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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 2
Fronleichnam
Lesejahr C
Einführung
Heute feiern wir noch einmal Gründonnerstag, aber ganz in österlichem Glanz, ganz im Licht der Auferstehung. Genau neun Wochen später betrachten und feiern wir das, was im Abendmahlsaal geschehen ist. Wir feiern die bleibende Gegenwart des Herrn in unserer Mitte. Wir feiern, dass wir durch den Glauben an ihn erlöst sind. Und wir feiern, dass seine Liebe allen Menschen gilt.
Darum hält es uns heute nicht in den Mauern unserer Kirche. Wir tragen die Botschaft des Glaubens durch unsere Straßen.
In der Karwoche haben wir es nur verhalten gefeiert. Durch die Botschaft von der Auferstehung sind wir so bewegt, dass es uns nicht mehr in unseren vier Wänden hält. Rufen wir zu Christus in unserer Mitte:

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du sättigst allen Hunger nach Leben.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du verschenkst dich wie duftendes Brot.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du willst, dass wir weitergeben, was wir von dir empfangen haben.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Herr Jesus Christus,
du kommst uns mit deiner Liebe zuvor. Unter den Zeichen von Brot und Wein schenkst du uns deine bleibende Gegenwart, offenbarst du uns dein Wesen.
Lass uns mit ganzer Hingabe deine Nähe verkosten und lass uns mit unserem Leben bezeugen, was wir hier miteinander feiern.
Darum bitten wir dich, der du in der Einheit des Heiligen Geistes mit Gott dem Vater lebst und wirkst in alle Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 639,1.3–4 »Ein Haus voll Glorie schauet«
Antwortgesang
GL 545 »Lobe, Zion, deinen Hirten«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 546,1–4 »Gottheit tief verborgen«
Gesang zur Kommunion
GL 537,1–3 »Beim letzten Abendmahle«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 257,1–3.10 »Großer Gott, wir loben dich«

Fürbitten
Herr Jesus Christus, du beschenkst uns mit deiner Nähe und bleibenden Gegenwart. Höre auf unser Gebet:

- Für alle christlichen Kirchen: Lass sie deine Gegenwart erfahren und bezeugen.
- Für unseren Papst und unseren Bischof: Lass sie Zeugen deiner Menschenliebe und Barmherzigkeit sein.
- Für alle Frauen und Männer, Kinder und Jugendlichen, die sich in deiner Kirche engagieren: Lass sie selber von dem durchdrungen werden, was sie im Glauben ersehnen.
- Für alle, die in unserem Land politische Verantwortung tragen: Lass sie dem Wohl aller Menschen dienen.
- Für alle, die einsam und krank, zurückgesetzt und eingeschränkt sind: Lass sie Hilfe, Trost und Stärkung erfahren.
- Für unsere Verstorbenen: Lass sie bei dir ganz geborgen sein.

Jesus Christus, Bruder und Herr in unserer Mitte, dir sei Lob und Dank durch alle Zeit bis in Ewigkeit. Amen.

Jesus Christus, einer wie Brot

Vorüberlegungen
Zum Text: Lk 9,11b–17 (Evangelium)

Mit dem heutigen Evangelium von der wunderbaren Brotvermehrung spannt die Liturgie einen Bogen, der sich über den ganzen Osterfestkreis ausbreitet.
Am ersten Fastensonntag haben wir das Evangelium von der Versuchung Jesu in der Wüste (Lk 4,1–13) gehört. Die erste Probe war: »Wenn du der Sohn Gottes bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden.« Damals war Jesus dem Versucher nicht erlegen. Er ließ den Stein Stein sein, denn, so sagte er: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.« Jesus musste sich nicht »auf Teufel komm heraus« beweisen, dass er der Sohn Gottes ist.
Wenn es dagegen um andere geht, um Menschen, die nach Sinn und Leben hungern, dann wird er selbst zu Brot, das sich verschenkt und verschenken lässt.

