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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
15. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr A
Begrüßung und Einführung
Aussaat und Wachstum – das prägt nicht nur das Leben in der Landwirtschaft, sondern das ist genauso ein Lebensgesetz im zwischenmenschlichen Bereich: Jedes Wort, jede Geste, jedes Beispiel, das wir einem anderen Menschen geben, ist wie eine Art Aussaat.
Gutes und Böses wird gesät in unser Leben. Bitten wir Gott, dass er dem Guten Wachstum schenkt.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du bist das Wort Gottes, ausgesät in den Acker dieser Welt.
Herr, erbarme dich.
Du bist gekommen, damit Gottes Reich unter uns Menschen wächst.
Christus, erbarme dich.
Du bist das Wort der Liebe, mit dem Gott uns ruft, damit wir mit ihm Gemeinschaft haben.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Messbuch – Tagesgebete zur Auswahl Nr. 6

Fürbitten
Wir stehen auf dem Acker dieser Welt und beten zu Gott, unserem Vater, dem Herrn der Schöpfung, der allem Guten Wachstum und Gedeihen gibt:
- Für die Kirche und alle, die in ihr dein Wort verkünden: Lass sie gleich einem Sämann nicht müde werden, den Samen deines Wortes auszusäen.
- Für alle, die enttäuscht sind, weil ihre Mühe vergeblich war: Lass sie nicht verzweifeln, sondern im Vertrauen auf dein Wort neue Hoffnung schöpfen.
- Für alle Menschen, die an dich glauben und ihr Leben an deinem Wort ausrichten, bitten wir um Kraft und um deinen Beistand für ihr tägliches Leben und Handeln.
- Für die Menschen, die auf ein gutes Wort warten, und für alle, die auf Trost oder Ermutigung angewiesen sind: Lass sie Menschen begegnen, die es verstehen, andere aufzurichten und ihnen Mut zu machen.
- Für uns selbst: Lass dein Wort in uns auf guten Boden fallen, damit es reiche Frucht trägt.
- Für unsere Verstorbenen: Vollende alles Gute ihres Lebens und lass sie leben in deiner Herrlichkeit.
Herr, unser Gott, du hast uns diese Welt geschenkt, dass wir sie nutzen zu unserem Heil. Dir sei Lob und Dank durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Ermutigung zur Aussaat

Vorüberlegungen
Zum Text: Mt 13,1–23 (Evangelium)

Bilder von der Aussaat, vom Wachsen, Reifen und Fruchtbringen waren den Menschen zurzeit Jesu unmittelbar vertraut. Aber auch in unserer nicht mehr so stark landwirtschaftlich geprägten Lebenswelt sind diese Bilder immer noch tief verankert, weil sie sich ja nicht allein auf die Natur beziehen, sondern in ihnen auch ein Grundgesetz menschlichen Lebens und menschlicher Entwicklung aufscheint. »Das Gleichnis vom geplagten Bauern« – so hat Eduard Schweizer im NTD (Das Evangelium nach Matthäus, 193) den ersten Abschnitt der Perikope (Mt 13,1–9) überschrieben. Nun, von der Mühe und der teilweisen Vergeblichkeit der Aussaat handelt das Gleichnis Jesu tatsächlich, aber ohne das Fruchtbringen des, wenn auch kleineren Teils der Saat (teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach) wäre es in seiner Absicht nicht vollständig erkannt. Darin liegt der ermutigende Charakter dieses Gleichnisses.
Die Bilder der Gleichnisse, die Jesus verkündet hat, sind in ihrer ursprünglichen Gestalt ja nicht eindeutig, sondern lassen Raum für die Vorstellungen und Ideen der Zuhörer. Vielleicht ist es von daher gerechtfertigt, das eigentliche Gleichnis (Mt 13,1–9) einmal nicht nur auf der Basis der folgenden Auslegung (Mt 13,10–23) zu betrachten, sondern sich von ihm in seiner eigenen offenen Gestalt inspirieren zu lassen. Die Zuhörer sind dann nicht darauf festgelegt, die Rolle des Bodens zu übernehmen, auf das der Same gesät wird, sondern können sich und ihr Leben auch einmal in der Rolle des Sämanns erkennen. Auch zu diesem Werk der Aussaat sind wir als Christen ja berufen. Der vorliegenden Predigt habe ich deshalb die Kurzfassung des Evangeliums (Mt 13,1–9) zugrunde gelegt. Leben ist Säen – Gelingen und Misslingen. Und wenn wir angesichts des Misslingens manchmal das Gefühl haben: »Es bringt ja doch nichts! Es lohnt sich nicht« – dann sagt uns das vorliegende Gleichnis, dass der eine kleine Teil, der Frucht bringt, all unseren Einsatz lohnt, mögen auch noch so viele Saatkörner auf den Weg oder in die Dornen gefallen sein.

