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der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Fünfter Sonntag der Osterzeit
Lesejahr C

Einführung und Kyrie-Ruf

Wer sich zu den Jüngerinnen und Jüngern Jesu zählt, muss sich heute im Evangelium ein gewichtiges Wort sagen lassen: »Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben!« Jesus Christus, der Mann, der Liebe ausströmt und der die Liebe lebt bis zum Letzten, er steht vor uns und lädt uns ein, seinen Weg mitzugehen und seinen Geist in die Welt zu tragen.
Wir fragen uns zu Beginn unseres Gottesdienstes: Was haben wir in der vergangenen Woche ausgestrahlt? War es jene Leben spendende Herzlichkeit, Aufmerksamkeit und Liebe, die Jesus uns ans Herz legt? Oder blieben wir gerade das den Menschen im Alltag schuldig?
Prüfen wir uns einen Augenblick in der Stille und tragen wir dann unser gelebtes Leben und unser Ungenügen vor den Herrn.

Herr Jesus Christus, verwandle unser hartes Herz und schenke uns Liebe von deiner Liebe.
Herr, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, verwandle unser ängstliches Herz und befähige uns zu mutigen Schritten in deiner Nachfolge.
Christus, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, verwandle unser wankelmütiges Herz und gib uns Ausdauer bei der Suche nach Versöhnung und Friede.
Herr, erbarme dich.

Ja, Herr, vergib uns, denn wir sind hinter dem Auftrag zurückgeblieben, den du uns gegeben hast. Mach heil unser Herz durch deine Großmut. Beschenk uns mit deinem Geist, dass wir mit Leib und Seele einstimmen können in den Lobpreis deines Namens.

Tagesgebet
Gott, du bist die Liebe.
So sehr hast du die Welt geliebt, dass du deinen Sohn Jesus Christus gesandt hast. In ihm ist deine Liebe unter uns aufgeleuchtet.
Da wir so von dir beschenkt sind, befähige uns, die Liebe zu leben – die Liebe zu dir, zu den Nächsten und zu allem, was du geschaffen hast. Lass uns deine Botschafter und Zeugen der Liebe sein in dieser Welt.
Darum bitten wir dich, unseren Gott, der du lebst und wirkst in alle Ewigkeit.

Schlussgebet
Herr, unser Gott,
wir danken dir für diese Stunde der Gemeinschaft mit dir und untereinander. Wir danken dir vor allem für die Gabe an deinem Tisch, und wir bitten dich:
Durch die Kraft dieser Speise lass uns wachsen in der Liebe, dass die Menschen uns als deine Jüngerinnen und Jünger Jesu erkennen und deinen Namen preisen.
Darum bitten wir dich, der du lebst und wirkst in alle Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 218,1.4–6 »Gelobt sei Gott im höchsten Thron« oder
EH 139,1–3 »Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 757/1 »Groß und gewaltig ist der Herr« mit Versen aus 757/2 (Psalm 145) und GL 531/5 »Halleluja« mit Vers Joh 13,34 oder
GL 265,1–2 »Nun lobet Gott im hohen Thron«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 220,1.3.5 »Das ist der Tag, den Gott gemacht« oder
EH 140,1–3 »Einer hat uns angesteckt mit der Flamme der Liebe«
Gesang zur Kommunion
GL 264,1–2 »Mein ganzes Herz erhebet dich«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 557 »Du höchstes Licht, du ewger Schein«

Fürbitten
Gott, du selbst bist die Liebe. Voll Vertrauen wenden wir uns an dich und bitten dich mit unserem gemeinsamen Ruf: Schenke uns ein Herz voller Liebe

- In unserer Welt gibt es viel Krieg und Zerstörung. Und wir selbst sind im Denken, Reden und Tun manchmal so unbarmherzig und hart zueinander. Wir bitten dich:
(Schenke uns ein Herz voller Liebe.)
- Die Erde ist ein wohnlicher Ort und sie soll es auch für Menschen bleiben, die nach uns kommen. Aber wir wenden uns in unserem Verhalten oft gegen den Lebensraum Erde und gegen deine Schöpfung. Wir bitten dich:
- An den Arbeitsplätzen zählt oft nur die Produktivität, die Effizienz und der Gewinn. Der Mensch bleibt dabei auf der Strecke. Wir nehmen das schweigend in Kauf und kämpfen zuwenig dagegen. Wir bitten dich:
- In Beziehungen und Familien kommen Menschen oft an die Grenzen ihrer Kraft und wissen nicht mehr weiter. Und wir merken es kaum. Wir bitten dich:
- Nach dem Tod eines Menschen bleibt bei den Betroffenen oft eine innere Leere und Traurigkeit zurück. Wir fühlen uns ihnen gegenüber so hilflos. Wir bitten dich:

Wenn wir einander lieben, wie Jesus Christus uns geliebt hat, haben wir heute schon Anteil an deiner Herrlichkeit. Das wirke an uns durch Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir lebt und wirkt in alle Ewigkeit. Amen.

