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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Darstellung des Herrn
Lesejahr A – B – C
Mit diesem Kind beginnt der Aufbruch der Völker

Beitrag zum Evangelium

Einführung

Christus, das Licht der Völker, sei mit euch.
Das Fest der Darstellung des Herrn, das wir heute feiern, lässt uns auf Jesus Christus schauen. Als Licht der Welt ist er uns geschenkt. Gott selbst leuchtet in ihm auf. Er bringt Hoffnung in das Leben der Welt, auch in die dunkelsten Winkel und die traurigsten Momente.
Die Kerzen, die wir heute am Beginn des Gottesdienstes segnen und die dann das Jahr hindurch in unserer Kirche, in unseren Häusern und auf den Gräbern leuchten werden, sprechen von Christus, der das erhellende und strahlende Licht der Welt ist


Weihe der Kerzen

(vgl. Messbuch – oder:)
Gott, du bist das wahre Licht. In Jesus, dem Christus, bist du zu uns gekommen, um unser Leben hell zu machen. Segne die Kerzen, die hier bereit liegen und die wir in diesem Jahr zu deinem Lob entzünden. Führe uns in ihrem Licht auf dem Weg des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Deinem Licht vertrauen wir uns an, der du lebst und in Liebe wirkst, jetzt und immer und in Ewigkeit. Amen.

Einladung zur Prozession
und zum Lobgesang des Festtages

GL 374 »Volk Gottes, zünde Lichter an«
oder ein Lied aus dem diözesanen Eigenteil, z. B. Freiburg/Rottenburg-Stuttgart:
GL 778 »Zion öffne deine Pforte«

Tagesgebet

Gott, unser Vater,
du hast uns in Jesus Christus, deinem geliebten Sohn, ein Licht geschenkt, damit wir durch die Dunkelheit unserer menschlichen Irrungen und Wirrungen hindurch unseren Weg finden – zu dir.
Mach hell unsere Wege, erfülle unser Leben mit Freude und Trost, und schenke der Welt das helle Licht deines Friedens.
Der du in Liebe wirkst heute und in alle Ewigkeit.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 360,1 »Macht weit die Pforten in der Welt«
Zur Kerzenweihe und Prozession
GL 374 »Volk Gottes, zünde Lichter an«
Kyrie-Ruf (falls keine Kerzenweihe und Prozession stattfindet)
GL 159 »Licht, das uns erschien«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 633/3 »Hebt euch, ihr Tore« mit 633/4,7–8.9–10 (Psalm 24) oder
GL 485 »O Jesu Christe, wahres Licht« und GL 174/4 »Halleluja« mit Vers aus Lk 2,32
Gesang zur Gabenbereitung
GL 372 »Morgenstern der finstern Nacht«
Gesang zur Kommunion
GL 252,1.4–7 »Gelobet seist du, Jesu Christ«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 500 »Nun lässest du, o Herr« oder
GL 216 »Im Frieden dein«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 2,22–40 (Evangelium)

Unsere Perikope gehört zum Geschichtenkranz der Kindheitsgeschichte im Lukasevangelium, der auf diese Weise die messianische Bedeutung Jesu ausleuchtet.
Die Schilderung des Reinigungsopfers der Frau und der »Auslösung« des erstgeborenen Sohnes bildet den Rahmen für die Begegnung mit Simeon und Hanna.
Simeon wird als gerechter und frommer Mann dargestellt (Lk 2,25), der auf das Kommen des messianischen Heils wartet. In ihm ist der Geist lebendig, der bei Ausbruch der messianischen Zeit ganz Israel verheißen ist (Joël 3,1–5). Die Szene atmet den Geist der Prophetie. Im Lobpreis, den Simeon anstimmt, wird die Verheißung aus Jesaja 60 aufgenommen: das Aufleuchten der Herrlichkeit Gottes über Israel und die Wallfahrt der Völker, die nicht nur Zuschauer sind, sondern selbst auch Beteiligte des Heilsgeschehens.
In der Spannung zum prophetischen Lobpreis des Simeon steht das Wort von der Ankündigung einer Zeit der Entscheidung: Jesus ist ein Zeichen des Widerspruchs. Die Teilnahme der Mutter am Schicksal des Sohnes ist zugleich auch ein Signal für die nachösterliche Gemeinde, die selbst mit Jesus Christus Widerstand und Auseinandersetzung erleidet.
Die zweite Begegnung ist die Begegnung mit der Greisin Hanna, einer Frau, die ihr Leben ganz und gar auf Gott ausgerichtet hat. Die präzisen Beschreibungen ihrer Gestalt sprechen für eine lokale Erinnerung an diese Frau, die Prophetin genannt wird (Lk 2,36). Ihre Prophetenworte sind nicht wörtlich überliefert; aber auch hier gilt: Es ist der Geist Gottes, der zum Christusbekenntnis drängt. Es ist ein wirkliches Pfingsten – auch hier schon.

