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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Ostersonntag
Lesejahr A – B – C
Eine entscheidende Frage

Beitrag zum Evangelium

Einführung
»Wär er – Christus – nicht erstanden, so wär die Welt vergangen«, heißt es in einem Osterlied (GL 213). Große Töne, die unser Verstand und unser Herz erst einmal einholen müssen. Ohne Auferstehung wäre die Welt – die große und die kleine unseres eigenen Lebens – in der Tat irgendwann aus und vorbei. Aber Auferstehung muss auch mehr als ein frommer Wunsch sein, wenn es anders sein soll. Sie braucht einen verlässlichen Grund. Den hat uns Gott gegeben in dem, was er an Jesus von Nazaret getan hat, als er ihn in einzigartiger Weise aus dem Tod erweckt hat. Ja, »wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen.«

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, auferweckt von den Toten.
Herr, erbarme dich.
Heimgekehrt zu deinem und unserem Vater, zu deinem und unserem Gott.
Christus, erbarme dich.

Bei uns alle Tage bis zum Ende der Welt.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Allmächtiger, ewiger Gott,
am heutigen Tag hast du durch deinen Sohn den Tod besiegt und uns den Weg zum ewigen Leben eröffnet. Darum begehen wir voll Freude das Fest seiner Auferstehung.
Gib uns die Kraft, in Tagen der Trauer und des Leids uns deinem Sohn zuzuwenden und im Blick auf ihn, den Auferstandenen, Hoffnung und Zuversicht zu schöpfen.
Darum bitten wir durch ihn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 213 »Christ ist erstanden«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 217 »Weihet dem Osterlamm« mit Kehrvers
EH 204 »Surrexit Dominus vere«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 221,1–6 »Ihr Christen, singet hoch erfreut«
EH 33 »Du rufst uns, Herr, an deinen Tisch«
Gesang zur Kommunion
GL 222 »Nun freue dich, du Christenheit«
EH 299 »Staunen wird Jubel«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 220 »Das ist der Tag, den Gott gemacht«
GL 819 (Ausgabe Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Christus ist erstanden!«

Vorüberlegungen

Zum Text: Joh 20,1–18 (Evangelium)

Das Osterevangelium erzählt zwei ineinander verwobene Geschichten: die Geschichte von Petrus und dem Lieblingsjünger und die Geschichte von Maria Magdalena. Beide Erzählungen verbindet das leere Grab, in das Petrus und der Lieblingsjünger hineingehen und vor dem Maria von Magdala stehen bleibt. Die Predigt lenkt ausgehend von der Frage des Engels den Blick auf Maria, ihre Trauer am leeren Grab und ihre Begegnung mit dem Auferstandenen (Joh 20,11–18). Die Perikope beschreibt einen Wandlungsprozess der Maria: von der Totenklage am Grab und dem Entsetzen darüber, dass man »den Herrn aus dem Grab genommen« hat, über die Erfahrung des Auferstandenen, der sich ihr zu erkennen gibt, hin zur Bezeugung ihrer Glaubenserfahrung vor den Brüdern. Was Maria Magdalena am Ostermorgen erlebt, zeigt auf einzigartige Weise und zugleich beispielhaft, wie Verzweiflung sich in Hoffnung wandeln kann, Trauer in neue Zuversicht, bange Fragen in Glaubensgewissheit, sich Zurückziehen in neues Aufbrechen, wenn Menschen angefragt, angesprochen und ausgesandt werden. Maria Magdalena ist so zur ersten Osterzeugin geworden. Ihr Zeugnis hat den Brüdern (und Schwestern) die Augen geöffnet für den Auferstandenen, der uns in die Gemeinschaft mit seinem Gott hineinnimmt und der uns deshalb aufrichtet, wenn wir an den Gräbern unseres Lebens stehen.

