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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 2
Neunter Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
Sprich nur ein Wort

Beitrag zum Evangelium

Einführung

Worte haben eine große Kraft. Im heutigen Evangelium hören wir von einem Hauptmann, der Jesus um die Heilung seines todkranken Dieners bittet. Er ist davon überzeugt: Ein einziges Wort aus dem Munde Jesu kann den Diener wieder gesund machen. Was wie pure Magie oder naive Einfalt wirken mag, wird in Wahrheit als Beweis großen Glaubens erfahren und dargestellt. Lassen wir uns heute im Gottesdienst davon anregen,über die Kraft von gesprochenen Worten und tiefem Glauben nachzudenken. Und begrüßen wir jetzt Jesus Christus in unserer Mitte.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du hast dich vom Leid der Menschen berühren lassen.
Herr, erbarme dich.
Du siehst ins menschliche Herz und begegnest uns mit Liebe und Verständnis.
Christus, erbarme dich.
Du sprichst Worte, die neue Schritte ins Leben ermöglichen.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Guter Gott,
du schaust in Liebe auf jeden Menschen. Durch deinen Sohn haben wir erfahren, wie du Menschen heilend ansprichst und zu neuem Leben aufrichtest.
Lass uns deinen Worten vertrauen und aufmerksam wahrnehmen, was du uns im Evangelium, aber auch durch andere Menschen sagen willst. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 414 »Herr, unser Herr, wie bist du zugegen«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 450 »Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht« und
GL 174/6 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 449 »Herr, wir hören auf dein Wort«
Gesang zur Kommunion
GL 210 »Das Weizenkorn muss sterben«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 416,1–3 »Was Gott tut, das ist wohlgetan«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 7,1–10 (Evangelium)

Die heutige Perikope aus dem Lukasevangelium, in dem der Hauptmann von Kafarnaum im Mittelpunkt steht, ist von der Anlage her ein sehr geschlossener und gut durchkomponierter Text. Den Rahmen bildet das Anliegen des Hauptmanns, dass ein von ihm geschätzter Diener nicht stirbt, sondern von Jesus gerettet wird. Den eigentlichen Kern aber bildet ein vielfältig indirekt geführter Dialog zwischen einigen Vertretern des jüdischen Volkes, Freunden des Hauptmanns, Nachfolgern von Jesus und ihm selbst. Aus diesen zentralen Dialogen ließen sich verschiedenste Ansatzpunkte und Facetten ableiten. Die vorliegende Predigt konzentriert sich auf zwei Aspekte. Zum einen fällt in der Textanlage und der Wortwahl auf, dass in dieser Perikope der Umgangston unter den Protagonisten sehr respektvoll und wertschätzend dargestellt wird – mit einem Hang auch zu mancher Demut und Unterwürfigkeit, die uns heutigen Menschen eher fremd anmuten mag. Unabhängig davon möchte der erste Teil der Predigt auf Ausdrucksformen von Wertschätzung hinweisen, die als wichtige Botschaft in unsere Zeit sprechen können. Zum anderen drehen sich die Gedanken der Predigt um den Satz vom »einen Wort, das gesund macht«, der an zentraler Stelle in jeder Eucharistiefeier gesprochen wird und dadurch den Gläubigen höchst vertraut ist. Die leitende Frage ist: Was bedeutet das, wenn wir darum bitten »… aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund«? Und um welches Wort könnte es sich dabei handeln? Die Predigt formuliert ein paar mögliche Antworten und ermutigt zum Nachdenken über ganz persönliche Worte, die im Leben jedes Einzelnen das Potential haben, zu berühren und heilsam zu wirken.

Predigt

Der Ton macht die Musik

»Der Ton macht die Musik«, so sagen wir im Alltag, wenn wir Stimmungen im Zwischenmenschlichen beschreiben. Der Ton macht aber auch die Musik, wenn wir Texte und deren Stimmung auf und zwischen den Zeilen wahrnehmen. Sachtexte klingen anders als Lyrik, aber auch in Erzählungen gibt es ganz unterschiedliche Färbungen. Auffallend ist im heutigen biblischen Text aus dem Lukasevangelium die friedliche und aufbauende Grundstimmung, die das menschliche Miteinander der verschiedenen Personen beschreibt. Da ist von einem Hauptmann die Rede, der einen Diener hatte, »den er sehr schätzte« und der auch gut mit dem jüdischen Volk umgeht, es sogar – in den Worten der Jünger – »liebt«. Wir hören von »Freunden« des Hauptmanns und von respektvollen Dialogen, die nicht autoritär einfordern, sondern demütig bitten: »Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst …«

Wert-Schätzen

Selbst wenn manche Formulierungen vielleicht fremd und antiquiert anmuten, so ist doch auffallend, wie viel gegenseitiger Respekt und Wertschätzung in der heutigen Erzählung durchklingt. Das ist unter Menschen nicht selbstverständlich – damals wie heute. Die Verrohung von Sprache auf andere Menschen hin und die eklatant zunehmenden Hasskommentare nicht nur in den sozialen Netzwerken haben längst Ausmaße angenommen, die das krasse Gegenteil von Respekt und Wertschätzung darstellen. Wert-Schätzen beinhaltet, den anderen in seiner grundlegenden Würde, in seinen Eigenheiten und seinem Tun positiv wahrzunehmen. Die sichtbaren und verborgenen Schätze in ihm zu sehen. Seinen Wert anzuerkennen, ohne Angst zu haben, dass dadurch mein eigener Wert geschmälert wird. Wertschätzen ist eine wesentliche Grundhaltung, die den »guten Ton« unserer zwischenmenschlichen Begegnungen entscheidend prägen kann. Uns gegenseitig immer wieder daran zu erinnern und es – gerade auch in aufgeheizten Stimmungen – mutig einzufordern, gehört zur Aufgabe von jedem Einzelnen von uns, ganz konkret im eigenen Umfeld.

