Dienst am Wort – Startseite
Startseite » Archiv » Ausgabe 5/2023 » Leseprobe 1
Titelcover der archivierte Ausgabe 5/2023 – klicken Sie für eine größere Ansicht
Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
17. Sonntag im Jahreskreis
Vom Haben zum Sein
Lesejahr A
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Heute, am Sonntag, haben wir Zeit, uns neu auszurichten und unseren Blick von Gott weiten zu lassen. Was ist gerade wichtig in meinem Leben? Worum kreisen meine Gedanken? Was hält mein Herz besetzt? Gott selbst lädt uns ein, dass wir Kostbares von Unwichtigem unterscheiden lernen und neu fragen, was unser Leben im Tiefsten trägt und hält.
Bitten wir Gott nun in unsere Mitte und vertrauen ihm alles an, was uns in dieser Stunde bewegt.

– Zeit der Stille –

Kyrie-Ruf


Du bist der Grund unseres Lebens, der Halt, wenn wir fallen.
Herr, erbarme dich.

Du bist die Mitte, wenn wir uns verlieren, der Sinn in allem Handeln.
Christus, erbarme dich.

Du bist die Weite, die uns lockt, das Ziel, das unseren Schritt lenkt.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet


Du Gott unseres Lebens,
oft sind unsere Hände und Herzen leer. Wir haben Sehnsucht und wissen nicht, was uns erfüllen kann. Du aber bist größer als unsere Sehnsucht.
Du bist die Fülle und das Leben.
Komm uns entgegen und lass uns erfahren, dass deine Liebe heilt und befreit.
Darum bitten wir dich, du Gott unseres Lebens, heute und alle Tage und in Ewigkeit.

Liedvorschläge


Gesang zur Eröffnung
GL 140 »Kommt herbei, singt dem Herrn«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 414 »Herr, unser Herr, wie bist du zugegen« und GL 175/6 »Halleluja«

Lied zur Predigt
GL 846 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Da wohnt ein Sehnen tief in uns«

Gesang zur Gabenbereitung
GL 184 »Herr, wir bringen in Brot und Wein«

Gesang zur Danksagung
GL 459 »Selig seid ihr«

Segenslied
GL 452 »Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 13,44–52 (Evangelium)

Das Gleichnis vom Schatz im Acker, auf das ich meine Predigt konzentriere, ist einfach und schwer zugleich. Einfach, weil das Bild des Schatzes einen leichten inneren Zugang der Zuhörenden ermöglicht. Schwer, weil das Gleichnis einen großen Anspruch formuliert: Wir müssen alles hergeben, um das Reich Gottes zu erlangen. Dabei bleibt es sehr unkonkret, was das Reich Gottes eigentlich meint.
In meiner Predigt wähle ich daher das Wort »Habseligkeiten« als Schlüssel, um verschiedene Ebenen des Gleichnisses zu erschließen. In ihm stecken die Worte »haben« und »selig«. Was zu haben macht uns selig? Die Zuhörenden können mit diesen Worten konkrete Anknüpfungspunkte in ihrem Leben finden, um Schritt für Schritt die Tiefe des Evangeliums näher zu verstehen.
Von den Besitztümern, die wir im Laufe unseres Lebens anhäufen, geht der Blick auf das, was wirklich kostbar ist, was wir als den Schatz in unserem Leben bezeichnen. Im nächsten Schritt wird deutlich, dass Gottes Liebe noch tiefer reicht, noch kostbarer ist, als alle menschlichen Zuwendungen es je einlösen könnten. Am Ende wird sichtbar, dass es nicht darum geht, etwas zu haben, sondern in Gottes Gegenwart zu leben. Darin werden wir frei für uns selbst und auf andere hin.

Predigt


Habseligkeiten


Der deutsche Sprachrat, ein Gremium zur Förderung der deutschen Sprache, sucht jedes Jahr das schönste deutsche Wort aus. 2004 hat er unter vielen anderen Vorschlägen das altmodische Wort »Habseligkeiten« auf Platz 1 dieser Hitliste gewählt.
Habseligkeiten. Mir gefällt dieses Wort. Es bezeichnet nicht so sehr das Vermögen eines Menschen, sondern seine vielen verschiedenen Besitztümer, all die Dinge also, die wir unser Eigen nennen und die uns durchs Leben begleiten. Was zählen Sie alles zu Ihren Habseligkeiten?
Vieles sammelt sich da an im Laufe der Zeit: Möbel und Geschirr, Kleider und Spielsachen, Großes und Kleines, Wertvolles und so mancher »Plunder«. Alles erzählt von unserem Leben, und spätestens, wenn man umzieht, merkt man, dass es eigentlich viel zu viel ist, was man so mit sich herumschleppt.
Hab-seligkeiten. Im tiefen Sinn des Wortes ist es das, was uns selig macht, wenn wir es haben. Und das muss gar nicht viel sein. Manchmal ist es das Eine, Entscheidende, das wir zu unserem Glück brauchen.

Der Schatz im Acker


Für den Menschen in unserem heutigen Gleichnis ist es der Schatz, den er findet. Schauen wir genauer hin. Es beginnt mit dem Acker. Vielleicht haben Sie selbst einen Garten oder ein Stückchen Erde zum Hegen und Pflegen. So ein Acker macht viel Arbeit, aber die Mühe lohnt sich. Jahr für Jahr gehen die Früchte auf.
Ob der Mensch im heutigen Gleichnis ein eifriger Ackerbauer ist, wissen wir nicht. Da steht nur, dass er einen Schatz findet. Was für eine seltsame Wendung! Alles Mögliche kann man im Acker finden: Steine, Regenwürmer, Kartoffelkäfer … aber einen Schatz zu entdecken, ist außergewöhnlich! Der eifrige Finder zögert nicht lange. Diesen Schatz will er haben und so kauft er ihn zusammen mit dem Acker und gibt all seine anderen Habseligkeiten dafür her.

