Dienst am Wort – Startseite
Startseite » Archiv » Ausgabe 8/2014 » Leseprobe 3
Titelcover der archivierte Ausgabe 8/2014 – klicken Sie für eine größere Ansicht
Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Weihnachten – In der Heiligen Nacht
Lesejahr A – B – C

Von der Nacht zum Licht

Thematischer Beitrag

Einführung

»Dass alle Nächte so wären wie diese! Dass alle Ängste der Welt leise zerbrächen. Dass zwischen freundlichen Tieren und zärtlichen Händen alle wir lägen wie dieses Kind. Und über uns taute der Himmel seinen unsäglichen Frieden.«
Mit diesen Worten von Hans Günter Saul begrüße ich Sie herzlich zu unserer Christmette. Mitten in der Nacht kommen wir zusammen, um zu feiern. Wir feiern, dass Gott geboren ist als ein Kind im Stall. Er ist Mensch geworden, damit er um alles weiß, was wir Menschen erleben, was uns berührt, erfreut, mit Sorge erfüllt oder verletzt.
Diesem Gott wollen wir am Beginn des Gottesdienstes unser Leben anvertrauen. Genau so, wie es gerade ist. Mit aller Fröhlichkeit, aber auch mit unserer Sehnsucht, mit der Nachdenklichkeit, mit den Fragen, die uns bedrängen. Und mit allem, was des Heils und der Heilung bedarf. Bitten wir Gott jetzt um seine Barmherzigkeit und seine Nähe.

Kyrie-Ruf
Du Licht in aller Dunkelheit:
Herr, erbarme dich.
Du Gott im Menschenkind:
Christus, erbarme dich.
Du Friede im Unheil dieser Welt:
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Großer Gott im kleinen Kind,
dir öffnen wir heute Nacht unser Herz. Wir zeigen dir alles, was dunkel ist in uns. Dir vertrauen wir unser Leben an, der du Licht bringst und Hoffnung, Friede und Heil.
Komm uns entgegen mit deiner Nähe und erfülle uns.
Darum bitten wir dich jetzt und für immer.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GLn 252 »Gelobet seist du, Jesu Christ«
Gesang zum Gloria
GLn 250 »Engel auf den Feldern singen«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GLn 239 »Zu Betlehem geboren« und GLn 244 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GLn 256 »Ich steh an deiner Krippe hier«
Gesang zur Kommunion
GLn 253 »In dulci jubilo«
Dankhymnus
GLn 241 »Nun freut euch, ihr Christen«
Schlusslied
GLn 249 »Stille Nacht«

Vorüberlegungen

Der Heiligabend ist ein hoch-emotional besetzter Tag. Familien feiern gemeinsam Weihnachten auf verschiedene Weise. Das glückt mal besser und mal schlechter. Alle, die abends in die Christmette zur Feier der Heiligen Nacht kommen, ersehnen eine Deutung für das, was sie mit Weihnachten verbinden. Die Predigt soll sie im Innern erreichen mit der heilenden Botschaft des Weihnachtsfestes.
Ausgehend von diesen Überlegungen teilt sich die Predigt in Gedanken zur Nacht und in Gedanken zum Licht. Die Nacht damals wird zur Folie für unsere eigene Erfahrung von Nacht. Das Licht, das uns die Glaubensbotschaft verkündet, soll in unser Leben hineinwirken. Zentral ist die Erkenntnis, dass Gott als kleines Kind zu uns kommt, um diese Welt auf seine ganz eigene, geheimnisvolle Weise zu retten.

Predigt

Es ist Nacht, vielleicht die dunkelste Nacht des Jahres. Hochheilige Nacht nennen wir sie. Und wir füllen diese Nacht mit unseren Liedern und Geschichten, mit gutem Essen und Geschenken, mit Kerzenschein und Gemütlichkeit. Doch wir spüren: Die Christnacht ist mehr, als wir Menschen aus ihr machen können. Die Christnacht braucht eine Botschaft, die tiefer ist, als dass wir sie uns selbst sagen könnten. Deswegen sind wir hier. Wir wollen etwas hören über die Nacht damals, und wir wollen etwas erahnen vom wahren Licht, das auch unsere Nacht erhellen kann. Hören wir also genau hin.

