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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
15. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
Mit Gottes Wort umgehen

Predigt
Zum Text: Dtn 30,10–14 (1. Lesung)

Unsere Herzen bilden

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht – das ist ein alter Rechtsgrundsatz. Wer etwas Unrechtes getan hat, kann sich hinterher nicht darauf berufen, dass ihm das Unrecht nicht bewusst gewesen sei. Jeder Bürger eines Rechtsstaates, ja, eigentlich jedes Mitglied einer humanen Gesellschaft steht in der Pflicht, ein gesundes Rechtsempfinden zu entwickeln und zu pflegen. Ein solches Gespür für Recht und Unrecht wird aber nicht in erster Linie durch ein Jura-Studium vermittelt, sondern vor allem durch eine Erziehung der Heranwachsenden, welche die grundlegenden Werte des Lebens vermittelt. Da steht nicht die Aneignung von Wissen an erster Stelle, sondern die Bildung des Herzens. Eine solche Herzensbildung bleibt ein ganzes Leben lang unsere Aufgabe. Wir müssen darauf achten, dass gute Einflüsse unser Herz formen und schlechte ferngehalten werden. Die Verherrlichung von Gewalt in manchen Medien verdirbt zum Beispiel auf Dauer unseren Charakter. Aber wir sind ja keineswegs gezwungen, uns diesem schlechten Einfluss auszusetzen. Stattdessen sollten wir die guten Einflüsse suchen: einen anspruchsvollen Film, ein anregendes Buch, eine gute Gesellschaft, eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Wenn wir uns darum bemühen, entwickeln wir auch ein Gespür dafür, was recht und unrecht ist, was dem Leben hilft und was es verhindert.

Gottes Wort hören

Wenn wir als Christen eine solche Herzensbildung anstreben, dann werden wir uns an der Weisung Gottes selbst orientieren. Den besten Leitfaden dafür bildet nach wie vor die Heilige Schrift. Der Glaube kommt vom Hören. Deshalb steht das Hören auf Gottes Wort am Anfang des Glaubens – sei es, dass es uns im Gottesdienst verkündet wird, sei es, dass wir selbst zu Hause in der Bibel lesen. Die Heilige Schrift ist die unüberholbare Urkunde des Bundes, den Gott mit uns Menschen geschlossen hat. Darum gehört es ganz wesentlich zum Christsein dazu, sich um das Verständnis des Wortes Gottes zu bemühen. Davon können wir gar nie genug wissen. Wir sollen das, was wir da hören und lesen, aber nicht nur mit dem Verstand aufnehmen. Wir müssen es uns zu Herzen nehmen. So mahnt uns Mose: »Du sollst zum Herrn, deinem Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele zurückkehren.«

Christi Gesetz verinnerlichen

Dazu ist es notwendig, dass uns das Wort Gottes nichts Fremdes bleibt, das fernab von unserer eigenen Lebenswirklichkeit liegt. Das Gebot Gottes ist nicht im Himmel geblieben. Gott hat es uns in menschlichen Worten und Taten bekannt gemacht. Er hat es sein Volk Israel durch Mose gelehrt und es durch die Propheten immer wieder in Erinnerung gerufen. In der Person Jesu Christi hat es ein menschliches Angesicht bekommen. Jesus hat das Gebot Gottes so umgesetzt wie kein anderer und ist uns darin zum bleibenden Vorbild geworden. Deshalb bildet das Hören auf sein Evangelium neben der Eucharistie die Mitte einer jeden Messfeier. Keiner von uns Christen kann sagen: Davon habe ich nichts gewusst. Wenn wir Jesus fragen, wie wir ein glückliches und erfülltes Leben führen können, dann antwortet er uns gleich wie dem Gesetzeslehrer im Evangelium: »Was steht im Gesetz? Was liest du dort?« Wer Christ sein will, der muss das Gesetz Christi verinnerlichen. Viele Menschen, die wir als Heilige verehren, haben das getan, und auch in unserer Zeit gibt es herausragende Menschen, die uns darin zum Vorbild werden. Aber wie können wir einen solchen Gehorsam gegenüber Christi Gesetz lernen? Wie geht das ganz einfach und praktisch?

Christliche Forme(l)n beherzigen

Mose hilft uns in dieser Frage weiter. »Das Wort ist ganz nah bei dir«, sagt er, »es ist in deinem Mund und in deinem Herzen.« Ich hatte gesagt: Der Glaube kommt vom Hören. Wenn wir aber das Wort Gottes verinnerlichen wollen, genügt es nicht, es nur einmal flüchtig zu hören. Wir müssen es stets aufs Neue wiederholen. Wir müssen es uns immer wieder sagen lassen und selber vorsagen. Das ist gemeint, wenn es heißt: »Das Wort Gottes ist in deinem Mund.« Deshalb lernen gläubige Menschen seit alter Zeit die wichtigsten Stellen der Heiligen Schrift auswendig. Wenn wir das Wort Gottes stets im Mund bewegen, dann können wir die Hoffnung haben, dass es auch immer tiefer in unser Herz hineinsickert. Auch heute noch macht es Sinn, dass unsere Kinder die wichtigsten Texte und Gebete auswendig lernen: das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis, die Zehn Gebote. Denn diese Texte stellen so etwas wie Kurzformeln unseres Glaubens dar. Auch wenn wir nur ein Wort aus dem Sonntagsgottesdienst mitnehmen und es uns die Woche über immer wieder vorsagen, ist schon viel gewonnen. Das Wort Gottes ist so nahrhaft, dass wir es nicht mit einem Mal verdauen können. Wir müssen es wiederkäuen, um auf den Geschmack zu kommen. Dann wird es uns zur wahren Bildung des Herzens verhelfen. Es wird uns so in Fleisch und Blut übergehen, dass wir ganz selbstverständlich auch danach leben.

Fürbitten
Gott, du bist uns nahe durch dein Wort. Es ist in unserem Mund und in unserem Herzen. Im Vertrauen auf deinen ewigen Bund mit uns Menschen bitten wir:

- Für die Kinder und Jugendlichen weltweit, die ohne Orientierung aufwachsen müssen: Lass sie Erzieher finden, denen die Bildung der Herzen ein Anliegen ist.
(Herr, sei uns nahe durch dein Wort.)
- Für die Theologen und die Bibelkreise in unseren Gemeinden: Lass ihre Freude am Wort Gottes immer noch wachsen und gib ihnen die Gnade, danach zu leben.
- Für die Menschen, die sich nach einem guten und hilfreichen Wort sehnen: Lass ihnen einfühlsame Menschen begegnen.
- Für unsere Verstorbenen, die auf das Wort des Lebens vertraut haben: Lass deine Verheißungen an sie in Erfüllung gehen.

Gott, unser Vater. Immer wieder entfernen wir uns von dir, der Quelle des Lebens. Gib uns die Kraft zur Umkehr durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Wilfried Eisele

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