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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 1
Pfingstsonntag
So sende ich euch!
Lesejahr A – B – C
Beitrag zur Lesung

Einführung

Wir feiern Pfingsten – ein Hochfest des Glaubens. Gleichzeitig ist Pfingsten ein Hochfest unserer Freizeitkultur geworden. Der kollektive Freizeitspaß wird zelebriert. Aus dem sogenannten christlichen Abendland ist ein säkulares Abendland geworden. Umso wichtiger ist es, sich von der Pfingsterzählung neu inspirieren zu lassen. Sie ist eine Mutgeschichte. Damals für die kleine Gruppe der Jesus-Anhänger vor 2000 Jahren. Aber auch für uns heute in der christlichen Minderheit. Öffnen wir uns für den Mutmacher, Gottes Geist. Zum Beispiel im Singen der Pfingstlieder, in denen wir Gottes Geistkraft herbeirufen und unsere Sehnsucht nach einem neuen Pfingstwunder zum Ausdruck bringen. In den Pfingstliedern wird Gottes Geist nicht einfach nur besungen. Sie sind vielmehr eindringliche Bitten: Komm, Heiliger Geist, Tröster, Beistand, Mutmacher. Gottes belebenden Geist und Energieschub brauchen wir dringender denn je.

Predigt


Zum Text: Apg 2,1–11 (1. Lesung)

Der Wendepunkt

In der Lesung aus der Apostelgeschichte haben wir von einem unglaublichen Aufbruch in Jerusalem gehört. Mit einer nicht zu bremsenden Begeisterung. Davon können wir Christen heute nur träumen. Das kleine und verängstigte Häuflein der Jesus-Anhänger tritt plötzlich mutig an die Öffentlichkeit.

Was war passiert? Keiner weiß es so genau zu sagen. Auch die Sprache kommt an ihre Grenzen. Lukas kann es nur in Bildern ausdrücken: Sturm und Flamme, Wind und Feuer. Mit tosendem Geräusch kommt der Geist wie ein Sturmwind über die versammelten Jünger. Gewaltig und unbeschreiblich. Gottes Geist durchdringt den Käfig der Mutlosigkeit. Die Jünger werden von einer Kraft ergriffen, wie sie das noch nie gespürt haben. Sie reißen die Türen auf und beginnen zu predigen. Mitten in die Ohren und Herzen der Menschen hinein. Plötzlich ist sie da, die Aufbruchsstimmung, mit der niemand gerechnet hatte. Die kleine Christengemeinde wird »Feuer und Flamme« für die Sache Jesu. Pfingsten markierte vor 2000 Jahren einen Wendepunkt. Die wenigen Jesus-Anhänger beginnen ihren Glauben mutig in die Welt zu tragen. Es entsteht die erste Gemeinde und mit ihr die Keimzelle »Kirche«. Der Heilige Geist wirkt als »Geburtshelfer« für eine neue Religionsgemeinschaft.

»Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt«, schreibt Lukas. Erfüllt, nicht nur gestreift. Erfüllt, nicht nur berührt – angefüllt mit Gottes Kraft. »Leere Gefäße« – in die plötzlich etwas hineinfließt. Leere Gefäße – genau das waren sie vor Pfingsten, die Freunde Jesu. Hohl und kraftlos. Allein gelassen. So fühlen auch wir uns oft: leer und kraftlos. In Wartestellung, ob es weitergeht, wie es weitergeht, ob Gott noch etwas vorhat mit uns oder ob das Gerücht von Gott in unserer säkularen Gesellschaft immer weiter verdunsten wird. Die Pfingstgeschichte überrascht uns mit der Zusage Gottes: »Ich will eure Leere mit der Kraft meines Geistes ausfüllen.« Das ist wirklich erstaunlich: Gott will nicht weit weg über uns thronen. Gott sehnt sich danach, in unser Lebenshaus einzuziehen. Wenn du ausgebrannt bist, will er wieder Hoffnung in dir entzünden. Wenn du zweifelst, will er neue Gewissheit in dir wecken. Wenn es in dir weint, möchte Gottes Geist dich trösten.

Wie ein Magnet


Wenn beim Arbeiten eine Kiste mit Nägeln umfällt und die vielen kleinen und großen Nägel im Sand liegen, wie soll man die alle wieder auflesen und zusammenbekommen? Ganz einfach: Man nimmt einen starken Magneten, fährt ein paar Mal darüber – und schon sind die Nägel wieder beisammen. Der Sand fällt hinunter und die Nägel kann man leicht wieder in die Kiste einsortieren. Dem Magneten sieht man nicht an, welche Kraft in ihm steckt. Und doch sind die magnetischen Kräfte wirksam und stark. Die Kraft eines Magneten kann man vergleichen mit der Kraft des Heiligen Geistes. Unsichtbar – und trotzdem da.

