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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 2
Weihnachten – In der Heiligen Nacht
Lesejahr A – B – C
Weihnachten: Hoffnungsintermezzo, das gut tut und stärkt

Predigt
Zum Text: Jes 9,1–6 (1. Lesung)

Weihnachtliches Brauchtum – mehr als sentimentale »heile Welt«?

Heute Nacht leuchten wieder die Lichter in unserem Land. Ob elektrische Kerzen oder solche aus Wachs, ob kitschig, überladen oder schlicht – in diesen Stunden verwandeln viele ihre Stube in ein Lichtermeer und genießen die friedliche und harmonische Stimmung. Alles, was diese Stimmung trübt, bleibt für einige Stunden außen vor. So feiern viele Weihnachten, und bei weitem nicht nur diejenigen, die ihr Christsein aktiv leben oder die heute den Weg in den Gottesdienst finden.
Oft sprechen wir eher abfällig über diese weihnachtlichen Bräuche, über den sentimentalen Lichterglanz, über die »heile Welt« an Weihnachten, die mühsam einige Stunden aufrecht erhalten wird, aber schon bald am nächsten Familienkrach oder an den Alltagssorgen wieder zerbricht. Vom Frieden in der Welt ganz zu schweigen.

Auch die Hoffnungsworte des Jesaja sind nur ein kurzes Intermezzo

Dabei hat dieses Feiern, die kurzen Stunden ohne Leid und Not, ein biblisches Vorbild. Die Worte, die wir als erste Lesung aus dem Buch Jesaja gehört haben, haben eine ganz ähnliche Stellung in diesem Prophetenbuch wie die weihnachtlichen Feierstunden in unserem Lebensalltag: Denn die Verfasser des Jesajabuches fügen diese kurzen Hoffnungsworte, gerade die paar Zeilen, die wir gehört haben, ein wie eine kurze Unterbrechung. Sie finden sich inmitten einer seitenlangen Abfolge von düsteren Warnungen und Weherufen über die politische Zukunft des Volkes Israel. »Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht.« Nur kurz wird eine Hoffnung geschildert und entfaltet, dann geht es wieder weiter mit Unheilsverheißungen und Kriegsprophezeiungen. Über sechs Verse hin leuchtet die Hoffnung wie ein Licht für das Volk Israel, dann kehrt der Text zur harten Wirklichkeit zurück. Nichts anderes tun wir an Weihnachten: Für eine kurze Zeit zünden wir Lichter an, leben Zuversicht und Harmonie. Dann kehren wir wieder zum Alltag zurück.

Hoffnungszeit in Betlehem – zunächst ebenso fragwürdig und begrenzt

Die wenigen Zeilen der Hoffnung, die kurzen Lichterstunden in der Heiligen Nacht: Ist das nun mehr als eine falsch verstandene »heile Welt«? Mehr als eine allzu billige Vertröstung, einlullender Lichterglanz, Verdrängung der Wirklichkeit?
Ja: Es ist mehr. Wir sind damit ganz nah am Geheimnis dieses Festes. Was ist denn schon geschehen, damals in Betlehem? Ein Volk im Dunkel auch damals: das Volk Israel unter der Fremdherrschaft der Römer; und Maria, Josef, die Hirten: einfache Leute, die arm sind und bleiben. Das Kind ärmlich geboren und mit schlechten Zukunftsaussichten. Was soll aus solch einem Bettelwurm schon werden? Und doch leuchtet dort über diesem Stall der Stern von Betlehem. Und doch erleben diese Menschen einige Stunden der Hoffnung und der Zuversicht! Wir heute wissen, dass diese Hoffnung berechtigt war. Der Lebensweg des Kindes aus Betlehem ist für alle Menschen zum Weg der Erlösung und Befreiung geworden. Die kurz aufgeblitzte Hoffnung im Buch Jesaja ist keine Illusion geblieben. Sie ist Wirklichkeit geworden.

