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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Aschermittwoch
Lesejahr A – B – C
Begrüßung und Einführung
Mit diesem Aschermittwoch beginnen die 40 Tage der Österlichen Bußzeit. Immer wenn in der Bibel die Zahl 40 genannt wird, ist von einer Zeit die Rede, die Bewährung und Erprobung fordert, an deren Ende aber sich Neues ereignet und Rettung geschieht.
Nehmen wir die vor uns liegende Zeit so an: als eine Zeit, die uns Gott schenkt, damit Neues entstehen kann, damit er an uns und durch uns wirken kann.

Kyrie-Ruf
Jesus Christus, du Herr über die Zeiten, du kamst in unsere menschliche Zeit.
Herr, erbarme dich.
Jesus Christus, du Mensch gewordenes Wort Gottes, du nahmst unsere Schwachheit an.
Christus, erbarme dich.
Jesus Christus, du Heiland, du schenkst uns den liebevollen Blick des Vaters.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Barmherziger Gott,
du schenkst dem Menschen immer wieder die Möglichkeit, umzukehren und neu anzufangen. Am Beginn dieser 40 Tage wenden wir uns dir zu und bitten dich:
Schau auf uns und in unser Herz. Gib uns die Kraft, uns selbst zu erkennen und deinen Willen, damit wir mit deiner Hilfe das Gute tun können.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Schlussgebet
Guter Gott,
verborgen in Wort und verborgen im Brot begegnest du uns. Wir danken dir für deine Gegenwart und bitten dich:
Begleite uns durch die 40 Tage der Österlichen Bußzeit, damit sie für uns eine Zeit der Gnade und Rettung werde.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 289 »Herr, deine Güt ist unbegrenzt«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 190/1 »Erbarme dich meiner« mit GL 190/2 (Psalm 51) und
GL 173/1 »Lob sei dir, Herr« und Vers
Gesang zur Aschenausteilung
GL 160 »Bekehre uns«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 292 »Herr, dir ist nichts verborgen«
Gesang zur Kommunion
GL 298 »Herr, unser Herr, wie bist du zugegen«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 165 »Sag ja zu mir«

Fürbitten
Gott schaut in unser Herz und kennt unsere Nöte und Sorgen. Im Vertrauen auf seine Hilfe bitten wir:

- Für alle, die dich und dein Wort öffentlich verkünden.
(Sieh dein Volk an und erbarme dich.)
- Für alle, die sich um Frieden und Gerechtigkeit bemühen.
- Für alle, die abhängig sind von der Meinung anderer.
- Für alle, die mit sich selbst unzufrieden sind.
- Für alle, die miteinander im Streit sind und um Versöhnung ringen.
- Für uns alle, die heute neu beginnen wollen.
- Für unsere Verstorbenen und alle, die um einen Menschen trauern.

Du, Gott, bist bei uns – in dem, was uns geschieht, in unseren Taten und tief in uns. Darauf vertrauen wir. Dir sei Lob und Dank in Ewigkeit. Amen.

Von Gott Ansehen haben

Vorüberlegungen
Zum Text: Mt 6,1–6.16–18 (Evangelium)

Drei Mahnungen, religiöse Taten nicht zur Selbstdarstellung zu verzwecken, sind in der Auswahl der Leseordnung zusammengefügt. Sie sind parallel aufgebaut und haben in großen Teilen die gleiche Wortwahl. So hören die Gottesdienstbesucher immer wieder vom Lohn, den Menschen erhalten haben, und vom Vater, der Taten vergilt. Viermal gleich spricht der Text vom »Vater, der das Verborgene sieht«. Das Motiv des Sehens und (von den Menschen) Gesehenwerdens zieht sich durch die ganze Perikope. Dieses Stichwort liegt der Predigt zugrunde. Dem menschlichen Wunsch, beachtet – gesehen – zu werden, entspricht Gottes Blick, der bis ins Verborgene hinein geht, und Ansehen schenkt.

Predigt

Wie sehen die anderen mich?