Gottes Herrlichkeit leuchtet auf in Jesus Christus – und auch in uns?

Vorüberlegungen
Zum Text: Joh 13,31–33a.34–35 (Evangelium)

Unsere Perikope hat ihren Platz zwischen der Fußwaschung und der Leidensgeschichte. Sie ist der Anfang der großen Abschiedrede Jesu, seines Vermächtnisses.
Das letzte Wort, das unserem Evangelienabschnitt vorausgeht, ist das Wort: »Es war aber Nacht!« (Joh 13,30). Das ist mehr als eine Zeitangabe; es ist ein Vorzeichen, ein Signal für den bevorstehenden Weg, die hereindrängende »Stunde Jesu«.
Die Perikope ist in zwei Teile gegliedert: Die Rede von der Verherrlichung des Vaters durch den Sohn (Joh 13,31f) und das Gebot der Liebe als Erkennungszeichen seiner Jünger (Joh 13,34f). Joh 13,33 verbindet beide Teile miteinander.
Durch den Weggang des Judas wird das Verherrlichungsgeschehen angestoßen. Die Stunde Jesu rückt ins Blickfeld. Auf sie läuft das Evangelium zu. Die Verherrlichung Gottes geschieht durch das Leben und Wirken Jesu, besonders durch seine Hingabe in den Tod, durch seine Liebe also, in der er sich ganz verschenkt.
Das »Jetzt« (Joh 13,31) weist dabei nicht nur auf die vergangenen Stunden im Leben des historischen Jesus hin, sondern ebenso auf die Gegenwart des auch heute wirkenden Jesus. Dieses Verherrlichungsgeschehen greift auch auf uns aus. Es will in uns weitergehen, nämlich in der Liebe, die wir – der Spur Jesu folgend – leben. Die Jünger/innen Jesu sind in das Verherrlichungsgeschehen einbezogen, in dem Maß wie sie die Liebe leben. Der Weg der Liebe – das ist bei Johannes die einzige konkrete ethische Weisung. Sie wird in der vorausgehenden Fußwaschung vorbereitet. Die konkret gelebte Liebe ist das Erkennungszeichen der Christen/innen schlechthin. Darin scheint und leuchtet Gott auf in unserer Zeit: Indem wir mit Jesus lieben, sind wir ins Verherrlichungsgeschehen von Vater und Sohn hineingenommen. Und wir empfangen darin unsere besondere Sendung in der Welt.

Predigt

Der Ernst, das Gewicht der Stunde

Unser heutiges Evangelium beginnt mit einem düsteren Klang. Für einen Sonntag der Osterzeit wirkt das sehr ernst: Der Verräter geht hinaus! Der Abschied steht bevor.
Wir spüren auf jeden Fall: Es geht im Evangelium heute ums Ganze. Wenige Verse zuvor: Die Fußwaschung! Das bedeutsame, große Zeichen! Und jetzt Jesu Vermächtnisrede, sein Testament gleichsam. Ja, es geht ums Ganze! Es geht darum, dass Jesus in die entscheidende Stunde seines Lebens eintritt, dass er seinen Lebensauftrag zu erfüllen hat. Und dieser Auftrag ist in der Sprache des Evangeliums: dass er den Vater verherrlichen soll! Dass er den Vater zum Leuchten bringen soll in dieser Welt! Wie aber kann das geschehen?

Was in einem Menschen aufleuchten kann – ein Beispiel

Ich möchte dazu zuerst eine Geschichte nacherzählen, die ich bei Albert Schweitzer, dem legendären Urwalddoktor aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, gefunden habe. Er erzählt, dass in seinem Heimatdorf im Elsass regelmäßig ein Jude aus dem Nachbardorf vorbeikam. Der war Viehhändler, und er kam immer mit seinem Eselskarren. »Mausche« wurde er genannt. Weil im Dorf wenige Juden wohnten, war dies immer ein Ereignis, vor allem auch für die Dorfjungen. Diese liefen ihm nach und verspotteten ihn. Albert Schweitzer sagt nun in seiner Erinnerung: Um deutlich zu machen, dass er sich auch groß und erwachsen fühlte, habe er eines Tages begonnen, mit den anderen Jungen mitzumachen, obwohl er eigentlich gar nicht verstand, um was es ging. Er lief also mit den anderen mit und schrie wie sie: Mausche, Mausche. Und dann spricht Albert Schweitzer in Achtung von dem jüdischen Viehhändler: »Mausche ging gelassen dahin wie sein Esel. Nur manchmal drehte er sich um und lächelte verlegen und gütig zu uns zurück. Dieses Lächeln überwältigte mich. Von Mausche habe ich zum ersten Mal gelernt, was es heißt, in Verfolgung still zu schweigen. Er ist ein großer Erzieher für mich geworden. Von da an grüßte ich ihn ehrerbietig.« So weit Albert Schweitzer.
In dieser kleinen Geschichte ist erkennbar, was ein Mensch durch seine Lebensart und sein Wesen, womöglich ohne große Worte, in die Welt hineintragen kann. Mausche hat nicht in üblicher Weise gehandelt. Er hat nicht mit Wut reagiert. Er hat nicht zurückgeschlagen, wie wir es vielleicht tun würden. Ja, er hat nicht einmal Maßnahmen zu seinem Selbstschutz ergriffen. Darin zeigt er sich als reifer Mann. Mehr noch: Er zeigt durch sein Handeln zugleich auch etwas von der Größe seines Gottes, dem er folgt. Da leuchtet etwas, da strahlt etwas auf – etwas von einer anderen Welt.

