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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 2
Neunter Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr A
Gottes Worte zu Herzen nehmen

Predigt
Zum Text: Dtn 11,18.26–28.32 (1. Lesung)

Ein Liebespaar: Er sagt zu ihr: »Ich habe dich sehr lieb.« Sie erwidert: »Das geht in Ordnung.« – Dass in dieser Beziehung etwas nicht stimmt, liegt auf der Hand. Das Geständnis einer Liebe kann man nicht einfach zur Kenntnis nehmen oder ignorieren, ohne den anderen sehr zu verletzen. Die Enttäuschung ist groß, wenn Gesten der Zärtlichkeit übersehen werden. Solche Erfahrungen gibt es nicht nur bei Liebespaaren, sondern überall da, wo Menschen aufeinander bezogen sind, zwischen Eltern und Kindern genauso wie zwischen Freunden oder Arbeitskollegen. Es macht unsicher und traurig, wenn Zeichen der Aufmerksamkeit oder der Zuwendung übersehen werden oder als selbstverständlich hingenommen werden.

Fluch oder Segen

Auch die Zuwendung Gottes kann man nicht einfach nur zur Kenntnis nehmen oder gar ignorieren.
Das Buch Deuteronomium, aus dem unsere Lesung entnommen ist, die große Gesetzessammlung des Volkes Israel mit den zehn Geboten, ist kein Gesetzbuch im modernen Sinn mit trockenen Gesetzestexten und Regeln. Es ist durchdrungen von Gottes Liebe. Immer wieder, an vielen Stellen, ist von Gottes Liebe die Rede, von Jahwe, der das Volk aus Ägypten geführt hat, der es nun in das verheißene Land führen wird, der das Volk auserwählt hat und ihm die Treue hält. Gott begleitet sein Volk, sorgt für es, ist ihm in treuer Liebe zugetan. Und Gottes Wunsch ist es, geliebt zu werden. Immer wieder wird als erstes Gebot genannt, Gott zu lieben: »Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben und dein Leben lang auf seine Dienstordnung, auf seine Gesetze, Rechtsvorschriften und Gebote achten« (Dtn 11,1).
Diese Zuwendung Gottes kann man nicht einfach nur hinnehmen oder für selbstverständlich erachten oder gar gleichgültig darüber hinweggehen. Das zerstört die Beziehung zu Gott; dabei verdorrt die Lebendigkeit eines Gottesverhältnisses. Die Bibel nennt das »Fluch«: »den Fluch für den Fall, dass ihr nicht auf die Gebote des Herrn, eures Gottes, hört« (Dtn 11,28). Es hat Konsequenzen, Gottes Liebe und Weisung nicht zur Kenntnis zu nehmen. Nicht in dem Sinn, dass einem dann etwas Böses zustößt, sondern dass dem Leben ohne Gott etwas Tiefes, Erfüllendes fehlt.
Und anders herum nennt unser Schrifttext das Hören auf Gottes Weisung und das Annehmen seiner Zuwendung »Segen«: »Segen, weil ihr auf die Gebote des Herrn, eures Gottes, auf die ich euch heute verpflichte, hört« (Dtn 11,27). Nicht, dass man dann automatisch Glück und Wohlergehen hätte, sondern dass einem ein erfülltes Leben geschenkt ist mit der Gewissheit, dass Gott durch die Höhen und Tiefen des Lebens mitgeht.
Zu leben aus Gottes Wort, aus seiner Liebe, das ist für jeden Christen eine Herausforderung, jeden Tag. Und wir wissen um die Gefahr, dass sich Müdigkeit und Trägheit in eine Gottesbeziehung einschleichen können.

Gottes Liebe zu Herzen nehmen

Unser Schrifttext gibt uns dazu einen Ratschlag: »Diese meine Worte sollt ihr auf euer Herz und auf eure Seele schreiben. Ihr sollt sie als Zeichen um das Handgelenk binden. Sie sollen Schmuck auf eurer Stirn werden« (Dtn 11,18). Fromme Juden machen das im wörtlichen Sinn. Jeden Tag binden sie sich zum Gebet Riemen an den Arm und auf die Stirn mit Kästchen, in denen auf winzigen Schriftrollen Abschnitte aus der Thora, der Bibel, geschrieben sind, darunter das ihnen so wichtige: »Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft« (Dtn 6,4f).
Ganz sinnlich verbinden sie sich so jeden Tag mit Gott. Das, was sie äußerlich tun, kann sich damit leichter verinnerlichen, quasi ins Herz setzen.
Und genau darum geht es: dass uns Menschen Gottes Wort ins Herz geht; dass wir Gottes Zuneigung und seine Weisungen zu Herzen nehmen, verinnerlichen, dass sie uns in Fleisch und Blut gehen. Wir Christen kennen den jüdischen Brauch der Gebetsriemen nicht, aber dass äußere Formen und Rituale hilfreich sind, um etwas zu verinnerlichen, ist ein alter pädagogischer Grundsatz. Es braucht Riten und Rituale, um den Glauben lebendig zu halten; es braucht auch Disziplin, um die Gottesbeziehung zu pflegen. Ob das der Rosenkranz ist, ein meditativer Spaziergang mit einem biblischen Wort, der abendliche Tagesrückblick, das morgendliche Kreuzzeichen oder die tägliche Schriftlesung – Gottes Liebe, Gottes Wort will bei uns ankommen, will sich tief in unser Herz senken und unser Leben begleiten. Ich darf auf meine eigene Weise dieses Geschenk annehmen und damit umgehen. Aber ich soll es mir wirklich zu Herzen nehmen.

Fürbitten
Gott kommt uns entgegen mit seiner Liebe und will unser Innerstes erreichen. Wir wenden uns ihm zu und bitten:

– Um Wahrhaftigkeit und Ehrfurcht in die Herzen derer, die von dir und deiner Liebe sprechen.
– Um Friedfertigkeit in die Herzen der Völker, die in Konflikten zueinander stehen.
– Um Orientierung in die Herzen derer, die vor einer wichtigen Entscheidung stehen.
– Um Liebe in die Herzen der Eltern und Pädagogen für die ihnen anvertrauten Kinder.
– Um Zuversicht in die Herzen der Kranken und Trauernden, die ihren Mut verloren haben.
– Um Achtung füreinander in unseren Herzen für unsere Begegnungen und Gespräche.

Dir vertrauen wir unser Leben an. Dir danken wir, heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.

Beate Jammer

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