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der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
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Leseprobe 2
Zweiter Fastensonntag
Lesejahr A
Begrüßung und Einführung
Bei den 40 Tagen der Fastenzeit werden die Sonntag nicht mitgezählt. Sie sind ausgenommen, weil jeder Sonntag an die Auferstehung Jesu erinnert und sie vergegenwärtigt. Jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest. Heute, am Zweiten Fastensonntag, wird das besonders deutlich, denn das Evangelium von der Verklärung Jesu lässt uns schon einen Ausblick auf Ostern tun; es erzählt von Gottes verwandelnder Kraft. Feiern wir also diesen Sonntag und lassen wir uns anstecken und verwandeln von Gottes Kraft und Liebe.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du führtest die Jünger auf einen hohen Berg: Nimm auch uns mit auf deinen Weg.
Herr, erbarme dich.

In dir strahlte Gottes Herrlichkeit auf: Zeige dich auch uns.
Christus, erbarme dich.

Du hast die Jünger aufgerichtet, als sie Angst hatten: Gib auch uns Mut und Orientierung.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Großer Gott,
auf vielfältige und geheimnisvolle Weise kommst du uns Menschen nahe und verbindest dich mit uns. Schenke uns jetzt offene Sinne und mach unser Herz bereit, damit wir dein Wort hören und dir begegnen können, im Heiligen Geist durch Jesus Christus.

Schlussgebet
Gott,
deine verwandelnde Kraft ist gegenwärtig in dieser Feier, in der Gemeinschaft um dein Wort und im gemeinsamen Mahl der Eucharistie.
Was wir hier ahnen und erhoffen, das schenke uns mehr und mehr, bis wir dereinst in dir vollendet sind.
Darum bitten wir im Heiligen Geist durch Christus, unseren Herrn.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 462 »Zu dir, o Gott, erheben wir« oder
EH 281 »Wir haben Gottes Spuren festgestellt«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 722/1 »Freut euch, wir sind Gottes Volk« mit 722/2,1-6.15-17 (Psalm 33) und
GL 562 »Lob dir, Christus, König und Erlöser« und Vers
Gesang zur Gabenbereitung
GL 555 »Morgenstern der finstern Nacht« oder
EH 234 »Wenn wir das Leben teilen«
Gesang zur Kommunion
GL 290,1.4.5 »Gott wohnt in einem Lichte« oder
EH 21 »Meines Herzens Dunkel«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 473 »Im Frieden dein« oder
EH 60 »Herr, wir bitten: Komm und segne uns«

Fürbitten
Gott will und begegnen und uns anrühren mit seiner Liebe. Zu ihm kommen wir mit unseren Bitten:

- Für die christlichen Kirchen: um ein Miteinander, das sich an dir ausrichtet.
- Für die Regierenden dieser Welt: um gute Entscheidungen, die der Gerechtigkeit dienen.
- Für die Menschen, die in großer Angst leben: um Menschen, die sie aufrichten.
- Für die Menschen, die unter dem Druck der täglichen Arbeit leiden: um Zeiten des Durchatmens und der Besinnung.
- Für die Menschen, die meinen, alles selbst machen zu -müssen: um den Mut, Hilfe annehmen zu können.
- Für uns: um Aufmerksamkeit für deine Gegenwart in uns und um uns.
- Für unsere Verstorbenen: um Leben in deinem Licht.

Du, Gott, bist uns Licht und Leben. Dir danken wir, heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.