Predigt

Eine recht unsensible Frage …

Was für ein unsensibler Engel! Sind Sie schon einmal am Grab eines lieben Menschen gestanden? Am Grab des Vaters, der Oma, eines Freundes. Der Sarg ist in die Erde abgesenkt. Sie spüren den Schmerz. Sie kämpfen mit den Gefühlen. Wenn da einer kommt, seine Anteilnahme zu bekunden oder zu trösten, gilt es die Worte gut zu überlegen. Und würde er fragen: »Warum weinst du?«, würden Sie denken: Ich höre wohl nicht recht. Sie wären irritiert oder verärgert über eine solch unsensible Frage. Ich weine, weil ich den Menschen vermisse, der hier begra-ben wurde. Ich weine, weil es weh tut. Später, nach der Be-erdi-gung würde Ihnen diese Frage aber sicher nochmals durch den Kopf gehen. Warum hat der mich denn so etwas gefragt?

… bewegt Maria von Magdala …

Ob sich Maria Magdalena das auch gefragt hat? Tränen überströmt steht sie an der Grabkammer Jesu. Ihr Freund, der ihr so sehr geholfen hat, ist tot. Schlimmer noch: Er scheint aus dem Grab weggenommen zu sein. Und da fragt sie diese Gestalt, ein Engel: »Warum weinst du?« »Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat«, antwortet sie spontan, entsetzt über die vermeintliche Umbettung des Leichnams Jesu. Diese auf den ersten Blick so unverständliche Frage hat ihr eine Antwort entlockt, in der ein tieferer Sinn verborgen liegt. »Ich weiß nicht …« Ja, im Angesicht des Todes, am Grab eines lieben Menschen wird so vieles unsicher. Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll. Ich weiß nicht, wie ich wieder Freude am Leben finde. Ich weiß nicht, ob er wirk-lich einfach weg ist. Ich weiß nicht, ob er doch noch ir-gend-wo lebt. Diese störende, vermeintlich unpas-sende Frage hat so gesehen einen inneren Prozess ausgelöst. Sie führt Maria zu ihren Zweifeln und ihrer Not, aber auch zur Sehnsucht und zur verborgenen Hoffnung. Sie ist zu einem Wen-de-punkt geworden. Maria Mag-da-lena je-den-falls wendet sich jetzt um. Sie wendet sich ab vom Grab – und sieht Jesus dastehen. Noch erkennt sie ihn nicht. Es braucht noch ein-mal dieses Angefragtwerden: »Frau, warum weinst du? Wen suchst du?« Und nochmals eine Antwort, die von ihrer Not und ihrer Sehnsucht spricht: »Ich will ihn holen.«

… und lässt sie dem Auferstandenen begegnen

Dann geschieht das Entscheidende. Maria Magda-lena wird angesprochen, ganz persönlich, mit ihrem Na-men: »Maria!« Jetzt gehen ihr die Augen auf. Der Gekreu-zig-te steht ihr als der Auferstandene gegenüber. Nicht die leere Grabkammer, nicht die Engel, nicht der Jünger, der schon sah und glaubte, wecken ihren Glauben. Sondern der Auf--erstandene spricht sie an. Nun kann sie sich ihm zuwenden mit einem ganz persönlichen Ausdruck des Vertrauens: »Rabbuni – Meister.« Der schickt sie zu ihren Brüdern, zu den anderen Jüngern, zurück in ihre Welt. Mit einer Botschaft: »Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.« Jesus kehrt zurück in Gottes Herrlichkeit, aus der er gekommen ist. Er ist der Zeuge eines Gottes, der die Seinen nicht im Tod lässt. Es ist unser Gott, der auch uns und unsere Lie-ben nicht im Tod lassen wird.
Angefragt – angesprochen – ausgesandt. So könnten wir die österliche Erfahrung der Maria Magdalena auf den Punkt bringen. Mit einer scheinbar unsensiblen Frage hat sich für sie eine Wende vollzogen. Weg von der Angst hin zur Hoff-nung. Weg von der Trau-er hin zur Freude. Weg vom Grab hin zum Auferstandenen, der sie persön-lich anspricht und zu seiner Zeugin und ersten Apostelin macht.