Die Nacht von Betlehem


Es ist Nacht in Betlehem. Nacht, weil der Tag zu Ende ist. Aber auch Nacht im weiteren Sinn: Nacht der Heimatlosigkeit zweier Menschen, Nacht der Obdachlosigkeit, Nacht der Armut.
Und es ist die Nacht der Schmerzen. Wer immer die Geburt eines Kindes schon einmal erlebt hat, der weiß um die Mühsal, die Anstrengung und Qual. Und es ist sicherlich nicht anders bei Maria, die unter Schmerzen zusammen mit Josef dem göttlichen Kind ins Leben verhilft.

Unsere Nächte

Die Nacht von Betlehem. Legen wir unsere Nächte dazu. Denn auch wir kennen sie, die Finsternis. Da ist die Nacht all derer, die Schweres zu erleiden haben. Krieg und Vertreibung, Hunger und Not, politische Unfreiheit und Gewalt prägen das Leben so vieler Menschen auf unserer Erde, auch in diesen Tagen, auch an Weihnachten.
Und schauen wir auf unsere ureigene Finsternis, die wir erleben. Da gibt es Angst und innere Not, Krankheit und Leid. Da gibt es Einsamkeit und fehlende Anerkennung. Da gibt es Streit und Trennung, Überforderung und Ausgebranntsein. Wie heißt meine Nacht gerade? Wo ist mein ganz persönliches Leben in Dunkelheit getaucht?

Das Licht von Betlehem

Mitten in die Nacht von Betlehem strahlt ein Licht, das große Kraft hat. In der Lesung aus dem Buch Jesaja haben wir davon gehört: »Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.«
Das ist der Grund des Lichtes: »Denn uns ist ein Kind geboren.« Jedes Kind, das geboren wird, ist ein Licht für die Menschheit. Aber das Kind, das in Betlehem geboren wird, ist ein ganz besonderes. Die Engel erzählen den Hirten von seiner Leuchtkraft: »Fürchtet euch nicht«, sagen sie, »fürchtet euch nie mehr. Denn euch ist heute der Retter geboren, der Heiland der Welt, der Messias.«

Der Retter der Welt – mehr als ein Mensch

Der Retter. Der, der alles heil macht. Auf ihn warten die Menschen damals. Und auf ihn warten wir heute. Wie, so könnten wir fragen, wie müsste denn ein Retter aussehen, der unsere heutige Welt retten kann?
Da fällt mir einiges ein. Ich denke an einen charismatischen Menschen, der klug ist und besonnen, der frei ist von jeder Eigensucht. Er müsste den Mächtigen ins Gewissen reden. Er müsste Wege wissen, die zum Frieden führen, auch dort, wo wir Menschen an keinen Frieden mehr glauben. Er müsste Visionen haben für die Erde und alle Menschen und uns den Weg dorthin weisen. Der Retter der Welt. Er müsste mehr sein und mehr können als ein Mensch, so kommt es mir vor.

Der Retter der Welt – ein kleines Kind

Umso erstaunlicher ist es, auf wessen Schultern die Rettung der Welt liegt, wenn Gott entscheidet. Er schickt ein Kind, ein neugeborenes, das hilflos und angewiesen ist, das nichts vermag als zu schlafen, zu essen und zu schreien. Dieses kleine Kind: ein Retter für die Welt? Dieses Kind, ein Retter für mein Leben? Niemals, sagt mein Verstand. Ja, sagt Gott. In diesem Kind bin ich, sagt Gott. In diesem Kind komme ich selbst zu euch, in eure Welt, in euer Leben, in eure Nacht. Und ich komme auf dem gleichen Weg, auf dem ihr selbst in die Welt gekommen seid, geboren aus dem Schoß einer Frau.
Und das heißt doch: Unsere Rettung kommt nicht von außen oder von oben herab. Sondern unsere Rettung kommt von innen. Sie geschieht, indem Gott eintaucht in alles Menschliche. Dabei spart er die Not nicht aus, nicht das Elend, nicht die Schwäche und das Angewiesen-sein. Verwunderlicher, wunderbarer Gott, der die Nacht mit uns teilt und dadurch erhellt.