Predigt

Eingebunden in die Tradition des Gottesvolkes

Beim Evangelium zum Fest der Darstellung des Herrn stoßen wir Heutigen ja zuerst einmal auf Vorgänge, die uns weitgehend fremd sind: das Reinigungsopfer der jungen Mutter Maria sowie die Gesetzespflicht, den erstgeborenen Sohn auszulösen. Getreu der Überlieferung vollzieht die junge Familie diese Rituale. In der Glaubenstradition sind Maria und Josef fest verankert. Jetzt aber führt das Ritual zu einer wunderbaren und geisterfüllten Begegnung. Und von der geht ein helles Licht aus.

Die prophetische Vision: Wallfahrt der Völker

Denn auf die junge Familie treffen zwei ganz besondere Menschen: Simeon, der Mann aus Jerusalem, gerecht und fromm, ganz offen für das Handeln Gottes und geführt durch den Heiligen Geist! Sowie Hanna, die betagte Frau. Sie führt ein nach außen hin so armes Leben, aber sie ist reich, weil sie mit ihrem ganzen Leben auf Gott hin ausgerichtet ist. Simeon und Hanna halten Ausschau nach dem Kommen des Herrn. Sie hoffen auf die Zeit der Befreiung. Und jetzt sind sie ganz wach für das besondere Zeichen Gottes: für das Kind, dieses gewöhnliche Kind. Beide sehen in ihm die Erfüllung ihrer lebenslangen Hoffnung! Sie erkennen: In dem Kind Jesus leuchtet Gott auf. Endlich geht er ans Werk! Israel und alle Völker können aufatmen! Simeon sieht in seiner Vision die Völker heraufziehen, eine Wallfahrt des Friedens! Die Welt kommt in Bewegung, wie es die Vision des Propheten Jesaja schon ankündigt: Israel, das kleine und bescheidene Volk am Rande der Welt wird zum Ziel der Völker! Sie machen sich auf den Weg und öffnen sich für den Frieden, der im Lichte Gottes möglich wird. Friede und Heil! Ein Gottesgeschenk! Ein Hoffnungsblick über die graue Wirklichkeit hinaus! Grund genug, den großen Lobpreis Gottes anzustimmen über dem Kind, in dem göttliche Kraft ist!

Die »Wallfahrt« der Völker heute

Doch was wir heute erleben: Eine Wallfahrt der Völker ganz anderer Art! Eine weltweite Völkerwanderung! Ein Flüchtlingsstrom, der sich über die Welt ergießt: Menschen, die unter Krieg, Gewalt, Verfolgung und Erniedrigung, unter Armut und Lebensgefahr leiden! Menschen, die ihre Heimat verlassen! Auf der Suche nach einem kleinen Stück menschenwürdigen Lebens! Im Gepäck haben sie Angst, Verwundungen an Leib und Seele. Und der Strom der Völker scheint nicht zu enden. Wenn wir diese Bilder tagtäglich vor Augen haben, können wir da noch auf die hoffnungsvolle Wallfahrt der Völker hoffen, die im heutigen Evangelium angesagt ist? Wie weit sind wir davon entfernt!

Das Kind – uns in die Arme gelegt

Doch lassen wir uns den Blick auf das Kind nicht so schnell rauben. Simeon verkündet voll Dankbarkeit und Freude die Hoffnung, die in diesem Kind zur Welt gekommen ist! Eine Hoffnung, unwiderruflich ein gepflanzt in die Welt, für Israel und für alle Völker. Eine Befreiungsgeschichte, die nicht mehr auszulöschen sein wird: Simeon mit dem Kind, diesem Hoffnungsbündel, in seinen Händen. Er sieht über den kleinen Anfang hinaus, in einem unerschütterlichen Vertrauen auf den Herrn! Und er legt dieses Kind gleichsam in unsere Arme, an unser Herz!

