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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 2
Fest der Erscheinung des Herrn
Lesejahr A – B – C

Ist der moderne Mensch heute den drei Weisen von damals ähnlich?


Beitrag zum Evangelium

Einführung

Sterndeuter, das ist das Stichwort des heutigen Festtages. Das kann man auch sinnbildlich und sehr zeitnah verstehen. Wir müssen die Stars und Sternchen, die uns in unseren Tagen medial präsentiert werden, richtig einschätzen, einordnen können und über sie den einen wahren Stern des Lebens, Jesus Christus, nicht aus den Augen verlieren.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, in vielen Regionen der Welt brauchen die Menschen ein Licht, das bleibt.
Herr, erbarme dich.
Du hast gesagt: ich bin das Licht; jeder, der an mich glaubt, bleibt nicht im Finstern.
Christus, erbarme dich.
Du hast deinen Jüngern geboten, sie sollen wirken, solange es Tag ist.
Herr, erbarme dich.
Du, Herr Jesus, Licht der Welt, erbarmst dich unser. Du nimmst dich unser an.
Dank sei dir und Ehre, heute und bis in Ewigkeit. Amen.

Tagesgebet
Messbuch – Fest der Erscheinung des Herrn

Liedvorschläge
Gesang zur Eröf fnung
GL 252,1.4.6–7 »Gelobet seist du, Jesu Christ«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 259 »Gottes Stern, leuchte uns« und GL 260 »Werde licht, Jerusalem«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 261 »Stern über Betlehem«
Gesang zur Kommunion
GL 256,1–2.4 »Ich steh an deiner Krippe hier«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 528 »Ein Bote kommt, der Heil verheißt«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 2,1–12 (Evangelium)

Mir scheint der Abschnitt von den drei Weisen, wie wir ihn im Matthäus-Evangelium lesen, sehr in unsere zumindest deutsche Gegenwart zu passen. Nicht nur, dass zunehmend mehr Menschen sich vom christlichen Glauben entfernen, sondern dass vielen Menschen auch Religion und Glaube keine Anliegen mehr sind. Sie suchen nicht mehr ausdrücklich danach. Es scheint zu sein, wie in den siebziger oder achtziger Jahren einmal an eine Hauswand gesprüht worden war: »Jesus ist die Antwort.« Ein paar Tage später stand dabei: »Und was war die Frage?« Gottsuche geschieht heute vielfach noch verdeckter in vielen Menschen als vor ein paar Jahrzehnten. Darum kann man nicht einfach Parallelen ziehen zwischen den Magiern und modernen Menschen. Aber anlässlich letzterer kann man auf eine andere Art von Gottessehnsucht und Gottessuche verweisen.
Vielleicht kann man darum etwa folgende Predigtgedanken umsetzen:

Predigt

Gottsucher – Lichtsucher

Für mich ist der Dreikönigstag in Bezug auf die Gegenwart ein äußerst wichtiger Feiertag im Weihnachtsfestkreis. Denn dieser Tag spricht von Gottsuchern und ihren Erfahrungen bei dieser Suche. Vielleicht sollte man zurückhaltender sagen, er spricht von Lichtsuchern, von Sternsuchern. Denn heute kommt ja vielen Menschen das Wort ›Gott‹ kaum mehr über die Lippen und ist vielfach nicht mehr aus der Seele gesprochen. Aber ganz sicher huscht allen Menschen irgendwann einmal ein Lichtstrahl über die Seele und hinterlässt Ahnungen, vage Hoffnungen, vielleicht eine Frage, wie sie der Theologe Fridolin Stier formuliert hat: »Ist vielleicht irgendwo Tag?«
So ein Lichtschein ist je nach Altersstufe von unterschiedlicher Art:
Als Kind nimmt er die Gestalt von Wünschen an. Man hofft sie durch Bitten erfüllt zu bekommen. Die Eltern sind zumeist die Adressaten.
Als Jugendlicher erlebt man das Licht vielleicht in Form von Zukunftsfanta sien, von Erwartungen an das Leben und Sehnsüchten. Und das Leben selbst, das eigene Mühen und Mitmenschen sind es, die zur Erfüllung und zum Ziel helfen sollen.
Auch als Erwachsener hat man natürlich Wünsche und Sehnsüchte. Die mögen zwar belastet sein mit Ernüchterung, belastender Realitätserfahrung, mit Enttäuschungen. Aber seltsamerweise sterben die Wünsche und Sehnsüchte des Menschen trotzdem nicht gänzlich.
Hinter all dem ist eine Strahlung, ist ein Schein, ist ein Stern. Der mag zwar verschiedene Verkleidungen annehmen – dennoch ist es derselbe Stern, dieselbe Lichtquelle, die den Menschen zum sehnsüchtigen Suchen anhält. Der Mensch ist ein Sternsucher – die Magier damals, wir heute und auch die Menschen, die uns begegnen.