Sprich nur ein Wort …

Der Hauptmann, um den es im heutigen Evangelium geht, sorgt sich um seinen todkranken Diener, den er schätzt und nicht verlieren möchte. Er hatte von Jesus gehört und setzt seinen Glauben und seine Hoffnung auf ihn. Über Freunde, die er in seiner Not zu Jesus schickt, lässt er den berühmten Satz sagen, der Eingang in unsere Liturgie gefunden hat und täglich millionenfach an zentralster Stelle gebetet wird: »Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach. Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.« Der Hauptmann bittet mit diesen Worten um die Gesundheit seines Dieners, die Gläubigen um die Gesundheit der Seele. Um ihr Seelen-Heil, wie wir auch sagen könnten.

»Sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener …«, bzw.: »…dann wird meine Seele gesund.« Was für ein tiefgehender Satz. Was für ein spannender Gedanke aber auch dahinter. Ein einziges Wort, das die Fähigkeit hat, zu heilen. Ein Wort, das so viel bewirkt, dass ein Todkranker wieder gesund wird. Ein Wort, das die Wende bringt.

Welches Wort könnte der Hauptmann gemeint haben? Und: was könnte solch ein Wort für uns sein, die wir diesen Satz ja auch schon vielfach – vielleicht unbedacht – gesprochen haben?

Heilsame Worte

Wir wissen, dass Worte unter uns Menschen viel bewirken können, sowohl negativ als auch positiv. Ein beleidigendes Wort kann tief verletzen, ein aburteilendes Wort uns den Boden unter den Füßen entziehen. Aber eben auch das andere: Ein gutes Wort zur rechten Zeit kann aufbauen, ein tröstendes Wort Wärme spenden, ein ermutigendes Wort neue Kraft geben. Unser Leben ist umgeben von unzähligen Worten. Die meisten alltäglich und oft auch nicht bedacht. Immer wieder aber kommt es vor, dass Worte uns berühren und tief ins Herz treffen. Oft überraschend. In Momenten oder auch von Menschen, von denen wir es vielleicht gar nicht erwartet hätten. Umso schöner, wenn wir solche guten Worte wahrnehmen und dankbar als Geschenk für uns annehmen können.

»Aber sprich nur ein Wort …« Greifen wir die Frage von vorhin nochmals auf. Was könnte – über die häufig überraschend fallenden Worte im Alltag hinaus – dieses eine, so ganz besondere Wort sein? Ein Wort, das sogar die Macht hat, uns gesund zu machen und im Tiefsten unserer Seele zu berühren? Eine ganz schön schwierige Frage, die vermutlich von jedem unterschiedlich beantwortet wird. Überlegen Sie einmal in einem ruhigen Moment, welches für Sie das heilsamste lebensfördernde Wort sein könnte. Es lohnt sich, darüber nachzudenken!

Oft sind die wesentlichen eigentlich ganz kleine, unscheinbare und alltägliche Worte mit tiefer Bedeutung. Manche Menschen sprechen zum Beispiel von »Du« als wichtigstem Wort, weil es Ansehen und Beziehung beinhaltet. »Der Mensch wird am Du zum Ich«, so bringt es der Philosoph Martin Buber auf den Punkt. »Ja« könnte ein anderes heilsames Wort sein. Wer sich selbst, die Menschen und das, was mit ihm geschieht, im Kern bejahen kann, der hat tiefe Wurzeln, um gut durchs Leben zu gehen. Auch andere Worte können eine tiefe Wirkung haben. »Vergebung« spricht von der Kraft, trotz Brüchen, Verletzungen und Narben im Kern versöhnt zu sein. Und nicht nur für uns Christen und im Heiligen Jahr ist auch das Wort »Barmherzigkeit » bedeutsam, das unser Leben in all seinen Begrenzungen aufgefangen weiß in der bedingungslosen Annahme und Liebe eines guten Gottes.

Hören wir in der heutigen Feier bewusst auf Leben spendende Worte, die uns zugesprochen werden. Und bitten Gott darum, dass er uns sein heilsames Wort und Nahrung für unser Leben schenkt. »Herr, ich bin nicht würdig … Aber sprich nur ein Wort, dann wird meine Seele gesund!«

Fürbitten
Gott, du willst das Heil von uns Menschen an Leib und Seele.
Und doch gibt es vieles, was uns belastet und gutes Leben
behindert. Worte können heilen. Wir bitten dich:

- Um ein Wort der Ermutigung für alle, die am Leben verzweifeln und keinen Ausweg mehr sehen.
- Um ein Wort der Zuneigung für alle, die sich alleingelassen und ungeliebt fühlen.
- Um ein Wort der Verbundenheit für alle, die wegen ihrer Herkunft, ihrer Religion oder anderem ausgegrenzt werden.
- Um ein Wort der Heilung für alle, die unter körperlichen oder seelischen Krankheiten leiden.
- Um ein Wort des Trostes für alle, die um den Verlust eines geliebten Menschen trauern.

Guter Gott, der Hauptmann im heutigen Evangelium hat der Kraft eines heilenden göttlichen Wortes vertraut. Sein Diener wurde wieder gesund. Lass auch uns und alle Menschen erfahren, dass neues Leben möglich ist. Darum bitten wir dich heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Annegret Hiekisch

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