Brechen wir auf zur »Wallfahrt der Völker«?

Lassen wir uns bewegen von diesem Kind? Lassen wir uns treffen von der unglaublichen Botschaft, dass Gott selbst in unsere Reihen eingetreten ist, in diesem einfachen Menschenkind? Lassen wir uns von der unfasslichen Botschaft packen, dass Gott sich unser Schicksal zu Eigen macht und dass er Menschen aller Völker auf einen Weg des Heils, des Segens und des Friedens führen will?

Simeon und Hanna wollen uns anstecken mit ihrer Hoffnung. Die Eltern Jesu gehen uns voraus in ihrem Staunen. Wir haben ja die Chance, über das kleine Kind Jesus hinauszuschauen, auf den erwachsenen Jesus, den Christus, der in seinem Wort und in seinem gelebten Leben neue Wege eröffnet. Wir können auf ihn schauen, der sich den Leidenden zuwendet, den Menschen auf der Schattenseite! Auf ihn, der voller Liebe und Mitgefühl auf die Zukurzgekommenen eingeht! Auf ihn, der voller Kraft aufsteht und kämpft, wenn Nachlässigkeit, Bequemlichkeit und Gesetze dem menschlichen Glück entgegenstehen! Auf ihn, der Gräben überwindet, der Türen öffnet und versöhnt! Auf ihn, der ganz und gar aus der Nähe seines und unseres Vaters lebt!

Das ist die Bewegung, die von Jesus Christus ausgeht! Der Anfang einer großen, hoffnungsvollen, befreienden Wallfahrt der Völker! Das Licht, das allen Völkern aufgeht! Unser Festtag heute lädt uns ein zur Begegnung mit Jesus Christus. Und er fordert uns heraus, in seine Bewegung einzutreten. Folgen wir ihm?
Wer sich mit ihm verbindet, der sieht klarer, welche Aufgaben heute im Miteinander der Völker und der Menschen anstehen, und er wird davor seine Augen nicht verschließen! Wer sich mit Jesus Christus verbindet, der erhält in seinem Gefolge auch die Kraft, Brücken zu bauen, Versöhnung zu stiften und kulturelle Gräben zu überwinden. Wer sich mit ihm verbindet, der wird in seinem kleinen Lebensalltag selbst zu einem Hoffnungsträger, auch wenn dort Angst und Egoismus so oft siegen! Wer sich Jesus Christus anschließt, der wird – wie Simeon – schließlich auch aus vollem Herzen den Lobpreis des Gottes anstimmen, der unser Leben und letztlich auch diese Erde zu einem guten Ziel führen wird.

Dazu lädt uns der heutige Festtag ein! Mit Simeon, mit Hanna, mit den Eltern des Kindes zu sagen: Du, Jesus Christus, bist meine Hoffnung. Dir will ich folgen! Mit dir will ich aufbrechen! Jetzt.

Fürbitten
Du Gott der Geschichte, der Gegenwart und der Zukunft. Du hast dich in Jesus als Licht der Welt geoffenbart. Voll Dankbarkeit sind wir hier beisammen. Unser Antwortruf heißt: »Der Herr ist
mein Licht und mein Heil« (GL 38/1):

- Wir beten für alle, die auf der Schattenseite stehen, für alle, deren Leben vom Dunkel der Angst und der Nacht der Hoffnungslosigkeit belastet ist. Du Gott des Lichtes:
- Wir beten für alle, die sich Tag für Tag selbstlos einsetzen für alte, kranke und behinderte Menschen. Du Gott der Nähe:
- Wir beten für alle Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, die auf der Flucht sind und einer ungewissen Zukunft entgegengehen. Du Gott des Lebens:
- Wir beten für die Politiker, die unverdrossen kämpfen für eine Welt, in der alle Völker sich achten und partnerschaftlich begegnen. Du Gott des Friedens:
- Wir beten schließlich für alle, die frohgemut durchs Leben gehen und ihre Umgebung mit Lichtstrahlen der Hoffnung beschenken. Du Gott der Freude:

Du willst, dass alle Menschen Heil und Segen, Frieden und Gerechtigkeit erfahren. Deshalb bist du in Jesus Christus zur Welt gekommen. In der Kraft deines Heiligen Geistes bist du auch heute am Werk Auf dich setzen wir unser Vertrauen, heute, morgen, bis in Ewigkeit. Amen.

Wolfgang Schrenk

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