Wie Gott in Jesus Christus aufleuchtet

Nehmen Sie die Geschichte von Mausche als ein Beispiel für das, was Jesus Christus selbst in seinem Wort heute als seine Sendung bezeichnet: dass Gott in ihm, dem Menschensohn, verherrlicht wird! Dass Gott in ihm aufstrahlt!
Und bei Jesus geht es da nicht nur um einen jugendlichen Schabernack, der ihm begegnet. Bei ihm geht es um Leben und Tod. Er steht in einer lebensentscheidenden Stunde: Judas, sein Verräter, ist schon aufgebrochen. Jetzt kommt es darauf an, ob Jesus zu seinem Wort und seinem bisherigen Leben steht, ob er seine grenzenlose Liebe durchhalten kann bis ins Letzte. Es ist für ihn die Stunde der Bewährung! Es wird sich zeigen, ob er in der Einheit mit dem Vater bleibt, ob er sich als der Sohn bewährt – in letzter Klarheit.
Und Jesus Christus bleibt dabei – in der entscheidenden Stunde. Er greift nicht zur Gewalt. Er setzt seinem Widersacher Judas nicht nach. Er wird nicht gehässig. Er wird nicht ausfällig. Er bleibt in der Liebe – ohne Rückzieher.
Und so leuchtet in Jesus Christus, in seinem Leben, in seinem Wort und Wirken, Gott auf – der Vater, in voller Klarheit. In keinem anderen als in Jesus Christus wird der Vater so durch und durch offenbar, in der Herrlichkeit seiner Liebe.

Und wie ist es mit dem Aufleuchten Gottes in uns?

Aber damit ist diese Geschichte nicht zu Ende: Wir können uns nämlich aus der Geschichte nicht heraushalten.
Jesus Christus will uns selbst mit hineinziehen. Auch unser Tun, unser Leben hat etwas mit Gott zu tun. Es lässt ihn entweder als Liebenden erscheinen – oder es entstellt ihn! Also: Was leuchtet in unserem Leben auf? Was wird von Gott an uns ablesbar?
Das ist Jesu Einladung an uns, seine Herausforderung – ausgesprochen in seinem Wort und seinem Leben: »Liebet einander, wie ich euch geliebt habe!«
Damit sagt er: Folgt meinen Fußstapfen! Lasst Gott, den Vater, klar und deutlich aufscheinen in eurem Leben. Offenbart ihn in seiner ganzen Herrlichkeit und Liebe. Verherrlicht ihn durch euer Leben, so wie ich es getan habe.
Mit diesem Auftrag brechen wir nachher auf: Was werden wir daraus machen? Was wird uns gelingen?
Das jedenfalls nehme ich mit: Ich bin berufen, die Herrlichkeit und die Liebe Gottes durch mein Leben sichtbar zu machen: im eigenen Haus – bei meinen Nächsten, und manchmal ist das das Allerschwerste! Oder dann morgen, in der Schule, unter den Kollegen am Arbeitsplatz – mitten im Alltagsgeschäft! Gegenüber jedem, der mir zufällig über den Weg läuft – aber vielleicht ist es ja gar kein Zufall, sondern eine Herausforderung, die mein Leben an mich ausspricht! Gegenüber dem, der mir notorisch auf den Nerv geht! Da überall: die Liebe Gottes aufscheinen lassen!
Das ist mein Beruf als Christ, als Christin: dass Gott mich dafür braucht, seine Liebe sichtbar zu machen. Das ist auch ein Aufleuchten von Ostern, ein Auferstehen des Lebens und der Liebe! Das ist Überwindung des Todes und aller tödlichen Mächte.
Gott will aufleuchten! Jesus Christus will auferstehen in mir! Da kann ich nur beten: »Herr, gib mir von neuem deine Liebe, damit ich einen Beitrag zu deiner Verherrlichung leisten kann! Dass ich dein glaubwürdiger Zeuge in dieser Welt bin – an dem Platz, an den du mich gestellt hast!«

Wolfgang Schrenk

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