Wie sehe ich aus? Wie komme ich an? Wie wirke ich auf andere?
Solche Fragen spielen immer eine Rolle im Zusammenleben von Menschen. Angefangen beim morgendlichen Blick in den Spiegel über Begegnungen zwischen Menschen, Bewerbungsgespräche, Präsentationen in der Firma, bis hin zum Stand, den man im Freundeskreis hat. Ganze Industriezweige leben davon, dass Menschen sich möglichst gut präsentieren wollen. Und auch wenn die Werbung schamlos übertreibt und beeinflussen will, so wissen wir doch, dass es für jeden Menschen und seine Entwicklung wichtig ist, Aufmerksamkeit und Wertschätzung von anderen zu erhalten.
Unser Evangelium am Aschermittwoch kritisiert nicht grundsätzlich, dass Menschen etwas tun, um gut da zu stehen, sondern dass sie dafür etwas verzwecken, was einen anderen Sinn haben sollte. Almosen geben, beten und fasten, das sind in allen großen Religionen Paradebeispiele für ein religiöses Leben, das sich auf Gott bezieht. Diese Frömmigkeitsübungen dürfen nicht verzweckt werden, um vor anderen gut auszusehen und darüber Ansehen zu erhalten. Freilich hat sich da im Laufe der Jahrhunderte auch einiges geändert: Mit öffentlichen Gebetsübungen würde man sich bei uns heute eher lächerlich machen, und gefastet wird heutzutage auch weniger aus religiösen Gründen als aus gesundheitlichen oder kosmetischen.
Das Evangelium rät dazu, die angesprochenen Frömmigkeitsübungen im Verborgenen zu tun: »Der Vater der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.« Aber auch das klingt merkwürdig berechnend. Gutes tun, beten und fasten, damit es mir vergolten wird? Das wäre genauso unehrlich wie es für den äußeren Schein zu tun. Es geht darum, es ehrlich zu tun, ausgerichtet auf Gott hin.
Ich möchte heute auch den Augenmerk nicht auf das Vergelten richten, sondern darauf, dass Gott das Verborgene sieht. So wie ich in meinem Zusammenleben mit Menschen immer wieder frage: Wie sehen die anderen mich?, so kann ich in meinem Zusammenleben mit Gott, in meiner Beziehung zu Gott fragen: Wie sieht Gott mich?

Wie sieht Gott mich?

Wie sieht Gott mich? Da geht es nicht um das Bild des alles sehenden Vaterauges, das dann richtet und straft, was manche noch in ihrer Kindheit anerzogen bekamen. Da geht es darum, dass ich mich von Gott ansehen lasse. Und Gott sieht sehr tief – bis hinein in die Tiefen meines Herzens und in das Verborgene.
Wie sieht Gott mich? Mit dieser Frage kommt mein ganzes Leben in den Blick. Die Grundhaltungen des Almosengebens, Betens und Fastens stehen für die drei großen Beziehungsbereiche, für das, was ich tue: den Menschen gegenüber, Gott gegenüber und gegenüber mir selbst. Alles, was ich tue, hat mit mindestens einem dieser Beziehungsbereiche zu tun:
• ob ich die Not in der Welt sehe oder gleichgültig weiterzappe;
• ob ich, wenn ich mit jemandem spreche, aufmerksam bin oder in Gedanken ganz woanders;
• ob ist faste oder mich ungesund ernähre oder einen gesunden Lebensstil pflege;
• ob ich zwar in die Kirche gehe, aber sonst Gott nichts mit meinem Leben zu tun hat, oder ob ich versuche, aus einer betenden und vertrauenden Haltung zu leben.
Alles, was ich tue, hat Auswirkungen auf diese drei Bereiche, mein Verhältnis zu den Mitmenschen, zu Gott und zu mir selbst.

Gott sieht ins Verborgene hinein

Wie sieht Gott mich? Gott sieht tiefer, ins Verborgene hinein. Dort wo nur noch ich da bin, so wie ich bin. Will ich mich da ansehen lassen? Wenn ich Gott in mein Verborgenes hineinsehen lasse, kommt so manches Unansehnliche zum Vorschein, manches, wo ich mir selbst nicht gefalle, manches, das ich nicht gerne zeige. Doch Gott sieht nicht nur ins Verborgene hinein, er ist selbst im Verborgenen, wie es unser Evangelium sagt (Mt 6,6). Dort, wo ich nur mich selbst finde, die wirklichen Beweggründe meines Tuns, meine ganze Armseligkeit, dort ist Gott. Er ist dort und begleitet mich in meinem Ringen um das rechte Tun, in meinen Ängsten und Zweifeln, in meinem zaghaften Bemühen.
Wie sieht Gott mich? Diese Frage könnten wir uns immer wieder stellen in den vor uns liegenden 40 Tagen. Wir dürfen uns anschauen lassen von Gott, weil wir glauben und hoffen, dass er uns anschaut mit einem unendlich barmherzigen und liebevollen Blick. Er gibt uns Ansehen, ein Ansehen, das mehr ist als jeder äußere Schein, ein Ansehen, das uns stärken und verändern kann.

Beate Jammer

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