Predigt

Typische Handbewegung

Es gibt Gesten und Zeichen, in denen der Charakter und das Wesen eines Menschen ganz deutlich und erfahrbar werden.
Sie kennen das vielleicht – man trifft sich im Kreis der Familie und beginnt »von früher« zu erzählen. Irgendwann steht einer auf und ahmt die längst verstorbene Tante »Soundso« nach: ihre charakteristische Art zu reden oder sich zu bewegen. Manchmal genügt eine »typische Handbewegung« und alle schmunzeln und lachen. Die längst aus dem gemeinsamen Leben und Erleben Gegangene ist gegenwärtig und auch alle Gefühle, die mit ihr verbunden waren: Zuneigung und Liebe, vielleicht aber auch Abneigung und Antipathie.
Auch für den Menschen Jesus von Nazaret gibt es eine solche Geste, eine »typische Handbewegung«, in der sein ganzes Wesen und Tun zusammengefasst ist. Es ist dies die Geste des Austeilens, die Geste des Verschenkens. Heute hat uns das Evangelium solch eine »typische Handbewegung« Jesu vor Augen gestellt: Er nimmt fünf Brote und zwei Fische in seine Hände, segnet sie und lässt sie dann austeilen. Immer wieder wird bei Jesus von so etwas berichtet.

Im Zeichen ist er selbst

Und gewissermaßen der unüberbietbare Höhepunkt dieses Tuns ist das, was am Gründonnerstag im Abendmahlsaal geschehen ist. Dort hatte Jesus Brot und Wein genommen und mit den Worten: Das ist mein Leib, das ist mein Blut – für euch, sich selbst an seine Jünger verschenkt.
So charakteristisch ist für Jesus diese Geste, dass seine Jünger ihn daran auch über seinen Tod hinaus erkennen. Etwa wenn sie nach der Passion aus Jerusalem weggehen, als Gescheiterte flüchten und er ihnen auf dem Weg nach Emmaus begegnet. Als er mit ihnen Mahl hält, gehen ihnen die Augen auf. Sie erkennen ihn nicht an seinem Gesicht und an seiner Gestalt, weil Jesus seit Ostern das Gesicht aller Menschen trägt. Aber am Brechen des Brotes, an der Gemeinschaft des Mahles und am Trost in der Verzweiflung, da erfassen sie intuitiv: Es ist der Herr!

Im Zeichen werden er und seine Sendung erkannt

Immer wieder hatte Jesus zu Lebzeiten es so getan, dass es jetzt zum Sakrament der Erinnerung an ihn wird. Immer wieder saß er mit Menschen bei Tisch zusammen, aß und trank mit ihnen. Und zwar nicht mit den Heiligen und Reinen, den Auserwählten und Edlen. Nach allem, was die Evangelien berichten, lud er dabei die Ärmsten der Armen an seinen Tisch: Huren, Zöllner, Sünder, zerbrochene, gefallene verelendete Menschen. Menschen, die wirklich Liebe, Vergebung, Zuwendung und Erlösung brauchen. Menschen, die wirklich nach Leben, nach Gemeinschaft hungern.
Das hatten ihm die Mächtigen von Staat und Religion nicht verziehen. »Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen«, so lautete der Vorwurf seiner Gegner. Dass er sein Brot teilte und sich selbst mit jedermann abgab, dass er seine Liebe allen schenkte, keinen ausschloss und auch noch behauptete, so würde auch Gott an uns handeln, das war letztlich der Grund für sein Sterben.
In der Nacht der Entscheidung, in Jerusalem, kurz vor seinem Tod lädt er noch einmal zu Tisch. Auch hier sind seine Gäste nicht die Reichen und Schönen. Judas ist sein Gast, der ihn verraten wird. Petrus ist sein Gast, der ihn verleugnet.
Alle am Tisch werden bald die Beine in die Hände nehmen, wenn es ernst wird. Keiner von ihnen wird auf Anhieb verstehen und begreifen und glauben.
Jesus sagt die kurzen Sätze, die seinen Jüngern zu allen Zeiten kostbar und heilig sein werden. Sein Vermächtnis, das auch wir immer wieder hören: »Nehmt und esst, das ist mein Leib für euch.« »Nehmt und trinkt, mein Blut«, vergossen für die Sünden der Welt.