Verwandlung zulassen


Vorüberlegungen
Zum Text: Mt 17,1–6 (Evangelium)

Der Evangelist Matthäus beschreibt die Verwandlung Jesu aus zwei Perspektiven, zum einen im Blick auf den verklärten Jesus, zum anderen in der Reaktion der Jünger. Anders als das Markusevangelium, das den Vorschlag des Petrus zum Hüttenbau mit Angst und Verlegenheit begründet (Mk 9,6), führt Matthäus das Furchtmotiv erst nach dem Erscheinen der Wolke und der Stimme aus der Wolke ein. Ich lese das als die Beschreibung einer zweiten Verwandlung, der Verwandlung der Jünger von einer eher distanzierten Haltung zu einem äußeren und inneren Erfasstwerden. Bild für dieses Erfasstwerden ist der Schatten, den die Wolke wirft. Die Predigt beschreibt die Verwandlung der Jünger und stellt die Frage nach der eigenen Bereitschaft und Offenheit zu Gottesbegegnung und Verwandlung.

Predigt

Eine ganz und gar nicht alltägliche Geschichte begegnet uns heute, die dreien der Jünger Jesu widerfährt. Sie erleben, wie Jesus verwandelt wird: hell wie die Sonne und weiß wie das Licht. Ähnlich beschreibt Matthäus einige Kapitel später den Engel, der am leeren Grab den Frauen von der Auferstehung spricht: leuchtend wie ein Blitz und weiß wie Schnee. Sonne, Licht, Blitz und Helligkeit – das sind Bilder für Gott selbst. Auf dem Berg wird deutlich, dass Jesus ganz von Gott durchdrungen ist; dass er zu Gott gehört. Die himmlischen Erscheinungen von Mose und Elija, die mit Jesus sprechen, illustrieren das. Und Matthäus deutet mit diesem Bild schon an, was noch kommen wird: Im Licht der göttlichen Sonne wird Jesus auferstehen; wird Gott kraftvoll an ihm handeln.

Distanziert sein

Die Reaktion der Jünger, bzw. des Petrus auf Jesu Verwandlung ist eigenartig distanziert. Kein Wort von Staunen, von Überwältigt sein, von Erschrecken. Fast lapidar kommt sein Vorschlag, drei Hütten zu bauen für Jesus, Mose und Elias. Versteht er überhaupt nicht, was da passiert? Oder ist er so überrascht und unsicher, dass er das Nächstliegende sagt, was ihm einfällt? Oder will er das himmlische Geschehen festhalten? Auf mich wirkt das so, als sei er innerlich gar nicht beteiligt. Er schaut sich das an wie ein Bild an und versucht darauf zu reagieren, auf seine Art, wie er es eben auch sonst tut. Er ist einer, der anpackt, der was macht, der vielleicht auch gerne eine Situation unter Kontrolle hat. Und so macht er diesen Vorschlag mit dem Hüttenbau.
Doch dieser Vorschlag läuft ins Leere. Gott lässt sich nicht kontrollieren, nicht in menschliche Schablonen packen. Kraftvoll macht er sich bemerkbar. In einer leuchtenden Wolke und in einer Stimme, die aus dieser Wolke spricht, ähnlich wie bei der Taufe Jesu. Wolke – ein weiteres Bild für Gott, für Gottes Gegenwart, so wie damals die Wolkensäule, die das Volk Israel auf seiner Wüstenwanderung begleitete.

Erfasst werden

Eine leuchtende, hell-lichte Wolke, die – fast paradox – einen Schatten wirft. »Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie. Und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn.« Und da ist keine Distanz mehr bei den Jüngern. Es wirft sie buchstäblich um.
Ich finde das ein beeindruckendes Bild: Ich stelle mir vor, wie die Jünger von diesem Schatten erfasst werden, wie sie plötzlich nicht mehr nur Zuschauer sind, sondern Beteiligte. Wie sie nicht nur äußerlich, sondern innerlich erfasst werden. Wie es ihnen durch und durch geht.
Jesu Verwandlung – zu schauen auf den Gottessohn, den Auferstanden – das ist das eine. Das andere ist, zu merken, dass das etwas mit mir zu tun hat, dass das mich erfasst. Das kann Angst machen, große Angst. Das kann einen umwerfen. Ist es eine Angst vor der Größe Gottes? Vor seiner Nähe? Oder eine Angst davor, Gott an mich herankommen zu lassen?
Die Geschichte geht aber noch weiter: Die Jünger werden nicht allein gelassen mit ihrer Angst. Jesus tritt zu ihnen. Der Jesus, der ihnen vertraut ist. Er fasst sie an, richtet sie auf, löst ihre Erstarrung und spricht ihnen Mut zu. Auch in dieser Szene begegnen uns bekannte Gesten aus den Osterberichten. Davon aber wissen die Jünger noch nichts. Sie gehen mit Jesus den Berg wieder herunter – zurück in ihren Alltag. Aber der Alltag wird vielleicht anders sein. Sie werden Jesus vielleicht mit anderen Augen sehen. Sie werden mit ihm nach Jerusalem gehen und durch Leid und Tod hindurch zur Auferstehung.