Gottes Licht in unserer Nacht

Gottes Licht in unserer Nacht. Vielleicht können wir es noch ein wenig mehr fassen. Es ist, so meine ich, zunächst das Licht der unbedingten Solidarität. Gott steht an unserer Seite, was immer wir erleben, wie tief unsere Nacht auch sein mag. Keine Nacht, in der wir nicht gewiss sein dürfen, dass er sie mit uns aushält, dass er uns stärkt, dass er unsere Einsamkeit teilt.
Und Gottes Licht ist das Licht der Wertschätzung. Wenn Gott selbst Mensch geworden ist, dann ist alles Menschliche und Allzu-menschliche von Gott wertvoll und würdig gemacht. Kein Mensch mehr, der keine Würde hat. Kein Leben mehr, das wertlos ist. Keine menschliche Sehnsucht mehr, die nicht bei Gott geborgen wäre.
Und Gottes Licht ist, so meine ich, das Licht des Friedens. Nehmt von diesem Licht, sagt Gott, und bringt es denen, die in Finsternis sind. Bringt es den Benachteiligten, den Ausgebeuteten, den Ausgestoßenen und Einsamen. Nehmt von meinem Licht und entzündet es in euren Häusern und in euren Gemeinden, dass der Respekt voreinander wächst, dass die Liebe euer Herz weit macht und barmherzig.

Frohe, licht-reiche Weihnachten!


Wir feiern Christmette. Wir feiern die hochheilige Nacht, in der Gott selbst auf die Welt kommt, um unsere Nächte zu lichten. »Dass alle Nächte so wären wie diese! Dass alle Ängste der Welt leise zerbrächen. Dass zwischen freundlichen Tieren und zärtlichen Händen alle wir lägen wie dieses Kind. Und über uns taute der Himmel seinen unsäglichen Frieden« (Hans Günter Saul). Frohe, licht-reiche Weihnachten Ihnen allen!

Fürbitten
Menschgewordener Gott, in dieser hochheiligen Nacht legen wir dir alle Menschen ans Herz, deren Leben mühevoll und beladen ist. Wir bitten dich:

- Für alle Menschen, die in den Krisengebieten dieser Erde leben, die unter Krieg und Gewalt leiden, die auf der Flucht sind und keine Heimat haben. Gott, unser Vater:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
- Für die Verantwortlichen dieser Welt, die sich unermüdlich für den Frieden und die Versöhnung unter den Völkern einsetzen. Gott, unser Vater:
- Für alle, die sich in dieser Weihnachtszeit einsam fühlen, die um einen geliebten Menschen trauern, für die älteren Menschen und die Kranken. Gott, unser Vater:
- Für alle Familien, besonders auch für jene, die sich schwer tun, Weihnachten gemeinsam zu feiern, weil sie durch Streit und Trennung belastet sind. Gott, unser Vater:
- Für unsere Toten, für jene, die wir schmerzlich vermissen, und für alle, an die keiner mehr denkt. Gott, unser Vater:

Barmherziger Gott, in dieser Nacht preisen wir dich, weil du uns Rettung bringst in deinem Sohn Jesus Christus, der mit dir lebt und liebt heute und in Ewigkeit. Amen.

Claudia Schmidt

Zurück zur Startseite

pastoral.de


Das bewährte
BasisProgramm
auf CD-ROM


pastoral.de - BasisProgramm

oder

Die
Web-Plattform
im Browser


pastoral.de - Web-Plattform

Vergleichen Sie hier


Dienst am Wort
Telefon: +49 (0) 711 44 06-134 · Fax: +49 (0) 711 44 06-138
Senefelderstraße 12 · D-73760 Ostfildern
Kontakt | AGB | Datenschutz | Impressum