Predigt

Worte sind nicht wirkungslos

Es gibt Leute, die sagen: »Das sind ja bloß Worte«, oder die sagen: »Worte sind wie Schall und Rauch.« Ich glaube, dass das nicht so ganz stimmt! Natürlich gibt es die leeren und hohlen Worte, die nicht viel zu bedeuten haben; aber es gibt durchaus auch Worte, die tatsächlich etwas bewirken.
Vielleicht wird uns das am negativen Beispiel am deutlichsten! Ein böses Wort – zu jemandem gesagt –, das ist durchaus nicht so harmlos, das kann ins Herz treffen und da rumort es und bringt Frucht. Ärger, Wut, Hass, Feindschaft – all das kann heranwachsen als die Frucht eines bösen Wortes.
Oder nehmen wir ein anderes Beispiel: Wenn man jemandem nur oft genug sagt: »Das schaffst du nie«, »da bist du zu dumm dazu« und wenn dieses Wort bei ihm auf guten Boden fällt, sodass er es dann selbst glaubt, dann wächst daraus Entmutigung: Dann traut sich jemand tatsächlich nichts mehr zu, dann wirkt so ein Wort wie Gift, das die Lebens- und Entfaltungsmöglichkeiten eines Menschen hemmt!

Worte – wie Saatkörner

Mir scheint, Jesus hat genau darauf abgezielt, als er in diesem Gleichnis vom Sämann das Wort mit einem Saatkorn verglichen hat. Natürlich sind ihm dabei nicht die negativen Beispiele vor Augen gestanden, sondern das Gegenteil: Denn wie ein böses Wort böse Frucht hervorbringen kann, so kann natürlich genauso ein gutes Wort gute Früchte tragen. Worte sind nicht nur Schall und Rauch – sonst könnte es ja nicht sein, dass jemand zum Beispiel voller Sehnsucht und voller Erwartung auf ein gutes Wort wartet!
Auf ein gutes Wort der Versöhnung etwa, auf das Wort: »Ich verzeihe dir, vergessen wir, was war«. Dieses Wort kann, wenn es auf aufnahmebereiten Boden fällt, als Frucht den Frieden hervorbringen, Glück und Freude. Oder das ermutigende Wort: »Das schaffst du, ich helfe dir dabei!« Daraus kann als Frucht Ermutigung erwachsen und Selbstvertrauen und Lebenskraft. Oder ein Richtung weisendes Wort, das Orientierung schenkt. Oder ein einladendes Wort, das Gemeinschaft stiftet!
Solche Worte, die wie Samenkörner sind und die gute Frucht tragen, meint Jesus im Evangelium. Solche Worte sind es, die Gott zu uns Menschen spricht, solche Worte sagt Jesus den Menschen, solche Worte sollen auch wir einander schenken!

Misserfolg bei der Aussaat

Was hat man davon, wenn man sich bemüht, gute Worte als Saat auszustreuen? Welchen Erfolg hat man dabei? Ich könnte mir vorstellen, dass es diese Frage der Jünger war, die Jesus bewegt hat, dieses Gleichnis zu erzählen. Und die erste Antwort, die wir im Gleichnis hören, ist vielleicht sogar ein wenig enttäuschend und scheint nicht gerade viel versprechend. Sie heißt: Man hat dabei auch Misserfolg! Ein Teil der Körner fiel auf den Weg, ein Teil auf felsigen Boden, ein Teil in die Dornen – das hört sich so an, als ob drei Viertel der Arbeit des Sämanns umsonst gewesen wäre: Drei Teile der Aussaat bringen keine Frucht! Nur ein Teil fällt auf fruchtbaren Boden!
Ich denke, Jesus hat sich selbst und seine Arbeit im Bild dieses Sämanns gesehen: Drei Viertel seiner Arbeit bei der Verkündigung der Frohen Botschaft umsonst, drei Viertel des Guten, das er ausgesät hat, vergebliche Liebesmüh. Drei Viertel dessen, was er ausgesät hat an Liebe, an guten Worten, an Beispiel und Lehre, auf dem Weg zertreten, von Dornen überwuchert oder zwar scheinbar aufgegangen, aber dann doch verdorrt, weil das Erdreich nicht tief genug war.
Das scheint nicht sehr ermutigend zu sein! Oder doch? Das eine Viertel, das auf guten Boden gefallen ist, bringt reiche Frucht. Hundertfach, sechzigfach, dreißigfach! Dieses eine Viertel zeigt, es hat sich trotz allem gelohnt!