Worte wie Brot

So will er für uns sein, wie Brot, nahrhaft und gut, appetitlich duftend, stärkend, unverdorben. Das ist sein Innerstes, sein Wesen.
Er sagt: Ich bin das Brot – Er sagt nicht: Ich bin die »Granate«. Wenn du nicht spurst, dann knallt es. Er sagt nicht: Ich bin ein Stein, geschleudert von der Hand Gottes. Er sagt nicht: ich bin der Hammer, hart und unerbittlich.
Sondern: Worte wie Brot, Worte wie ein neuer, guter Geist. Worte, von denen und in denen wir leben können. Sodass wir selbst heil werden und gut. Dass wir unsere besten Möglichkeiten entfalten, schmackhaft und nützlich werden wie Brot, mitreißend und froh wie Wein.

Unsere Mitte nach außen zeigen

Hier sind wir nun gedanklich an jenem Punkt angelangt, der uns das eigentliche von Fronleichnam erschließt. Fronleichnam ist keine fromme Glaubensschau, kein katholisch-folkloristischer Beitrag zur Heimatgeschichte. Fronleichnam ist das Fest, das uns nach draußen führt, auf die Straßen und Plätze unserer Städte und Dörfer. Wir gehen nach draußen mit dem, was wir in unserer Mitte haben. Wir zeigen draußen denjenigen, der unsere Mitte ist: Jesus Christus!
Und das geht dann so. Wir feiern heute noch einmal Gründonnerstag. Aber diesmal ganz im österlichen Licht, ganz von der Botschaft der Auferstehung durchdrungen. Wir gehen heute noch einmal vom Abendmahlsaal, vom Tisch des Herrn aus durch die Stadt. Es ist der österliche Weg mit Stationen, die das ganze Leben beschreiben: Ölberg, Golgota, Grab, Emmaus …
Lassen wir uns bei diesem Gehen und bei allen Begegnungen, die wir erleben, leiten von Jesus, der im Zeichen des Brotes, in der Geste seiner Liebe in unserer Mitte ist.
Und denken wir an diesem Fronleichnamstag daran, was Jesus selbst tat bei jenem letzten Abendmahl. Dass auch wir keinen ausschließen und keinen vergessen. Nicht die Verhungernden in den Elendsquartieren dieser Welt, nicht die Armen, nicht die Arbeitslosen, nicht die Flüchtlinge und Kranken, nicht die Alten und Einsamen. Auch nicht die, die schuldig gewordenen sind und die scheiterten, auch nicht die, deren Lebensentwürfe zerbrochen sind. Und schon gar nicht die, die Opfer wurden, auch Opfer der Kirche.
Denken wir an diesem Fronleichnamstag daran, was Jesus tat. Kein Mensch darf einen anderen ausschließen von diesem Mahl und diesem Brot. In der Treue zu dem, der sich selbst in diesem Mahl schenkt, kann dieses Mahl nicht zur Abgrenzung dienen gegen andere, es dient vielmehr der Einheit und Versöhnung.
Denn es geht um die Mitte, um Jesus Christus, es geht um Gott. Es ist SEINE Versöhnung, SEINE Liebe, SEINE Gegenwart, die uns geschenkt wird. Darum tragen wir heute dieses kleine Stück Brot durch die Straßen. Das, was so typisch ist und was uns IHN verstehen lässt, wo Worte nicht mehr ausreichen.

Christian Böckmann

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