Natur mit ihren Wundern und ihrem Zauber steckt? Sehen wir nur das, was uns diese Gaben auf dem Erntealtar alles bringen können, oder haben wir auch einen Blick darauf, was wir Gutes mit diesen Gaben tun können. Mit den Worten des Evangeliums gesprochen: Sammeln wir Schätze für uns selbst oder sammeln wir Schätze im Himmel?

Erntedank mit Blick auf das eigene Leben

Dieser letzte Satz des Evangeliums hat nicht nur Bedeutung für das heutige Fest. Er fragt uns für unser ganzes Leben an. Sammeln wir Schätze für uns selbst oder sammeln wir Schätze im Himmel? Wofür leben wir? Und wie gehen wir mit den Schätzen, die wir gesammelt haben, um?
Wenn wir Erntedank so betrachten, dann beinhaltet dieses Fest auch eine Einladung an uns alle – eine Einladung, ein wenig auf unser eigenes Leben zu schauen. Welche Schätze konnte ich sammeln, wie sieht denn die Ernte meines bisherigen Lebens aus und wofür kann ich dankbar sein?

Was sind meine Schätze?

Es ist manchmal gar nicht so leicht, sich die eigenen Schätze bewusst zu machen. Können wir überhaupt sagen, was für Schätze wir bei Gott gesammelt haben? Letztlich wohl nicht. Ob und welche Schätze wir bei Gott tatsächlich haben, werden wir erst erfahren, wenn wir vor ihm stehen. Aber schon jetzt können und dürfen wir uns einige Fragen stellen: Welche Dinge im Leben sind mir besonders gut gelungen? Worauf kann ich stolz sein? Was kann ich besonders gut? Wo hatte ich großes Glück? Und wo war bei allem, was ich erlebt habe, Gott mit im Spiel?

Bei solchen Fragen denkt der eine vielleicht an das, was er in seinem Beruf erlebt hat, andere sehen hier vielleicht die Erfahrungen aus der eigenen Familie und danken:

dafür, dass nach so vielen Jahren die Ehe immer noch gut ist,
dafür, dass ein Streit überwunden wurde,
dafür, dass man sich hochgearbeitet hat,
dafür, dass dieser Kuchen immer besonders gelingt,
dafür, dass die Beziehung zu den Kindern funktioniert,
dafür, dass der Freund oder die Freundin da ist,
dafür, dass man auch mal helfen konnte.

All das sind Dinge, für die es sich lohnt zu danken und die wahre Schätze in unserem Leben darstellen.

Gott für die Schätze des Lebens danken

Es darf auch Dinge geben, auf die wir stolz sind. Das ist ganz natürlich. Der reiche Mann im Evangelium wird nicht wegen seines Stolzes als negatives Beispiel angeführt. Er hat vielmehr die falschen Prioritäten gesetzt und nur auf seinen eigenen Reichtum und sein eigenes Wohlergehen geschaut.
Doch unsere Schätze sind nicht dazu da, dass wir uns auf ihnen ausruhen. Je nachdem, wie unser Schatz aussieht, können wir ihn teilen mit andern und sie Anteil haben lassen an unserem Schatz. Wir können für unseren Schatz Gott dankbar sein, weil wir wissen, dass er hinter allem steht, dass er unser Leben trägt.
Die Gaben auf dem Erntealtar können und dürfen uns wirklich das Herz aufgehen lassen. Zu den Früchten der Felder können wir die Früchte unseres Lebens dazulegen, die Schätze die wir gesammelt haben. Für sie dürfen wir heute auch in ganz besonderer Weise dankbar sein, seien es nun Schätze, die wir hier auf der Erde haben, oder Schätze im Himmel.

Stefan Lepre

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