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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 2
Allerheiligen
Lesejahr A – B – C
Begrüßung und Einführung
Allerheiligen ist ein tröstliches Fest: So groß ist die Schar der Heiligen, dass sie niemals alle namentlich genannt und an eigenen Tagen erinnert werden könnten. Heute feiern wir sie alle!
Allerheiligen ist auch ein herausforderndes Fest: Denn wenn es so viele gibt, können wir auch nicht mehr sagen: Das ist nur etwas für Ausnahmechristen. Nein: Ganz normale Menschen sind zur Heiligkeit gerufen. Stellen wir uns dieser Herausforderung, lassen wir uns von Jesus mit seiner Frohen Botschaft den Weg weisen. Ihm vertrauen wir uns an mit allem Heiligen und Unheiligen in unserem Leben.

Kyrie-Ruf
Herr und Bruder Jesus Christus, du zeigst uns durch dein Leben, was Heiligkeit ist.
Herr, erbarme dich.
Du willst, dass auch wir leben wie du.
Christus, erbarme dich.
Du weißt um unsere Schwächen und nimmst uns an mit dem, was wir können.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Großer Gott,
mit Freude und Dankbarkeit denken wir heute an deine Heiligen, Männer und Frauen, in deren Leben die Menschen dich selbst erkannt haben, deine Menschenliebe, deine Freude am blühenden Leben.
Zeige uns an diesem Fest, wie auch wir dich in unserem Leben sichtbar machen können, dich, Gott, der allein wahrhaft heilig ist.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 644,1.4–5 »Sonne der Gerechtigkeit«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 649/1 »Selig, die bei dir wohnen, Herr« mit 649/2 (Psalm 84) oder
GL 614,1–3 »Wohl denen, die da wandeln« und GL 531/1 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 559,1–3 »Mein schönste Zier und Kleinod bist«
Gesang zur Kommunion
GL 277 »Singet, danket unserm Gott«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 642 »Eine große Stadt ersteht«

Fürbitten
Herr Jesus Christus, du preist Menschen selig, die in dieser Welt leben und wirken wie du. So bringen wir dir all das Unheile und Unheilige um uns und bitten um deinen Beistand:

– Selig sind die Barmherzigen: Stärke alle, die sich für Menschen in Not einsetzen, für Hungernde und Geschlagene, für Kranke und Verzweifelte. Lass sie die richtigen Worte und Taten finden, um die Not zu lindern.
– Selig sind, die arm sind vor Gott: Ermutige alle, die sich ganz in deinen Dienst stellen wollen, ihr Leben ganz nach deiner Frohen Botschaft ausrichten. Lass ihr Zeugnis wirken, schenke ihnen Erfüllung auf ihrem Weg.
– Selig die Frieden stiften: Hilf allen, die sich für den Frieden einsetzen, ob zwischen Völkern und Nationen oder zwischen zerstrittenen Nachbarn und Familien. Bewege die Hartherzigen, Schritte zum Frieden zu tun.
– Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit: Schenke allen Bemühungen um Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft Gelingen. Zeige uns den Weg zum gerechten Ausgleich zwischen arm und reich.
– Selig, die um deinetwillen verfolgt werden: Lass alle, die um ihres Glaubens willen Nachteile erleiden, deine Nähe spüren. Schenke ihnen Zuversicht und Gottvertrauen.

Herr Jesus Christus, du willst, dass wir leben wie du. Das fällt uns oft genug schwer. Aber du lässt uns dabei nicht allein. Dafür danken wir dir und preisen dich Tag für Tag, bis in Ewigkeit. Amen.

Christusförmig leben –
Aufgabe und Herausforderung für alle Christen


Vorüberlegungen
Zum Text: Mt 5,1–12a (Evangelium)

