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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Erster Adventssonntag
Lesejahr A
Anders dastehen: Advent

Beitrag zur Lesung

Einführung

»Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele. Mein Gott, dir vertraue ich. Lass mich nicht scheitern, lass meine Feinde nicht triumphieren! Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden« (Ps 25 (24),1–3).
Mit dem »Erheben der Seele« beginnen wir den Advent – und mit ihm das neue Kirchenjahr.
Unser »Innerstes« soll in Bewegung kommen – auf Gott hin. Machen wir uns dort fest – bevor (wie im Evangelium heute beschrieben) das Ende von allem kommt.
Wann, wenn nicht jetzt, ist die Stunde, von der die (zweite) Lesung spricht – die Stunde, um »aufzustehen vom Schlaf«?

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden.
Kyrie eleison.
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe.
Christe eleison.
Du kommst uns entgegen, richtend und rettend.
Kyrie eleison.

Predigt

Zum Text: Röm 13,11–14a (2. Lesung)

Bilanz ziehen

»Bedenkt die gegenwärtige Zeit!«: Diese Mahnung aus unserer heutigen (zweiten) Lesung passt an den Beginn eines neuen Kirchenjahres, stimmt uns vielleicht auch schon ein auf den Silvesterabend.

Welche Zeitung, welcher Fernsehsender, welche Großinstitution macht gegenwärtig keinen Jahresrückblick oder wagt sich nicht an eine Inventur? Doch wie »nachhaltig« ist solch eine Bilanz? Wie tief geht das »Bedenken«? Bleibt etwas übrig, wenn das Getöse der Neujahrsnacht verklungen ist?

Aufwachen

»Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf«: Das ist für Paulus der Sinn allen »Bedenkens«. »Erwachen« ist nicht nur für östliche Religionen das Ziel aller Existenz. Auch die Taufe galt von früh an als das Aufstehen aus einem unseligen Dahindämmern – sodass man dabei singen konnte: »Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein!« (Eph 5,17)

»Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden«, sagt Paulus und blickt bereits auf eine längere Zeit des Lebens mit Christus zurück. Offenbar ist es nicht damit getan, ein einziges Mal »aufzuwachen« aus dem Tod der Gottferne. Es ist immer wieder neu nötig, Tag für Tag oder zumindest Jahr für Jahr. Und so hat es seinen guten Grund, wenn Christen Jahr für Jahr mit dem Advent einen neuen Anfang setzen und zum »Bedenken« ihrer Zeit ansetzen.

Warum? Weil natürlich das »alte« Leben, das man mit der Taufe hinter sich gelassen glaubte, immer wieder neu aufkeimt und das zarte Pflänzchen des Glaubens umschlingt. Paulus nennt das in seinem Brief an die Römer die Macht der Sünde, die den Menschen von Gott wegzieht und gegen die keine menschliche Anstrengung wirklich hilft, sondern einzig und allein der gläubige Blick auf den Gekreuzigten, der für die Gottlosen sein Leben hingegeben hat (vgl. Röm 1–3).

Anders dastehen

Aber er nennt uns heute noch einen anderen Grund – in unseren Advent hinein: Mit dem Voranschreiten unserer Lebens- und Glaubenszeit rückt uns nicht nur der leibliche Tod näher. Was uns näher rückt, ist in erster Linie unser Heil, also jener Zustand, den Gott uns am Ende schenken möchte – wenn unser Herz nur offen genug ist, um dieses Geschenk aufzunehmen.

»Die Nacht ist vorgerückt«, sagt er uns – und was das heißt, können wir in dieser Jahreszeit, in der die Nächte am längsten werden, ganz konkret erfahren. Paulus meint es existenziell. Da sind die »Werke der Finsternis«, die so sehr überhandnehmen – in uns selbst und auch um uns herum. Da sind aber auch die »Waffen des Lichts«, die Gott uns gewissermaßen in die Hand drückt, um das Dunkel zu vertreiben.

Und noch ein Bild gibt er uns, das ebenfalls in der Taufliturgie beheimatet ist, dort aber oft zu einem unverstandenen Ritual erstarrt: »Zieht an den Herrn Jesus Christus«. Unser Taufgewand, die Gewänder bei der Erstkommunion, die Kleidung der Priester und der liturgischen Dienste – sie versinnbilden bis heute, dass wir anders dastehen seitdem. Von Jesu Leben, Jesu Tod, Jesu Auferstehung geprägt. Freilich noch nicht durch und durch.

Advent

Denn diese Frage muss schon auch sein dürfen: Ob wir denn allen Ernstes damit zufrieden sein wollen mit »Ess- und Trinkgelage, Sex und Orgien, Streit und Hader«? Anders ausgedrückt: Mein Ego ganz groß! Mein Bauch! Meine Befriedigung! Meine Macht!

Was ist für Paulus die Alternative? Dazu müssen wir ein wenig zurückblättern. Und lesen dann unter anderem: »Bleibt niemandem etwas schuldig, nur die Liebe schuldet ihr einander immer!« (Röm 13,8). Oder: »Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!« Oder: »Gewährt jederzeit Gastfreundschaft! Segnet eure Verfolger!
Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden! Seid untereinander eines Sinnes! Haltet mit allen Menschen Frieden!« (vgl. Röm 12,9–21)

Natürlich lässt sich die Liste erweitern und konkretisieren. Ich beginne zu notieren: Das so lange schon hinausgeschobene Gespräch. Zu meiner Schuld stehen. Mehr Zeit füreinander. Mehr Zeit für Gott.

Schreiben Sie Ihren eigenen Merkzettel. Überschrift: Als »Erwachte« leben, als Getaufte »gekleidet« sein.

Bedenken wir, was das heißt. Bedenken wir es jetzt. Im Angesicht dessen, der kommt. Jetzt.

Es ist Advent.

Fürbitten
Lasst uns beten zu Jesus Christus, dem Kommenden:

– Für alle Getauften: Schenke ihnen in diesem Advent neue Freude am Glauben und neue Begeisterung für dich.
(Komm, Herr Jesus.)
– Für alle Suchenden: Erhalte ihnen die Unruhe des Herzens, damit dein Kommen sie erreichen kann.
– Für alle Vergessenen: Vergiss du sie nicht und lass sie deine Gegenwart spüren.
– Für alle Leidenden: Mach sie stark im Glauben und schenke ihnen Hilfe.
– Für alle Toten: Vollende ihr Leben in deiner Liebe.

Gott, du bist unser Ursprung und unser Ziel. Öffne uns für dein Wort und deine Liebe, wenn wir in den nächsten Wochen einen neuen Anfang wagen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Alfons Knoll

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