Belastende Tradition und hindernde Mentalität

Warum erzählt der Evangelist Matthäus diesen Abschnitt aus der Kindheitsgeschichte Jesu sei ner Gemeinde?
Die Christengemeinde, in der er dieses Evangelium niedergeschrieben und verkündet hat, bestand aus Menschen, die aus dem jüdischen Glauben kamen. Das heißt: Sie kamen mit der Glaubensgeschichte, der Tradition und mit der ganzen tragischen Last des alten Gottesvolkes. Diese Tradition drückt sich im Evangelium immer wieder in solcherlei Bemerkungen aus, wie: »Denn so steht geschrieben … Damit sich erfüllt, was beim Propheten gesagt ist … Damit sich erfüllt, was der Herr durch den Propheten gesagt hat.«
Aber diese Verkündigung hat nur Menschen getroffen, deren Ohren verstopft, deren Augen verklebt und deren Seele zuge knöpft war, wie der Prophet Jesaja sagt. Und die haben auch später den Stern von Betlehem, den Stern Jesu nicht erkannt, obwohl er mitten unter ihnen war.
Die gemeinsame Geschichte derer aber, die Gott suchen, und derer, bei denen Gott gefunden werden könnte, ist eine zeitlose Geschichte

Wo der Stern und das Licht gesucht werden

Der Mensch auf der Suche nach dem Leben, das heißt eigentlich auf der Suche nach Gott, durchquert wie die Magier innere seelische und äußere geografische Landschaften. Die Suche nach Gott geschieht außerhalb, aber auch innerhalb der Glaubensgemeinschaft. Die Magier haben zumindest eine Ahnung gehabt, wo der Stern zu finden sein müsste. Klammer auf: Man ist erschreckt, wenn einem ein Nichtchrist sagt: »Und so bin ich schließlich hier gelandet. Denn wenn es noch Barm herzigkeit und Hilfe gibt, dann bei den Christen.« Klammer zu.
Und die Magier haben auch bei den eigentlich Richtigen gefragt. Doch die haben sich leider als die Falschen erwiesen. Die nämlich waren erschreckt und aufgescheucht!
Warum waren die aufgescheucht? Einmal, weil nicht nach ihnen und ihrer Macht gefragt wurde, sondern nach einem Neuen und seiner Macht. Und zum andern, weil die stern-suchenden Magier sich nicht politisch vereinnahmen ließen. Sie hatten offensichtlich zu unterscheiden gewusst zwischen angemaßter und gottgegebener Autorität.
Und noch etwas im heutigen Evangelium muss aufhorchen lassen: Die Magier suchen einen Stern und fragen doch bei Menschen nach dem Ort des Sterns. Denn Gott hat eine Geschichte mit den Menschen und hat Orte seiner Offenbarung. Und schließlich blieben die Sternsucher und Gottsucher nicht dort, wo sie den Stern gefunden hatten, sondern sie gingen wieder zurück in ihr Land. Sie hatten den Stern zwar geografisch im alten Gottesvolk gefunden, aber nicht im Glauben derer, auf die sie bei ihrer Suche gestoßen waren. Denn die hatten zwar gemäß ihren Schriften den Stern und das Licht erwartet, aber sie haben beides verpasst.

Was war und nicht wieder sein sollte

Warum? In den Evangelien und in der Apostelgeschichte finden wir Anhaltspunkte einer Antwort: Das erstarrte Gottesbild; die Verquickung von religiöser und politischer Macht; der mitunter denkfaule und zum Fanatismus entartete Glaube; die falschen Träume über eigene Größe und Bedeutung.
Hat der Evangelist Matthäus dies seiner Gemeinde verkündet, weil er ihnen sagen wollte: Was sich in der bisherigen Glaubensgemeinschaft abgespielt hat, soll sich in der christlichen Glaubensgemeinschaft nicht wiederholen?
Der Weg der Magier und Gottessucher hat Elemente des Weges heutiger Gottessucher, unter Umständen unseres eigenen Weges zum Licht und zu Gott. Denn Glaubenswege und Lebenswege sind wie bei den Magiern Wege, wo der anfänglich erblickte Stern auch wieder schwindet. Er fehlt mit einem Mal, bleibt dunkel, und dann, unvermutet, bricht er wieder aus den Wolken. Auf Glaubens- und Lebenswegen kommt man schnell in Gefahr, hiesige und vergängliche Dinge zum Stern hoch zu stilisieren. Und dann muss man erleben, dass uns die Dinge doch keine Zukunft bieten.

Über alles Hiesige hinaus


Der wirkliche Stern, der die Suche von Menschen auslöst, geht über alles Hiesige hinaus. Und er ist es wert, dass wir ihm, wie es die Magier ge tan haben, die irdischen Dinge zu Füßen legen.
Dieser Stern, der den Menschen leuchtet, ist Jesus. Genau genommen leuchtet er bereits vor uns her, während wir ihn suchen. Indem er uns bei der Suche begleitet, hilft er uns, ihn zu finden. Wo dieser Stern stehen bleibt, ist sein Ort in dieser Welt, ist seine Gemeinschaft.
Vorsicht also! Gottsucher und Lichtsucher sind heute auf dem Weg zu uns oder sie sind gar schon mitten unter uns.

Fürbitten
Herr Jesus Christus, auch wenn wir Menschen unser Leben selbst bewältigen wollen, sind wir doch angewiesen auf deine Gnade und deinen Geist. So dürfen wir dich in unseren Anliegen bitten:

– Für alle Menschen: dass sie sich als Glied einer großen Gemeinschaft verstehen lernen und dies ihr Tun und Lassen beeinflusst.
(Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
- Für die Menschen, die Gott in ihrem Herzen suchen: dass ihnen Mitmenschen begegnen, die ihnen durch ihr Beispiel Wege zeigen können.
- Für alle, die meinen, Gott ihm Leben nicht zu brauchen: dass sie mehr auf ihr Herz hören als auf den Zeitgeist ihrer Umgebung.
- Für die Kirche: dass sie sich nicht verschließt, sondern zu allen Menschen gesandt weiß.
- Für uns selbst: dass unser Glaube anderen ein Licht auf ihrem Lebensweg sein kann.

Doch nicht nur bitten wollen wir, sondern dir auch danken, heute und alle Tage und bis in Ewigkeit. Amen.

Johannes Jeran

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