Ermutigung zur Aussaat

Mir scheint, dieses Evangelium heute lehrt uns, den Blickwinkel Jesu zu verstehen, denn er hat nicht voller Zorn und Enttäuschung immer nur auf das geschaut, was vergeblich war und keine Frucht gebracht hat, sondern er hat unverdrossen daran festgehalten, das Gute wie Saatkörner auszustreuen, im Vertrauen darauf, dass ein Teil davon – und sei es auch der kleinere – schon Frucht bringen wird und dass diese Frucht seinen Einsatz lohnt.
Diesen Blickwinkel Jesu dürfen wir uns zu eigen machen, dazu lädt uns das Evangelium heute ein. Es lädt uns ein, nicht wie gebannt auf das zu starren, was von unseren guten Worten und guten Taten vergeblich gewesen ist – vergebliche Liebesmüh sagen wir dann oft dazu. Es lädt uns ein, uns nicht dadurch entmutigen zu lassen, sondern unbekümmert weiter auszusäen. Was auszusäen? Gute Worte und gute Taten!
Worte der Versöhnung etwa: »Ich verzeihe dir, vergessen wir, was war«! Und auch wenn der größere Teil dieser Versöhnungsworte nicht angenommen würde und vergeblich wäre, der kleinere Teil, der Frucht bringt, entschädigt dafür hundertfach!
Worte der Ermutigung; einladende Worte; Worte, die die Richtung weisen – mag auch ein Teil davon umsonst sein, mag auch der größere Teil davon umsonst sein – wie wir das manchmal vielleicht schmerzlich spüren –, der Teil, der Frucht bringt, der lohnt all unsere Mühe!
Wie Gott nicht knausrig ist in der Aussaat des Guten, sondern immer wieder seine Worte und Taten in unser Leben hineinsät, so sollen auch wir nicht knausrig und ängstlich berechnend sein mit den guten Worten und Werken, die wir anderen schenken.

Ob der Sämann bei der Aussaat nicht hätte besser achtgeben sollen?

Ob das nicht ein komischer und schlechter Sämann sei, der so unachtsam mit seiner Saat umgeht, hat mich einmal ein Schüler gefragt, als wir über dieses Gleichnis im Unterricht gesprochen haben. Ob der Sämann nicht hätte besser aufpassen sollen, wohin er die Saatkörner ausstreut? Nein, ich glaube, er hätte nicht besser aufpassen sollen! Zum einen war es tatsächlich so, dass zur Zeit Jesu auf das noch ungepflügte Land ausgesät wurde, auf dem sich das Jahr über Fußwege und Dornengestrüpp gebildet hatten. Erst nach der Aussaat wurde dann umgepflügt. Der Sämann aus dem Gleichnis hat also nach damals gängiger landwirtschaftlicher Praxis keinen Fehler gemacht. Aber, was noch wichtiger ist, ich glaube, er hat auch keinen Fehler gemacht, wenn wir die Bilder dieses Gleichnisses auf unser menschliches Leben übertragen. Ich bin Gott jedenfalls dankbar, dass er nicht zuerst die Chancen berechnet, die es haben wird, wenn er seine guten Taten und Werke in mein Leben aussät. Ich bin ihm dankbar, dass er da nicht knausert und ängstlich berechnet, ob es sich wohl auch lohnen wird. Ich bin Gott dafür dankbar, dass er nicht spart und knausert und rechnet – und ich glaube, auch wir Menschen sollten in unserem Umgang miteinander dem Vorbild Gottes folgen. Wir sind dann, wenn wir einfach das Gute tun und anderen Gutes schenken, wir sind dann, wenn wir nicht immer sofort fragen, ob es sich auch lohnen wird und ob auf diesem Boden überhaupt etwas Gutes wachsen kann, keine schlechten Säleute, sondern solche, wie sie Gott gefallen.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 264,1–3 »Mein ganzes Herz erhebet dich«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 714/1 »Herr, du hast Worte ewigen Lebens« mit 714/2 (Psalm 19 B) und GL 532/3 »Halleluja« oder
GL 277,1–4 »Singet, danket unserm Gott, der die Welt erschuf«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 490,1–3 »Was uns die Erde Gutes spendet«
Gesang zur Kommunion
GL 274,1.4–5.7 »Dich will ich rühmen, Herr und Gott«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 267,1–4 »Nun danket all und bringet Ehr«

Martin Schniertshauer

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