Was ist dein Schatz?

Eine starke Erzählung. Sie stellt uns heute eine unmissverständliche Frage: Wie heißt – inmitten all deiner vielen Habseligkeiten – dein Schatz? Für was würdest du alles geben, was du hast?
Der Schatz meines Lebens. Ich persönlich zähle meine Familie dazu, meine Freunde, die Beziehungen, die mir geschenkt sind. Ich zähle meine Gesundheit dazu, die kostbar und nicht selbstverständlich ist. Und ich zähle meinen Beruf und meine Berufung dazu, all das, was Gott in mich hineingelegt hat, was zu verwirklichen für mich Sinn und Freude ausmacht.
Wie heißt der Schatz Ihres Lebens? Was erfahren Sie als das Kostbarste, das Sie haben? Sich für diesen Schatz immer wieder neu zu entscheiden, ihn ins Zentrum zu rücken gegen alle anderen Unwichtigkeiten, ihn zu bergen und zu hüten, dazu lädt uns das heutige Gleichnis ein.
Und doch: An dieser Stelle treten auch Fragen in mir auf. Was, wenn all mein Einsatz, all meine Entschiedenheit nicht ausreichen, um meinen Lebensschatz zu erlangen? Was, wenn das Lebensglück zerbricht? Was, wenn die Gesundheit schwindet, wenn die Liebe verraten wird, wenn die berufliche Perspektive scheitert?

Gott als Schatz unseres Lebens

Ich bin froh, dass das Gleichnis Jesu noch nicht ausgeschöpft ist. Es geht noch tiefer, als es auf den ersten Blick scheint. Denn Jesus erzählt nicht einfach von den menschlichen Schätzen, die wir pflegen sollen, sondern er erzählt vom Reich Gottes. Es ist der Zustand, in dem Gottes Liebe noch tiefer reicht, noch kostbarer ist, als alle menschliche Zuwendung es je sein könnte.
Was für ein Schatz also, wenn Gott der tiefste Grund unseres Lebens sein darf, der uns in unserer innersten Sehnsucht nach erfülltem Leben entgegenkommt. Der uns beschenkt und reich macht. Der aber auch jede noch so klägliche Armut mit uns aushält.
Und so fordert uns Jesus heute heraus und fragt uns an. Bist du bereit, fragt er, bist du bereit, mir dein ganzes Leben anzuvertrauen? Bist du bereit, meiner Gnade und Treue zu glauben, dann, wenn du glücklich bist, aber auch dann noch, wenn du nicht mehr weiterweißt, wenn es eng wird, dann, wenn Menschen dich verlassen und du Un-seliges erleidest? Traust du dich, auf mich zu bauen im Gelingen und im Scheitern, in deinem Leben und auch noch in deinem Sterben, mehr als auf alles andere?

Vom Haben zum Sein

Vielleicht spüren wir an dieser Stelle instinktiv, dass das Wort »Hab-seligkeiten« am Ende gar nicht ausreicht. Es gibt uns Orientierung, weil es uns fragt nach dem, was uns selig macht. Aber es bleibt immer vorläufig, ist sozusagen ein Provisorium. Denn niemals wird das Haben uns wirklich selig machen.
Und so dürfen wir wachsen, vom Haben ins Sein. Neben unseren menschlichen Kostbarkeiten und Prioritäten, die wir sicherlich gut im Auge behalten müssen, geht es im Tiefsten und Letzten darum, in Gott zu bleiben. Immer. Uns in seiner Gegenwart zu bergen, so gut wir es vermögen, und dabei frei zu werden, nicht nur zu uns selbst hin, sondern hin zu allen Menschen, die Gott selig sehen möchte, auch durch uns.

Fürbitten

Gott der Liebe, du willst, dass wir glücklich leben können. Heute kommen wir voll Vertrauen zu dir und bringen dir all die Not, die auf den Menschen dieser Welt lastet:

– Für alle Menschen, die in diesen Tagen Krieg erleben in der Ukraine, in Syrien und in vielen anderen Regionen dieser Erde: um Kraft und einen Weg hin zu Frieden und Versöhnung.
Wir bitten dich:
(Dein Reich komme.)

– Für alle, deren Sehnsucht ins Leere geht und deren Glück zerbrochen ist, die einsam sind: um Kraft, Geduld und den Glauben an deine Hilfe.
Wir bitten dich:

– Für alle, die durch Krankheiten und die Lasten des Alters geplagt sind: um Hoffnung und Stärke im Vertrauen auf dich.
Wir bitten dich:

– Für alle, die aufbrechen, um ihr Leben neu auf dich auszurichten: um Segen und dein treues Geleit.
Wir bitten dich:

– Wir bitten in der Stille für unsere persönlichen Anliegen.
Wir bitten dich:

Gott der Liebe, du bist die Mitte und der Reichtum unseres Lebens. Dafür danken wir dir, der du lebst und liebst in Ewigkeit.
Amen.

Claudia Schmidt

Zurück zur Startseite

pastoral.de


Das bewährte
BasisProgramm
auf CD-ROM


pastoral.de - BasisProgramm

oder

Die
Web-Plattform
im Browser


pastoral.de - Web-Plattform

Vergleichen Sie hier


Dienst am Wort
Telefon: +49 (0) 711 44 06-134 · Fax: +49 (0) 711 44 06-138
Senefelderstraße 12 · D-73760 Ostfildern
Kontakt | AGB | Datenschutz | Impressum