Weihnachten: Fest der vertrauenswürdigen Hoffnung

Auch das feiern wir an Weihnachten, dass wir unserer Hoffnung trauen dürfen, auch wenn vieles dagegen spricht, auch wenn wir, mit Jesaja gesprochen, im Dunkel sitzen. Ob dieses Dunkel eine schwere Krankheit ist, Arbeitslosigkeit oder Schulden, Streit in der Familie oder das Entsetzen über unsere friedlose Welt und ihre Zerstörung: Wir haben Grund, die Hoffnung nicht aufzugeben. Und es ist gut, wenn wir für einige Stunden Lichter anzünden, die uns daran erinnern: Auch uns sind diese Zeilen der Hoffnung zugesprochen wie den Menschen vor zweieinhalbtausend Jahren: Du, Volk im Dunkel, siehst ein helles Licht. Es gibt einen starken Helfer, am Ende steht nicht das Dunkel und die Verzweiflung. Am Ende stehen Licht und Friede. Gott sorgt dafür.

Die weihnachtlichen Lichter erinnern uns und stärken unsere Hoffnung

Zünden wir also die Lichter auch in diesem Jahr wieder an. Gestalten wir einige Stunden des Lichtes im Dunkel, der Hoffnung in unserer Hoffnungslosigkeit, des Friedens in aller Friedlosigkeit. Nicht, um uns eine bessere Welt vorzugaukeln. Sondern damit wir über all den Sorgen nicht vergessen, dass wir Grund zur Hoffnung haben. Der Grund liegt nicht in menschlichen Abwägungen und Wahrscheinlichkeiten. Auch daran erinnert das kurze Prophetenwort: »Der leidenschaftliche Eifer des Herrn wird das vollbringen.«
Als weihnachtlich feiernde Christen dürfen wir diesen Prophetensatz noch ein wenig verändern: »Der leidenschaftliche Eifer des Herrn hat es bereits vollbracht!« Das Kind ist geboren, der Sohn ist uns geschenkt, er hat den Sieg errungen über Tod und Verzweiflung. Das ist der Weihnachtsglaube, und dieser Glaube strahlt aus den Lichtern in den Stuben, für Glaubende und für Nicht-Glaubende. Lassen wir unsere Hoffnung heute wieder stärken durch das weihnachtliche Licht. Gehen wir mit neuer Zuversicht in den kommenden Tag.
Und wenn wir einem Menschen begegnen, der nicht mehr weiß, wofür heute Nacht die vielen Kerzen brennen, dann ist heute gewiss ein guter Tag dafür, wieder einmal von der Hoffnung zu sprechen, die uns erfüllt und stärkt.

Fürbitten
Großer Gott, in diesen Stunden dürfen wir uns bestärken lassen in der Hoffnung, die du uns schenkst, die wie ein Licht im Dunkel leuchtet. So bitten wir dich auch für die vielen Menschen, die in hoffnungslosen Umständen leben müssen:

– Für alle, die durch Krieg oder Terror alles verloren haben und auf eine düstere Zukunft schauen.
(Lass ihnen das Licht der Hoffnung leuchten.)
– Für unsere Kirche und für die Christen, die oft genug selbst verzagt sind und wenig Zeugnis geben von ihrer Hoffnung.
– Für alle, die sich einsetzen für Menschen in Not, für Frieden und Gerechtigkeit und die wenig Erfolg sehen bei ihrem Tun.
– Für alle Kinder und Jugendlichen, die unter schwierigen -Bedingungen ihren Lebensweg beginnen müssen.
– Für die Mitmenschen, die leiden unter Krankheit, materieller Not oder zerbrochenen Beziehungen und die unter der Last -ihrer Schwierigkeiten zu verzweifeln drohen.

Gott, wir danken dir für deinen Sohn. Mit seiner Geburt hast du der Menschheit Hoffnung, Licht und Leben geschenkt. Wir preisen dich dafür in der Gemeinschaft aller Christen, heute und bis in Ewigkeit. Amen.

Stefan Möhler

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