Ein weiter Horizont

Gläubige Menschen nennen die Kraft von oben, die sie erfahren, den »Heiligen Geist«. Sie verspüren eine innere Kraft, die nicht aus dem Menschen stammt. Pfingsten ist die Einladung Gottes an uns: »Öffnet eure leeren Herzen, damit ich sie füllen kann mit meiner Kraft.« Es ist eine Kraft, die unterschiedlichste Menschen miteinander verbindet. Menschen, die zu Jesus gehören, sind einander nicht fremd. Pfingsten weitet den Horizont auf alle Völker und Sprachen hin. Da wird die Verschiedenheit nicht abgeschafft, sondern gestärkt und gewürdigt. Gottes Geist verbindet, er ist der wahre Globalisierer, der ganze Globus sein Sendegebiet. Diese geschwisterliche Verbundenheit wird zum Beispiel in besonderer Weise in der Gemeinschaft von Taizé erlebbar. Christen verschiedenster Konfessionen aus ganz Europa kommen dort zusammen.

Sie singen und beten gemeinsam und tauschen sich in internationalen Bibelgesprächsgruppen aus. Wer schon einmal dort war, ist jedes Mal beeindruckt davon, wie Gottes Wort Sprachbarrieren überwindet. Wie Gottes Geist zur Verständigungsbrücke für Menschen wird, die aus ganz unterschiedlichen Sprach- und Glaubenswelten kommen. Aus Distanz wird Nähe und Verbundenheit. Viele sagen: Ein Hauch von Pfingsten wird in Taizé spürbar. Eine Mutgeschichte Die Pfingstgeschichte ist eine Mutgeschichte. Pfingsten ist kein Fest, das beruhigt und besänftigt. Im Gegenteil: Ein Fest, das zum Aufbruch ruft. Das uns klar macht: Wir sind dazu gesandt, Christus in der Welt von heute zu bezeugen. In diesem Fest steckt die Zusage Gottes, dass dieser »Mutbringer« auch heute noch am Werk ist. Tatsächlich. Vielleicht nicht immer innerhalb der Kirchenmauern. Der »Mutbringer« Heiliger Geist will uns davor bewahren, die Flügel hängen zu lassen. Viele fragen sich: Wo ist der Schwung geblieben, von dem in Apostelgeschichte noch die Rede war. Es ist still geworden um den Heiligen Geist. Es scheint, als habe er sich heimlich davongemacht. Die Windstärke von damals hat er nicht mehr. Vielleicht unter anderem deshalb, weil der Apparat Kirche sich oft zu wichtig nimmt und meint, selbst das Heft in die Hand zu nehmen.

Ein arabisches Sprichwort sagt: »Wenn der Wind des Wandels weht – bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen!« Gott bittet uns zu Pfingsten: Baut keine Mauern, mit denen ihr euch vor meinem Geist und voreinander abschottet. Baut mir Windmühlen, die ich in Bewegung bringen kann.

Machbar ist Pfingsten nicht. Der Geist Gottes lässt sich nicht zwingen und am Gängelband führen. Er wirkt, wo und wann er will. Wir können nur darum bitten, damit er uns neu in Bewegung bringt. Ist das nun wenig oder viel? Es erfordert jedenfalls einen langen Atem und ist nicht ungefährlich. Denken wir an die Bilder vom Feuer und vom Wind. Wenn er wirkt, dann bleibt vieles nicht beim Alten. Dann wird vielleicht infrage gestellt, was wir immer für richtig hielten. Das kann beunruhigend sein, wo wir doch lieber klare Verhältnisse haben und geordnete Strukturen lieben. Zumindest können wir in der Windstille und Flaute Windmühlen der Erwartung aufstellen. Wenn wir das tun, sollten wir uns auf Überraschungen gefasst machen. Denn Gottes Geist ist ein »Unruhestifter«. Der Geist Gottes drängt auf Veränderung. Ruft zum Aufbruch. Das war damals so. Und erst recht heute. In diesem Sinne wünsche ich uns ein Mut machendes Pfingstfest!

Fürbitten

Bitten wir um den Heiligen Geist, durch den alles neu wird – unser Herz und die Welt:

– Lebendiger Gott, viele suchen dich in der Ferne, doch du bist uns durch deinen Geist ganz nah. Berühre mit deiner Geistkraft alle, die sich ausgebrannt und kraftlos fühlen. Dass ihr Leben neuen Schwung bekommt. Lasst uns rufen:
(Komm, Heiliger Geist.)
– Unversöhnliche Standpunkte prallen in unserer Gesellschaft hart aufeinander. Wir bitten um deinen Geist, der in der Hitze Kühlung schafft. Lasst uns rufen:
– Um Trost und Hoffnung für alle, die unter einem Verlust leiden oder eine Krankheit tragen müssen. Lasst uns rufen:
– Sende aus deinen Geist des Friedens, und gib den Verantwortlichen der Völker Gedanken des Friedens. Lasst uns rufen:
– Führe die getrennten Christen zur Einheit des Glaubens und der Liebe. Lasst uns rufen:
– Wir bitten für unsere Kirche: Gib ihr die nötige Umkehr. Lass aufblühen, was wachsen will. Lasst uns rufen:
– In einem Moment der Stille halten wir in das Licht Gottes, was uns auf dem Herzen liegt. Lasst uns rufen:

Dreieiniger Gott, sende aus deinen Geist und hilf uns, mit Zuversicht nach vorne zu schauen, heute und alle Tage unseres Lebens.
Amen.

Joachim Scheu

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