Hell-hörig und hell-sichtig werden

Von einer zweifachen Verwandlung erzählt Matthäus also in diesem Evangelium. Und er will seine Leserinnen und Leser und uns, die wir das Evangelium heute hören, mit hinein nehmen in diesen Prozess der Verwandlung.
Letztendlich geht es um die Frage: Wenn mir Gott begegnet, merke ich das überhaupt? Oder bin ich so beschäftigt in meinem Planen, Sorgen, Kontrollieren und selber Machen, dass ich ihn gar nicht bemerke? Freilich kennen wir Ereignisse, die uns und unser Leben so verändern, dass nichts mehr wie vorher ist, sowohl positive wie negative. Wir kennen aber auch unser kleines Ich, das sich sehnt nach Veränderung, und doch immer wieder scheitert.
Mich tröstet der Blick auf die Jünger in unserem Evangelium. Eigentlich sind sie selber überhaupt nicht aktiv, abgesehen von dem Vorschlag des Petrus, der einfach übergangen wird. Alles andere geschieht an ihnen: Sie werden auf den Berg geführt, es ereignet sich die Erscheinung, der Schatten der Wolke legt sich über sie, ihre Angst wirft sie um, Jesus tritt zu ihnen und richtet sie auf. Wir können uns nicht selber verwandeln. Verwandlung ist Gottes Werk! Gott macht sich bemerkbar! Nicht unbedingt in herausragenden, gewaltigen Ereignissen. Vielleicht ist er gerade in dem, was wie ein Schatten über mich kommt: wenn mich etwas beunruhigt, verstört, erschüttert, umwirft. Vielleicht ist er in dem, was mich aufrichtet. Vielleicht ist er in denen, die mit mir gehen.
Das ist tröstlich und herausfordernd zugleich: Denn es braucht meine Achtsamkeit für Gottes Gegenwart in meinem Leben. Da tut es vielleicht doch mal gut, im übertragenen Sinn »auf einen Berg zu gehen«. Das heißt, aus dem Alltag heraus zu gehen und sich Zeit zu nehmen für Besinnung und Gebet und das »auf ihn sollt ihr hören«. Mehr aber noch gilt es, tagtäglich zu achten auf Gottes Spuren; die Schatten des Alltags daraufhin abzufragen, ob Gott darin ist; und bereit zu sein, sich verwandeln zu lassen mitten im Alltag.
Wenn wir jetzt Eucharistie miteinander feiern, wollen wir genau das tun, bzw. geschehen lassen: Brot und Wein werden verwandelt. Und wir bitten: Gott, verwandle du auch uns!

Übung für die zweite Fastenwoche

Evangelium: Mt 17,1–6

Zum Üben

An einem hellen Tag sich für einige Zeit von der Sonne bescheinen und von ihrem Licht erfüllen lassen.

Zum Beten

Hell-sichtig:
Bei Licht betrachtet
zeigen sich meine Kanten, Unebenheiten, Fehler
erkenne ich, wer ich bin
werde ich licht von deinem Licht

Hell-hörig:
Satt vom Lärm des Tages
lasse ich mich nieder bei dir
bin ich einfach da
ahne ich tief in mir deine Stimme

Beate Jammer

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