Das Hochfest Allerheiligen öffnet den Blick dafür, dass »heilig sein« keine Exklusiveigenschaft einiger außergewöhnlicher Persönlichkeiten ist, die es in der Kirchengeschichte zu einer gewissen Bekanntheit gebracht haben. Es ist Herausforderung und Ziel für jedes christliche Leben. Aber was kennzeichnet ein heiligmäßiges Leben?
Eine Antwort geben die Seligpreisungen, die wir an diesem Hochfest in der Überlieferung des Matthäus hören. Denn sie benennen Grundhaltungen, die Gott wohlgefällig (und damit heiligmäßig) sind. Selig ist, wer sie lebt, nicht weil er dadurch irdisch-materielles Glück erlangt – im Gegenteil bringen sie häufig irdische Nachteile mit sich –, sondern weil Gott selbst ihn dafür belohnt. Jesus selbst hat diese Grundhaltungen in aller Konsequenz vorgelebt; in seiner Nachfolge sollen wir Christen leben wie er.
Die Seligpreisungen zeigen also einen Weg zur Heiligkeit. Und sie zeigen einen Weg, der offen ist für alle Christen. Denn sie sind keine (Hoch-) Leistungsmaßstäbe. Sie benennen Grundhaltungen (Tugenden), die jeder Christ auf seine eigene Weise ausfüllen und leben kann. Der außergewöhnlich Begabte kann sie auf herausragende Weise leben, ein anderer auf unauffällige Weise. Beides wird dem Anspruch Gottes gerecht.
Die Predigt vermittelt diesen Gedankengang, indem sie an der landläufigen Vorstellung vom Heiligen als Ausnahmechrist ansetzt. Als Beispiel wird der heilige Franziskus und seine Verehrung als »Alter Christus« (Zweiter Christus) angeführt. Diese Herausforderung – Leben wie Christus – wird dann anhand der Seligpreisungen neu und lebbar definiert.

Predigt

Franziskus – der »Zweite Christus«

»Zweiter Christus«, so nannten seine Zeitgenossen einen der bekanntesten Heiligen – den heiligen Franziskus. »Zweiter Christus«, so sah ihn der Maler Giotto, und er malte in Assisi in der Franziskuskirche auf der einen Seite Szenen aus dem Leben Jesu auf die Kirchenwand. Auf der anderen Seite stellte er diesen Szenen aus dem Leben des Franziskus gegenüber. »Wie Christus« erlebten die Menschen den heiligen Franz, in seiner Art, radikale Armut zu leben, in seiner Art, mit den Menschen umzugehen, die Frohe Botschaft verständlich zu verkünden, Freude im Glauben auszustrahlen.
Das ist wohl ein Kennzeichen für Heilige überhaupt: Dass sie leben wie Christus, dass die Mitmenschen durch ihr Leben, ihr Reden und Handeln etwas von dem erfahren, wie Christus lebte, redete und handelte.

Darunter geht’s nicht – wir sollen leben wie Er

Schön, so könnten wir denken. Schön, dass es Menschen wie Franziskus gab, solche Ausnahmegestalten, die die Gesellschaft ihrer Zeit aufrütteln konnten, die bis heute anregend sind für ein christliches Leben! Aber dabei dürfen wir nicht bleiben. »Zweiter Christus« zu sein, das dürfen wir nicht den Ausnahmemenschen überlassen. Das ist Auftrag für uns alle. Alle sollen wir Heilige sein, alle sollen wir so leben wie Christus. Denn uns allen gilt sein Ruf: »Folge mir nach!« Und was heißt Nachfolge anderes, als so zu leben wie der, dem wir folgen? Das ist sein Anspruch an uns, seine Herausforderung, ihr müssen wir uns stellen: Lebe wie Christus! Darunter geht’s nicht.

