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der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Pfingsten – Am Tag
Lesejahr A – B – C
Begrüßung und Einführung
Viele sind unterwegs in diesen Tagen. Sie wollen etwas erleben und Neues
kennenlernen. Sie lassen den Alltag zurück und suchen Erholung. Viele
fragen aber auch in diesen Tagen, wie das Leben weitergehen soll. Manche
sind belastet mit schweren Sorgen und Nöten bis hinein in diese gottesdienstliche
Stunde. Woher kommen Rat und Hoffnung? Wir werden
heute feiernd erinnert an die bleibende Zusage des auferstandenen Jesus
Christus, dass er uns erfüllen und bestärken will mit seinem lebendigen
Geist. Es ist der Geist, der uns atmen und leben lässt. Es ist mitten in den
Unsicherheiten und Fragen unserer Tage der Geist des Friedens und der
Gerechtigkeit, des Trostes und der Zuversicht.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, komm mit deinem Heiligen Geist, der die finstre
Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.
Herr, erbarme dich.
Komm, der alle Armen liebt, der uns gute Gaben gibt, komm, der jedes
Herz erhellt.
Christus, erbarme dich.
Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn, kann
nichts heil sein und gesund.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Lebendiger, ewiger Gott,
wir Menschen und die ganze Schöpfung leben und atmen aus der Kraft
deines Geistes.
Bestärke uns, deine Gemeinde hier und in aller Welt, im Glauben und in
der Hoffnung, dass wir gehalten und geborgen sind in deiner Gnade.
Dein schöpferischer Geist öffne uns, damit wir erkennen, was dem Frieden
und der Versöhnung dient. Er erfülle uns und die ganze Menschheit
mit neuem Leben.
So bitten wir durch Jesus Christus.

Schlussgebet
Bleibe in unserer Mitte, Gott, mit deinem Leben spendenden schöpferischen
Geist, wenn wir uns aus Furcht vor den Menschen und den Ereignissen
unserer Tage verschließen möchten.
Die Zusage deiner bleibenden Nähe, die wir gehört und als Brot des Lebens
empfangen haben, stärke uns, dass wir es wagen, uns und unsere
Türen allen zu öffnen, die nach dem Leben fragen und suchen.
Lass uns aus dieser Feier ermutigt in unser Leben gehen als geisterfüllte
Menschen, die durch Taten des Friedens und der Liebe Zeugnis geben,
dass dein Geist lebt und wirkt, heute und alle Tage bis in Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröf fnung
GL 245 »Komm, Schöpfer Geist«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 255 »Christus ist erhöht zum Vater«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 248 »Nun bitten wir den Heiligen Geist«
Gesang zur Kommunion
GL 241 »Komm, Heilger Geist, der Leben schafft«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 249 »Der Geist des Herrn erfüllt das All«

Fürbitten
Auferstandener Herr Jesus Christus, im Vertrauen auf die Zusage deines Heiligen Geistes kommen wir zu dir mit unseren Sorgen und Nöten und bitten um seine Gaben:

– Wir bitten um den Geist der Weisheit für alle, die in den christlichen Kirchen und Gemeinden Verantwortung tragen: dass sie dem, was uns verbindet, mehr trauen als dem, was uns unterscheidet. (Komm, Heiliger Geist.)
– Um den Geist der Wahrheit für alle, die die Völker und Staaten regieren: dass sie sich in ihren Entscheidungen leiten lassen von dem, was der Würde der Menschen dient.
– Um den Geist der Stärke und der Hoffnung für alle, die an ihrem Leben zweifeln und keinen Lebensmut mehr haben: dass ihnen Menschen zur Seite stehen, die sie aufrichten und bestärken.
– Um den Geist der Zuneigung und Liebe für alle, die andere pflegen und fürsorglich begleiten: dass ihnen selbst immer wieder aus diesen Begegnungen Kraft und Ermutigung zufließe.
– Um die Gabe der Ehrfurcht für alle Menschen in Wissenschaft, Forschung und Lehre: dass sie in allem dem Wohl und dem gerechten Fortschritt der Menschen dienen.
– Um den Geist des Trostes für alle, die um einen lieben Menschen trauern und nur das Dunkel des Todes sehen: dass sie Halt und Zuversicht finden in der Gewissheit, dass die Toten leben in dir.

Herr Jesus Christus, du gießt deinen Leben spendenden Geist aus über allem, was lebt und nach dem Leben sucht. Dir sei Lob und Preis und Dank heute und alle Tage. Amen.

