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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Einführung
Liebe Leserinnen und Leser,

der Terroranschlag der palästinensischen HAMAS auf die israelische Zivilbevölkerung war furchtbar. Die Opfer des Überfalls und ihre Angehörigen verdienen unser Mitgefühl und unsere uneingeschränkte Solidarität. Das müsste selbstverständlich sein und war es doch nicht. Stattdessen hat sich in die private und öffentliche Diskussion die Sprachform des Ja, aber eingeschlichen, von manchen wurde diese Form des Sprechens propagandamäßig auch forciert. Ja, man verurteilt den Terrorangriff – aber Israel hat auch selbst Schuld daran. Ja, man lehnt die terroristische Gewalt ab – aber unterstellt auch der israelischen Regierung ein beträchtliches Gewaltpotential. Das hat es in unserem Land in diesem Ausmaß – glaube ich – noch nie gegeben: Ein Land wird terroristisch überfallen und die öffentlich bekundete Solidarität gilt nicht den Opfern und ihrem Volk, sondern den Tätern und deren Volk. Ja, das ist schlimm, sagen auch viele der mit Israel solidarischen Menschen, aber die Israelis sind nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Ja, aber – ist das eine differenzierende Form des Sprechens oder relativiert sie den Terror nicht einfach? Verbirgt sich in dieser Sprachform die Bemühung um Ausgewogenheit oder verbirgt sich darin auch eine Spur des Antisemitismus, nicht beabsichtigt, aber unterschwellig doch wirksam?

Der weltweit berühmte Pianist Igor Levit reibt sich an dieser Sprachform auf und empfindet das aber als Zuweisung einer Mitschuld. Und der Orientalist und Schriftsteller Navid Kermani fragt völlig zurecht, warum es nicht möglich war, den jüdischen Opfern, ihren Familien, ihren Freunden, ihrer Gesellschaft, ihrem Staat uneingeschränkt Solidarität und Mitgefühl zu bekunden. Es weiß doch jeder, wie schlimm es ist, wenn man als Opfer eines Unglücks noch eine unterschwellige Belehrung hinnehmen muss oder das zwar nicht ausgesprochene, aber doch intendierte Urteil: Selber schuld!

Ja, aber – es fordert mich heraus, was über dieses Ja, aber gesagt und geschrieben wurde. Mir fällt das Diktum Jesu ein: Euer Ja sei ein Ja. Mir fallen auch die Abergeister ein; das Wort, mit dem Fridolin Stier die Dämonen im Neuen Testament bezeichnet, die schädigen, zerstören und ihr Unwesen treiben. Jedes Sprechen hat seine eigene Zeit: Nah am Geschehen gebührt den Opfern unser Mitgefühl und unsere Hilfe, sonst gar nichts. In der Zeit, in der ein Geschehen aufgearbeitet wird, müssen auch die Fragen nach Ursachen und Gründen, nach geschichtlichen Verwerfungen und Verstrickungen, nach Drahtziehern und politischem Kalkül gestellt werden. Aber all das darf nicht das Leid der Opfer relativieren!

Unsere Predigtreihe zur Fastenzeit hat das große Thema Entschiedenheit. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern die Entschiedenheit Jesu im Denken, Sprechen und Tun.

Freundliche Grüße aus dem Verlag und von den Herausgebern. Ihr
Anton Seeberger

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