Die Seligpreisungen als Wegweiser zum christusförmigen Leben

Vielleicht regt sich nun bei vielen innerliche Abwehr: »Ich bin kein Franziskus und ich bin schon gar kein Christus! Ich bin ein mäßig frommer Christ mit allerhand Fehlern und einem ordentlichen Maß an Bequemlichkeit. Ein Zweiter Christus? – das ist nichts für mich!« Aber Halt, geben wir diesen Anspruch Jesu nicht zu schnell auf. Keiner braucht wie Franziskus zu sein, um ihn zu erfüllen. Wie das möglich ist, und zwar für jeden Christen, dafür zeigen uns die Seligpreisungen einen Weg, die wir zum heutigen Festtag in der Überlieferung des Evangelisten Matthäus gehört haben: Jesus legt uns in diesen Seligpreisungen bestimmte Haltungen nahe. Und das sind keine allgemein-ethischen Regeln, wie sie jeder vernünftige Mensch formulieren würde. Sie haben mit dem Leben Jesu zu tun. Denn diese Haltungen hat Jesus selbst konsequent gelebt und vorgelebt. Schauen wir sie einmal genauer an:
Da heißt es: Selig, die arm sind vor Gott, oder genauer übersetzt: die arm sind im Geist. Arm im Geist war Jesus selbst: Wie oft betont er, dass er nichts anderes verkündet, als was ihm der Vater mitgeteilt hat. Nicht also seine eigene Weisheit ist es, mit der er glänzen könnte. Die Botschaft kommt vom Vater, Jesus tritt ganz dahinter zurück.
Selig die Trauernden: Dass Jesus zutiefst zu trauern wusste, sehen wir an seinem Weinen um den Freund Lazarus.
Selig, die keine Gewalt anwenden: Selbst in der Todesgefahr mahnt Jesus zur Gewaltlosigkeit: »Steck das Schwert in die Scheide«, so verweist er Petrus, der ihn verteidigen möchte.
Selig die Barmherzigen: Belege für die Barmherzigkeit Jesu, anders ausgedrückt: dass er ein Herz für die Menschen hatte, ein tiefes Mitgefühl mit ihren Nöten, gibt es mehr als genug.
Ja, wir könnten es an allen Seligpreisungen durchbuchstabieren: Jesus preist die selig, die leben wie er.

Keine Leistungsmaßstäbe, sondern Grundhaltungen

Aber ist denn das nun einfacher? Die Seligpreisungen leben, ist das nicht die gleiche übergroße Herausforderung wie so zu leben wie etwa Franziskus? Nein, es ist anders. Denn bei den Seligpreisungen gilt es etwas Entscheidendes zu beachten: Sie benennen keine Leistungen. Jesus setzt keine Maßstäbe, die erfüllt werden müssten. Er sagt nicht: Selig, wer eine bestimmte Armutsgrenze in seinem Einkommen nicht übersteigt! Selig, wer mindestens sechs Monate um seine verstorbenen Angehörigen trauert! Selig, wer mehr als 100 Streitsüchtige zum Frieden gebracht hat! Selig, wer zu keinem einzigen Menschen unbarmherzig war! So nicht. Das ist nicht die Redeweise Jesu. Er gibt uns keine Maßstäbe für Hochleistungen, die wir erfüllen müssten. Er zeigt uns Haltungen, die unser Leben prägen sollen. Denn Jesus weiß um unsere Verschiedenheit als Menschen und um die Verschiedenheit unserer Lebenssituationen. Und er hat selbst erlebt, wie klein seine Erfolge waren, damals in Israel, wenn man einmal rein zahlenmäßig betrachtet, wie viele Menschen ihm am Ende tatsächlich folgten. Doch gerade daran sehen wir: Darauf kommt es nicht an.

Worauf es ankommt: anfangen

Es kommt darauf an, die Seligpreisungen auf die ganz eigene Art, mit den eigenen Möglichkeiten und Grenzen, im Rahmen der eigenen Lebenssituation zu leben. Wichtig ist dabei dieses letzte Wort: sie zu leben. Nicht zu sagen: Wenn ich einmal Gelegenheit dazu habe. Oder: Wenn mein Leben anders wäre. Oder: Ich kleiner Wurm kann ohnehin nichts bewirken. Oder: Das überlasse ich den großen Heiligen wie Franziskus. Gerade der hat es anders gemacht: Er hat nicht abgewogen, gezaudert, verschoben. Franziskus hat angefangen. Er hat die Haltungen der Seligpreisungen gelebt, wie es ihm möglich war, auf seine Art, an seinem Ort. Wie viel er damit bewirkt, wie es bei den anderen ankommt, ob das überhaupt gut genug ist, das wusste auch er nicht. Hier können wir alle von Franziskus lernen, gleich, welche Begabungen wir haben: einen Anfang machen, ohne zu fragen, ob er groß ist oder klein, ob wirkungsvoll oder nicht. Das ist der Weg zum heiligmäßigen Leben, zum »Zweiten Christus«.
Heute ist Allerheiligen. Wäre das nicht genau der richtige Tag, wieder einmal einen neuen Anfang zu machen mit den Seligpreisungen? Denn nichts anderes haben die ungezählten Christen getan, an die wir am heutigen Festtag denken: Sie haben angefangen und gelebt wie Christus, jeder auf seine Art.

Stefan Möhler

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