Komm, Heiliger Geist

Vorüberlegungen

Pfingsten muss noch mehr als das Osterfest ohne die gesellschaftliche »Stütze« der Gebräuche und Traditionen, modern und ökonomisch aufgeladen wie zu Weihnachten, auskommen. In vielen Gemeinden sind zu Pfingsten die Gottesdienste weit »schwächer« besucht, weil viele in Ferien und Urlaub sind. Und manche volkstümlichen Feste und Bräuche, die es hier und da noch gibt, rücken anderes in den Mittelpunkt als das Ereignis der geistvollen Begegnung des Auferstandenen mit den verängstigten Jüngern oder die Aufbruchsituation der frühen christlichen Gemeinde.

Die vorliegenden Gedanken für eine Predigt zum Pfingstsonntag versuchen für diese nicht einfache spirituelle Situation – in möglichst großer Nähe zu den Kernpunkten der biblischen Glaubensaussagen – den Schöpfer-Gott in den Mittelpunkt zu stellen, der Leben schenkt und Leben schafft. Sie gehen aus von Erfahrungen, die Menschen fragen und suchen lassen, welcher Geist die Menschen und die Welt beherrscht und wie das alles verstanden werden kann, was Menschen außer Atem bringt, sie bedrängt und belastet. Den Geist des Gottes-für-alle bezeugt Jesus in seinem Leben und in diese seine Sendung ist Kirche und Gemeinde heute gestellt. Der Geist ist ihr nicht um ihrer selbst willen gegeben, sondern dass durch geisterfüllte Zeugen aufscheint, dass das Leben der Menschen umfangen, beseelt und beatmet ist durch den Gott, der im Suchen und Fragen nach Zukunft und Hoffnung den Menschen nahe bleibt.

Predigt

Wer kann verstehen,

... was einen jungen Menschen an- und umtreibt, andere Menschen und sich selbst zu töten und damit anderen unsagbares Leid zuzufügen, wie vor wenigen Wochen in Winnenden und Wendlingen geschehen? Wer kann in Worte fassen, was unsagbar ist und viele Menschen sprachlos und fassungslos in Betroffenheit und Trauer stürzte?
Wer kann verstehen, wie es geschehen konnte, dass in so rasanter Geschwindigkeit die ganze Welt in eine Finanz- und Wirtschaftskrise geriet, die zigtausende Menschen und ihre Arbeitsplätze bedroht und vernichtet? Wer kennt sich da noch aus, wenn große Unternehmen von jetzt auf nachher zusammenbrechen? Wer kann die Vorgänge in unserer Kirche verstehen, wenn Papst und Bischöfe sich mit den Pius-Brüdern wochenlang streiten, wie wenn es nichts wichtigeres für die Kirche gäbe angesichts von weltweitem Elend und vielfältigster Not unter den Menschen? Wie sollen und können wir die Schicksalsschläge verstehen, die durch Krankheit und Sterben mitten in unser eigenes Leben und das Leben unserer Familienangehörigen, Freunde und Nachbarn unsagbares Leid und tiefe Trauer bringen? Ratlosigkeit, Unsicherheit, Ängste und Orientierungslosigkeit – wer kann Rat, Trost und Zuversicht schenken?

Die Situation der Jünger Jesu

... nach dem schrecklichen Tod ihres Herrn zeigt manche Parallelen zu den Ereignissen unserer Tage. Zukunftsangst, Furcht vor Bedrohungen, nicht mehr ein- und auswissen kennzeichnen ihre Stimmung und Verstörtheit. Die Lebensperspektiven, auf die sie gesetzt hatten, sind zerbrochen. Jesus, dem sie vertraut und auf den sie gebaut hatten und von dem sie sich eine hoffnungsvolle Zukunft erwartet hatten, war gescheitert und mit ihm sie selbst. Es blieb nur Rückzug und ängstliches sich einund wegschließen übrig. Sie verschlossen sich, weil sie ihre Zukunft gefährdet und aussichtslos sahen.