Sich nach der Hoffnung fragen lassen …

Auf diese Weise können auch wir zu österlichen Menschen wer-den. Dort, wo wir angefragt werden, wenn wir trauern, wenn wir keinen Sinn mehr sehen: »Warum weinst du?« Verbirgt sich in dei-nem Weinen, in deinem Klagen, in deinem Zweifeln, in deinem Traurig-Sein – wenn ein lieber Mensch stirbt, wenn du an deine eigene Endlichkeit denkst, wenn du das Leid dieser Welt siehst – verbirgt sich da nicht auch eine Sehn-sucht nach Leben, das stärker ist als der Tod? Wenn ich diese spüre, wende ich dem Grab, den Orten des Todes immer wieder den Rücken zu und schaue, woher ich Trost und Zuversicht bekomme. Das ist der Augen-blick, wo Er mich ansprechen kann. Der Moment, in dem Gott mich persönlich berühren kann, ich Gewissheit bekomme, zum Glauben finde und mich ihm zuwenden kann. Das große Geschenk des Glaubens! Wenn mir es zuteil wird, kann ich gar nicht anders, als anderen davon zu erzäh-len.

… und als Glaubende andere nach der Hoffnung fragen

Damit werde ich zu einem, der diese aufrüttelnde Frage stellen darf: »Warum weinst du?« Und der damit zugleich fragt: Wohin wendest du dich mit deiner Not? Wo findest du Trost? Das ist unsere Aufgabe als Christen. Menschen zu begleiten, die am Boden sind, die nicht mehr weiter wissen, die in Krankheit und Trauer keinen Sinn mehr sehen. Ihnen dann aber nicht nur die ratlosen Antworten dieser Welt zu geben: »Da kann man halt nichts machen. So ist eben das Leben.« Sondern sie herauszurufen aus ihrem Dunkel, ihnen zu helfen, ihren Blick zu wenden, nach einer begründeten Hoffnung zu fragen. Dazu ist es gut, wenn ich ihnen sage, wo ich selbst meine Zuversicht hernehme, welcher Glaube mich trägt. Vielleicht hilft das dem anderen, seinen Blick zu wenden und nach oben zu schauen, »nach dem, was im Himmel ist« – wie es Paulus später sagt – »wo Christus zur Rechten Gottes sitzt« und unser Leben mit Christus verborgen in Gott schon bewahrt ist.
Ich wünsche uns, dass wir die österliche Erfahrung der Maria machen dürfen, wenn wir in das Dunkel des Todes und des Leids gestoßen werden. Ich hoffe, dass wir in den Traurigkeiten unseres Lebens von anderen auf unsere Sehnsucht hin angefragt, von Christus persönlich angespro-chen und als Zeugen des Auferstandenen zu den Menschen um uns herum ausge-sandt werden. Damit die entscheidende Frage nach unserer Hoffnung für keinen ohne Antwort bleibt.

Fürbitten
In österlicher Freude um Jesus Christus versammelt, wenden wir uns voll Vertrauen an den Gott des Lebens und beten:
- Für die christlichen Kirchen und Gemeinschaften, die der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi vereint: um die Überwindung aller Spaltungen. – Stille – Gott des Lebens:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
- Für alle Völker unserer Erde, besonders jene, die sich nach mehr Freiheit sehnen: um Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung. – Stille – Gott des Lebens:
- Für die Opfer von Terror und Gewalt (konkrete Orte einfügen): um Trost für die Trauernden, Hilfe für die Verletzten und Leben bei dir für jene, die aus dem Leben hier gerissen wurden. – Stille – Gott des Lebens:
- Für die in der Osternacht Getauften und für alle Christen:
um Wachstum im Glauben und um österliche Freude.
– Stille – Gott des Lebens:
- Für diejenigen, die am Leben verzweifeln, und jene, die um einen Verstorbenen weinen: um Trost und Zuversicht durch die Botschaft von der Auferstehung. – Stille – Gott des Lebens:
- Für unsere Verstorbenen, die uns im Licht des Glaubens vorausgegangen sind: um die Heimkehr ins ewige Leben.
– Stille – Gott des Lebens:
Herr, unser Gott, in der Taufe hast du uns Anteil an der Auferstehung geschenkt. Darüber freuen wir uns, wir danken dir und preisen dich, jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Klaus Kempter

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