Das geistliche Geschehen,

... das der heutige Festtag feiert und an das er erinnert, führt uns in eine Dimension des Lebens, die mitten in den täglichen Ereignissen mit ihren offenen Fragen menschliches Denken und Planen, Machen und Schaffen weit übersteigt. Es kann nur mit den alten Bildern gedeutet werden, die in die Tiefe und in das unergründbare Geheimnis unseres Lebens führen und damit vor den, den wir den Ursprung allen Lebens, Gott, nennen. Von diesem Gott erzählen die Geschichten der Bibel als von dem, der sein ewiges Leben nicht für sich behält, sondern es dem Menschen schenkt, sich an ihn verschenkt. Gott ist Leben und der Mensch, der ins Leben kommt und lebt, hat sein Leben nicht aus sich selbst, sondern aus diesem göttlichen Leben. Wer lebt, atmet, und wer nicht mehr atmet, lebt nicht mehr. Unser Atem ist uns gegeben und er zeigt unsere Lebendigkeit an. Der glaubende Erzähler des ersten Buches der Bibel stellt uns deshalb Gott vor als den, der seinen Atem seinem Gegenüber einbläst und ihn so zum Menschen erweckt, ihn lebendig macht. Ohne Vorleistung wird der Mensch zum lebendigen Wesen. Alle Menschen leben aus diesem Atemstrom und haben an ihm Anteil. Göttlicher Atem atmet im Menschen. Seine Lebenskraft ist Gottes Kraft, wir sagen: Gottes Geist. Wes Geistes Kind sind wir also? Menschen, erfüllt und belebt mit Gottes Geist. So dürfen wir unser Leben verstehen auch und gerade angesichts von Trauer und Angst, Brüchen und Zusammenbrüchen, Katastrophen und Lebenskrisen, Gewalt und Tod, aber auch angesichts von überraschendem, nicht erklärbarem Glück, unerhoffter Genesung und tief empfundener Liebe.

Im Blick auf Jesus von Nazaret ...

eröffnet sich uns eine Blickrichtung von dem her, was er von sich gesagt hat und was er gelebt hat. Von Gott her kommend teilt er sein Leben mit uns, begibt er sich in die Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen, kommt er zur Welt. Er freut sich mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden, er wird arm und leidet mit den Leidenden. Er stirbt mit den Sterbenden und Getöteten. Sterbend haucht er seinen Geist aus – allen, die atemlos geworden sind in ihrer Suche und ihrem Fragen nach dem Leben. Er haucht schöpferisch liebend die an, deren Türen und Herzen vor Angst verschlossen sind, so wie Liebende den leidenschaftlichen Atem des Geliebten spüren und darin lebendig werden. »Empfangt meinen Geist!«

Pfingsten mit seinen Bildern und Symbolen sagt:

Du Mensch, ihr Menschen, ihr habt empfangen, was euch leben lässt und was euch niemand nehmen kann – Gottes Geist, seinen Frieden. Werdet deshalb immer mehr, was ihr seid: Geliebte, Angenommene, Menschen des Friedens. Das erste Pfingsten zeigt, wie sich die Perspektive geweitet hat: Es wird berichtet, dass alle gemeint sind, dass alle mit neuem Leben erfüllt sind, dass sich auf alle das Feuer des Geistes des Geistes legt und sie mit Lebensgeist erfüllt. Die Sprach- und Ratlosigkeit weicht, neues Verstehen wird möglich. Denn Gott hat Großes getan an den Menschen, an allen Menschen. Er hat sie mit Leben beschenkt, auch wenn vieles gegen dieses Leben steht. Die Menschen sind mit seiner Kraft und seinem Geist bestärkt. Von diesem Geist wusste sich Jesus gesendet, als er zu Beginn seines Wirkens sprach: »Der Geist des Herrn ruht auf mir. Er hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft der Befreiung zu bringen, die Müden aufzurichten, die Gefangenen zu befreien, die Zerbrochenen aufzurichten.« Die Menschen, von denen er sich berühren ließ und die er berührte, spürten: In ihm und durch ihn kommt neuer Atem in meine Atemlosigkeit. Durch ihn kommt eine Liebe zur Welt, die stärker ist als aller Hass und alle Gewalt. Dies hat Jesus gelebt, davon hat er Zeugnis abgelegt. Und in diese Bewegung hat er seine Jüngerinnen und Jünger mitgenommen.

Die in seinem Geist Getauften und Gesendeten ...

sind Geistbegabte, die leben, was er gelebt hat, und die, wenn sie nach ihrer Hoffnung gefragt werden, weitererzählen, was sie von ihm gehört haben: Du, Mensch, bist gewollt, geliebt, mit göttlicher Würde ausgestattet, angenommen und versöhnt. Sie werden, wie er, Wege suchen und gehen, die diese Ansage nicht nur in Worten ausdrücken, sondern spürbar glaubwürdig erfahrbar machen, was es heißt, geliebt und angenommen zu sein. Sie werden sich, wie er, geistvoll einmischen überall dort, wo es um das Leben der Menschen geht und dafür eintreten, dass die Menschen zum Leben kommen und das Leben finden. Deshalb beten wir heute: Komm, Heiliger Geist, und stärke und wecke uns, damit wir mit offenen Augen die Not der Menschen sehen, mit wachem Verstand erkennen, was dem Frieden dient, und ein mitfühlendes Herz und engagierte Hände haben, die aufzufangen, die aus dem Leben zu fallen drohen. Komm, Heiliger Geist.

Wolfgang Tripp

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